Griffonia simplicifolia, auf Deutsch Afrikanische Schwarzbohne, nutzen Menschen traditionell, um gute Stimmung zu erzeugen und die Libido anzukurbeln. Es handelt sich um eine Schlingpflanze, die verholzt und im Regenwald West- wie Zentralafrikas wächst. Als Aphrodisiakum gilt sie vor allem in Ghana.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Griffonia simplicifolia
- Volksnamen: Afrikanische Schwarzbohne
- Familie: Hülsenfrüchtler (Fabaceae)
- Verbreitung: Tropisches Afrika, besonders Westafrika / Ghana
- Verwendete Pflanzenteile: Samen, Blätter (in Westafrika), Wurzeln und Stängel
- Inhaltsstoffe: 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), Cumarine, Isolectin B4
- Anwendungsgebiete: Liebeskummer, Aphrodisiakum, Auswirkungen eines Serotoninmangels wie Fibromyalgie, schlechte Stimmungen, Suchtverhalten, Entzündungen, Darmträgheit, prämenstruelles Syndrom, Ängste oder Aggressivität, Stress, Übergewicht und Suizidgedanken
Griffonia – Eine Übersicht
- Aus Griffonia wird 5-HTP gewonnen. Es handelt sich um eine Serotonin-Vorstufe. Sie kann den Pegel des „Glückshormons“ Serotonin heben.
- Die grünen Blätter der Griffonia bilden Hülsen, in diesen entstehen dann die schwarzen Samen/Bohnen, die die Pflanze durch die Luft schleudert, um sich zu verbreiten.
- Die Samen werden zuerst getrocknet, dann gemahlen und mit Alkohol extrahiert beziehungsweise durch wiederholtes Kristallisieren gesäubert. Das entstandene Pulver wird zu Tabletten gepresst.
- Angedacht wird Griffonia gegen Auswirkungen eines Serotoninmangels: Depressionen, Ängste, Aggressivität, Erinnerungs- und Lernstörungen, Darmträgheit, Entzündungen, Suchtverhalten, Stress und prämenstruelles Syndrom.
- Ein „Heißhunger auf Schokolade“ stammt häufig von einem Serotoninmangel, der wiederum zu einem „Japp“ auf Kohlenhydrate und zu unkontrollierten Essattacken führt. Griffonia bietet möglicherweise eine Alternative, diesen Heißhunger zu verhindern und so Übergewicht einzudämmen.
- Oral eingenommen, erhöht 5-HTP erstens den Serotoninspiegel, zweitens den Spiegel anderer Botenstoffe wie Dopamin, Melatonin und Noradrenalin.
- In Westafrika werden nicht nur die Samen genutzt, sondern auch der Saft und die Blätter. Beides dient dazu, die Wundheilung zu beschleunigen, ebenso gegen Entzündungen von Blase, Nieren und Harnwegen.
- Schwarzbohnen werden in Hühnerställe gestreut, um Läuse und Milben abzuhalten.
Inhaltsstoffe
Schwarzbohne enthält bis zu 20 Prozent 5-Hydroxytryptophan (5-HTP). Es handelt sich dabei um ein Zwischenprodukt der Aminosäure Tryptophan und um eine „Rohmasse“ für den Botenstoff Serotonin.
Der Körper kann Tryptophan nicht selbst herstellen. Gehirn und Leber bilden bei jungen Menschen aus der Aminosäure Tryptophan mit dem Enzym Tryptophan-Hydrolase 5-HTP.
Allerdings verfügen viele Menschen über zu wenig dieses Stoffes. Das kann am Alter liegen oder am Stress.
Sie sollten sich dann 5-HTP zuführen. Das Gehirn kann dieses zu Serotonin wandeln. Zudem liefern die Blätter Cumarine und Isolectin B4.
Medizinische Wirkungen von Griffonia
Griffoniaprodukte sollen die Stimmung aufhellen. Es wird spekuliert, sie gegen Migräne und bei Diäten einzusetzen, da sie das Sättigungsgefühl steigern könnten.
Ebenfalls angedacht werden Prüfungen, ob Griffonia gegen Schlafprobleme hilft und sich als Schmerzmittel einsetzen lässt. Valide Studien dazu gibt es aber kaum.
Ein brasilianischer Review hielt 2022 fest: Griffonia simplicifolia hat die pharmakologischen Eigenschaften, um Depressionen zu behandeln, da es eine Quelle ist für 5-Hydroxytryptophan (5-HTP).
Die Forschung hätte gezeigt, dass Extrakte aus der Pflanze den Serotoninspiegel im Gehirn steigerten. Jeder Samen würde bis zu 14 Prozent 5-HTP enthalten.
Industrielle Extraktion produziere Kapseln aus der Schwarzbohne mit bis zu 98 Prozent 5-HTP. Mit solchen Konzentrationen steche Griffonia heraus aus anderen Pflanzen, die ebenfalls 5-HTP enthielten.
Studien hätten gezeigt, dass Extrakte aus Griffonia effektiv wirkten gegen Fibromyalgie, chronische Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Außerdem in der Angstkontrolle und vor allem gegen Depression.
Griffonia und 5-HTP im Körper
L-5-Hydroxytryptophan ist im menschlichen Organismus Teil der Serotoninsynthese. Es wird vollständig in Serotonin umgesetzt, und zwar schneller und stärker als L-Tryptophan.
Zum Großteil verstoffwechselt die Leber den Stoff und gibt ihn als Serotonin in das Blut weiter. Dort nehmen es Blutplättchen und Darmzellen auf.
Über die Blut-Hirn-Schranke gerät das nicht derart verarbeitete 5-HTP in das Gehirn. Dort nutzen es die serotonergen Nervenzellen, um Serotonin zu synthetisieren.
Studien lassen darauf schließen, dass Griffoniasamen den Serotoninspiegel im Gehirn steigern. Dieser Stoff ist notwendig, um die Gehirnchemie zu regulieren und ist wichtig bei Leiden wie Depression, Schlaflosigkeit und Essstörungen.
Viele Antidepressiva werden eingenommen, um den Serotoninspiegel in bestimmten Synapsen des Gehirns zu steigern. Manche dieser Arzneien haben starke Nebenwirkungen.
Bisweilen sind diese sogar gefährlich. Ob Griffonia eine Alternative bietet, die weniger schädliche Effekte auslöst, ist wissenschaftlich nicht hinreichend geklärt.
Griffonia bei Serotoninmangel
Depressionen sind schwere Störungen der Stimmung. Auf der biochemischen Ebene zeigt sich bei diesen Erkrankungen deutlich ein Ungleichgewicht der Botenstoffe Melatonin, Serotonin, Dopamin und Noradrenalin.
Serotonin ist als „Glückshormon“ bekannt und hellt die Stimmung auf. Ein Mangel zeigt sich in Depressionen, Ängsten, Panikattacken, Schlaflosigkeit, Essstörungen und Gedächtnisproblemen. Wird er ausgeglichen, werden die Betroffenen ruhiger, lebensfroher und bremsen aggressive Impulse.
Wozu führt Serotoninmangel?
Lang anhaltender Serotoninmangel kann viele weitere Störungen mitverursachen.
Serotonin wirkt mit bei der Blutgerinnung. Es spielt hinein in die Regeneration von Leber und Bauchspeicheldrüse und es wirkt sich auf die Herzgesundheit aus.
Ein langfristig niedriger Serotoninspiegel begünstigt Übergewicht, Migräne und das prämenstruelle Syndrom. Da Serotonin bei der Kontrolle des Blutdrucks mitwirkt und die Gefäße der Skelettmuskeln erweitert, kann ein Mangel daran zu Durchblutungsstörungen führen.
Fibromyalgie ist eine Erkrankung, die sich folgendermaßen äußert: Muskelschmerzen, Müdigkeit, Fieber, Schlaflosigkeit, Reizdarm und Lymphknotenschwellung. Die Ursache dieser Krankheit ist unbekannt. Sie geht indessen mit einem Serotoninmangel einher.
Griffonia gegen Liebeskummer?
Eine italienische Studie kam zu dem Ergebnis: Eine regelmäßige Eingabe von 5-HTP hob bei Probandinnen nicht nur den Serotoninspiegel. Sondern dieser Effekt hatte deutliche positive Auswirkungen auf die Betroffenen, die psychisch unter Liebeskummer litten.
Griffonia in der Volksmedizin
Ein indischer Review erwähnte 2010 zahlreiche Anwendungen der Samen, Blätter und Wurzeln der Pflanze in der Volksmedizin Afrikas. Die Stängel und Wurzeln werden gekaut, die Blätter werden zur Wundheilung genutzt, der Saft zum Durststillen und gegen Blasen- und Nierenerkrankungen.
Ein Brei aus Stängel und Blättern wird eingesetzt, um Erbrechen zu bremsen. Die Samen sind als Aphrodisiakum begehrt und sollen die sexuelle Lust steigern.
Sie dienen aber auch als Mittel gegen Durchfall und Bauchschmerzen, sowie dazu, den Magen-Darm-Trakt zu reinigen. Nicht zuletzt auch als natürliches Antibiotikum gegen bakterielle Infektionen.
Zubereitungen aus den Blättern werden innerlich gegen Husten verwendet und äußerlich als Antiseptikum, um Wunden auszuwaschen. Der Saft aus den Blättern soll Augenentzündungen lindern und Nierenbeschwerden heilen.
Eine Paste aus Rinde und Stängel/Stamm wird auf faulige Zähne geschmiert. Eine Paste aus den Blättern wird auf Verbrennungen aufgetragen.
Schmerzen an den Zwischenrippen werden mit einem Präparat aus Griffonia, Limonensaft und Chili therapiert. Die Stängel zu kauen soll die sexuelle Begierde steigern.
Die Blätter werden in Hühnerställe gelegt, um Läuse zu töten. In Nigeria wird ein Extrakt aus der pulverisierten Wurzel gegen Sichelzellen-Anämie genutzt.
Falsche Hoffnungen?
Zu den spekulierten Wirkungen von Griffonia auf Übergewicht, Migräne, Schmerz- und Schlafstörungen lassen sich keine hinreichenden Studien heranziehen. In jedem Fall sollten Sie Präparate aus der Schwarzbohne nicht ohne ärztliche Begleitung einnehmen.
Vorsicht ist auch bei einer Überdosis gegeben. Steigt der Serotonin-Spiegel im Gehirn nämlich übermäßig an, dann ist das ebenso problematisch wie ein Serotonin-Mangel.
Hier kommt es zum Serotonin-Syndrom. Dieses ist gekennzeichnet von folgenden Symptomen:
- Fieber,
- Übelkeit und Erbrechen,
- Angst,
- Schweißausbrüche,
- Krämpfe,
- Herzbeschwerden.
Wechselwirkungen
Oral eingenommen, erhöht 5-HTP erstens den Serotoninspiegel. Zweitens den Spiegel anderer Botenstoffe wie Dopamin, Melatonin und Noradrenalin.
Griffonia sollten Sie nicht zusammen mit Johanniskraut, Antidepressiva, Beruhigungsmitteln und manchen Schmerzmitteln einnehmen, da es deren Wirkungen verstärkt. Schwangere sollten Schwarzbohnen-Präparate meiden.
Nebenwirkungen
5-HTP kann zu Nebenwirkungen führen. Dazu zählen Übelkeit, Müdigkeit, Magenschmerzen, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Durchfall, Blähungen und Schwindel.
Was sagt das Arzneimittelgesetz?
In den USA und Großbritannien ist Griffonia als Nahrungsergänzung frei verkäuflich. 5-HTP fällt in Deutschland jedoch unter das Arzneimittelgesetz (AMG).
Es besteht Rezeptpflicht. Vorsicht: Die aus den Samen der Schwarzbohne gewonnenen Drinks, Pulver, Kapseln und Tabletten, die als Nahrungsergänzung dienen, sind in Deutschland verboten.
Wann sollten Sie 5-HTP absetzen?
Sie sollten Griffonia-Präparate nicht weiter einnehmen, wenn Sie Zittern und Krämpfe verspüren, bei Herzklopfen und Herzbeschwerden, bei Übelkeit und Erbrechen. Ebenso bei schneller Atmung, Halluzinationen und anderen Bewusstseinsstörungen.
Wer sollte 5-HTP nicht einnehmen?
5-HTP eignet sich nicht für Menschen mit Anorexie und niedrigem Gewicht. Personen, die unter Magen-Darm-Geschwüren leiden oder Blutanomalien zeigen, sollten darauf achten, ob sich das Blutbild verändert.
Da Studien zur Sicherheit fehlen, ist 5-HTP tabu für Menschen mit schweren Erkrankungen von Leber oder Niere. Außerdem für Menschen mit Allergien oder Autoimmunerkrankungen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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