Der Granatapfel galt in der Antike als Speise der Götter. Der Erzählung nach pflückte Eva einen Granatapfel im Garten Eden. Symbolisch hätte das einiges für sich, denn die leuchtend rote Frucht ordneten die Griechen der Liebesgöttin Aphrodite zu. Sie sollte die Lust fördern. Tatsächlich enthält Granatapfel viele medizinische Wirkstoffe.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Granatapfel
- Wissenschaftlicher Name: Punica granatum
- Volksnamen: Grenadine, Granatbaum, Echte Granate
- Anwendungsgebiete (Wirkungen nicht eindeutig wissenschaftlich belegt):
- Hormonschwankungen bei Frauen
- Bluthochdruck
- erhöhtes Blutfett
- Schmerzen
- Verdauungsprobleme
- Prostataleiden
- Vorbeugung von viralen Infektionen
- Hautentzündungen
- Übergewicht
- Gelenkentzündungen
- Verwendete Pflanzenteile: Frucht, Blüten, Kerne, Baumrinde, Wurzelrinde
Inhaltsstoffe – Vitamine, Mineralstoffe und Phytohormone
Die Frucht von Punica granatum enthält Phytohormone, Vitamine und Mineralstoffe, außerdem Quercetin und Polyphenole. Zu den Phytohormonen zählen Betulin, Beta-Sitosterol, Östron und Östradiol. An Mineralstoffen bietet der Granatapfel Kalium, Eisen und Kalzium. Hinzu kommen Flavonoide sowie Anthocyane. Ellagtannine und Phenolsäuren – mit Ellagsäure sowie Gallussäure – kommen ebenso vor.
Eine 2019 veröffentlichte Studie wies ein neu entdecktes Pyrrolizidinalkaloid nach, das Punicagrinin, welches in der Fruchtschale auftritt. Die Untersuchungen deuten auf eine entzündungshemmende Wirkung hin.
Die Rinde enthält circa 20 Prozent Gerbstoffe sowie 0,4 Prozent Alkaloide, darunter Isopelletierin, N- Methylisopelletierin und Pseudopelletierin, außerdem Terpenoide wie ß-Sitosterol, Friedelin und Betulinsäure. In den Fruchtschalen sind bis zu 28 Prozent Gerbsäure enthalten, dazu Harz und Schleimstoffe.
Wirkungen
Den sekundären Pflanzenstoffen im Granatapfel werden viele gesundheitsfördernde Wikrungen nachgesagt. Häufig wird auf schmerzlindernde, kühlende und zellschützende Effekte verwiesen. Ebenso sollen die Inhaltsstoffe Hormonschwankungen ausgleichen, Entzündungen hemmen, sowie antiviral, antiseptisch und adstringierend wirken. Wissenschaftlich eindeutig belegt sind diese Eigenschaften jedoch nicht. Dennoch ist es unumstritten, dass der Granatapfel viele gesunde Inhaltsstoffe beinhaltet und damit auch viel Potenzial birgt, verschiedenen Erkrankungen entgegenzuwirken oder diesen vorzubeugen.
Der Verzehr der Frucht, Tee aus getrockneten Fruchtkernen und Schale sowie Granatapfelsaft eignen sich beispielsweise durch den hohen Gehalt an Vitamin C dazu, viralen Infektionen vorzubeugen – besonders Erkältungen.
Gegen Herzerkrankungen und Arteriosklerose
Die Antioxidantien und Polyphenole in den Früchten sollen helfen Herzkrankheiten vorzubeugen, in dem sie positiv auf die Blutgefäße wirken.
Durch die Annahme einer blutdrucksenkenden Wirkung von Granatapfel-Präparaten, Tees, Schalen oder am besten der ganzen Frucht, könnte auch einer Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) entgegengewirkt werden. Ein Glas Granatapfel Direktsaft soll ausreichen, um solche Effekte zu erzielen.
Granatapfel in der Krebsbehandlung
Granatapfel enthält gemäß einer Studie (2018) bioaktive Komponenten und Phytochemikalien, die im Zusammenhang mit Krebs positive therapeutische Effekte zeigen können. Dies bezieht sich vor allem auf die antientzündlichen, antiinvasiven und antimetastatischen Wirkungen der Frucht. Zudem regulieren die in der Frucht enthaltenen Stoffe Gene, die für die Krebsentwicklung verantwortlich sind. Granatapfel, als Teil einer gesunden Ernährung, kann somit auch in gewisser Weise vor Krebs schützen.
Granatapfel gegen Windpocken
Eine Studie (2019) belegte, dass ein flüssiger Extrakt aus den Blättern von Punica granatum gegen das humane Herpesvirus Typ 3 (HHV-3, auch Varizella-Zoster-Virus) wirkt. Bei Kindern löst diese Virusinfektion Windpocken aus. Die Viren können über lange Zeit im Körper unbemerkt weiterleben und bei einer Reaktivierung, meist im höheren Erwachsenenalter, zu einer Gürtelrose führen (Herpes zoster).
Aphrodisiakum – Die Frucht der Lust
Granatapfel galt einem griechischen Mythos nach als Frucht der Liebes- und Sexgöttin Aphrodite. In Persien diente die Frecht als Aphrodisiakum, um die Fruchtbarkeit und männliche Potenz zu steigern. Assoziationen zu den knallroten Früchten mögen dabei eine Rolle gespielt haben – mit dem schlagenden Herz ebenso wie mit prallen Hoden oder Frauenbrüsten.
Die in der Fruchthülle liegenden, zahlreichen von Fruchtfleisch umhüllten Samen weckten vermutlich zusätzlich gedankliche Verbindungen zu Embryonen in der Gebärmutter. Indessen beeinflusst der in der Frucht enthaltene Stoff Östron (Östrogen) tatsächlich die Libido.
Anwendungen und Rezepte
Für die einzelnen Teile der Frucht wie Rinde oder Kerne gibt es unterschiedliche Verwendungsmöglichkeiten. Im Folgenden finden Sie ein paar Beispiele für die Anwendung von Punica granatum inklusive Rezepte.
Rinde
In Westasien diente ein Tee aus der frischen Rinde früher dazu, Band- wie Spulwürmer zu bekämpfen. Wurzelrinde galt als effektiver im Vergleich zur Rinde der oberirdischen Teile. Die Rinde wird im Iran nach wie vor als adstringierendes Mittel genutzt. Dafür tränkt man ein Tuch in flüssigen Extrakt (abgekühlten Tee) und legt dieses auf eine äußere Wunde, damit sich die Wundränder zusammenziehen.
Risiken und Nebenwirkungen
Heute wird seitens der Wissenschaft davor gewarnt, die Rinde als Hausmittel einzusetzen. Mögliche Nebenwirkungen reichen von erhöhtem Blutdruck über Sehstörungen bis hin zu Erbrechen und einem Kreislaufkollaps.
Vitamin C – Granatapfelkerne und Granataftelsaft
Granatapfel schmeckt ausgezeichnet, und auch für Heilungszwecke ist es am einfachsten, die von Fruchtfleisch umschlossenen Kerne zu essen. Frische Fruchtkerne und frisch gepresster Saft fördern die Verdauung und lindern Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Dabei vertragen die meisten Menschen die Früchte sehr gut – trotz des hohen Gehalts an Gerbsäure.
Im Iran und der Türkei dient Granatapfelsaft dazu, den Magen zu reinigen und Erkältungen vorzubeugen. Das Erste liegt an der Gerbsäure, das Zweite am hohen Vitamin C Gehalt.
Frisch gepresst enthält der Saft die meisten Wirkstoffe und schmeckt am besten. Sie können ihn aber auch in Drogerien, Apotheken und Supermärkten kaufen.
Wichtig: Bei einer regelmäßigen Medikamenteneeinnahme sollte der Verzehr von Granatapfelsaft oder -konzentrat nie ohne ärtzliche Beratung erfolgen. Bereits ein Glas pro Tag kann den Abbau von Medikamenten in der Leber verlangsamen und dort zu einer toxisch wirkenden Ansammlung von Wirkstoffen führen.
Granatapfelöl
Granatapfelöl und Produkte, die dieses enthalten, lassen sich hierzulande in Apotheken und Drogerien erwerben. Im Iran, in Arabien und in der Türkei findet sich solches Öl auf jedem gut ausgestatteten Basar. Das Öl dient vor allem der Hautpflege.
Sie können dieses Öl auch selbst herstellen. Dazu zerkleinern Sie gesäuberte Kerne in einem Mixer, legen sie in ein Glas, geben Pflanzenöl hinzu und verschließen es. Das Glas stellen Sie zwei Wochen in die Sonne. Das Öl nutzen sie zur Hautpflege. Die adstringierende Wirkung strafft die Haut und schließt vergrößerte Poren.
Gerbsäure gegen Verdauungsbeschwerden
Ein Tee lässt sich herstellen aus der Fruchtschale, den Knospen der Blüte sowie der Innenhaut, die die Samen einschließt. Die Fruchtteile werden dazu in der Sonne getrocknet, mit heißem Wasser aufgekocht und circa zehn Minuten ziehen gelassen.
Dieser Tee ist aufgrund seines hohen Gehalts an Vitamin C ein gutes Mittel, um Erkältungen vorzubeugen – ähnlich wie Hagebuttentee. Im Iran dient er außerdem dazu, die Verdauung auf Trab zu bringen, was sich wissenschaftlich durch die enthaltenen Gerbsäuren bestätigen lässt.
Herkunft des Superfoods
Granatapfel gehört seit der Antike nicht nur zur Kultur des Orients, sondern auch zu der des europäischen Mittelmeers. Seine ursprüngliche Heimat lag vermutlich in Indien, Pakistan und Mittelasien – von dort gelangte er nach Persien, Mesopotamien, Syrien und in die heutige Türkei. Dort ist er seit langem ein alltäglicher Bestandteil der Kultur: Granatapfel, Feige und Dattel gehören im Iran auf jeden Obstteller.
Kommerziell angebaut wird er heute im Nahen Osten, in Spanien und Italien, den Südstaaten der USA sowie in Indien, China und Lateinamerika. Hierzulande lohnt sich die Produktion ökonomisch nicht, denn die Pflanze gedeiht in kühlerem Klima nur in Gewächshäusern – der Paradiesapfel verträgt keine niedrigen Temperaturen. Ernte ist von September bis Dezember.
Wie essen wir den Granatapfel?
Für Iraner und Türken ist es so einfach wie Kaffee zu trinken; Mitteleuropäer müssen es erst lernen: Die Kerne sind fest mit der übrigen Frucht verbunden und man muss die Kammern, in denen sie sich befinden, durch Druck „aufklappen“, um an das süße Fleisch zu kommen, das sie umhüllt. Die Kerne essen Sie dabei mit.
Die weiße Haut, die die Kammern der Kerne umschließt und sich auch an der Innenseite der Schale befindet, schmeckt bitter – und Anfänger verderben sich oft den Geschmack, weil sie die bittere Haut nicht von den Kernen trennen. Vorsicht auch beim Saft: Er färbt stark und lässt sich nur schwer aus der Kleidung entfernen.
Sie rollen einen reifen Granatapfel mit der flachen Hand und nur wenig Druck auf einer glatten Fläche, um die Kerne von der Fruchthaut zu lösen. Zu stark darf der Druck nicht sein, sonst platzen sie. Sie schneiden dann den Strunk ab und die Frucht sternförmig ein. Am Ende biegen Sie die obere Hälfte auf und nehmen die Kerne heraus.
Granatapfel lagern
Lagern Sie die Früchte kühl und trocken – dann halten sie sich mehrere Wochen. Bei Hitze platzt hingegen die Schale – und die Kerne fliegen wie „Granaten“ durch die Gegend. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sun, Hao yin et al.: Punicagranine, a new pyrrolizine alkaloid with anti-inflammatory activity from the peels of Punica granatum, in: Tetrahedon Letters, Volume 60, Issue 18, Pages S.1231-1233, May 2019, sciencedirect
- Amrita Devi, Khwairakpam Devi et al.: Possible use of Punica granatum (pomegranate) in cancer therapy, in Pharmacological Research. Volume 133, Pages 53-64, July 2018, sciencedirect
- Agamuthu, Divyadarshini et al: Antiviral study on Punica granatum L., Momordica charantia L., Andrographis panicula Nees, and Melia azedarach L., to Human Herpes Virus-3, in: European Journal of Integrative Medicine, Volume 28, Pages 98-108, June 2019, sciencedirect
- El-Liethy, M. Azab et al.: Assessment of the antimicrobial activity of the lipoidal and pigment extracts of Punica granatum L. Leaves, in: Acta Ecologica Sinica. Volume 39, Issue 1, Pages 89-94, Feb 2019, sciencedirect
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.