Gewürznelke als Heilpflanze
Die Gewürznelke lässt an Weihnachten, an duftende Plätzchen, an gespickte Orangen und an Glühwein denken. Aber diese Nelke macht sich nicht nur gut als wohlschmeckendes und zugleich wärmendes Gewürz, sondern hat auch als Heilpflanze ihre Daseinsberechtigung.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Gewürznelke
- Wissenschaftlicher Name: Syzygium aromaticum
- Volksnamen: Negelken, Nägelein, Nägeli
- Pflanzenfamilie: Myrtengewächse (Myrtaceae)
- Vorkommen: ursprünglich Indonesien, heute auch in Madagaskar, Sansibar, Philippinen, Lateinamerika
- verwendete Pflanzenteile: Blütenknospen
- Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Gerbstoffe, Beta-Sitosterol, Flavonoide (zum Beispiel Kaempferol), Ellagsäure, Salicylate
- Anwendungsgebiete: Zahnfleischentzündungen, Zahnschmerzen, Mundgeruch, Entzündungen im Rachenraum, Appetitlosigkeit, Anregung der Verdauung, Myalgien, Rheuma
- Heilwirkung: antibakteriell, fungizid, appetitanregend, verdauungsfördernd, blähungstreibend, analgetisch, tonisierend, erwärmend und leicht betäubend.
Heilwirkung
Der Hauptbestandteil des ätherischen Öls der Nelke ist das Eugenol (Phenylpropanoid). Dies ist verantwortlich für die entzündungshemmende, schmerzstillende, desinfizierende und die leicht betäubende Wirkung. Das Eugenol wird aufgrund dieser Eigenschaften bereits seit langer Zeit in der Zahnheilkunde verwendet. Da es aber die Schleimhaut reizen kann, wird Eugenol heute auch häufig durch andere Stoffe ersetzt.
Gewürznelken bei Zahnschmerzen und Mundgeruch
Des weiteren sind die, im Nelkenöl enthaltenen Polyphenole als Antioxidantien gegen freie Radikale wirksam. Das äußerst aromatische und scharfe Öl der Gewürznelke hat eine leicht betäubende Wirkung, die sofort eintritt. Dies ist bei akuten Zahnschmerzen ein nützliches Hausmittel.
Auch ist das ätherische Öl in Mundwässern und Zahnpasten enthalten. Hilfreich ist die Anwendung bei Mundgeruch.
Gewürznelke im Melissengeist
Die Gewürznelke ist neben anderen Heilpflanzen, wie zum Beispiel Zimtrinde, Melissenblätter oder Engelwurz (Angelikawurzel), in verschiedenen Mischungen mit der Bezeichnung „Melissengeist“ enthalten.
Dieser wird zur inneren Einnahme vor allem empfohlen bei Übelkeit und Erbrechen, Schwindel, Kopfschmerzen und Erkältung. Auch äußerlich, verdünnt mit Wasser, wird der Melissengeist angewandt. Zum Beispiel bei Kopfschmerzen oder Schmerzen am Bewegungsapparat (unter anderem Muskelschmerzen).
Dosierung
Bei ätherischen Ölen ist stets auf eine genaue und richtige Dosierung zu achten, so auch bei der Anwendung des Nelkenöls. Das Öl darf nur verdünnt verwendet werden, denn es kann Haut und Schleimhaut reizen.
Allgemeines
Der Gewürznelkenbaum ist ursprünglich in den Wäldern des tropischen Malaiischen Archipel zuhause. Seit dem 19. Jahrhundert wird dieser Baum auch in vielen anderen tropischen Regionen kultiviert, wie zum Beispiel auf Sansibar. Der komplette Baum enthält das ätherische Öl, obwohl hauptsächlich die ungeöffneten Blütenknospen geerntet werden. Diese besitzen den größten Wirkstoffgehalt. Die Blütenknospen werden getrocknet.
Wichtig für die Heilkunde sind verschiedene Extrakte und das durch Destillation gewonnene ätherische Öl mit dessen Hauptkomponente Eugenol. Die Gewürznelke gehört zu den Myrtengewächsen und benötigt für ihr Wachstum hohe Luftfeuchtigkeit und Wärme.
In Indonesien wird circa fünfzig Prozent der jährlichen Welternte an Gewürznelken verbraucht. Hier werden die Nelken vor allem als Zusatz in Zigaretten (Kretek) verwendet. Diese Nelkenzigaretten enthalten etwa ein Drittel geschrotete Nelken.
Heilpflanze des Jahres 2010
Im Jahr 2010 wurde die Gewürznelke die Heilpflanze des Jahres – gekürt durch eine Jury des NHV Theophrastus. Zu der Jury gehören Ärztinnen und Ärzte, Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker sowie Biologinnen und Biologen. Ein Mitglied äußerte sich wie folgt: „Ich schätze die Gewürznelke besonders als Bestandteil von belebenden Präparaten, wenn ich am Abend noch einmal konzentriert Höchstleistungen vollbringen muss“.
Auch wurde ihr Einsatz als Abwehrmittel gegen Insekten hervorgehoben. Des weiteren wurde ihre Bedeutung als Mittel in der Zahnheilkunde und als Mundpflegemittel mit ihrer schmerzstillenden, antibakteriellen und antientzündlichen Wirkung positiv erwähnt.
Geschichtliches
Bereits für die Zeit vor Christus existieren Hinweise auf den Gebrauch von Gewürznelken. Sie wurden damals zum Kochen und für die Raumbeduftung verwendet. Um sich vor Pest und Cholera zu schützen, wurde die Gewürznelke aufgrund ihrer desinfizierenden Wirkung zum Schutz vor Ansteckung von Medizinern und Medizinerinnen gekaut und/oder in Form von Nelkenketten getragen. Auch war es üblich, sie in Königshäusern während einer Audienz zu kauen, um üblen Mundgeruch zu vertreiben.
Nelkenöl war in beliebten opiumhaltigen Schmerz- und Betäubungsmittelrezepturen enthalten. Die bekannte Äbtissin Hildegard von Bingen nannte das Gewürz „Nechlin“. Ihre heute noch bekannten Nervenkekse stammen aus der damaligen Zeit. Sie enthalten neben der Gewürznelke noch Zimt und Muskatnuss.
Diese Kekse schmecken nicht nur lecker, sondern sollen auch die Sinnesorgane stärken und die Alterung verhindern. Diese Leckerei ist wohl viel mehr ein Heilmittel als eine Süßigkeit. Hildegard von Bingen empfiehlt, die Menge von fünf Keksen am Tag nicht zu überschreiten.
Der bekannte Arzt Theophrastus Bombastus von Hohenheim (1493 – 1541) empfahl die Nelken als Mittel für die Verdauung. Ebenso machte Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 – 1897) Gebrauch davon. Er setzte das Nelkenöl bei „faulen Gasen“ und bei verdorbenen Säften und Stoffen im Magen ein. Die Gewürznelke war bereits vor Christus in China bekannt. Auch in altägyptischen Grabmälern wurden Gewürznelkenketten gefunden.
Nebenwirkungen
Generell ist bei ätherischen Ölen darauf zu achten, dass nicht zu viel davon verwendet wird, sowohl bei der Anwendung als Heilmittel, als auch in der Küche. Ätherische Öle können Schleimhäute reizen und in großen Mengen sind sie sogar schädlich. In der Regel verhindern aber der intensive Geruch sowie der starke Geschmack eine Überdosierung.
Bei Schwangeren ist das Öl absolut kontraindiziert, da es eventuell Wehen auslösen kann. Auch in der Küche sollten Schwangere die Nelke sparsam verwenden.
In der Küche
Mittlerweile wird die Gewürznelke in nahezu allen Küchen der Welt verwendet. Wer kennt sie nicht als besonderes Gewürz in der Weihnachtszeit für Plätzchen und Glühwein . Sie verfeinert nicht nur süße, sondern auch herzhafte Gerichte. Sie wird als ganze Nelkenknospe verwendet und den Speisen zugesetzt oder auch in gemahlener Form, ebenso zusammen mit anderen Gewürzen in einer Gewürzmischung.
Nelken-Qualität testen
Um die Qualität der Gewürznelken zu testen, existiert eine ganz einfache Methode: Die Nelken werden ins Wasser gelegt. Gute Ware geht unter oder schwimmt mit dem Stiel nach unten im Wasser. Qualitativ schlechte Nelken schwimmen hingegen waagerecht auf dem Wasser.
Zusammenfassung
Das ätherische Öl der Gewürznelke wird vor allem bei Entzündung im Mund- und Rachenraum sowie bei Zahnschmerzen verwendet. Aber auch äußerlich bei rheumatischen Beschwerden und Myalgien hat das Öl seine Verwendung. Die Volksheilkunde empfiehlt das Gewürznelkenöl äußerlich aufgetragen bei Kopfschmerzen und innerlich zum Beispiel als Abkochung bei Blähungen und Durchfall. Wie bei allen ätherischen Ölen ist dies ebenso mit Vorsicht und nur in kleinen Mengen anzuwenden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Vogel, Maria: Die Gewürznelke – Heilpflanze des Jahres 2010, NHV Theophrastus, nhv-theophrastus.de
- Pahlow, M.: Das große Buch der Heilpflanzen, Nikol Verlag, 2013
- Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis heute, Urban & Fischer /Elsevier GmbH, München, 2007
- Siewek, Fred: Exotische Gewürze, Birkhäuser Basel, 1990
- Journal of Pharmacognosy and Phytochemistry: Recent Trends in Indian Traditional Herbs Syzygium aromaticum and its Health Benefits, pdfs.semanticscholar.org
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.