Heublumen-Mischungen beinhalten Blüten, Samen, Blätter und Stängel, die bei der Heuernte überbleiben. Menschen auf dem Land setzten sie traditionell in der Volksmedizin ein. Auch die heutige Naturheilkunde nutzt diese Grasblüten für Umschläge und Bäder.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Graminis flos, Flores graminis
- Volksnamen: Grasblüten
- Pflanzenfamilie: Heublumen bestehen hauptsächlich aus Pflanzenteilen von Süßgräsern (Poacea), wie etwa Quecke, Trespe, Ruchgras, Knäuelgras, Wiesen-Schwingel und Wiesen-Lieschgras, aber auch zu einem geringeren Anteil aus anderen Pflanzen, wie zum Beispiel Kleearten, Löwenzahn oder Breitwegerich.
- Vorkommen: In ganz Europa auf Weiden und Wiesen.
- Verwendete Pflanzenteile: Gesamte Pflanzen
- Inhaltsstoffe: Vor allem Flavonoide, Gerbstoffe, ätherisches Öl und Cumarine – je nach Mischung unterschiedlich in Zusammensetzung und Mengenanteilen.
- Anwendungsgebiete (Auswahl):
- Gelenk- und Muskelschmerzen
- Magen- und Darmbeschwerden
- Menstruationsschmerzen
- Wechseljahresbeschwerden
- Kopfschmerzen und Migräne
- Verspannungen
- Hexenschuss
Heublumen – die wichtigsten Fakten
- Heublumen bezeichnet keine einzelne Pflanzenart, sondern das Pflanzenmaterial von Wiesengräsern und -kräutern, die bei der Heuernte übrig bleiben.
- Die Blumen und Kräuter im Material enthalten unter anderem Flavonoide, Gerbstoffe, ätherische Öle und Cumarine (unter anderem Furanocumarine).
- Heublumen werden äußerlich immer warm eingesetzt. Der therapeutische Effekt gegen Gelenkentzündungen und Muskelschmerzen liegt vermutlich vor allem an der gleichmäßig verteilten Wärme.
- Heublumen sollen die Durchblutung fördern, Entzündungen hemmen, gegen Menstruations- und Wechseljahresbeschwerden helfen und den Beckenboden bei Schwangeren lockern.
- Heublumen bestehen im Wesentlichen aus der pflanzliche Streu auf der Bodenoberfläche (Detritus), wobei gröbere Bestandteile vorher herausgesiebt werden.
- Heublumen werden als Auflage, als Tee und für Voll- und Dampfbäder verwendet sowie als Füllung für Wärmekissen und -säckchen.
- Die Inhaltsstoffe der Heublumen-Mischungen schwanken je nach den enthaltenen Pflanzen, dem Zeitpunkt der Heuernte und des Habitats (zum Beispiel Magerrasen, Feuchtwiese oder Fettwiese).
Heublumen – Inhaltsstoffe
Die Inhaltsstoffe variieren, je nachdem, aus welchen Pflanzen die Heublumen-Mischung besteht. Fast immer sind Gerbstoffe enthalten, die Entzündungen hemmen, gegen Mikroben wirken und die Verdauung anregen. Hinzu kommen Cumarine und Furanocumarine sowie ätherische Öle. Neben dem Hauptanteil an Süßgräsern (Poaceae) bereichern häufig auch weitere Pflanzen die verschiedenen Mischungen mit ihren Inhaltsstoffen.
Löwenzahn und Wegerich
Der in einigen Heublumen-Mischungen enthaltene Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia) bietet Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium, Phosphor, dazu Vitamin C und K und das Provitamin A. Wegericharten (Plantago) verfügt über reizmildernde Schleimstoffe (Polysaccharide) sowie antibakteriell wirkende Iridoide wie Aucubin und Catalol, hinzu kommen Bitter- und Gerbstoffe.
Wiesenklee
Ist Wiesenklee (Trifolium pratense), auch Rotklee genannt, in der Mischung, steigt der Gehalt an Cumarin. Er enthält vor allem Rhodanid, cyanogene Glykoside, Phytoöstrogene und Nitrate, dazu viel pflanzliches Eiweiß und Proteaseinhibitoren.
Wundklee
Mit Wundklee (Anthyllis vulneraria) bereicherte Heublumen-Mischungen enthalten zusätzlich Catechine, Gerbstoffe, Flavonoide, Isoflavonoide, Saponine und Schleimstoffe.
Kornblume
In einigen Mischungen kann auch Kornblume (Centaurea cyanus) vorhandenen sein. Sie liefert Gerbstoffe, Harze, Salicylsäure (Schmerzmittel), Polysaccharide, Glykoside, Flavonoide, Anthocyane, Bitter- und Schleimstoffe.
Klatschmohn
Der ebenfalls in Heublumen-Zusammensetzungen zu findende Klatschmohn (Papaver rhoeas) enthält verschiedene Alkaloide wie zum Beispiel Rhoeadin, Berberin, Papaverin und Coptisin sowie Saponine, Anthocyane, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Mecocyanin- und Meconsäure.
Wegwarte
Befindet sich im Heublumengemisch Gewöhnliche Wegwarte (Cichorium intybus), auch Zichorie genannt, bietet diese Phenolcarbonsäuren, Gerbstoffe, Cumarine, die Sesquiterpenlactone Lactucin und Lactucopikrin (Bitterstoffe), Aesculin, Aesculetin, Cichoriin, Umbelliferon, Scopoletin, 6,7-Dihydroxycumarin, Glykoside, Kaffee- und Ferulasäure, Flavonoide, Cichoriensäure und Phytosterole.
Heublumen – Anwendungsgebiete
Aufgrund der unterschiedlichen Inhaltsstoffe sind Heublumen bei vielen Erkrankungen und Beschwerden ein beliebtes Naturheilmittel.
Rheuma
Die evidenzbasierte Medizin spricht Heublumen lediglich eine Wirksamkeit gegen Symptome rheumatischer Erkrankungen als lokales Wärmetherapeutikum zu. Einen wissenschaftlichen Nachweis für heilende Effekte der bioaktiven Stoffe in Heublumen generell gibt es nicht und er ist kaum zu erbringen, da wissenschaftliche Studien durch ihre Wiederholbarkeit gekennzeichnet sind. Dies ist aber bei Heublumen fast nur hinsichtlich der Wärmewirkung möglich, da bei jeder Mischung die Bestandteile der Heublumen-Mischung variieren.
Schwangerschaft und Menstruationsschmerzen
Nachweise gibt es hingegen für einzelne Pflanzen, die in Heublumen immer wieder vorhanden sind. So helfen die pflanzlichen Östrogene in Klee gegen Menstruationsprobleme sowie gegen Beschwerden der Wechseljahre wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und erhöhte Reizbarkeit.
Verdauung und Entzündungen
Wegwarte wirkt gegen dyspeptische Beschwerden und regt den Appetit an. Löwenzahn stimuliert Leber, Nieren, Darm und Galle, regt die Verdauung an, fördert den Appetit, führt ab, lindert die Schmerzen bei Hämorrhoiden und hilft bei Völlegefühl als auch Blähungen.
Er wirkt auch gegen Husten, fiebrige Entzündungen der Atemwege (Bronchitis), Magenprobleme und rheumatische Beschwerden. Wegerich stillt Blutungen, hemmt Entzündungen, schützt Schleimhäute und zieht Gewebe zusammen, wirkt abschwellend, antiseptisch und antibakteriell.
Viele der Gräser und anderen Pflanzen in Heublumen enthalten Flavonoide, die Entzündungen hemmen, antioxidativ wirken und potenziell pathogene Mikroorganismen bekämpfen. Weiterhin enthaltene Furanocumarine können ebenso Mikroben entgegenwirken und ätherische Öle helfen oftmals bei Entzündungen und fördern die Durchblutung. Die häufig enthaltenen Gerbstoffe hemmen das Wachstum von Bakterien und Pilzen, trocknen aus und stillen blutende Wunden. Cumarin hingegen bremsen indirket die Blutgerinnung.
Heublumen-Mischungen sollen als Umschlag auf der Haut oder in einem Voll- oder Dampfbad Entzündungen zurückdrängen und die Durchblutung der inneren Organe fördern. Damit wären sie geeignet gegen Gelenkentzündungen (Arthritis), Muskelschmerzen (Myalgien) und Gelenkverschleiß (Arthrose).
Muskelschmerzen
Heublumen, äußerlich eingesetzt, werden stets auf circa 42 Grad Celsius erwärmt. Die Wirkung als lokales Wärmetherapeutikum besteht darin, dass ein kutiviszeraler Reflex lokale Entzündungen hemmt. Durch die gleichmäßige Wärme verbessert sich die Durchblutung der Gewebe und Organe, die Elastizität der Gewebe nimmt zu und die Aktivität des Stoffwechsels steigt.
Dies lindert nicht nur Gelenkentzündungen und rheumatische Beschwerden, sondern auch Muskelschmerzen und lockert verspannte Muskeln. Die Wärme lindert überdies den Schmerz. Cumarine, Flavonoide, Gerbstoffe und ätherische Öle können die Effekte der Wärmetherapie unterstützen.
Gegenanzeige: Heuschnupfen und allergisches Asthma
Ein Hausmittel wie Heublumen muss keinesfalls „sanft“ sein. Bioaktive Stoffe lösen körperliche Reaktionen aus. Das gilt für synthetisch produzierte Drogen ebenso wie für die Biochemie von Pflanzen.
Wichtig: Wer unter Heuschnupfen leidet, also eine Allergie gegen Pflanzenpollen aufweist, sollte die Finger von Heublumen lassen: Gräser- und Getreidepollen lösen allergische Reaktionen bei Betroffenen aus und Heublumen-Mischungen bestehen vor allem aus Gräsern. Ebenso dürfen Sie Heublumen nicht bei allergischem Asthma einsetzen.
Sie sollten auf Heublumenauflagen verzichten bei
- offenen Wunden,
- akuten Entzündungen,
- einer Herz-Kreislauf-Schwäche,
- Ödemen an der betroffenen Stelle
- und akuten rheumatischen Schüben.
Lassen Sie in solchen Fällen vor einer Anwendung immer in ihrer Arztpraxis oder Apotheke fachkundig beraten.
Ein weiterer Hinweis betrifft nicht die bioaktiven Wirkstoffe, sondern die Temperatur: Bei Bluthochdruck sollten Sie keine heißen Vollbäder nehmen.
Gift im Heu: Herbstzeitlose und Jakobskreuzkraut
Heublumen-Tees und -Mischungen aus Apotheke, Reformhaus oder Naturkostladen enthalten keine Giftpflanzen. Bei selbst gesammelten Heublumen von der Wiese ist hier Vorsicht geboten. Auf einigen Wiesen wachsen zum Beispiel auch Herbstzeitlose (Colchicum autumnale), die giftige Alkaloide enthalten.
Vergiftungssymptome sind Erbrechen, Blutungen und Durchfall. Weitere Folgen sind zum Beispiel Lungenödeme, Haarausfall, Nierenversagen und Koma. Führt die Vergiftung zum Tod, tritt dieser zumeist bei vollem Bewusstsein durch Atemlähmung ein. Die toxische Wirkung der Herbstzeitlosen bleibt auch im Heu erhalten, selbst beim Lagern und Trocknen.
Auch im getrockneten Zustand sind unter anderem folgende Pflanzen im Heu giftig:
- Adlerfarn (Pteridium aquilinum),
- Adonisröschen (Adonis vernalis),
- Jakobskreuzkraut (Jacobaea vulgaris) und
- Johanniskraut (Hypericum, leicht giftig für Tiere).
Jakobskreuzkraut enthält Pyrrolizidinalkaloide, die die Leber schädigen. Bei längerer Aufnahme ist Abmagerung, Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit und Benommenheit die Folge.
Anwendungsmethoden
Die Naturheilkunde setzt Heublumen vor allem äußerlich ein, als Wickel, Umschläge, Kompressen oder Bäder, um verkrampfte Muskeln zu entspannen, die Durchblutung zu steigern, zu beruhigen und Schmerzen zu lindern. Bei Erkältung, Husten und Fieber dienen solche Behandlungen vor allem dazu, die körpereigenen Abwehrkräfte zu steigern.
Als Hausmittel kommen besonders Heublumen-Tees und mit Heublumen gefüllte Kissen zum Einsatz. Erhältlich sind Heublumen-Mischungen im gut sortierten Kräuterhandel und in der Apotheke.
Heublumen-Dampfbad
Warme Kompressen aus Heublumen werden als Hausmittel gegen Krämpfe im Magen-Darm-Trakt, Hexenschuss oder Ischiasbeschwerden genutzt. Hebammen empfehlen Sitzdampfbäder mit Heublumen für Schwangere kurz vor der Entbindung, um den Beckenboden zu lockern und einem Dammriss vorzubeugen.
Ein Sitzdampfbad soll auch gegen Schmerzen im Unterleib, Regelschmerzen und Probleme der Wechseljahre helfen. Ein heißes Fußbad mit Heublumen nach einer langen Wanderung kann wunde Füße entspannen.
In der ländlichen Volksmedizin war und ist ein Dampfbad mit Heublumen auch ein Hausmittel bei Erkältung und entzündliche Erkrankungen der Atemwege. Übergießen Sie in einem Topf einige Handvoll der Heublumen mit kochendem Wasser, halten den Kopf unter einem Handtuch darüber und atmen wiederholt tief ein.
Heublumen-Bad
Für ein Vollbad können Sie circa 500 Gramm getrocknete Heublumen mit vier Litern kochendem Wasser übergießen. Diesen Sud gießen Sie dann in ein heißes Vollbad, in dem Sie nicht länger als 15 Minuten verbringen.
Heublumen-Säckchen
Für eine Kompresse füllen Sie ein Stoffsäckchen mit Heublumen, binden es zu und übergießen es mit kochendem Wasser. Sie lassen es 15 Minuten ziehen, drücken es aus und lassen es auf etwas über 40 Grad Celsius abkühlen. Wickeln Sie das Säckchen in ein Tuch und legen es ein- bis zweimal pro Tag auf die betroffene Stelle.
Heublumen-Tee
Um einen Heublumen-Tee zuzubereiten, übergießen Sie einen Esslöffel getrockneter Heublumen mit kochendem Wasser und lassen die Flüssigkeit vor dem Trinken fünf Minuten ziehen.
Heublumen-Kissen
Für ein Heublumen- oder Heu-Kissen stecken Sie Heublumen in einen Kissenbezug und ergänzen sie mit getrockneten Heilkräutern aus dem Garten wie Thymian, Lavendel, Melisse oder Rosmarin. Ein solches Kissen können Sie im Ofen erwärmen und in den Nacken legen. Es entspannt, hilft beim Einschlafen, lindert Nackenschmerzen und durch Verspannungen ausgelöste Kopfschmerzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Hubbard, C.E: Gräser: Beschreibung, Verbreitung, Verwendung. Ulmer, Stuttgart,1985
- Wichtl, M. (Hg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2002.
Wichtiger Hinweis:
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