Hibiskus gehört zu den Malvengewächsen und ist bekannt für seine prächtigen, ausladenden Hibiskusblüten. Diese Blüte der aus den Tropen und Subtropen stammenden Pflanze ist ein typisches Motiv auf Hawaiihemden und ein Symbol für Exotik. Hibiskus ist als Zimmerpflanze beliebt, und das bunte Farbenwunder ziert viele Gärten – zumeist handelt es sich hierbei um den Straucheibisch (Hibiscus syriacus), auch als Garteneibisch bekannt. Zur Herstellung von Hibiskustee wird eine andere Hibiskusart verwendet.
Inhaltsverzeichnis
Die Hibiskusart Hibiscus sabdariffa ist bekannt für ihren säuerlichen Geschmack und sorgt in Früchtetees zudem für eine leuchtend rote Farbe. Kalt oder heiß getrunken ist Hibiskustee ein bewährter Durstlöscher. Aufgrund seines hohen Gehalts an Vitamin C hilft der Tee bei Erkältungen ausgezeichnet.
Weniger bekannt ist der vielseitige und in Nordafrika seit Jahrhunderten bewährte Einsatz von Hibiscus sabdariffa als Naturheilmittel. Hibiskustee stillt nicht nur den Durst und löst Krämpfe (Menstruationsbeschwerden), sondern stabilisiert den Blutdruck, senkt den Blutzucker, kann möglicherweise gegen Krebs helfen, heilt Entzündungen, fördert die Verdauung, hilft bei Gewichtsproblemen und hat wirksame Anti-Aging-Eigenschaften.
Steckbrief für Hibiskus
Wissenschaftlicher Name: Hibiscus sabdariffa
Pflanzenfamilie: Malvengewächse (Malvaceae)
Volkstümliche Namen: Eibisch, Afrikanische Malve, Sabdariff-Eibisch, Sudan-Eibisch, Roselle, Karkade
Vorkommen: Tropen und Subtropen, vor allem in Indien, Sri Lanka, Äthiopien, Sudan
Verwendete Pflanzenteile: Blütenkelche
Anwendungsgebiete:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Bluthochdruck)
- Nierenprobleme (harntreibend)
- Adipositas (Fettleibigkeit)
- Ekzeme
- Erkältungen
- Appetitlosigkeit
- Wassereinlagerungen (Ödeme)
Hibiskus – Pflanzenportrait
Mehr als 300 Arten von Hibiskus sind bekannt, darunter Kräuter (einjährig und mehrjährig), Sträucher und Bäume. Ob die Pflanze ursprünglich aus Indien, Saudi-Arabien oder aus Afrika (Westsudan) stammt, ist umstritten. Heute wird das Malvengewächs in den Tropen und Subtropen kultiviert. Als beliebte Zierpflanze in heimischen Gärten liefert der von Juni bis September blühende Hibiskus reichlich Pollen für Bienen.
Hibiskus ist bekannt für seine fünf leuchtenden, oft roten Blütenblätter. Der Pflanze wird in Afrika eine erotische Bedeutung zugeschrieben, da sie beim Verzehr Lust erzeugen soll, und auf Hawaii tragen die Frauen hinter dem rechten Ohr eine Hibiskusblüte, um zu zeigen, dass sie nicht liiert sind. Hibiskus sabdariffa, auch unter dem Namen „Roselle“ bekannt, ist die für Tee oder in Pulverform als Nahrungsmittelergänzung bedeutsame Hibiskusart.
Das einjährige Kraut wächst – anders als der bei uns häufig zu findende Gartenhibiskus (Hibiscus syriacus) – eher spärlich und nicht strauchig und wird bis zu drei Meter hoch. Seine Äste sind rot und glatt. Die grünen Blätter werden etwa zehn Zentimeter lang und haben rötliche Adern. Die oberen Blätter sind meist einfach, die unteren Blätter hingegen drei- bis siebenlappig mit gezähnten Rändern. Die Blüten stehen einzeln und entspringen aus den Blattachseln.
Die Kronblätter der Blüten sind cremegelb, am Grund tiefrot gefärbt und von grünen Kelchblättern umgeben. Die fünf Fruchtblätter sind zu einem Fruchtknoten verwachsen und werden von zahlreichen Staubblättern umgeben. Hibiscus sabdariffa besitzt in seinen Pflanzenstielen besondere Fasern, die in einigen Ländern auch als Juteersatz verarbeitet werden.
Hibiskusblüten – Tee
Für den ausgesprochen gesunden Hibiskustee werden nicht die Blütenblätter (Kronblätter), sondern die Blütenkelche verwendet, die nach dem Verblühen bei der Samenreife fleischig werden und ein Vielfaches an Größe gewinnen. Zu diesem Zeitpunkt werden sie geerntet, getrocknet und letztlich zu Tee verarbeitet. Bei der Ernte werden die Blütenkelche von der Pflanze abgeschnitten und dann die Kelchblätter einzeln abgezupft, gewaschen und einige Tage in der Sonne getrocknet.
Aufgrund des besonderen Geschmacks der Hibiskusblüten mit ihrer säuerlichen Note und ihrer Farbstoffe, die Speisen und Getränke tiefrot einfärben, kommen sie in Süßspeisen, Marmeladen oder Likören zum Einsatz. Hibiskus sabdariffa hat eine lange Tradition in der chinesischen Medizin und wird in Form von Hibiskustee als Schleimlöser und zur Stärkung des Kreislaufes, als natürliches Abführmittel, Appetitanreger oder als Harntreiber verwendet.
Beliebt ist Hibiskustee in Ägypten und im Sudan als „Karkadeh“ (arabisches Wort für Hibiskus). Er wird kalt oder heiß getrunken und mit Zucker gesüßt. Zur Herstellung des Kaltgetränkes wird ein Sirup durch das Kochen gleicher Mengen getrockneter Blütenkelche und Zucker hergestellt, der dann mit kaltem Wasser verdünnt getrunken wird. Karkadeh kommt auch zum Einsatz bei der Herstellung von Eis und Süßspeisen (das enthaltene Pektin ist ein Geliermittel).
In Westafrika wird eine Variation von kaltem Hibiskustee unter dem Namen „Bissap“ getrunken (siehe Rezept). In Mali ist der Tee unter dem Namen „Dableni“ und in Kamerun als „Folleré“ bekannt und wird nur zu speziellen Anlässen getrunken. In Trinidad heißt Hibiskus „Sorrel“ und wird als Erfrischungsgetränk, basierend auf einem speziellen Sirup verfeinert mit Zimt, Nelken und Zucker, im Handel verkauft.
In Nordostafrika werden sogar die proteinhaltigen Samen des Hibiskus zu einem Brei gekocht und als Fleischersatz verzehrt. Hibiskusblüten können auch frisch gegessen werden und werden in Asien in Currygerichten verwendet.
Hibiskuspulver
Hibiskuskelchblätter getrocknet und zu Pulver gemahlen sind ein gesunder Vitamin-C-Lieferant und färben den Smoothie oder Joghurt leuchtend rot. Im Ayurveda wird Hibiskus in Pulverform verdünnt mit Wasser gegen Haarausfall und zur Stärkung des Haares verwendet. Diese Anwendung macht das Haar leicht kämmbar und verleiht einen besonderen Glanz. Dabei wird das Pulver-Wasser-Gemisch ins Haar massiert und nach 15 Minuten wieder ausgewaschen.
Hibiskus – Inhaltsstoffe
Hibiscus sabdariffa enthält eine Vielzahl wertvoller Inhaltsstoffe:
- Zitronensäure,
- Hibiskussäure,
- Apfelsäure,
- Weinsäure,
- Glycoside (Flavonoide, Herzglykoside),
- Phytosterine,
- Lipide (Terpene)
- und verschiedene Zuckerarten.
Für die Heilwirkung sind Carbonsäuren verantwortlich (Zitronensäure, Hibiskussäure, Apfelsäure, Weinsäure), die für den säuerlichen Geschmack sorgen, entwässernd und blutbildend wirken, die Verdauung anregen und das Immunsystem stärken.
Im Hibiskus sind Herzglycoside und Flavonoide enthalten, auf welche die Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückgeht. Flavonoide sind vor allem Blütenfarbstoffe und zu ihnen gehören die Anthocyane als eine besondere Untergruppe. Anthocyane haben eine schützende Wirkung auf Blutgefäße und können deren Funktionen sogar verbessern. Die Fähigkeit zum Cholesterin senken ist auf die im Hibiskus vorkommenden chemischen Verbindungen, die Phytosterine, zurückzuführen.
Außerdem enthält Hibiskus sabdariffa
- Calcium,
- Kalium,
- Magnesium,
- Phosphor,
- Vitamin C,
- Kohlenhydrate,
- Vitamin A,
- Vitamin B1, B2 und B3.
Wirkung
Hibiskus sabdariffa kann bei vielfältigen Beschwerden eine Hilfe sein, denn die Heilpflanze wirkt
- entschlackend,
- abführend,
- durstlöschend,
- krampflösend,
- antibakteriell,
- blutdrucksenkend,
- immunstärkend,
- blutbildend,
- blutzuckersenkend
- und galletreibend.
Die Blüten von Hibiskus sabdariffa enthalten viel wertvolles Vitamin C und lösen als Tee verarbeitet Schleim, helfen bei einer Erkältung und sollen sogar gegen depressive Verstimmungen wirken. Eine wissenschaftliche Studie der Tufts University Boston (2010) zeigt, dass Hibiskus-Tee den Blutdruck bei Erwachsenen mit Vorstufen und leichten Blutdruckerhöhungen senkt, und zwar schon bei einem Verzehr von drei Tassen am Tag über sechs Wochen hinweg.
Tee aus Hibiskusblütenkelchen hat eine entwässernde Wirkung und Wassereinlagerungen werden aus dem Körper geschwemmt. Dies geht auf die Anthocyane und Flavonoide im Hibiskus zurück. Eine Studie aus dem Iran mit Patienten, die an Diabetes Typ II leiden, zeigt eine signifikante Wirkung auf den Blutfettgehalt (HDL-Cholesterin) durch die mehrmalige tägliche Einnahme von Hibiskustee.
Wissenschaftler aus Taiwan stellten im Jahr 2015 in einem Versuch mit Brustkrebstumorzellen fest, dass die Lebensfähigkeit der Tumorzellen durch Hibiskus-Extrakte (Hibiscus syriacus) gehemmt werden konnte. Auch bei Leukämiezellen konnte diese Wirkung von Hibiskus (em>Hibiscus sabdariffa) in einer früheren Studie festgestellt werden. Diese Erkenntnisse könnten für zukünftige neue Krebstherapien von Bedeutung sein.
Dass die auch in Hibiskus enthaltende Protocatechusäure das Wachstum von Lungenkrebszellen hemmt, zeigt eine weitere Untersuchung aus Taiwan (2014). Eine Studie (2016) im Tierversuch konnte zeigen, dass durch die Gabe von Hibiskusextrakt die Entwicklung von Adipositas (Fettleibigkeit) reduziert werden kann.
Die Protocatechusäure wirkt antibakteriell und bekämpft verschiedene Erreger wie Staphylococcus aureus, Bacillus stearothermophilus oder Escherichia coli beim Menschen. Das zeigen auch Forschungsergebnisse aus Taiwan in einem Artikel in der Fachzeitschrift „Phytotherapy Research“ (2005). Seit den 1980er Jahren ist bekannt, dass die im Hibiskus enthaltenen Farbstoffe (Anthocyane) für den Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculose tödlich sind. Protocatechusäure ist zudem ein Antioxidant und schützt die Leber.
Hibiskus – Anwendung und Dosierung
Damit die positiven Eigenschaften von Hibiskustee ihre volle Wirksamkeit entfalten, werden drei bis fünf Tassen pro Tag empfohlen. Um einen Tee aus Hibiskusblüten herzustellen, wird für eine Tasse ein gehäufter Teelöffel der getrockneten Blütenkelche in ein Teesieb gegeben und mit kochendem Wasser übergossen. Nach fünf bis zehn Minuten kann der Tee getrunken werden.
Vielseitig anwendbar ist im Handel erhältliches Hibiskuspulver. Dieses kann zum Beispiel ins Müsli, den Smoothie oder in den Joghurt gegeben werden, auch für Currygerichte eignet es sich bestens.
Nebenwirkungen
Da bei zusätzlicher Einnahme von Hibiskustee mit gewissen Medikamenten Wechselwirkungen auftreten können, ist hier immer eine ärztliche Rücksprache wichtig. In der Schwangerschaft ist der Tee nicht zu empfehlen, da Hibiskus den Östrogenspiegel senkt und die Durchblutung der Gebärmutter erhöht.
Hibiskus pflanzen und Tee herstellen
Hibiscus sabdariffa kann zu Hause im Kübel gepflanzt werden, um den eigenen Hibiskustee herzustellen. Allerdings sollte die Pflanze ab dem Herbst nach drinnen genommen werden, da sie es warm und sonnig bevorzugt.
Zwischen Juli und September, wenn die Blütenkelche ein Fünffaches ihrer Größe erreichen und fleischig werden, können diese abgeschnitten und einige Tage getrocknet werden. Zerkleinert können diese dann als Tee genossen werden.
Die Blüten müssen nach dem Trocknen vor Licht geschützt aufbewahrt werden. Aus anderen Hibiskusarten wie dem Gartenhibiskus kann kein Tee hergestellt werden. Auch wenn Hibiskus generell ungiftig ist, eignen sich nur die getrockneten Blütenkelche von Hibiscus sabdariffa für die Zubereitung des säuerlich schmeckenden Getränks.
Hibiskustee – Zubereitung
Rezept für „Bissap“ – Volksgetränk Westafrikas:
Zutaten:
- 40 Gramm getrocknete Hibiskusblüten,
- 2,5 Liter Wasser,
- 150 Gramm Zucker,
- zwei Päckchen Vanillezucker,
- fünf Zentimeter Ingwer,
- eine Prise Muskatnuss.
Zubereitung:
Die Hibiskusblüten und den Ingwer mit 2,5 Liter Wasser in einem Topf kurz aufkochen und dann eine halbe Stunde ziehen lassen. Danach die Blüten und den Ingwer absieben. Nun Zucker, Vanillezucker und Muskatnuss dazugeben, verrühren und abkühlen lassen. Es kann nach Belieben weniger oder mehr Zucker verwendet werden. Als Alternative zu Zucker eignen sich Ahornsirup oder Agavendicksaft als Süßungsmittel. Nun kann der Bissap in Flaschen gefüllt und im Kühlschrank gelagert werden. (ls)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Tseng, Tsui-Hwa; Kao, Ta-Wei; Chu, Chia-Yih et al.: Induction of apoptosis by Hibiscus protocatechuic acid in human leukemia cells via reduction of retinoblastoma (RB) phosphorylation and Bcl-2 expression, in: Biochemical Pharmacology, 60/3: 307-315, August 2000, Science Direct
- Liu, Keh‐sen; Tsao, Shyh‐ming; Yin, Mei‐chin: In vitro antibacterial activity of roselle calyx and protocatechuic acid, in: Phytotherapy Research, 19/11: 942-945, November 2005, Wiley Online Library
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