Der Blütenstand des Großen Wiesenknopfes erinnert an einen Knopf, daher stammt der Name. Der Volksname Blutkraut rührt daher, dass die Heilpflanze dazu diente, Blutungen zu stillen. Das traditionelle Arzneimittel geriet fast in Vergessenheit, spielt heute aber in der Naturheilkunde wieder eine Rolle und auch in der Forschung zur Entwicklung neuer Medikamente gegen verschiedene Krankheiten.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Sanguisorba officinalis
- Volksnamen: Blutkraut, Becherblume, Bibernell, Ruhrkraut, Gartenbibernelle, Sperberkraut, Blutknopf
- Verwendete Pflanzenteile: Die frischen, zur Blütezeit geernteten Pflanzenteile sowie die im Herbst gesammelten und getrockneten Rhizome und Wurzeln
- Anwendungsgebiete:
- Blutungen
- Zahnfleischerkrankungen
- Wundbehandlung
- Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes
- Erkrankungen des vernösen Gefäßsystems
- Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane
- Krampfadern
- Durchfall
- Hautpflegemittel in der Kosmetik
Inhaltsstoffe – Gerbstoffe und Flavonoide
Der Wiesenknopf enthält eine Fülle von Flavonoiden, Sterolen und Triterpenen, dazu Gerbstoffe wie Casuarin und Sanguinin, Bitterstoffe und Schwefelverbindungen. Die Samen bieten Linol- und Linolensäure, die Wurzeln Triterpene (Sanguisorbine) wie Ursolsäure, Pomol- und Tormentinsäure, Chlorogen- und Betulinsäure.
Zu den Gerbstoffen zählen hydrolisierbare wie Hamamelitannin und kondensierte wie die Procyanidine B-3 und C-2, außerdem Gallocatechine. Unter den Flavonoiden finden sich Kaempferol- und Quercetinglykoside wie Rutosid, außerdem Cyanidinglucoside.
Wirkungen – Gegen Blutungen und Entzündungen
Der lateinische Gattungsname Sanguisorba (sangus-Blut, sorbere-saugen) verweist ebenso wie die alten deutschen Begriffe Blutkraut oder Blutknopf darauf, dass die Pflanze eine blutstillende Wirkung hat. Die Gerbstoffe wirken zusammenziehend – so können kleine Blutungen gestoppt werden, indem Gefäße verengt werden.
Wiesenknopf gegen Krampfadern und Zahnfleischbluten
Diese adstringierende Wirkung zeigt sich auch bei der Behandlung von Hämorrhoiden, Besenreisern und Krampfadern und wirkt besonders bei blutenden Zahnfleischerkrankungen. Da die Gerbstoffe zudem antientzündlich wirken, schlagen sie in der Wundbehandlung zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie bremsen den Blutfluss, helfen, Wundränder zusammenzuziehen und verhindern zudem, dass die Wunden sich entzünden.
Speziell hilft Großer Wiesenknopf, Krampfadern zusammenzuziehen, kleinere Blutungen zu stoppen, blutende Zahnfleischentzündungen zu heilen, Hautentzündungen zu behandeln, Verbrennungen zu versorgen, Insektenstiche zu lindern und auch dazu, unreine Haut mit weiten Poren zu straffen. Die Heilpflanze wirkt außerdem gegen Verdauungsprobleme und Magen-Darm-Erkrankungen (vor allem gegen Durchfall).
Großer Wiesenknopf in der Naturheilkunde und Ganzheitlichen Medizin
In der Naturheilkunde hat die auch als Bibernelle bezeichnete Heilpflanze ihren festen Platz unter anderem für Appetitlosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden jeglicher Art, wie Verdauungsstörungen, Durchfall und weitere Darmkrankheiten (sogar gegen die Amöbenruhr). Auch bei Hämorrhoiden, äußeren Wunden und Geschwüren fand (und teilweise findet) Sanguisorba officinalis mit ihren natürlichen Wirkstoffen Verwendung.
Die heutige Naturheilkunde und Anwendungen aus dem Bereich der Ganzheitlichen Medizin setzen fast vergessene Heilpflanzen, wie auch den Großen Wiesenknopf ein – etwa als eine Ergänzung oder Alternative zu Standardarzneien.
Als Blutstiller in Vergessenheit geraten
Früher war der Große Wiesenknopf in der Volksmedizin weit verbreitet, geriet aber nach und nach in Vergessenheit. Gründe gab es viele, aber wahrscheinlich ist das Wissen über die Heilpflanze im modernen Zeitalter auch in den Hintergrund geraten, da es sich um eine unaufällige Pflanze eher selten aufgesuchter, wechselfeuchter Standorte handelt.
Historisch diente Wiesenknopf vor allem dazu, Blut zu stillen. Ein weiterer Grund dafür, dass Wiesenknopf an Bedeutung verlor, liegt auch darin, dass zum Blutstillen effektivere Methoden in den Vordergrund rückten – Wundauflagen wie Kollagenschwämme, die die Thrombozytenaggregation aktivieren, oxidierte Zellulose, also absorptionsfähiges Vlies, oder systemische Anwendungen wie Adrenalin, das Hautgefäße zusammenzieht, oder Thrombokinase, ein Enzym, das an der Blutgerinnung beteiligt ist.
Volksmedizin bei Frauenleiden
In der Volksmedizin, der traditionellen Anwendung im ländlichen Raum, diente Großer Wiesenknopf dazu, Blutungen aller Art zu bremsen. Frauen nutzten es vor allem, um übermäßige Monatsblutungen einzudämmen. Für die Behandlung von übermäßigen Monatsblutungen, Gebärmutterblutungen und anderen spezifischen Frauenleiden ist Wiesenknopf allerdings nicht ganz unproblematisch, da er sich auf den weiblichen Hormonhaushalt auswirkt. Welchen Einfluss welche Wirkstoffe dabei genau haben, ist noch ungeklärt.
Traditionelle Medizin – Gegen Pest und zur Verhütung?
Manche Anwendungen der Heilpflanze in der Vergangenheit waren eindeutig nutzlos: So sollte ein Tee aus Wiesenknopf etwa gegen die Pest schützen. Die Menschen wussten damals noch nicht, dass der Schwarze Tod vom Pestbakterium verursacht wird – und dagegen half die Pflanze nicht.
Wiesenknopf wurde für diverse Frauenleiden eingesetzt wie Menstruationsbeschwerden und/oder Gebärmutterblutungen und galt auch als weibliches Verhütungsmittel. Für eine verhütende Wirkung gibt es aber keinerlei Belege.
Phytotherapie
Großer Wiesenknopf, Johanniskraut, Hamamelis oder Frauenmantel beinhalten unter anderem Gerbstoffe als pflanzliche Wirkstoffe, die etwa Entzündungen entgegenwirken und Gefäße zusammenziehen. Traditionelle Behandlungen mit Wiesenknopf haben ihren Platz in der Phytotherapie – der pflanzlichen Medizin.
Tee gegen Magen-Darm-Beschwerden
Ein flüssiger Extrakt/Tee aus den Wurzeln und/oder den oberirdischen Teilen kann für die innere und äußere Anwendung zubereitet werden. Für die äußere Anwendung, etwa gegen Hämorrhoiden und Verbrennungen, wird circa fünf Gramm pro 100 Milliliter Wasser verwendet, für die innere Anwendung (Trinken, Gurgeln, Spülen), zum Beispiel gegen Magen-Darm-Beschwerden, circa drei Gramm pro 100 Milliliter Wasser.
Wiesenknopf schmeckt ähnlich wie Gurke oder rohe Zucchini. Um einen Heiltee zu aromatisieren, können Sie Pfefferminzblätter oder Anis dazu geben, die zudem die medizinische Wirkung ergänzen.
Tee gegen Wechseljahresbeschwerden
Trotz der nicht genau bekannten Wirkung von Wiesenknopf als Mittel, um die Beschwerden des Hormonhaushalts in den Wechseljahren zu dämpfen, kann eine Teezubereitung in kleinen Mengen konsumiert werden und möglicherweise zu einer Linderung von Symptomen führen. Dafür geben Sie 30 Gramm der Pflanzen in einen Liter kochendes Wasser, lassen alles 10 Minuten ziehen und trinken davon täglich zwei Tassen.
Wiesenknopf gegen Verbrennungen
Bei leichten Verbrennungen wie zum Beispiel einem Sonnenbrand zerstoßen Sie Blätter der Pflanze und mischen diese mit wenig Wasser zu einem Brei. Diesen tragen Sie auf die verbrannte Haut auf.
Großer Wiesenknopf gegen Bakterien
Traditionelle Heilpflanzen stehen häufig im Fokus der Forschung zu neuen Arzneien. Auch gegen pathogene Bakterien, die immer mehr Resistenzen gegen gebräuchliche Antibiotika entwickeln, werden neue Wirkstoffe gesucht. Antibakterielle Wirkungen von Pflanzenstoffen gegen solche resistenten Erreger könnten hierbei helfen.
Eine Studie (2015) mit dem Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus Bakterium zeigte, dass Sanguisorba officinalis einen hemmenden Effekt auf die Biofilmbildung der Bakterien aufweist.
Vorkommen
Der Große Wiesenknopf ist eine typische Art der temporären Nasswiesen und Moore, zusammen mit Sumpfdotterblume und Pfeifengras. Er liebt wechselfeuchtes Grasland, wie es sich zum Beispiel in überfluteten Senken findet, in Auwäldern, Erlenbrüchen, Gräben an Viehweiden oder in Panzerspuren von Truppenübungsplätzen. Dabei ist er, die entsprechende Nässe vorausgesetzt, in Eurasien weit verbreitet, von Frankreich bis nach China, nicht aber im hohen Norden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jang, Eungyeong; Inn, Kyung-Soo; Jang, Young et al.: Phytotherapeutic Activities of Sanguisorba officinalis and its Chemical Constituents: A Review, in: The American Journal of Chinese Medicine, Volume 46, Issue 2, Pages 299-318, 2018, worldscientific.com
- Zhu, Min; Wong, P.; Li, R.: Influence of Sanguisorba officinalis, a mineral-rich plant drug, on the pharmacokinetics of ciprofloxacin in the rat, in: The Journal of antimicrobial chemotherapy, Volume 44, Issue 1, Pages 125-128, 1999, academic.oup.com
- Liang, Jianguo & Chen, Jianping & Tan, Zhiwu et al.: Extracts of the medicinal herb Sanguisorba officinalis inhibit the entry of human immunodeficiency virus-1, in: Journal of Food and Drug Analysis, Volume 21, Issue 4, Pages 52-58, Dec 2013, sciencedirect.com
- Xiaolin Chen, Fei Shang, Yajing Meng, Long Li, Yunmei Cui, Ming Zhang, Kezong Qi, Ting Xue: Ethanol extract of Sanguisorba officinalis L. inhibits biofilm formation of methicillin-resistant Staphylococcus aureus in an ica-dependent manner, in: J. Dairy Sci., Volume 98/12, S. 8486-8491, Dezember 2015, journalofdairyscience.org
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