Lebkuchen, Zimt, Anis und Co.
Weihnachten gilt als ungesund: das Fest der dicken Bäuche, nach dem wir mühsam das angefressene Fett wieder verlieren müssen. Das ist zwar nicht falsch, denn ein Übermaß an Fett und Zucker treibt das Körpergewicht in die Höhe; es ist aber auch nicht ganz richtig. Klassische Weihnachtsleckereien enthalten Gewürze und Stoffe, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken und sogar als Heilmittel dienen.
Inhaltsverzeichnis
Lebkuchen
Lebkuchen gehören für uns zur Adventszeit. Die klassischen Lebkuchen, zum Beispiel aus Nürnberg, enthalten wenig Fett, wenn sie nicht mit Schokolade überzogen sind, hinzu kommen Anis, Kardamom, Nelken, Koriander, Piment, Ingwer und Zimt. Diese Gewürze fördern die Verdauung, lösen Krämpfe und regen die Galle an. Die in Lebkuchen enthaltenen Nüsse sorgen für Ballaststoffe, die sättigen und zu einem gesunden Darmhaushalt beitragen.
Weihnachtsgewürze – Anis
Bei Anis ist unklar, ob er zuerst als Heilpflanze oder Gewürz Verwendung fand. Die Früchte schmecken süß, und auch Kinder mögen sie. Anis ist ein Allround-Helfer bei Beschwerden, die sich knapp unter einem Level finden, der in ärztliche Behandlung gehört. Die Samen wirken harntreibend, sie entspannen, lösen Schleim wie Krämpfe.
Anis lindert Abgeschlagenheit wie Bronchitis, Übelkeit und Kopfschmerzen. Ebenso ist er ein bewährtes Hausmittel bei Blähungen und Magenbeschwerden.
Die Früchte enthalten Anethol, Isoanethol, Ansiketon, Anissäure, Acetaldehyd, Azulen, Eugenol, Cumarine, Thymol, Vitamin C und andere Stoffe, die für den Körper wichtig sind.
Zimt
Zimt tut der Gesundheit gut. Er enthält ätherische Öle, mäßiger Genuss des Gewürzes, ob als Pulver oder Stange senkt bei Diabetikern den Pegel an Glukose, Fetten und LDL-Cholesterin. Zimt wirkt sich positiv auf die Verdauung und den Blutdruck aus.
Kardamom
Kardamom bestimmt das typische Lebkuchenaroma mit seiner ingwerartigen Würze. Oft ohne es zu wissen, sorgt es für den „Weihnachtsgeruch“ von Glühwein und Spekulatius. Das Gewürz regt die Magensäure an und macht schwere Speisen verträglich.
Der Stoff Gingerol hilft gegen ein Übelkeitsgefühl im Magen und bremst den Brechreiz. Das ätherische Öl Cineol wirkt gegen Erkältung, schützt allgemein vor Bakterien und löst Schleim. Außerdem fördert es einen wohl riechenden Atem.
Nelken
Nelken sin ein bewährtes Hausmittel bei Völlegefühl und Blähungen, sie fördern den Appetit und beruhigen den Magen. Sie eignen sich deshalb bestens, um die Verdauung fettreicher Weihnachtskost zu verbessern. Der Stoff Eugenol hilft gegen Zahnschmerzen.
Nelken hemmen Entzündungen, desinfizieren und lösen Krämpfe.
Muskatnuss
Hier macht die Dosis das Gift, denn Muskat in höheren Mengen wirkt toxisch, und zwar ab vier Gramm bei Erwachsenen. In geringer Menge fördert die Muskatnuss hingegen die Durchblutung und beruhigt den Blutdruck, lindert Muskelschmerzen und Beschwerden des Magens. Außerdem hilft sie beim Einschlafen.
Piment
Der Nelken- oder Jamaikapfeffer gehört taxonomisch nicht zu den Pferffergewächsen, sondern stammt aus dem tropischen Amerika. Seinen pfeffrigen Namen erhielt das Myrtengewächs, weil der scharfe Geschmack an Pfeffer erinnert, aber auch an Zimt, Muskat oder Nelken.
Der Nelkenpfeffer enthält viel Eugenol, und dieser Stoff sorgt für das Aroma. Die Ureinwohner Mexikos versetzten Kakao mit Piment zum Getränk „Xocolatl“, und davon leitet sich unsere Schokolade ab.
Piment wirkt gegen Beschwerden von Magen und Darm, außerdem beruhigt es bei Stress.
Sternanis
Sternanis findet sich in Weihnachtskeksen. Er wird gewonnen aus einer Magnolie, die in Japan, China und Vietnam wächst. Die ätherischen Öle lösen Krämpfe und Schleim und hemmen Entzündungen.
Wenn Sie beim Genuss von Weihnachtsplätzchen bisweilen an Hustensaft denken, haben Sie Recht. Dieser enthält oft Sternanis.
Kümmel
Kümmel dient nicht zufällig als Gewürz für schwere Speisen wie Kohl, Kartoffeln oder Gänsebraten. Er regt nämlich die Galle an, lindert Blähungen und Magenkrämpfe.
Vanille
Vanille hat einen festen Platz in der Weihnachtsbäckerei. Es handelt sich um die Kapselfrüchte einer Orchideengattung, im Unterschied zur künstlichen Vanille, deren Geschmack nur eine schlechte Kopie darstellt.
Wissenschaftliche Studien brachten keine eindeutigen Belege für die Wirkung der Vanille. Es gibt aber Hinweise, dass Stoffe der Orchidee gegen Pilze und Entzündungen wirken. Die Azteken nahmen Vanilleextrakt ein, um ihre Leistungsfähigkeit zu steigern, andere Indigene Amerikas nutzten die Orchidee gegen Schlafstörungen.
Mexikanische Frauen reiben sich mit Vanille ein, um ihre sexuelle Atraktivität zu steigern. Dies könnte einen wahren Kern haben, denn die Duftstoffe der Schoten ähneln menschlichen Pheronmonen.
Safran
Kein Gewürz lässt sich so schwer in Mengen produzieren wie Safran; es handelt sich um die Blütenstände winziger Krokusse. 250 000 Blüten ergeben circa ein Pfund. Die gelben Staubgefäße geben dem Safran seine typische Farbe, doch nur die drei roten Stempel des weiblichen Sexualorgans enthalten das Gewürz.
Die Fäden müssen sofort aus der Blüte gezupft werden, dann werden sie in einem Sieb über einem kleinen Feuer erhitzt. Das Gewicht schrumpft auf etwa 20 %.
In der Antike war Safran kein Gewürz, sondern ein extrem teures Heilmittel.
Es wirkt gegen Entzündungen, Schmerzen und ist antioxidativ. Iraner und Araber nutzen Safran gegen Regel- wie Magenschmerzen. Es soll auch gegen Erkältungen helfen, doch dafür greifen die Menschen in den Herkunftsländern lieber auf günstige Alternativen zurück.
Schokolade
Weihnachtsschokolade gilt als Dickmacher schlechthin. Übermengen an Zucker sind selbstredend ungesund. 100 Gramm Schokolade enthalten fast 500 Kalorien, das sind ein Viertel der Kalorien, die ein mittelschwerer Erwachsener täglich zu sich nehmen sollte.
Dunkle Schokolade enthält allerdings Flavonole, diese sind im Kakao. In dunkler Schokolade stecken bis zu 90 % Kakao, bei Milchschokolade mindestens 25 %, weiße Schokolade hingegen enthält nur Kakaobutter. Flavonole sind sekundäre Pflanzenstoffe, die den Blutdruck senken und die Blutgefäße elastischer machen. Sie sollen die Herzkranzgefäße erweitern, doch dieser Effekt ist zu gering, um Kakao hier als „Arznei“ anzusehen. Wenn Sie Herzprobleme haben, fragen Sie ihren Kardiologen nach entsprechender Medizin.
Der Wirkstoff Theobromin im Kakao wirkt ähnlich wie Koffein. Zusätzlich lindert er laut einer britischen Studie den Hustenreiz bei Erkältungen, und zwar ab einer Menge, die sechs Tassen Kakao entspricht.
Kakao, nicht Fett und Zucker
Der Gesundheitsbonus der Schokolade liegt also am Kakao. Kakao enthält auch Magnesium, Eisen und Kalzium, Beta-Carotin, zudem die Vitamine E, B1, B2 sowei Niacin.
Eine Schweizer Studie zeigte, dass Schokolade mit hohem Kakao-Anteil das Ausschütten von Stresshormonen blockiert. Wer also unter Stress zu Schokolade greift, tut intuitiv das richtige – solange es nicht mehr als einige Stücke pro Tag sind.
Kakao macht glücklich
Kakao, zumindest in Rohform, stützt das Ausschütten von Neurotransmittern, die Glücksgefühle verschaffen, von Endorphinen und Serotonin. Das sind genau die Stoffe, die uns in Euphorie versetzen.
Besser als Spinat
Dunkle Schokolade enthält doppelt so viel Eisen wie Spinat, etwa 7 Milligramm pro 100 Gramm. Allerdings können Sie von Spinat auch weit mehr als die doppelte Menge essen, ohne zuzunehmen.
Kein Ersatz für Arzneimittel
Vorsicht: Anis, Zimt oder Nelken wirken sich zwar positiv auf die Gesundheit aus, sie sind aber keine Arzneimittel, sondern Gewürze. Ätherische Öle und damit die in ihnen enthaltenen Wirkstoffe verflüchtigen sich beim Kochen. Wenn Sie erst vor dem Ende des Garens würzen, können Sie viele der Wirkstoffe erhalten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Goethe-Universität Frankfurt am Main: Arzneipflanzengarten - Anis gegen Krämpfe (Abruf: 17.09.2019), uni-frankfurt.de
- Tina Sartorius, Andreas Peter, Nadja Schulz, u.a.: Cinnamon Extract Improves Insulin Sensitivity in the Brain and Lowers Liver Fat in Mouse Models of Obesity, Plos One, 2014, journals.plos.org
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Kardamom (Abruf: 17.09.2019), gesundheit.gv.at
- Diego Francisco Cortés-Rojas, Claudia Regina Fernandes de Souza, Wanderley Pereira Oliveira: Clove (Syzygium aromaticum): a precious spice, Asian Pacific Journal of Tropical Biomedicine, 2014, Volume 4, Issue 2, sciencedirect.com
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- Wei Kevin Zhang, Shan-Shan Tao, Ting-Ting Li, u.a.: Nutmeg oil alleviates chronic inflammatory pain through inhibition of COX-2 expression and substance P release in vivo, Food & Nutrition Research, 2016, foodandnutritionresearch.net
- Mohaddese Mahboubi: Caraway as Important Medicinal Plants in Management of Diseases, Natural Products and Bioprospecting, 2019, Volume 9, Issue 1, link.springer.com
Wichtiger Hinweis:
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