Gänseblümchen wachsen auf fast jeder Wiese und sind nach dem Mähen oft als Erste wieder zurück mit ihren weiß-gelben Blüten. So stechen sie dem Betrachter im grünen Gras oft sofort ins Auge. Weniger bekannt ist, dass dieser Korbblütler medizinisch wirksame Stoffe enthält und zudem lecker schmeckt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Bellis perennis
- Volksnamen: Mondscheinblume, Maßliebchen, Allermonatsblümchen, Regenblume, Augenblümchen, Morgenblume, Marienblume, Frühlingsblümchen, Tausendschön, Maiblume, Grasblume, Sonnenblümchen, Himmelsblume
- Pflanzenfamilie: Korbblütler (Asteraceae)
- Vorkommen: Europa – vom Mittelmeer bis Skandinavien
- Verwendete Pflanzenteile: Blüten
- Inhaltsstoffe: Saponine, ätherische Öle, Vitamin C, Vitamin K, Flavonoide (unter anderem Apigenin), Gerb-, Bitter- und Schleimstoffe, Inulin, Calcium, Eisen, Magnesium und Kalium
- Anwendungsgebiete (Auswahl):
- Gelenkschmerzen
- Husten
- Hautentzündungen
- äußere Wunden
- Quetschungen
Gänseblümchen Heilwirkung
- Die im Tausendschön enthaltenen Saponine verringern die Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und lösen Hustenschleim, der sich bei Entzündungen der Atemwege und Bronchien bildet und ereichtern das Abhusten.
- Die Gerb- und Bitterstoffe verstärken die Produktion der Magensäfte und regen so die Verdauung an.
- Zudem haben die Gerbstoffe einen antientzündlichen Effekt und wehren Mikroben ab.
- Schleimstoffe schützen die Schleimhäute im Mund und Rachen sowie im Magen und Darm und sorgen für einen leichten Stuhlgang.
- Der in der Pflanze enthaltene Farbstoff Apigenin gilt als potenzieller Wirkstoff gegen bösartige Tumore. Die Wirkung ist allerdings nicht wissenschaftlich belegt und eine Einnahme mit Risiken verbunden.
Gänseblümchen enthält ähnliche Stoffe wie andere traditionelle Heilpflanzen, zum Beispiel Ringelblume, Schafgarbe oder Kamille. Wie die Kamille hat es eine beruhigende Wirkung und wirkt gegen Mikroben. Es kann, so wie Arnika, Schmerzen lindern und Entzündungen hemmen.
Gänseblümchen in der Volksmedizin
Tee, Auflagen und Brei aus Gänseblümchen dienten innerlich wie äußerlich als Mittel gegen eine Vielzahl von Beschwerden:
- Arterienverkalkung,
- Bronchitis,
- Husten,
- Erkältung,
- Hautentzündungen,
- Pickel und Akne,
- Hautausschlag,
- Lippenherpes,
- Ekzeme und Hautgeschwüre,
- äußere Wunden,
- Entzündungen im Mund und Rachen,
- Gebärmutterleiden,
- Leberschwäche,
- Hämorrhoiden,
- Rheuma und Gicht
- sowie Krämpfe.
Ein Tee aus den Blüten soll Krämpfe bei einer blockierten Menstruation lösen und Zyklusprobleme nach der Kindesgeburt regulieren. Zudem regt der Tee die Verdauung an, fördert die Durchblutung und behebt Magenschmerzen.
Wundauflagen in der Volksmedizin bestanden oft aus einem Brei aus Kamille, Arnika, Ringelblume und Gänseblümchen. Eine Paste aus diesen Blüten gilt auch heute als erste Hilfe für Wanderinnen und Wanderer bei Verletzungen wie Zerrungen, Verrenkungen und Quetschungen.
Gänseblümchentee
Gänseblümchentee wirkt gegen Husten, da er Schleim löst und Auswurf fördert. Er hilft auch gegen Durchfall, wenn dieser nicht auf Infektionen basiert.
Um die Heilung von äußeren Wunden zu beschleunigen, tränken Sie ein Tuch mit dem Tee und wickeln es um die betroffene Stelle. Bei Akne, Pickeln und unreiner Haut nutzen Sie dieses Tuch als Gesichtswasser und tupfen die Haut damit ab.
Für einen Tee übergießen sie ein Teelöffel Gänseblümchenblüten mit heißem Wasser und lassen die Mischung über Nacht stehen. Danach trinken Sie die Mischung, waschen die Haut damit oder tränken Tücher darin, um sie als Umschläge oder Kompressen zu benutzen.
Um die Verdauung anzuregen, den Appetit zu fördern und die Leber zu stärken, können Sie sowohl den Tee trinken oder die frischen Blüten in einen Salat mischen.
Getrocknete Gänseblümchen können Sie in Naturkostläden oder Reformhäusern erwerben, sie werden dort als als Mittel gegen Schlafstörungen und Kopfschmerzen verkauft. Die getrockneten Pflanzenteile ziehen hier circa zehn Minuten in heißem Wasser, für eine Kur trinken Sie zwei bis drei Tassen pro Tag.
Gegen Insektenstiche
Outdoor-Profis kennen Bellis perennis, als Mittel gegen Insektenstiche und Verbrennungen durch Brennnesseln. Dazu pflücken sie Blätter der Gänseblümchen, zerreiben diese zwischen den Fingern und betupfen die Stiche beziehungsweise den Ausschlag mit dem Saft. Der Saft lindert den Juckreiz und die Schmerzen gehen schneller zurück.
Gänseblümchen Bad
Getrocknete Gänseblümchen, als Zusatz im Badewasser, ob im Voll-, Sitz- oder Teilbad, helfen gegen Entzündungen der Haut, Ausschläge und Blutergüsse. Sitzbäder waren traditionell ein Mittel gegen Beschwerden während der Menstruation und Entzündungen im Beckenbereich.
Gänseblümchen in der Medizingeschichte
Aus der deutschen Medizingeschichte sind Tinkturen und Tees aus Gänseblümchen als Mittel gegen schuppige Haut überliefert. Salben aus Schweineschmalz und Gänseblümchen sollten gegen Altersflecken und Sommersprossen helfen. Gänseblümchentee wurde bei Erkrankungen der Nieren und der Blase empfohlen, da es den Harn treibt. Im Mittelalter galt die „Allermaneyd plue“ (Allermonatsblume) als Mittel gegen „swarcz makel an dem antlitz“, also gegen störende dunkle Pigmentflecken.
Vor allem aber wurde das damals sogenannte Maßlieben empfohlen für äußere Anwendungen, um die Wundheilung zu fördern, Geschwulste einzudämmen und Gliederschmerzen zu lindern, wie zum Beispiel 1554 im Kräuterbuch von Pietro Andrea Mattioli. Gegen erschöpfte Gelenke und Gliedmaßen sollten Dampfbäder mit Gänseblümchen, Odermennig und Huflattich helfen.
Botanik der Bellis perennis
Das Wiesen-Gänseblümchen ist ein Korbblütler und damit ein Verwandter von Löwenzahn, Schafgarbe und echter Kamille. Die Gattung Gänseblümchen umfasst etwa 12 Arten. Der wissenschaftliche Name Bellis perennis bedeutet „ausdauernde Schöne“ und bezieht sich vermutlich auf die lange Blütezeit der Pflanze von März bis November. Diese lange Blütezeit macht die Gänseblümchen als Heilpflanzen über viele Monate verfügbar.
Verwechslung mit anderen Blütenpflanzen
Die weißen Blütenblätter des Gänseblümchens mit dem gelben „Knopf“ in der Mitte lassen sich nicht mit Giftpflanzen verwechseln. Möglich sind aber Verwechslungen mit klein gewachsenen Kamillen und Margeriten.
Kamille
Die Kamille wird mit bis zu 60 Zentimetern fast dreimal so hoch wie die kleine Gänseblume. Die Blätter des Gänseblümchens sind oval mit glattem Rand, die der Kamille gefiedert. Deren weiße Hüllblätter zeigen in Richtung Boden, die des Gänseblümchens Richtung Sonne. Die Kamillenblüte ist innen hohl, die Gänseblümchenblüte nicht. Die Kamille duftet intensiv, das Gänseblümchen ist für Menschen geruchslos.
Margerite
Die Blüten der Margerite sind denen des Gänseblümchens sehr ähnlich. Am besten lassen sich beide direkt nebeneinander unterscheiden, da Margeriten wesentlich höher wachsen, bis zu einem halben Meter. Die Laubblätter des Gänseblümchens bilden eine Rosette am Boden, die der Margerite wachsen hingegen wechselständig an den Stängeln, der Stängel des Gänseblümchens dagegen ist blattlos. Die Form der Laubblätter ähnelt sich zwar, doch der Blattrand der Margeriten ist gezahnt und bei Gänseblümchen ist er glatt.
Gänseblümchen essen
Gänseblümchen sind gesund und lecker und werden in der Küche unterschätzt. Sie lassen sich in vielfältigen Gerichten einsetzen und bieten wertvolle Inhaltsstoffe. So haben sie zum Beispiel siebenmal mehr Vitamin C als Kopfsalat. Der Geschmack der Blüten ist nussig, der der Blätter frisch-säuerlich. Die Laubblätter passen in grüne Salate. Sie harmonieren dort mit rohem Babyspinat, Feldsalat, Rucola, Löwenzahn und Grünkohl. Alle diese Zutaten eignen sich auch für einen schmackhaften Smoothie. Überdies sind sie eine ansprechende Dekoration.
Gänseblümchen Rezepte
Blüten und Blätter eignen sich für Kräutersuppen und -saucen, Gemüse- und Kartoffelsuppen, Gemüsespeisen, Kräuterquarks und -dips sowie Joghurtzubereitungen. Man kann sie auch in Olivenöl andünsten oder frisch übers Brot streuen.
Die geschlossenen Blütenköpfe bieten eine wohlschmeckende Abwechslung in Kuchen, Torten und Desserts. Aus den Blüten lässt sich auch Marmelade und Sirup herstellen. Die noch geschlossenen Blüten lassen sich zudem in Essig einlegen und wie Kapern verwenden.
Für ein Pesto mischen Sie Gänseblümchenblütenköpfe mit gerösteten Sonnenblumenkernen, viel Olivenöl, Salz und Pfeffer, fügen noch geriebenen Parmesan hinzu und pürieren alles durch. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Ninomiya, K.; Motai, C. et al.: Acylated oleanane-type triterpene saponins from the flowers of Bellis perennis show anti-proliferative activities against human digestive tract carcinoma cell lines, Journal of Natural Medicines, 2016, Ausg. 70, S. 435–451, Springer Link
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- Siatka, T.; Kašparová, M.: Seasonal variation in total phenolic and flavonoid contents and DPPH scavenging activity of Bellis perennis L. Flowers, Molecules, 2010, Jg. 15, Ausg.12, S.9450-9461 , MDPI
Wichtiger Hinweis:
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