Die Herzblume war 2021 Giftpflanze des Jahres. Sie ist in Deutschland als Zierpflanze beliebt, was an ihren einzigartigen Blüten liegt, deren Form „an ein Herz“ erinnert. Diese Blüten gaben reichlich Stoff für Liebesmythen, die toxische Pflanze enthält darüber hinaus bioaktiv hoch wirksame Stoffe.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Dicentra spectabilis (früher) / Lamprocapnos spectabilis
- Volksnamen: Tränendes Herz, Flammendes Herz, Marienherz, Zweifarbige Herzblume, Herzelstock, Schöner Doppelsporn, Männchen in der Badewanne
- Familie: Mohngewächse (Papaveraceae)
- Verbreitung: Ostasien (Korea, ferner Osten Russlands, Nordchina), in vielen Ländern als Zierpflanze kultiviert
- Verwendete Pflanzenteile: Aufgrund ihrer Giftigkeit wird die Pflanze selbst nicht in der Medizin verwendet, die medizinische Forschung konzentriert sich auf isolierte Einzelstoffe, die ein großes medizinisches Potenzial aufweisen.
- Inhaltsstoffe: Butenolide, Menisdaurilide und Aquilegolide, Isochinolin-Alkaloide, darunter Protopin, Sanguinarin, Cularin, Chelerythrin. Die Wurzel weist einen Alkaloid-Anteil von 0,75 Prozent auf, das Kraut von 0,17 Prozent.
- Anwendungsgebiete: Die hoch giftigen Alkaloide haben ein enormes Potenzial, um als isolierte Bestandteile in Arzneimitteln verwendet zu werden, die Pflanze selbst wird in der Heilkunde jedoch wegen ihrer Giftigkeit nicht eingesetzt. Von einer Verwendung als Hausmittel ist dringend abzuraten – es besteht Lebensgefahr.
Herzblume – Eine Übersicht
- Die rosa Blüten der Herzblume sehen aus wie Herzchen, an denen weiße Träne hängen. Daher stammt der Name „Tränendes Herz“. Auch in Japan, Korea und China wird die Blume mit unglücklicher Liebe assoziiert.
- Das Tränende Herz mag frischen Gartenboden, der Wasser durchlässt und reichlich Humus enthält. Darüber hinaus wächst sie in ihrer ursprünglichen Heimat, dem nördlichen Ostasien, in ähnlichem Klima wie in Mitteleuropa und ist deshalb hierzulande eine problemarme Gartenpflanze.
- Das Tränende Herz war die Giftpflanze des Jahres 2021.
- Die in der Herzblume enthaltenen Alkaloide sind ebenso toxisch wie medizinisch wirksam.
- Die Herzblume ist keine gute Nährpflanze für bedrohte heimische Insekten. In den Niederlanden wurde sogar beobachtet, dass Bienen starben, wenn sie viel Nektar des Tränenden Herzens aufnahmen.
- Aufgrund seiner besonderen Blütenform breitete sich das Tränende Herz bereits im frühen 19. Jahrhundert in England als Zierpflanze aus.
- Die heimischen Lerchensporne sind nahe mit der Gattung Herzblumen verwandt. Beide gehören zur Unterfamilie der Erdrauchgewächse (Fumariaceae).
Tränendes Herz – Inhaltsstoffe
Das Tränende Herz hat einen hohen Anteil an Butenoliden, Menisdauriliden und Aquilegoliden, Isochinolin-Alkaloiden, darunter Protopin, Sanguinarin, Cularin, Chelerythrin. Die Wurzel weist einen Alkaloid-Anteil von 0,75 Prozent auf, das Kraut von 0,17 Prozent.
Herzblume – Toxische Wirkungen
Besonders die Wurzel ist durch den hohen Gehalt an Alkaloiden sehr giftig. Der Kontakt mit der Haut und den Schleimhäuten reizt, führt zu Brennen, Jucken und Blasenbildung.
Beim Verzehr, wenn das Gift in den Verdauungstrakt gelangt, sind typische Folgen: Darmentzündung, blutiger Durchfall, Koliken, krampfartige Schmerzen und Nierenschäden. Bei höherer Dosierung eine Lähmung des zentralen Nervensystems, Atemnot und Tod.
Sanguinarin wirkt als Nervengift, indem es die Natrium-Kalium-Pumpe blockiert. Die Aufnahme über den Mund und in den Magen-Darm-Trakt wirkt weniger toxisch als Inhalieren oder Injektionen.
Tränendes Herz – Was tun bei einer Vergiftung?
Die wesentliche Methode, um eine Vergiftung durch Herzblumenalkaloide zu neutralisieren, ist die Gabe von Aktivkohle und Natriumsulfat. Diese Stoffe nehmen die Gifte im Verdauungstrakt auf, sodass der Körper sie ausscheiden kann, ohne Schaden zu nehmen.
Zusätzlich bietet sich eine Magenspülung an. Nach der Vergiftung müssen die Nierenfunktionen und der Elektrolythaushalt kontrolliert werden. Falls diese gestört beziehungsweise geschädigt sind, werden entsprechende Medikamente verabreicht.
Treten bereits Atembeschwerden auf, erfolgt eine Sauerstoffbeatmung. Krämpfe lassen sich mit Diazepam behandeln. Wer unter einer deutlichen Vergiftung mit den Alkaloiden leidet, muss bis zum Abklingen der Symptome die Möglichkeit haben, künstlich beatmet zu werden.
Medizinische Wirkungen
Das enthaltene Alkaloid Protopin stillt Schmerzen, hemmt Entzündungen und die Blutgerinnung. Dahinter steckt ein ähnlicher Wirkmechanismus wie bei Aspirin.
Die Wissenschaft ist sich einig, dass dieses Alkaloid zusätzlich eine Vielfalt von weiteren pharmakologisch wichtigen Effekten hat, die sich medizinisch nutzen lassen. Gegenwärtig ist die Forschung dazu aber unzureichend.
In vitro wirkte Protopin gegen menschliche Krebszellen. Bisher ist aber noch nicht getestet, ob dies auch reale klinische Auswirkungen hat.
Sanguinarin wirkt gegen pathogene Pilze, Entzündungen und bremst den programmierten Zelltod sowie das Zellwachstum. Der polnische Wissenschaftler Dariusz Kulus erläuterte 2020 in einer Studie, dass die Pflanze ein riesiges Potenzial für die pharmazeutische und kosmetische Industrie hätte.
Bereits 2007 wurde in einer kanadischen Studie Folgendes entdeckt: Herzblume enthält biochemische Stoffe (Butenolide, Menisdaurilide und Aquilegolide), die bei bestimmten Krebszellen den programmierten Zelltod auslösen.
Eine rezente Studie aus Polen verglich die Effekte gegen Krebszellen bei den Isoquinolin-Alkaloiden verschiedener Pflanzen. Im Vergleich zum Weißen Federmohn, der wie die Herzblume zu den Mohngewächsen zählt, fiel die Antikrebswirkung des Extraktes aus der Herzblume geringer aus.
Was kennzeichnet das Tränende Herz?
Herzblumen sind Stauden, die buschig wachsen und im Freiland rund 80 Zentimeter Höhe erreichen. Typisch sind ihre Triebe, denn diese hängen in Bogenform.
An ihnen bilden sich in der Blütephase rund acht bis zwölf Einzelblüten in Herzform, die sich tropfenartig fortsetzen: „Wie ein Herz mit einer Träne“. Die Laubblätter der Pflanze sind gefiedert und gelappt.
Ihre Farbe ist ein sattes Grün. Das Laub stirbt nach der Blütephase ab, im Winter konzentriert die Pflanze ihre Vitalstoffe in den Wurzeln.
Herzblume im Mythos
In Japan erzählt die Volkslegende, dass die Herzblume ihre Blütenform durch eine tragische Liebe bekam. Demnach schenkte ein liebestoller Jüngling seiner Verehrten zuerst zwei Kaninchen, dann ein Paar Schuhe und zuletzt ein Paar Ohrringe.
Doch das Mädchen lehnte die Geschenke und seine Liebe ab. Der Liebeskranke stach sich einen Dolch ins Herz.
Die Kaninchen, Schuhe und Ohrringe wurden zu den drei Blütenblätterpaaren. Die rötliche Farbe der Blüten kommt hingegen vom Blut des Unglücklichen.
Wann blüht die Herzblume?
Im April und Mai bilden sich die Triebe mit den Blüten. Diese entfalten sich ab Mitte Mai, und bis August zeigen sich der herzförmigen Blüten.
Zuchtformen des Tränenden Herzens wurden auf lange Blütezeit und volle Blütenpracht selektiert. So blühen Hybriden wie „Candy Hearts“ sogar von März bis Oktober.
Braucht die Herzblume einen Frostschutz?
Als Pflanze Koreas, Nordchinas und des russischen Fernen Ostens braucht das Tränende Herz generell keinen Frostschutz. Da es auf harte und schneereiche Winter eingestellt ist.
Auch solchen gemäßigt nördlichen Pflanzen kann aber ein Frosteinbruch im Vorfrühling / Frühling gefährlich werden. Nämlich dann, wenn sie zuvor begonnen haben, bei milden Temperaturen auszutreiben.
Deswegen sollten sie im Frühjahr zeitweise mit Vlies bedeckt werden. Und zwar immer dann, solange noch Bodenfrost angesagt ist.
Tränendes Herz düngen
Das Tränende Herz nimmt Dünger im Frühjahr gerne an. Dafür eignet sich organischer Dünger sehr gut.
Reifer Gartenkompost beschleunigt das Wachstum der Pflanze, und auch Kaffeesatz fördert die Entwicklung. Bei nährstoffarmen Böden können Sie im Herbst noch einmal düngen.
Tränendes Herz als Topfpflanze
Tränendes Herz lässt sich auch im Topf pflegen. Dabei bedarf es aber größerer Sorgfalt als bei Freilandpflanzen.
Zum einen wächst die Herzblume im Topf nicht so hoch wie im Freibeet und bildet kleinere Blüten, bisweilen sogar gar keine. Zum anderen muss der Topf groß und tief sein.
Um zu gedeihen, ist die Herzblume auf ihr reiches Wurzelwerk angewiesen. Sie braucht Platz, um dieses zu entwickeln.
Zudem müssen Sie einer Topfpflanze auf Folgendes achten: Das Tränende Herz verträgt keine Staunässe. Hier bietet sich ein Tontopf an, statt Kunststoff zu benutzen.
Ton „atmet“ und sorgt für einen gewissen Feuchtigkeitsausgleich. Tontöpfe führen Feuchtigkeit besser aus der Erde ab als das undurchlässige Plastik.
Ein Loch im Boden, durch das die Flüssigkeit absickern kann, ist nötig und darunter ein möglichst tiefer Untersetzer. Besser ist es, die Herzblume häufig zu gießen, aber dafür mit wenig Wasser.
Eine Herzblume im Topf ist nicht winterfest. Sie sollte im Haus, Treppenhaus oder einem Gewächshaus überwintern, nicht im Freiland.
Sind Herzblumen insektenfreundlich?
Als ursprünglich ostasiatische Staude ist Herzblatt für Spezialisten unter den einheimischen Insekten ungeeignet. Sie zieht allerdings einige Insekten an.
Die länglichen Blüten ermöglichen es dabei nur Insekten mit langem Rüssel, zum Grund der Blüte vorzudringen. Hummeln beißen sich indessen mit ihren Mundwerkzeugen durch die Blütenblätter und kommen so an den Nektar.
Der Nektar selbst ist für Insekten mit Vorsicht zu genießen. In den Niederlanden ließ sich beobachten, dass Bienen starben, nachdem sie größere Mengen des Nektars zu sich genommen hatten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Dariusz Kulus: Shoot Tip Cryopreservation of Lamprocapnos spectabilis (L.) Fukuhara Using Different Approaches and Evaluation of Stability on the Molecular, Biochemical, and Plant Architecture Levels; in: International Journal of Molecular Sciences, Volume 21, Issue 11, Seite 3901, 2020, mdpi.com
- James McNulty, Joanna Poloczek, Vladimir Lachirev et al.: Discovery of the apoptosis-inducing activity and high accumulation of the butenolides, menisdaurilide and aquilegiolide in Dicentra spectabilis; in: Planta Medica, Volume 73, Issue 15, Seiten 1543-1547, 2007, pubmed.gov
- Anna Petruczynik, Tomasz Plech, Tomasz Tuzimski et al.: Determination of selected isoquinoline alkaloids from Mahonia aquifolia; Meconopsis cambrica; Corydalis lutea; Dicentra spectabilis; Fumaria officinalis; Macleaya cordata extracts by HPLC-DAD and comparison of their cytotoxic activity; in: Toxins, Volume 11, Issue 10, Seite 575, 2019, mdpi.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.