Flachs, auch als Lein bekannt, wurde bereits in der Steinzeit angebaut und war lange Zeit die wichtigste Pflanzenfaser um Textilien (Leinenstoff) und Kleidung herzustellen. Als Heilpflanze spielte Flachs nur eine Nebenrolle, dabei wirken die Samen und das Öl effektiv gegen diverse Beschwerden.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Linum usitatissimum
- Volksnamen: Flachsbeere, Flas, Hornsamen, Flax, Gemeiner Lein, Glix, Haarlinsen, Leinbleaml, Öl-Lein, Saat-Lein, Faserlein
- Familie: Leingewächse (Linaceae)
- Verbreitung: Natürlich Mittelmeerraum und Vorderasien, seit der Antike kultiviert und in gemäßigtem Klima über den Globus verbreitet. Heute wird Lein vor allem in Kanada und Russland angebaut.
- Verwendete Pflanzenteile: Fasern, Samen, Pfahlwurzel, Blätter, Blüten
- Inhaltsstoffe von Leinsamen: Rohprotein, Ballaststoffe, Schleimstoffe, Mineralstoffe, Phosphatide wie Lecithine und Kephaline, Phytosterole, Lignan-Vorläufer, Enzyme wie Linamarase und Linustatinase, Vitamine B1, B2, B6, E, Folsäure, Nicotinsäure, Panthothensäure, Linolsäure und Alpha-Linolensäure
- Inhaltsstoffe von Leinöl: Linolensäure, Linolsäure, Ölsäure, Palmitin- und Stearinsäure, Lignane, Kalium, Kalzium, Natrium, Magnesium, Zink, Kupfer, Jod, Eisen
- Anwendungsgebiete als natürliches Heilmittel früher und heute: Magen-Darm-Erkrankungen, Verdauungsbeschwerden, Verstopfung, Geschwüre, Furunkel, Hämorrhoiden, Analfisteln, Hautentzündungen, Oberbauchbeschwerden, Reizhusten, Entzündungen der Atemwege, Sodbrennen, Zahnschmerzen, rheumatische Beschwerden
Flachs – eine Übersicht
- Flachs ist seit mindestens 5.000 Jahren als Nutzpflanze kultiviert.
- Flachsfasern aus einer Hütte in Georgien bezeugen das Anfertigen von Kleidung aus Lein vor mehr als 30.000 Jahren.
- Seine Fasern dienten bereits den Ägyptern der Antike dazu, Kleidung herzustellen.
- Die Menschen im alten Griechenland und Rom stellten aus den Fasern vor allem Segel und Zeltdächer her, Menschen in Mittel- und Nordeuropa, keltischen Gegenden und Germanien vor allem Kleidung.
- Lein war wichtig für Malerinnen und Maler – aus den Fasern wird die Leinwand hergestellt, aus dem Leinöl das Bindemittel für Farben.
- Bevor Baumwolle den gröberen Flachs verdrängte, waren Flachs und Wolle das Material für Kleidung in Europa.
- Lein hat eine Pfahlwurzel, lange Stängel und blüht blassblau oder seltener auch weiß, violett oder rosa.
- Leinöl ist eine wichtige Quelle für Omega-3-Fettsäuren.
- Leinöl stärkt den Blutkreislauf und wirkt gegen diverse Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, gegen Darmentzündungen ebenso wie gegen Verstopfung.
- Aufgrund wissenschaftlicher Untersuchungen werden Effekte unter anderem gegen Diabetes, Krebs und Asthma (hier über eine gesunde Darmflora) vermutet. Um diese Wirkungen zu belegen, sind noch weitere Studien notwendig.
Leinsamen – Inhaltsstoffe
Leinsamen enthalten bis zu 27 Prozent Rohprotein, rund 25 Prozent Ballaststoffe, davon bis zu sechs Prozent Schleimstoffe, bis zu fünf Prozent Mineralstoffe, rund 0,7 Prozent Phosphatide wie Lecithine und Kephaline, außerdem Phytosterole und Lignan-Vorläufer, Enzyme wie Linamarase und Linustatinase, an Vitaminen B1, B2, B6, E, Folsäure, Nicotinsäure und Panthothensäure, bis zu 45 Prozent fettes Öl, darunter Linolsäure und Alpha-Linolensäure (ALA).
Leinöl – Inhaltsstoffe
Leinöl bietet an ungesättigten Fettsäuren 40 Prozent bis 60 Prozent Linolensäure, zehn Prozent bis 25 Prozent Linolsäure und 13 Prozent bis 30 Prozent Ölsäure, an gesättigten Fettsäuren sechs Prozent bis 16 Prozent Palmitin- und Stearinsäure.
92 Prozent der Fettsäuren sind Triglyceride, drei Prozent freie Fettsäuren und ein Prozent Phospholipide. Unter den Pflanzenölen hat nur Schwarzkümmelöl einen vergleichbar hohen Anteil dieser Säuren. Leinöl enthält mehr Omega-3-Fettsäuren als jede andere Pflanze, und rund zehnmal so viele wie Fischöl.
Hinzu kommen Kalium, Kalzium, Natrium, Magnesium, Zink, Kupfer, Jod und Eisen. Im Leinöl enthaltene Lignane haben eine hormonähnliche Wirkung mit antioxidativen Eigenschaften (Rashid et al., 2018).
Medizinische Wirkungen
Leinöl und Leinsamen haben einen breiten Anwendungsbereich, von Beschwerden im Magen-Darm-Trakt über Hautleiden bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Mit dem regelmäßigen Verzehr von Flachsprodukten wie Leinöl und Leinsamen kann man auch einen einfachen Beitrag zur Vorbeugung vieler gesundheitlicher Probleme leisten.
Wirkung von Leinöl und Leinsamen auf den Magen-Darm-Trakt
Die Schleimstoffe in den Leinsamen wirken einhüllend und bilden einen Art Schutzfilm für die Schleimhaut. Sie quellen über eine Wasseraufnahme auf, erweichen somit den Stuhl und erhöhen dessen Volumen. Dadurch aktivieren sie die Darmtätigkeit und haben eine abführende Wirkung. Die Schleimschicht an den Darmwänden fördert zudem das Herausgleiten des Darminhalts und lindert Schmerzen beim Abführen.
Leinsamen hemmen Entzündungen, lösen Krämpfe und stillen Schmerzen. Sie eignen sich, um chronische Verstopfung zu behandeln. Leinsamen kommen zur Anwendung bei Darmträgheit und weiteren Darmleiden, bei denen der Stuhlgang Reiz und Schmerzen auslöst wie Analfissuren, Verletzungen im After und Darm. Auch während der Schwangerschaft oder nach Operationen können Leinsamen die Verdauung schonend unterstützen.
Zubereitungen mit Leinsamen helfen gegen Oberbauchbeschwerden, bei Reizmagen oder einem nervösen Magen und chronischer Gastritis (Magenschleimhautentzündung).
Wirkung von Leinöl und Leinsamen auf Hauterkrankungen
Leinöl und Leinsamen wirken auch gegen verschiedene Hautprobleme. Sie lassen sich äußerlich einsetzen gegen Hautausschlag, Schuppen, Geschwüre, Akne, kurz gesagt, gegen alle Hautleiden, die sich lindern lassen, durch natürliche Stoffe die eine regulierende und beruhigende Wirkung auf die Haut haben.
Wirkung von Leinöl auf Herz-Kreislauf-System, Blutdruck und Entzündungen
Die Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren im Leinöl stärken das Herzkreislaufsystem und beugen Herzinfarkten vor. Sie heben die Stimmung, da sie den Dopaminspiegel beeinflussen. Die Phyto-Östrogene im Leinöl helfen gegen Wechseljahresbeschwerden. Omega-3-Fettsäuren senken den Blutdruck, die Blutfette und hemmen Entzündungen. Rapsöl beispielsweise enthält nur ein Fünftel des Anteils der wertvollen Alpha-Linolensäure wie Leinöl.
Samen und Öl in der Volksheilkunde
In der Volksmedizin wurden und werden das Öl und die Samen des Flachses vor allem gegen folgende Beschwerden eingesetzt:
- Gallensteine,
- Hautausschlag,
- Furunkel,
- Geschwüre,
- Heiserkeit,
- Entzündungen des Kehlkopfes,
- Krebsvorsorge,
- Entzündungen des Zahnfleisches, der Zahnwurzeln, der Mund- und Rachenschleimhäute,
- Gürtelrose,
- geschwollene Drüsen,
- rheumatische Beschwerden,
- Entzündungen und Schmerzen im Unterleib,
- Husten und Schnupfen,
- Sodbrennen.
Eine Wirkung ist nicht bei allen diesen Erkrankungen wissenschaftlich belegt, sondern beruht teils auf Beobachtungen und Überlieferungen oder ersten wissenschaftlichen Untersuchungen, die noch weitere Forschungsarbeiten benötigen.
Leinsamen – Anwendungen
Leinsamen lässt sich innerlich wie äußerlich medizinisch einsetzen, je nach Beschwerden in diversen Formen der Zubereitung.
Ein Tee aus Leinsamen gekocht und getrunken, ist ein Mittel gegen entzündete Schleimhäute im Mund und Rachen, ein Brei aus den Samen und Wasser auf einer Auflage eine Hilfe gegen Verbrennungen, Insektenstiche, Geschwüre, schrundige Haut und Abszesse.
Mehrmals täglich ein Esslöffel der Samen mit reichlich Wasser heruntergespült, ist ein gutes Abführmittel. Gegen Magenentzündungen sollten die Samen vor der Einnahme in Wasser eingeweicht werden, bis sich eine schleimige Schicht bildet.
Für einen Breiumschlag gegen Hautleiden verrühren wir rund 50 Gramm des Samenmehls mit heißem Wasser, tragen das Gemisch auf ein Tuch auf und legen dieses auf die betroffene Region.
Leinöl – Einnahme
Leinöl können Sie sehr gut mit Joghurt oder Quark zu sich nehmen oder in Salatdressings verwenden. Sie können das Öl auch auf einen Ess- oder Teelöffel träufeln und pur verzehren. Sie können einen Teelöffel des Öls einem Karottensaft zugeben, auf Pellkartoffeln gießen oder über blanchiertes Gemüse träufeln.
Flachsprodukte für die vorbeugende Darmgesundheit
Leinsamen und Leinöl dienen nicht nur als Arznei gegen akute Erkrankungen, sondern auch allgemein der Darmgesundheit und helfen so dabei, dass bestimmte Krankheiten im Magen-Darm-Trakt und im Gesamtorganismus vorzubeugen, wie in einer Studie (2019) gezeigt werden konnte.
Der Darm ist ein sehr wichtiges Organ, und seine Nervenzellen spielen zusammen mit denen des Gehirns. Damit der Darm funktioniert, muss die Darmflora blühen, sprich, ein reges Treiben von Billionen Bakterien wird benötigt. Die lebenswichtigen Darmbakterien bilden Barrieren, die pathogene Erreger abwehren, und aktivieren das Immunsystem des Darms.
Leinsamen schützen die Schleimhäute in Magen und Darm und sorgen so, wie auch mit der Zufuhr von Ballaststoffen, für eine rege Darmtätigkeit. Diese hilft, eine beschädigte Darmflora wieder aufzubauen und sie dauerhaft zu erhalten.
Das extrahierte Leinöl enthält viel Alpha-Linolensäure, die Entzündungen hemmt und die der Körper nicht selbst herstellen kann. Es hilft nicht nur bei Verdauungsbeschwerden, sondern auch bei Entzündungen in Darm, Magen und Speiseröhre und kann bei regelmäßiger Einnahme dazu beitragen, diesen Entzündungen vorzubeugen.
Nebenwirkungen
Sie sollten keine Leinsamen zu sich nehmen, wenn Sie unter einem Darmverschluss leiden, oder das Risiko groß ist, einen zu bekommen, wenn Ihre Speiseröhre oder Ihr Magen-Darm-Trakt krankhaft verengt ist (zum Beispiel durch eine Darmverkürzung).
Wenn Sie unter Übergewicht leiden, sollten sie Leinsamen immer im Ganzen zu sich nehmen, damit sie den Darmtrakt passieren, ohne ihre Kalorien abzuladen.
Wenn Sie bettlägerig sind, müssen Sie unbedingt bei der Einnahme reichlich Wasser zu sich nehmen, sonst quellen die Samen womöglich in der Speiseröhre und nicht erst im Magen auf.
Gesunde Kleidung
Flachsfasern wirken gegen pathogene Mikroben, und das Siliziumdioxid in den Fasern verhindert die Verbreitung von Fäulnisbakterien. So beschleunigt das Tragen von Leinen und das Schlafen in Bettzeug aus Leinen die Heilung von Wunden und Hautbeschwerden. Aus diesem Grund war Leinen historisch auch Material für Wundverbände.
Flachsfasern wehren nicht nur Bakterien, sondern auch Pilze ab. Deswegen werden Flachsfasern auch in Schuheinlagen verwendet, da sie sowohl Fußpilz verhindern können wie auch gegen Bakterien wirken, die einen lästigen Fußgeruch verursachen.Flachsfasern sind wenig anfällig für Bakterien und Schmutz.
Ungefärbtes Leinen ist hypoallergen – es gibt keine bekannten Fälle von Allergien gegen Leinenstoff. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ansari, Ramin, Zarshenas, Mohammad M., Dadbakhsh, Amir: A Review on Pharmacological and Clinical Aspects of Linum usitatissimum L.; in: Current Drug Discovery Technologies, Volume 16, Issue 2, 2019 , Bentham Science
- Dali, S., Djamil, K., Mellouk, Z. et al.: Beneficial effects of linum usitatissimum L. on dyslipidemia, oxidative stress and inflammatory cytokines in hypercholesterolemic rats; in: Nutrition & Food Science, Volume 49, Issue 9, 2019, ResearchGate
- Fasse, Marianne: Von Flachs und Leinen in alter Zeit. Berichte und Bilder, Dokumente und Überlieferungen. Rheda-Wiedenbruck 1989
- Parikh, Mihir, Maddaford, Thane, Austria, Jose et al.: Dietary Flaxseed as a Strategy for Improving Human Health; in: Nutrients, Volume 11, Issue 5, 2019, MDPI
- Rashid, Nahida, Ahmad, Hakeem, Rather, Shameem et al.: Alsi (Linum Usitatissimum (Linn.): A potential multifaceted Unani drug; in: Journal of Pharmacognosy and Phytochemistry, Volume 7, Issue 5, Seite 3294-3300, 2018, PhytoJournal
- Verbraucherservice Bayern: Leinsamen und Flohsamen – kleine Helfer für den Darm, 13.09.2019 (abgerufen am 26.05.2021), Verbraucherservice Bayern
- Waskow, Frank: Hanf & Co. Die Renaissance der heimischen Faserpflanzen. Göttingen 1995.
- Kuhnt, Katrin: Omega-3-Fettsäuren - Leinöl statt Fischöl?, in: UGBforum, Ausgabe 6/14, Seite 297-300, 2014, UGB
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