Helmkraut wird traditionell besonders bei nervösen Zuständen, Nervenstörungen, Schmerzen aller Art und bei Schlaflosigkeit eingesetzt. Es hat eine beruhigende, einschläfernde und krampflösende Wirkung auf den Körper. Dabei kommen verschiedene Helmkraut-Arten mit ähnlichen Inhaltsstoffen zur Anwendung.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Scutellaria spp.
- Volksnamen: Helmkraut
- Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
- Verbreitung: fast weltweit
- Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Klausenfrüchte, Rhizom
- Inhaltsstoffe: Kalium, Phosphor, Flavonoide wie Wogonin, Scutellarin (Glykosid) und Oroxylin A, Iridoide (Catalpol), ätherische Öle, Harze und Gerbstoffe.
- Anwendungsgebiete: zur Beruhigung und Schlafförderung, gegen Angstzustände, Fieber, Krämpfe, Infekte und Entzündungen und um die Verdauung anzuregen.
Helmkraut – Eine Übersicht
- Verschiedene Arten der Gattung Scuttelaria werden umgangssprachlich als Helmkraut bezeichnet, wobei vor allem das Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis), und das Virginische/Amerikanische Helmkraut (Scutellaria lateriflora, syn. Scutellaria laterifolia) als Heilpflanzen bekannt und teilweise auch wissenschaftlich untersucht sind.
- Scutellaria-Spezies sind nahezu weltweit verbreitet: Sie fehlen lediglich im Amazonasbecken, im tropischen Süden Afrikas, auf den pazifischen Inseln und im nördlichen Zentralasien. Ihre höchste Vielfalt erreichen sie im Iran, den angrenzenden Ländern Mittelasiens und Afghanistan sowie am östlichen Mittelmeer und in den Anden.
- Helmkraut gilt als psychoaktiv und wird deshalb als legaler „Kräuterjoint“ statt Cannabis geraucht.
- Indigene Kulturen Amerikas haben Helmkraut als Arznei genutzt, besonders gegen krampfartige Schmerzen.
- In der traditionellen chinesischen Medizin wird Helmkraut vielseitig verwendet.
- Hierzulande galt Helmkraut als Alternative zum Baldrian und wurde ähnlich eingesetzt als Schlafmittel und zur Beruhigung bei Gefühlsausbrüchen und psychischer Erregung.
Helmkraut – Inhaltsstoffe
Helmkräuter enthalten mitunter folgende Inhaltsstoffe:
- Kalium,
- Phosphor,
- Flavonoide wie Wogonin, Scutellarin (Glykosid) und Oroxylin A,
- Iridoide (Catalpol),
- ätherische Öle,
- Harze,
- Gerbstoffe.
Medizinische Effekte
Helmkraut gilt als Diuretikum, als kühlend, entspannend und krampflösend. Es soll die Verdauung fördern und bakteriellen Infektionen entgegenwirken. Berichtet wird, besonders in Ostasien, über diverse Effekte in der traditionellen Anwendung. Teilweise werden diese vermutet, zum kleineren Teil finden sich wissenschaftliche Belege. Diese Zuschreibungen umfassen Wirkungen gegen:
- Inne Unruhe und Angstzustände,
- Durchfall,
- Krämpfe,
- Entzündungen,
- Bakterien, Pilze und Viren,
- Fieber,
- einige Krebsformen.
Als belegt gelten beruhigende und krampflösende Eigenschaften. Dabei führt Helmkraut im Unterschied zu anderen angstlösenden Arzneien nicht zu Einschränkungen der Wahrnehmung und auch nicht zu Apathie.
Eine Studie kam 2014 zu dem Ergebnis: Scutellaria lateriflora hob deutlich die Stimmung bei Probanden, ohne die Leistung und Wahrnehmung zu beeinträchtigen. Die Untersuchung fand an gesunden Menschen statt, so dass weitere Studien nötig sind, um die Wirkungen bei Personen mit Angstzuständen und Depressionen zu untersuchen.
Ein Review aus China fasste 2021 zusammen: 50 Arten der Helmkräuter würden in der traditionellen Medizin mit zahlreichen biologischen Effekten genutzt, dazu fünf Unterarten und 17 lokale Formen. In den letzten zehn Jahren seien 208 chemische Komponenten aus 16 Arten identifiziert worden. Dazu zählten Diterpenoide, Sesterterpenoide, Terpenoide und Flavonoide.
Laut den chinesischen Wissenschaftler:innen hätten sich folgende Wirkungen gezeigt: Gegen Bakterien und Viren, positive Einflüsse auf Herzkreislauferkrankungen und Leiden der Blutgefäße des Gehirns (dazu gehört auch ein Schlaganfall infolge eines unzureichend durchbluteten Gehirns).
Des Weiteren hätten sich Helmkräuter als leber- und nervenschützend gezeigt. Scutellaria lateriflora, Scutellaria baicalensis und Scutellaria barbata würden in klinischen Studien untersucht, gemeinsam mit ihren Hauptwirkstoffen: Baicalein, Baicalin und Wogonin. Diese Untersuchungen ebneten den Weg für weiterführende Studien zu antientzündlichen und Blutdruck senkenden Effekten.
Die chinesischen Forscher:innen halten fest: Manche Indikationen der traditionellen Medizin wären durch moderne pharmakologische Studien bestätigt: Gegen Krebs, gegen Entzündungen, gegen Infektionen, zum Leber- und Nervenschutz. Die verfügbare Literatur verweise auf Flavonoide und Diterpene als ursächlich für diese Wirkungen. Allerdings sei die existierende Forschung zu Helmkräutern begrenzt.
Eine andere Studie widmete sich 2013 den antioxidativen Effekten von Scutellaria lateriflora und kam zu dem Ergebnis, dass das Helmkraut signifikante antioxidative Effekte aufweist und daher auf das therapeutische Potenzial gegen verschiedene mit oxidativem Stress verbundene psychische Störungen untersucht werden sollte.
Eindeutige Studienbelege stehen nach wie vor aus, dass sich Angstzustände und innere Anspannung durch Helmkraut effektiv bekämpfen lassen. Bestehende Untersuchungen legen dies indessen ebenso nahe wie die traditionellen Anwendungen.
Scutellaria – pflanzliches Arzneimittel
Helmkraut lässt sich als Kapseln oder Tropfen anwenden. Die Kapseln nehmen Sie mit Wasser ein, je nach empfohlener Dosierung auf der Packungsbeilage. Das gilt auch für die Darreichungsform als Tropfen.
Außerdem gibt es in Reformhäusern, Drogerien und Apotheken auch Nahrungsergänzungsmittel, die Helmkraut enthalten.
Scutellaria lateriflora wird auch als homöopathisches Arzneimittel (Homöopathie) eingesetzt, etwa bei Ängsten und Schlafstörungen.
Helmkraut – Teezubereitung
Traditionell wird Helmkraut als Tee zubereitet und getrunken, um besser zu schlafen, sich zu beruhigen und Stress zu lindern.
Am besten kochen Sie dafür das Kraut direkt im Wasser auf und lassen es danach rund zehn Minuten ziehen. Sie können das Helmkraut auch in heißes Wasser geben, das gilt aber als weniger effektiv. Als empfohlene Dosierungen werden meist zwei bis fünf Gramm des getrockneten Krautes proTasse berechnet. Dabei gilt Scutellaria lateriflora als weniger wirksam im Vergleich zu Scutellaria baicalensis.
Unerwünschte Nebenwirkungen
Helmkraut gilt als gut verträglich, da entsprechende Studien fehlen, wird schwangeren Frauen und Herzkranken allerdings von einer Einnahme abgeraten.
Da Helmkraut beruhigt, kann der Konsum zu Müdigkeit führen. Deswegen sollten Sie Helmkraut nicht in Situationen einnehmen, in denen Schläfrigkeit nicht gewünscht ist.
Helmkraut wirkt angeblich (leicht) psychoaktiv – Beeinträchtigungen der Sinneswahrnehmung können je nach Dosierung nicht ausgeschlossen werden.
Medizingeschichte und Volksmedizin
Scutellaria-Arten werden in der Ethno- und Volksmedizin genutzt, in China wie im Iran, in Mitteleuropa und Nordamerika. American Natives kochten Helmkraut als Sud auf und tranken diesen, um sich zu beruhigen sowie als Mittel, um Magenkrämpfe oder psychische Unruhe zu lindern.
In Europa wurde die Pflanze in der frühen Neuzeit bei Menschen eingesetzt, die an Tollwut erkrankt waren. Gegen die tödliche Infektion mit dem Tollwutvirus kann Helmkraut nichts ausrichten, und das gilt auch für andere Heilpflanzen. Dass Helmkraut als Hilfe gegen Tollwut galt, lag vermutlich an den krampflösenden Eigenschaften der Pflanze: Zu den Symptomen der Tollwut gehören Lähmungen, Zuckungen und Krämpfe.
Baikal Helmkraut
Scutellaria als Name auf Nahrungsergänzungsmitteln enthält meist die ostasiatische Art Scutellaria baicalensis. Dieses Baikal-Helmkraut finden sich in China, Südkorea, der Mongolei und Ostsibirien. In diesen Ländern wird es seit vielen Jahrhunderten in der traditionellen Medizin eingesetzt.
Führend in der Produktion dieser pflanzlichen Arznei sind die chinesischen Provinzen Hebei, Henan, Innere Mongolei, Shaanxi und Shandong. In China ist die pflanzliche Arznei aus dem Baikal-Helmkraut als Hunag qin geführt und gilt als eine der 50 wichtigsten Pflanzen der chinesischen Medizin.
Als Arznei wir des in China folgenden Organen zugeordnet: Dünn- und Dickdarm, Magen, Gallenblase, Herz und Lunge. Sie wird eingesetzt gegen Infektionen, Kreislaufbeschwerden und Bluthochdruck sowie gegen Entzündungen der Haut. Auch Anwendungen gegen Durchfall, Ruhr und Gelbsucht sind bekannt.
Weitere Symptome bei denen die Arznei angewandt wird sind:
- Nasen- und Mundblutungen,
- blutiges Erbrechen,
- Bindehautentzündung,
- schleimiger Husten,
- Kopfschmerzen,
- Bewusstseinsverlust,
- hohes Fieber und Schüttelfrost,
- Völlegefühl,
- Übelkeit,
- Brustenge,
- Überforderung der Leber.
Eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums fand 2008 heraus, dass Wogonin aus Huang qin das Wachstum menschlicher Leukämiezellen in vivo stoppte und bei bösartigen Tumorzellen den programmierten Zelltod einleitete. Deutliche Wirkungen zeigten sich auch bei Brustkrebszellen. Bei gesunden Zellen zeigte es hingegen keine Wirkung. Die Übertragung auf den menschlichen Organismus wurde aber noch nicht untersucht. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Sven Baumann, Stefanie C. Fas, Marco Giasi, et al.: Wogonin preferentially kills malignant lymphocytes and suppresses T-cell tumor growth by inducing PLCgamma1- and Ca2+-dependent apoptosis, in: Blood, Volume 111, Issue 4, Seiten 2354-2363, 2008, ASH Publications
- Christine Brock, Julie Whitehouse, Ihab Zewfik et al.: American Skullcap (Scutellaria lateriflora): a randomised, double-blind placebo-controlled crossover study of its effects on mood in healthy volunteers, in: Phytotherapy Research, Volume 28, Issue 5, Seiten 692-698, 2014, Wiley
- Karl Hiller; Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Heidelberg-Berlin, 1999
- Madhukar Lohani, Manuj Ahuja, Manal A. Buabeid et al.: Anti-oxidative and DNA protecting effects of flavonoids-rich Scutellaria lateriflora, in: Natural product communications, Volume 8, Issue 10, Seiten 1415-1418, 2013, Sage Journals
- Jie Shen, Pei Li, Shuangshuang Liu et al.: Traditional uses, ten-years research progress on phytochemistry and pharmacology, and clinical studies of the genus Scutellaria, in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 263, 2021, Science Direct
- Walter Wurzer (Hrsg.): Die große Enzyklopädie der Heilpflanzen. Klagenfurt, 1994. [Titel des Originals 1977: „Le erbe“, Übertragung aus dem Italienischen]
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.