Hopfen (Humulus lupulus) wird vor allem mit Bier in Verbindung gebracht, denn mit Malz, Hefe und Wasser ist er einer der vier notwendigen Zutaten für die Bierherstellung. Das lässt die medizinische Bedeutung in den Schatten treten: Seine Wirkstoffe verbessern die Qualität des Schlafes, wirken antibakteriell, sedieren und könnten auch als Arzneien gegen Krebs dienen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Name: Echter Hopfen, Wilder Hopfen
- Wissenschaftlicher Name: Humulus lupulus
- Familie: Cannabaceae (Hanfgewächse)
- Volksnamen: Bierhopfen, Zaunhopfen, Hopf, Hoppen
- Anwendungsgebiete:
- Schlaflosigkeit, unruhiger Schlaf,
- Angstzustände,
- Nervosität, Stress-Symptome,
- neuralgische, rheumatische und arthritische Schmerzen,
- Menstruations- und Wechseljahrbeschwerden (umstritten),
- Verdauungsstörungen,
- Appetitlosigkeit,
- bakterielle Entzündungen,
- mögliche Wirkung gegen Krebs.
- Verwendete Pflanzenteile: Die im August/September gesammelten weiblichen Blütenstände.
Inhaltsstoffe
Hopfen weist Bitter- und Gerbstoffe auf. Die bekanntesten Wirkstoffe im Hopfen sind Humulon und Lupulon. Sie finden sich in den Hopfenzapfen der weiblichen Blüten. Die Drüsenhaarzellen geben beide Substanzen in das Drüsenköpfchen ab, wo sie sich konzentrieren.
Humulon und Lupulon entstehen im sekundären Kohlenstoffwechsel der Pflanzen als Phenolderivate. Sie sind insofern verwandt mit phenolischen Verbindungen wie Cumarin oder Kaffeesäure. Humulone und Lupolone dienen der Pflanze vermutlich dazu, Fressfeinde abzuwehren. Im menschlichen Körper zerfallen sie in 2-Methyl-3-buten-2-ol, und dieses Zerfallsprodukt wirkt wahrscheinlich sedativ.
Die Pflanze enthält Hopfenbitterstoffe, die Monoacylphloroglucide, Humulone mit zwei Dimethylallylseitenketten, Lupulone mit drei Dimethylallylseitenketten, Polyphenole (die bis zu 14 Prozent des Trockengewichts ausmachen) und ätherisches Öl (bis zu 1,7 Prozent). Das Öl besteht vor allem aus Myrcen, Humulen, ß-Caryophyllen und 2-Undecanon (Methylnonylketon). Hinzu kommen Flavonoide und Pflanzenfarbstoffe, die Proanthocyanidine.
Medizinische Wirkung
Hopfen beruhigt, verbessert die Schlafqualität und hilft, einzuschlafen. Er regt die Verdauung an, fördert die Produktion von Magensaft wie Galle und stimuliert den Appetit.
Die Pflanze enthält Phytohormone, die östrogenähnliche Eigenschaften haben. Ob sie sich im menschlichen Körper aber ähnlich wirken wie das weibliche Hormon selbst, ist nicht nachgewiesen. Daraus abgeleitete Behandlungen von Wechseljahresbeschwerden und Menstruationsproblemen sind umstritten, da keine evidenzbasierten Studien zu einer solchen Wirkung der Phytohormone vorliegen. Dennoch gilt Hopfen gilt in der Volksmedizin als Mittel gegen die Beschwerden der Wechseljahre und Probleme während der Menstruation.
Hopfen wirkt antibakteriell, was möglicherweise an den Humulonen und Lupulonen liegt. Rezente Studien weisen auf ein Potenzial hin, um Krebs zu bekämpfen (siehe weiter unten “Hopfen gegen Krebs?”).
Schlafmittel
Hopfen ist seit der Antike als Schlafmittel bekannt. Laborexperimente bestätigen diese Wirkung. Stoffe im Hopfen docken an Schaltstellen an, die den Schlaf-Wach-Rhythmus steuern. Einer Hypothese zufolge wirken bestimmte Substanzen der Pflanze ähnlich wie das Hormon Melatonin, das den Schlaf fördert.
Wissenschaftlich belegt ist das aber nicht. Unklar ist auch nach wie vor, welche Substanzen im Hopfen sich auf den Schlaf auswirken. Unbestritten ist hingegen, dass Extrakte der Pflanze die Schlafqualität verbessern und beim Einschlafen helfen.
Bierschlaf durch Alkohol
Die schlaffördernde Wirkung des Hopfens sollten Sie nicht mit dem Schläfrigwerden nach überreichem Bierkonsum verwechseln. Dieser „Bierschlaf“ kommt vor allem vom Alkohol. Im Unterschied zum reinen „Hopfenschlaf“ schlafen sie nach einem übermäßigem Alkoholkonsum zwar benommen ein, die Schlafqualität leidet aber. Der Alkohol stört die Schlafphasen massiv, was Sie zum Beispiel an den „zerrissenen“ Traumbildern erkennen, an die Sie sich nach dem Aufwachen schemenhaft erinnern. Für eine Schlaftherapie mit Hopfen ist Alkoholkonsum tabu.
Hopfen und Baldrian
Die beruhigenden Wirkungen von Baldrian und Hopfen ergänzen sich, da sie an unterschiedlichen Rezeptoren im Körper andocken. Um besser zu schlafen oder durchzuschlafen, ist eine solche Kombination sinnvoll, allerdings hat Baldrian bisweilen Nebenwirkungen, die Hopfen alleine nicht aufweist.
Ein Vorteil von Hopfenextrakten im Vergleich zu vielen „härteren“ Schlafmitteln sind die nicht vorhandenen Nachwirkungen. Es gibt keinen Überhang, und sie fühlen sich nach dem Durchschlafen nicht schwach auf den Beinen. Bevor sich die positiven Effekte auf den Schlaf einstellen, muss der Hopfentrunk ein bis zwei Wochen eingenommen werden.
Hopfen für die Verdauung
Die Bitterstoffe und Gerbstoffe der Pflanze wirken sich auf Appetit und Verdauung aus. Bitterstoffe fördern die Produktion von Galle und Magensäure; Gerbstoffe ziehen die Muskeln in Magen und Darm zusammen, wirken so Durchfall entgegen und sorgen für eine rege Verdauung.
Hopfen gegen depressive Stimmungen?
Eine Studie von 2017 aus Athen legt nahe: Hopfenextrakte wirken bei jungen Erwachsenen gegen Symptome von Depression, Angst und Stress. Die Studie war randomisiert, doppelblind und placebokontrolliert mit einem Crossover-Design, unterteilt in zwei Phasen von vier Wochen mit einer zwei Wochen dauernden Pause. 36 Menschen nahmen teil, Frauen wie Männer. Es gab keine wesentlichen Änderungen im Körpergewicht und im morgendlichen Kursieren von Cortisol im Körper (Cortisol ist ein körpereigenes Hormon, das bei Stress verstärkt freigesetzt wird).
Depressionen, Ängstlichkeit und Stress-Parameter sanken deutlich bei der Einnahme von Hopfen im Vergleich zur Einnahme von Placebos. Das Ergebnis indiziert: Bei anderweitig gesunden jungen Erwachsenen, die unter leichten Depressionen, Ängstlichkeit und Stress leiden, ist eine tägliche Nahrungsergänzung mit Hopfen über einen Zeitraum von vier Wochen wirksam, um diese Beschwerden zu lindern. Die deutsche Kommission E empfiehlt Hopfen ebenfalls bei Stimmungsstörungen und Ruhelosigkeit.
Hopfen gegen Krebs?
Das Krebsforschungszentrum Heidelberg zeigte im Labor einen positiven Effekt von Hopfenpräparaten, um Krebs vorzubeugen und zu heilen. Dieser lässt sich aber so nicht auf die Wirkung bei Menschen übertragen. Eine wissenschaftiche Arbeit fasste 2018 mehrere Studienergebnisse zusammen, die eine Wirkung des im Hopfen enthaltenen Flavonoid Xanthohumol (Xn) belegen. Ebenso werden die noch vorhandenen Herausforderungen für einen potentiellen klinischen Einsatz diskutiert. In Bier ist Xanthohumol mit einer Konzentration von 0,96 mg/L vorhanden.
Antibakterielle Wirkung
Eine Studie aus dem Iran (2009) untersuchte, wie Hopfen gegen verschiedene pathogene Bakterien wirkt. Sie nutzten dazu Ethanolextrakte aus getrockneten Humulus lupulus und analysierten die Wirkungen auf Staphylococcus aureus, Escherichia coli, Bacillus subtilis und Pseudomonas aeruginosa. Bei den Staphylokokken und Bacillus subtilis zeigte der Extrakt eine deutliche antimikrobielle Aktivität. Gerade heute, wo die Resistenz von Bakterien gegen viele Antibiotika ein immer größeres Problem darstellt, gehört Hopfenextrakt zu den Mitteln, die zukünftig einen Erfolg gegen bakterielle Erreger erzielen könnten.
Sedierende Effekte
Hopfen wird seit Jahrhunderten zum Sedieren eingesetzt, seine diesbezügliche Wirkung ist in der Medizin aber umstritten. Im Tierversuch zeigten sich in einer Studie (2006) ethanolische und CO2 Extrakte aus Humulus lupulus eindeutig als sedativ. Sie verlängerten die Dauer einer Ketamin-Narkose. Bittersäuren und Hopfenöl trugen zu dieser sedierenden Wirkung bei Mäusen bei.
Welche Nebenwirkungen hat Hopfen?
Hopfen ist nicht toxisch. Im Gegenteil: Die Früchte und Frühlingssprossen sind ein ebenso leckeres wie gesundes Gemüse. Die einzige Nebenwirkung sind mögliche allergische Reaktionen.
Anwendung
Die Pflanzen werden getrocknet und geschnitten ebenso eingesetzt wie als Trockenextrakte, als Pulver, Tinktur, Tee, Tabletten oder Tropfen. Verbreitet sind Teemischungen mit Baldrian, Melisse und Passionsblume, da sich diese Heilpflanzen in ihrer Funktion als Stressminderer ergänzen. Medizinische Zubereitungen wirken schneller als Tees.
Hopfen selbst ernten
Deutschland ist das Hauptanbaugebiet für Hopfen in der Welt – fast ausschließlich für die Bierproduktion. Wilder Hopfen wächst in ganz Europa in Gebüschen und Wäldern ohne besondere Ansprüche. Die Schlingpflanze gedeiht in der Sonne wie im Schatten. Der Boden sollte humos oder lehmig sein und viel Wasser speichern.
Hopfen ist ebenso gut wie Weinreben geeignet, um mit den kräftig grünen Blättern kahle Mauern zu begrünen und Vögeln ein Versteck zu bieten. Er wächst sehr schnell, ist ungiftig und lässt sich trotz Tendenz zum Wuchern einfach zurückschneiden. Kurz gesagt: Er eignet sich bestens als unkomplizierte Gartenpflanze.
Die weiblichen Blütenstände des Hopfen kann man im August und September als Heilmittel sammeln. Dazu schneiden Sie die Pflanzenteile ohne Stiel an der Basis ab und trocknen sie in dünnen Schichten an einem schattigen Ort. Die getrockneten Blütenstände lagern sie an einem dunklen Ort in Gefäßen aus Glas oder Porzellan.
Hopfentee
Für einen Tee übergießen Sie einen Teelöffel der getrockneten Hopfenzapfen mit einem Viertelliter heißem Wasser. Sie lassen alles zehn Minuten ziehen und seihen es dann ab. Um den Appetit anzuregen oder die Verdauung zu fördern, trinken Sie davon vor jeder Mahlzeit eine kleine Tasse; um den Schlaf zu verbessern, trinken Sie eine Tasse eine Stunde bevor Sie zu Bett gehen über mindestens ein bis zwei Wochen.
Hopfen-Kissen
Um besser zu schlafen, können Sie auch circa 500 Gramm der getrockneten Zapfen in Leinenstoff einnähen. Wenn Sie dieses Kissen unter den Kopf legen, werden durch die Körperwärme Stoffe freigesetzt, die das Einschlafen erleichtern. Die Füllung sollten Sie einmal im Monat erneuern. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ioannis Kyrou et al.: Effects of a hops (Humulus lupulus L.) dry extract supplement on self-reported depression, anxiety and stress levels in apparently healthy young adults: a randomized, placebo-controlled, double-blind, crossover pilot study. In: Hormones (Athens), Volume 16, Issue 2, Seite 171-180, April 2017, hormones.gr
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. 1. Band A bis K. Spektrum Verlag, Heidelberg - Berlin, 1999
- Chuan-Hao, Jiang et al.: Anticancer Activity and Mechanism of Xanthohumol: A Prenylated Flavonoid From Hops (Humulus lupulus L.), in: Frontiers in Pharmacology, Volume 9, Mai 2018, frontiersin.org
- Rouha Kasra Kermanshahi et al.: The study of antibacterial effect of Humulus lupulus on some of gram positive & gram negative bacteria.In: Journal of Medical Plants, Volume 2, Issue 30, Seite 92-97, 2009 , jmp.ir
- Hartmut Schiller et al.: Sedating effects of Humulus lupulus L. extracts. In: Phytomedicine, Volume 13, Issue 8, Seite 535–541, September 2006, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.