Ginkgo biloba ist die älteste bekannte Baumart der Welt und in China und Japan seit Jahrtausenden eine heilende wie heilige Pflanze. Er gilt besonders als Mittel gegen Durchblutungsstörungen – in China auch gegen Asthma, Bronchitis und unreine Haut. Er soll auch bedingt gegen Altersdemenz wirken.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Ginkgo biloba
- Volksnamen: Tempelbaum, Japanischer Tempelbaum, Fächerblattbaum, Entenfußbaum (japanisch Icho), Ginkgobaum, Mädchenhaarbaum, Elefantenohrbaum (Indien)
- Familie: Ginkgoaceae (Ginkgogewächse)
- Verbreitung: ursprünglich China und Japan, heute weltweit angepflanzt, Charakterpflanze US-amerikanischer Stadtparks
- Verwendete Pflanzenteile: Ginkgoblätter, Ginkgosamen
- Inhaltsstoffe: Ginkgolide, Sesquiterpenlacton, Polyphenole, Biflavone, Flavonoide, Genikgolsäuren, Proanthocyanidine, Salicylsäurederivate, Diterpene
- Anwendungsgebiete (Auswahl): Durchblutungsstörungen, altersbedingte kognitive Störung bei leichter Demenz, Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, schwere Beine, kalte Hände, Schwindel, Tinnitus (Ohrensausen oder andere Ohrgeräusche), chronische Müdigkeit, bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Inhaltsstoffe
Zur pharmazeutischen Wirkstoffgewinnung werden ausschließlich die Blätter verwendet. Diese enthalten vor allem:
- Ginkgolide A bis Q,
- Sesquiterpenlacton,
- Polyphenole,
- Biflavone wie Amentoflavin, Flavonoide (Kämpferol und Quercetin),
- giftige Genikgolsäuren,
- Proanthocyanidine,
- Salicylsäurederivate,
- bis zu zwei Prozent Diterpene aus den Ginkgoliden A, B und C.
Die fleischige Außenhaut der reifen Samen enthält Ginkgolsäure, Ginkgol, Ginnol, Bilobol und 4-Methoypyridoxin.
Ginkgo biloba – eine Übersicht
- Der Ginkgo ist die älteste heute noch existierende Baumart der Welt. Vor 250 Millionen Jahren, im Trias, Jura und in der Kreidezeit, gab es bereits Ginkgos verschiedener Gattungen und sie wuchsen in Grönland wie Patagonien, in Mitteleuropa wie in der Mongolei. Nur eine Art – Gingko biloba – hat die letzte Eiszeit überlebt.
- Ginkgo biloba ist äußerst zäh. Insekten meiden ihn, gegen Baumerkrankungen ist er resistent, ihn stören weder harte Winter noch Trockenheit, und er toleriert auch Luftverschmutzung.
- Der älteste Ginkgobaum in China soll über 5.000 Jahre alt sein.
- Ginkgos sind Nacktsamer, die der Wind verbreitet. Seine Blätter ähneln zwar äußerlich denen von Laubbäumen, und im Herbst wirft er sie ab, doch uns heute bekannte Laubbäume sind Bedecktsamer, während zu den Nacktsamern die Nadelbäume und Farne gehören. Der uralte Ginkgo stammt aus einer Zeit ohne Vertreter der heutigen Laubbäume.
- Als Gartenpflanze ist Ginkgo beliebt, blüht aber erst mit 20 bis 30 Jahren.
- Die kirschartigen Früchte riechen nach Buttersäure, also wie ranziger Schweiß.
Wirkung von Ginkgo
Ginkgo enthält Stoffe, die nachweislich medizinische Wirkungen haben, besonders die Kombination von Flavonoiden, Ginkgoliden und Terpenen. Diese schützen Nervenzellen, fördern das Ausschütten von Transmittern im Gehirn, hemmen die Blutgerinnung und wirken antioxidativ, bremsen also freie Radikale.
Vermutlich hilft Ginkgo durch diese Stoffe gegen Konzentrationsstörungen und Erkrankungen, die auf einer schlechten Durchblutung beruhen. Dazu gehören:
- Schwindel,
- bestimmte Kopfschmerzen,
- Tinnitus (Ohrensausen),
- allgemeines Schwächegefühl,
- chronische Müdigkeit,
- manche Herz-Kreislauf-Beschwerden.
Durchblutungsstörungen im Gehirn
Wenn Ginkgo die Durchblutung fördert und die Gefäße erweitert, dann verbessert er folgerichtig die Konzentration. Die roten Blutkörperchen transportieren Mikronährstoffe in das Gehirn und versorgen es mit Sauerstoff. Ein Sauerstoffmangel im Gehirn führt zu Konzentrationsproblemen und verminderter körperlicher wie psychischer Leistung.
Verbesserte Durchblutung führt zudem dazu, dass die Körperzellen mehr Mikronährstoffe erhalten und die Mitochondrien mehr Energie bereitstellen können, die das Gehirn nutzen kann.
Ginkgo biloba Extrakt (EGb 761) ist zugelassen als Mittel gegen die Beschwerden, die durch hirnchemisch verursachte Leistungseinbußen entstehen. Dazu gehören:
- Stimmungsschwankungen,
- Ängstlichkeit,
- Konzentrationsstörungen,
- Gedächtnisverlust (Amnesie),
- Schwindel und Ohrensausen, wenn sie auf gestörtem Blutfluss basieren.
Mittlerweile gilt, dass mit einer täglichen Einnahme von 240 mg des Ginkgo-Spezialextraktes EGb 761 leichte bis mittelschwere Demenzerkrankung – insbesondere bei Vorliegen zusätzlicher Verhaltenssymptome – behandelt werden können. Für weitere Anwendungsgebiete und eine präventive Wirkung liegt allerdings keine ausreichende Evidenz vor.
Durchblutungsstörungen in den Gliedmaßen
Der verstärkte Blutfluss bei Einnahme von Ginkgo kann Therapien von arteriellen Erkrankungen unterstützen, wie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, auch Schaufensterkrankheit genannt, die wir volkstümlich als Raucherbein kennen. Ginkgo-Präparate unterstützen hier ebenso wie ein Gehtraining.
Ginkgobaum Blätter
In China wurde der Ginkgobaum bereits 3.000 vor Christus als Heilpflanze eingesetzt. Damals wurden vor allem die Samen genutzt – gekocht oder zerrieben. In der Volksmedizin Chinas und Japans wurden und werden Ginkgoblätter und -samen eingesetzt gegen Darmerkrankungen, Husten, Wurmbefall, innere Unruhe, Bluthochdruck, Asthma und Ohrensausen.
Die frischen Blätter werden in China als eine Arznei gegen Mandelentzündung, Kopfschmerzen und verkrampfte Finger verabreicht. Pulver aus Ginkgoblättern kann als komplementäre Medizin eingesetzt werden bei schweren Beinen, kalten Fingern und Zehen, wenn diese eine Folge von leichten Durchblutungsstörungen sind. Eine solche Behandlung empfiehlt sich aber nur, wenn diese Beschwerden keine Symptome ernsthafter Erkrankungen sind.
Ginkgo-Tabletten
Viele Ginkgo-Präparate gibt es in Form von Tabletten, die einen Trockenextrakt aus den Blättern enthalten und standardisiert sind. Die Dosierung sind der Packungsbeilage zu entnehmen.
Die medizinisch wirksamen Stoffe in Ginkgoblättern lösen sich nur schwer im Wasser und können so vom Körper nur schlecht verwertet werden. Die Blätter enthalten zudem Stoffe, die Allergien und Vergiftungen auslösen können. In Trockenextrakten sind hingegen die kurativ aktiven Komponenten in hoher Konzentration vorhanden.
Ginkgotee
Ginkgotee aus den Blättern ist in Japan und China als Komplementärmedizin seit alten Zeiten verbreitet. Aus medizinischer Sicht sollten Sie aber stattdessen auf Extrakte zurückgreifen. Die bioaktiven Stoffe löst der Tee nur marginal, während sie in den Extrakten konzentriert sind. Zudem enthält der Tee auch die toxische Ginkgolsäure.
Ginkgosamen
In Japan und China werden die Samen gegessen und frische Ginkgonüsse als Silbermandeln verkauft – geröstet, gekocht oder gebacken. Sie schmecken süß und erinnern an Esskastanien.
In China gelten die Samen als Mittel gegen Husten, Tuberkulose, Nierenleiden und Erkrankungen der Blase und der Harnwege. Die Samen enthalten allerdings Ginkgotoxin, weshalb vom Verzehr abgeraten wird.
Nebenwirkungen von Ginkgo
Ginkgo in medizinischen Dosierungen hat bei gesunden Erwachsenen nur wenige unerwünschte Nebenwirkungen. Möglich sind aber sowohl beim Konsum der Blätter wie der Samen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Kopfschmerzen und allergische Reaktionen.
Wechselwirkungen
Sie sollten darauf verzichten, Ginkgoprodukte zusammen mit (anderen) Blutgerinnungshemmern wie ASS oder Warfarin einzunehmen, denn diese verstärken sich möglicherweise gegenseitig.
Risiken und Nebenwirkungen von Ginkgo biloba
Wie bei allen Blutverdünnern und Blutgerinnungshemmern gilt auch bei Ginkgoprodukten: Sie können das Blutungsrisiko erhöhen. Riskant ist das besonders für Menschen, die zu Blutungen neigen, für menstruierende Frauen und für Schwangere.
Steht eine zahnärztliche Behandlung oder gar eine Operation an, sollten Sie Ginkgoprodukte vorübergehend meiden oder den Einsatz zumindest ärztlich abklären. Gegenanzeige ist auch eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Inhaltsstoffen der Pflanze.
Was bedeutet der Name Ginkgo?
Ginkgo verdankt den von Linné übernommenen Namen einem Schreibfehler. Der deutsche Wissenschaftler Engelbert Kaempfer beschrieb den Baum bereits im 17. Jahrhundert in Japan und nannte ihn Ginkyo, Japanisch „Silberaprikose“. Daraus wurde dann später Ginkgo.
„Gin“ (Japanisch „Silber“) und „Kyo“ (Japanisch „Aprikose“) beziehen sich darauf, dass der reifende Samen des Ginkgos der Aprikose oder Mirabelle ähnelt.
Ginkgo – Heilpflanze und heilige Pflanze
China und Japan nutzen den Ginkgo nicht nur als Arzneipflanze, sondern ehren ihn auch als Tempelbaum. Das liegt unter anderem an seiner starken Resistenz gegen Pflanzenerkrankungen und Luft- wie Bodenverschmutzung.
Die Atombombe, die auf Hiroshima fiel, vernichtete alle Menschen, Tiere und Pflanzen im engeren Umkreis der Abwurfstelle. Im nächsten Frühjahr bildete ein verbrannter Ginkgo am Ort einen frischen Spross und wuchs zu einem großen Baum heran. Seitdem werden Ginkgobäume am Weltfriedenstag gepflanzt und gelten als Symbol des Lebens und der Hoffnung.
Wie sieht Ginkgo aus?
Ginkgo biloba ist ein langlebiger Baum, der bis zu 30 Meter Höhe erreicht. Die Blätter bilden einen Fächer und sind in der Regel gelappt, sie durchziehen Blattnerven in Gabelform. An den weiblichen Pflanzen bilden sich im Herbst gelbe Samen in der Größe von Aprikosen (Silberaprikose). Der Baum blüht von April bis Mai.
Ginkgo im Garten
Ginkgo biloba eignet sich eher für Landschaftsparks als für Kleingärten, denn der Baum erreicht ein gewaltiges Volumen. Es gibt aber inzwischen auch kleinwüchsige Formen des Gingkobaumes wie „Ohasuki“, die sich auch für durchschnittliche Hausgärten empfehlen oder sogar in Kübeln gedeihen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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