Fliederblüten stehen für die Liebe und den Frühling. Kaum jemand weiß, dass der Zierbusch ursprünglich nicht aus Deutschland stammt, sondern aus Südosteuropa. Sein Wohlgeruch ist legendär, seine traditionelle Nutzung als Heilpflanze hingegen kaum noch bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Syringa vulgaris
- Volksnamen: Edelflieder, historisch Spanischer Holunder, Türkischer Holunder, Spanischer Flieder, selten gebraucht Lilak
- Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
- Verbreitung: Der Flieder stammt ursprünglich aus Süd- und Osteuropa, Iran und dem Kaukasus. Heute findet man ihn auch verwildert in Mitteleuropa sowie in Großbritannien. Hier gilt er als invasiver Neophyt.
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten, Rinde
- Inhaltsstoffe: Iridoide, Lignane und Phenylethanoide, Syringin, Oleuropein und Rutin. Die grünen Pflanzenteile, die Früchte und die Rinde enthalten das giftige Blausäure-Glykosid Sambunigrin. Die toxische Wirkung wird durch Erhitzen aufgehoben.
- Anwendungsgebiete: Fieber senken, allgemeine Stärkung (Tonikum), Verdauung anregen, Schluckauf, blutende Wunden. Auf keinen Fall dürfen Sie Flieder unerhitzt verzehren, dann ist er giftig.
Flieder– Ein Überblick
- Der Gemeine Flieder (Syringa vulgaris) wird traditionell als Mittel gegen Fieber und Verdauungsprobleme eingesetzt.
- Sultan Süleyman der Prächtige schenkte 1560 einen Fliederstrauch dem österreichischen Monarchen. So kam der Flieder nach Mitteleuropa. Anfangs war die exotische Pflanze eine Zierde des Adels. Gegen 1800 hatte sich der wachsfreudige Flieder jedoch fest in Bauergärten und Hecken etabliert.
- Flieder ist in Deutschland das Symbol der beginnenden Liebe und des Frühlings, weißer Flieder gilt auch als Symbol der Jugend und der jugendlichen Unschuld.
- Gemeiner Flieder mag Boden mit Kalk und vielen Nährstoffen, ist dabei aber ohne große Ansprüche. Er verträgt Hitze und Trockenheit ohne weiteres.
- Die grünen Pflanzenteile des Flieders sind giftig, ebenso die Früchte und die Rinde. Sie zu verzehren führt zu Übelkeit und Erbrechen. Ursache ist das Blausäure-Glykosid Sambunigrin. Die toxische Wirkung wird jedoch durch Erhitzen aufgehoben.
- Flieder wachsen in Europa und Asien, dabei handelt es sich in Südosteuropa um Syringa vulgaris und als zweite Spezies den Ungarischen Flieder. China beheimatet hingegen mindestens 16 Fliederarten.
Flieder – Inhaltsstoffe
Syringin, ein speziell im Flieder vorhandenes Glykosid, wurde bereits 1841 aus Rinde, Blättern und Blüten von Syringa vulgaris isoliert. Flieder enthält Iridoide, Lignane und Phenylethanoide, deren Wirkung bekannt ist – zur Krebsvorsorge, gegen freie Radikale und gegen Entzündungen.
Eine Studie aus Peking ergab 2015 folgendes: Insgesamt konnten in Fliederextrakten 29 Phenole bestimmt werden, darunter 15 Secoiridoide, vier Zimtsäuren und vier Flavonoide. Hauptkomponenten der Rinde sind Syringin und Oleuropein, in den Blättern Rutin und Oleuropein.
Flieder als Heilpflanze – Volksmedizin und wissenschaftliche Studien
Das im Flieder enthaltene Glykosid ist erst einmal kein Giftstoff – wenn es in der Pflanze gespeichert bleibt. Glykoside haben gemeinsam, dass sie aus einem Zucker und einem daran gebundenen Alkohol bestehen. Werden jedoch die Pflanzenzellen zerstört, zum Beispiel, wenn Sie Fliederblüten, -blätter oder –rinde ernten, dann bricht die Bindung auf, und ein toxischer Effekt entsteht.
Rumänische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erläuterten 2015 in einem Review: Traditionell dienten Blätter des Fliederbusches aufgekocht dazu, Fieber zu senken, ein Tee aus den Blüten sollte die Verdauung fördern; ein Tee aus der zerstoßenen Rinde sollte gegen Schluckauf helfen, und zerriebene Blätter kamen zum Einsatz, um das Bluten von Wunden zu stillen. Mit Fliedertee versetzte Bäder sind als Mittel gegen rheumatische Schmerzen bekannt sowie gegen Muskelverspannungen.
Eine 2018 veröffentlichte Studie der Transylvanian Museum Society and Semmelweis University aus Rumänien kam zu folgendem Ergebnis: Extrakte aus der Rinde und den Blättern überzeugten in vitro und in vivo mit klarer antioxidativer Wirkung; sie bremsen also überschüssige Ansammlungen von Sauerstoff, welche die Zellen schädigen und Erkrankungen des Herzkreislaufs sowie Krebs verursachen können. Valide Indizien gibt es für Wirkungen gegen Nervenschmerzen und als Sedativum.
Fliederduft
Flieder riecht einzigartig: schwer, süß und zugleich herb, leicht fruchtig und blumig zugleich, dabei frisch und durchdringend.
Flieder ist giftig
Der traditionelle Einsatz als Heilmittel darf nicht dazu verleiten, rohen Flieder zu verzehren. Dieser enthält toxische Stoffe, die erst durch Erhitzen neutralisiert werden. Zwar ist Flieder nicht offiziell als Gefahrenstoff gekennzeichnet und nur sehr schwach giftig, doch sind Fälle bekannt, in denen sich Kinder vergifteten, weil sie rohen Flieder aßen – besonders die Blüten. Symptome waren zum Teil heftige Bauchkrämpfe.
Wie wirkt Flieder auf Hunde und Katzen?
Syringin und andere toxische Bestandteile des Flieders wirken bei Hunden und Katzen ebenfalls als Gifte. Allerdings treten Symptome wie Speicheln, Erbrechen und Kreislaufprobleme bei diesen Haustieren erst dann auf, wenn sie größere Mengen der Pflanze gefressen haben, und das machen Hunde und Katzen höchst selten.
Keine Sorgen müssen Sie bei Kaninchen haben: Diese gehen nicht an Fliederzweige, -blätter und -blüten. Vermutlich schrecken die Bitterstoffe sie ab – und genau das ist der biologische Zweck des Syringins. Fliederbüsche eignen sich insofern sogar, um Freigehege für Hauskaninchen zu begrenzen, und um Gartenpflanzen vor Wildkaninchen zu schützen.
Flieder Farbe
Flieder ist ursprünglich hellviolett. Heute gibt es ihn in vielen Farben, in Violett-Rot bis zu Dunkelviolett, in Gelb oder in Weiß.
Fliederfarben
Während heutige Fliedersorten in Farbenvielfalt blühen, ging fliederfarben in die deutsche Sprache ein als ein helles Violett – Violett stammt derweil vom französischen Wort für Veilchen: violette, lateinisch viola. Auf Französisch heißt Flieder lilas, und daher stammt der Name für unsere deutsche Farbe Lila. Während Lila in der Alltagssprache das gesamte Violett bezeichnet, benennt Flieder oder fliederfarben den hellen Pastellton des Spektrums.
Flieder des Südens?
„Flieder des Südens“ ist inzwischen ein Geheimtipp in deutschen Gärten. Sein lateinischer Name lautet Lagerstroemia indica, er stammt aus China und ist als Weiderichgewächs nicht nahe mit dem „echten Flieder“ verwandt, die Blüten ähneln diesem lediglich optisch. Die Heilwirkungen der Syringaarten lassen sich nicht auf Lagerstroemia übertragen.
Flieder Blüte
„Wenn der weiße Flieder wieder blüht“, zeigt, dass der „echte“ Frühling anbricht, also nicht das bisweilen noch kalte Wetter im März und auch nicht das Wechselbad bis in die zweite Hälfte des Aprils, sondern die aufbrechende Sonne von Ende April bis Ende Mai. In dieser Zeit blühen die Fliedersorten bis zu zwei Wochen.
Flieder pflanzen
Die optimale Zeit, um Flieder zu pflanzen, ist der Herbst. Dann kann die Pflanze vor dem Austreiben im Frühling gut einwurzeln. An den Boden hat Flieder keine großen Ansprüche, am besten gedeiht er in durchlässigem Humus. Zu dicht darf die Erde nicht sein, das Wasser muss abfließen, denn Flieder verträgt keine Staunässe.
Trockene Standorte stören ihn als Pflanze Südosteuropas und des Nahen Ostens nicht. Er kann Vollsonne gut vertragen, kommt aber auch mit schattigeren Plätzen zurecht, dort wächst er aber weniger üppig und bildet weniger und schwächere Blüten aus. Flieder ist optimal für gemischte Hecken, aber auch als Solitär eine Augenweide. Gegenüber Stadtklima zeigt er sich tolerant.
Flieder schneiden
Flieder lässt sich sehr gut zurückschneiden und wächst prächtig wieder nach. Kleine Schnitte können Sie direkt nach der Blüte durchführen. Samenbildung verhindern Sie, indem Sie verblühte Rispen über zwei gut ausgebildeten Seitenknospen zurückschneiden.
Das ist notwendig, denn der ursprünglich nicht heimische Flieder gilt in Deutschland als invasiver Neophyt, also als Pflanze, die einheimische Pflanzen verdrängt. Weiche Wildtriebe können Sie sofort abschneiden, denn diese sind keine Blütenträger.
Flieder kaufen
Flieder finden Sie in Gärtnereien in diversen Sorten und Farben. Denken Sie vorab daran, ob er farblich in ihren Garten passt und auch daran, dass ein Flieder bis zu sechs Meter in die Höhe wachsen kann. Es gibt indessen extra Zuchtformen, zum Beispiel bei weiß blühenden Sorten, die nur zwei bis drei Meter erreichen. Der Zwergflieder (Syringa meyeri), eine andere Art, wächst sogar nur einen Meter in die Höhe.
Flieder vermehren
Flieder lässt sich einfach vermehren und vermehrt sich auch von selbst – immerhin handelt es sich um einen invasiven Neophyten. Sie können die verblühten Rispen hängen lassen und im Herbst die Samen aus den vertrockneten Kapseln nehmen. Die Samen keimen nach drei Monaten Kühlung – dazu können sie im Winter draußen bleiben oder im Kühlschrank lagern.
Flieder über Ableger zu vermehren ist nicht nur kein Problem – wenn Sie nicht überall im Garten Fliederbüsche haben wollen, sollten Sie vielmehr mit einer Wurzelsperre dafür sorgen, dass sich die Pflanzen nicht ausbreiten. Sie können die Ableger, die sich von selbst bilden, abstechen und an der von ihnen bevorzugten Stelle eingraben – schon bald gedeiht hier ein neuer Strauch.
Die dritte Variante, Flieder zu vermehren, sind Stecklinge. Dazu schneiden Sie im Herbst Zweige ab und stellen diese einige Wochen in ein gefülltes Wasserglas, bis sie Wurzeln entwickeln. Dann pflanzen Sie die Stecklinge in lockere Erde, aber erst Ende Mai ins Freie. Im Unterschied zu den verwurzelten Büschen vertragen die Stecklinge noch keinen Frost.
Flieder als Symbol
Flieder steht nicht nur für den Frühling, sondern übertragen auch für den „Frühling der Liebe“, im Traum soll er zeigen, dass sich eine neue Liebe anbahnt. In der Poesie ist der Flieder eine Metapher für die Liebe. In Osteuropa wird er mit dem Osterfest assoziiert, was daran liegt, dass er um Ostern oder kurz danach blüht. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff et.al.: Ernährungsmedizin, Thieme, 5. Auflage, 2017
- Varga Erzsebet, Csenge Barabás, Anita Toth et. al: Phenolic composition, antioxidant and antinociceptive activities of Syringa vulgaris L. bark and leaf extracts; in: Natural Product Research, Volume 33, Issue 5, 2018, (Abruf 27.02.2022), Taylor
- Gabriele Pape: Warum blüht mein Flieder nicht?, Dumont Verlag, 2018
- Guohzu Su, Yuan Cao, Chun Li et. al.: Phytochemical and pharmacological progress on the genus Syringa, in: Chemstry Central Journal, Issue 9, 2015, (Abruf 27.02.2022), BMC
- Gergo Tóth, C. Barabás, Anita Toth et al.: Phenolic profile, antioxidant and antinociceptive properties of Syringa vulgaris, in: Planta Medica, Volume 81, Issue 16, 2015, (Abruf 27.02.2022), Thieme
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.