Hagebuttenpulver und Hagebuttentee
Die Hundsrose ist die häufigste wilde Rose, eine der am leichtesten zu sammelnden Heilpflanzen und verfügt über ein großes medizinisches Potenzial. Ihre Scheinfrüchte, die Hagebutten, und ihre Blütenblätter helfen gegen Erkältung, Durchfall und Hautleiden. Sie lässt sich einfach im Garten pflanzen, dabei sollte allerdings beachtet werden, dass sie wuchert.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Rosa canina
- Volksnamen: Hagebuttenstrauch, Apfelrose, Buschrose, Dornrose, Weinrose, Zaunrose, Wildrose, Heideröslein, Heiderose, Hornietetenstrauch, Schalfdorn, Hagdorn, Hagrose, Wiepken, Butterfässlein, Hetscherln, Hainbutte, für die Scheinfrüchte Arschkitzel, Arschkratzerl, Rosenbeere, Mehlbeere, Dornapfel Hägen, Hiefe, Hiffen, Mehlbeere
- Pflanzenfamilie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Vorkommen: In Europa die am weitesten verbreitete Wildrose, zudem Teile Asiens und Nordafrikas
- Verwendete Pflanzenteile: Scheinfrüchte (Hagebutten), Blütenblätter, Blätter, Holz
- Inhaltsstoffe: Vitamin A, B1, B2, C, E und K, Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium, Natrium, Kupfer, Zink, Phenolsäure, Proanthocyannine, Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpene
- Anwendungsgebiete (Auswahl):
Inhaltsstoffe
Heckenrose enthält viele medizinisch wirksame Stoffe: Vitamine, Phenolsäuren, Proanthocyannine, Tannine (Gerbstoffe), Flavonoide, Triterpene und Mineralien. Der Gehalt an Vitamin C (Ascorbinsäure) in den Scheinfrüchten ist circa 20-mal höher als in Zitronen (456 Milligramm pro 100 Gramm), hinzu kommen die Vitamine A, B1, B2, E und K.
An Mineralstoffen ist in größeren Mengen Eisen, Kalium, Magnesium, Kalzium und Natrium vorhanden, an Spurenelementen Kupfer und Zink. Außerdem enthalten sind Fruchtsäuren und Pektine, Betakarotin, Nikotinsäure und Lykopin. Das ätherische Öl enthält Geraniol, Nerol und Citronellol.
Aus verschiedenen Studien geht hervor, dass Fruchtsäuren, Fettsäuren, Terpenoide, Galaktolipide, Phenole, Carotinoide sowie Vitamine für pharmakologischen Effekte verantwortlich sind (siehe J. Gruenwald, et al. in Phytomedicine)
Hundsrose – Eine Übersicht
Im Folgenden sind die wichtigsten Fakten über die Hundsrose und Hagebutten zusammengefasst:
- Die Hundsrose heißt auch Hagebuttenstrauch.
- Der Name Hagebutten für die Scheinfrüchte setzt sich zusammen aus Hag (Hain, Hecke) und Butte (Klumpen, Haufen).
- Hagebutten haben mehr Vitamin C als fast alle anderen Pflanzen.
- Hagebutten glätten die Haut, fördern die Verdauung, stärken das Immunsystem und beugen Infektionen vor.
- Hundsrose ist eine Pionierpflanze und wächst am Weg- wie Waldrand, auf Lichtungen und Böschungen, an Straßen und auf Brachflächen.
- Hundsrose lässt sich deuten als gewöhnliche Rose im Unterschied zur „edlen“ Gartenrose (siehe Hundspetersilie oder Hundsveilchen).
- Hagebuttensträucher können sehr alt werden. Bekannt ist zum Beispiel der Tausendjährige Rosenstock in Hildesheim
- Die Hundsrose ist die Nationalblume Englands.
- Die Kerne der Hagebutten lösen Juckreiz aus und wurden als Juckpulver genutzt.
- Die Heckenrose ist der Hundsrose sehr ähnlich, ihre Blüten sind aber größer, und sie hat keine Stacheln.
- Hundsrose war seit alten Zeiten eine beliebte Heckenpflanze, im Garten sollten Sie sich aber darauf einstellen, dass sie wuchert.
- In vitro-Studien zeigen, dass Hundsrose gegen das Wachstum verschiedener Krebszellen wirken kann.
Hundsrose – Wirkungen
Hundsrose setzen Menschen seit Jahrtausenden zu Heilzwecken ein. Wissenschaftlich belegt ist, dass die ätherischen Öle Geranol, Nerol und Citronellol leicht gegen Entzündungen wirken. Die Gerbstoffe ziehen Gewebe zusammen, fördern so die Verdauung und helfen bei der Wundheilung. Auch das Pektin fördert die Verdauung.
Antioxidantien in den Blütenblättern und den Scheinfrüchten wirken sich positiv auf den Cholesterinspiegel aus und bekämpfen freie Radikale. Die Omega-3-Fettsäuren und Carotinoide in den Kernen der Hagebutten halten die Haut feucht und wirken unter anderem gegen Akne.
Blütenblätter und Hagebutten wirken diuretisch, gegen pathogene Mikroben, gegen Arthritis, schützen das Nervensystem und helfen Menschen mit Diabetes.
Rosa canina spielt in westlichen und asiatischen Ländern eine Rolle für die Behandlung von Erkältung (Vitamin C), Skorbut (Vitamin C), Asthma, Hämorrhoiden, Infektionen, chronischen Schmerzen und entzündlichen Erkrankungen.
Hagebutten treiben den Schweiß und Harnfluss. Die Blütenblätter fördern die Narbenbildung und wirken abführend. Rosa canina hilft, neue Immunzellen zu entwickeln und das Bindegewebe zu festigen. Die Pektine binden sich an Wasser und quellen im Darm auf, festigen den Darminhalt und helfen so gegen Durchfall und Magen-Darm-Erkrankungen.
Vitamin C
Hagebutten, die Scheinfrüchte von Rosa canina, enthalten mehr Vitamin C als fast alle anderen Pflanzen. Eine Hagebuttenkur empfiehlt sich deshalb, wenn Sie an einem Vitamin C Mangel leiden. Eine typische Krankheit, die aus massivem Vitamin C Mangel entsteht, ist Skorbut. Diese führt zu Zahnfleischbluten und Zahnfleischwucherung, später fallen die Zähne aus. Zudem treten Blutungen an den Haarwurzeln, hohes Fieber und Entzündungen in den Gelenken auf.
Vitamin C fördert das Immunsystem, und ein Mangel an Vitamin C macht die Betroffenen deswegen anfällig für Virusinfektionen – aus diesem Grund ist Hagebuttentee oder frisch verarbeitete Hagebuttenmarmelade auch ein bewährtes Mittel, um Erkältungen vorzubeugen.
Hagebutten gegen Arthrose
Hagebutten wirken sich gut auf die Gelenke aus und helfen gegen Gelenkentzündungen. Verantwortlich ist der sekundäre Pflanzenstoff Galaktolopid, der Zucker und Fettsäuren enthält. Dieser Stoff hilft dem Körper, Kollagen aufzubauen und wirkt gegen den Abbau von Knorpel in Knien, Hüfte, Gelenken und Schultern. Um Gelenkentzündugen mit Rosa canina zu behandeln, werden Wickel, Aufgüsse und Bäder mit Hagebuttentee eingesetzt. Dies soll die Entzündungen hemmen und die Schmerzen lindern.
Hundsrose gegen Krebs
Der sekundäre Pflanzenstoff Lykopin bindet freie Radikale, welche oxidative Schäden an der DNA verursachen und dadurch Krebs verursachen können. Lykopin ist ein Pflanzenfarbstoff, der den Hagebutten ihre rote Farbe verleiht – und ist in den Früchten reichlich vorhanden.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass verschiedene Rosenarten gegen Brustkrebs wirken können. Belegt ist unter anderem in einer in vitro-Studie die Wirkung eines Hagebutten-Ethnalolextraktes gegen das Wachstum von bestimmten Brustkrebs- und Dickdarmkrebszellen (siehe: Marie Olsson et al. in Journal of Agricultural and Food Chemistry, 2004). Eine neuere in vitro-Studie (2016) zeigte zudem, dass Extrakte aus Rosa canina antioxidative Effekte haben, die Potenzial haben als therapeutisches Mittel gegen Caco-2 Darmkrebs.
Risiken und Nebenwirkungen
Ernste Nebenwirkungen der Hagebutten und Blütenblätter der Hundsrose sind nicht bekannt. Wie bei fast allen Obstsorten können große Mengen an Hagebutten durch die Fruchtsäuren Magen- und Darmbeschwerden auslösen. Dabei handelt es sich aber nicht um Vergiftungen, sondern um das Zusammenziehen von Gewebe sowie um die harntreibende und abführende Wirkung.
Hundsrose – Anwendung
Äußere Anwendung
Hagebutten – und Blütentees aus Rosa canina – lassen sich gegen Hautleiden wie Ekzeme, Entzündungen, Rötungen, Reizungen, und auch gegen Zerrungen verwenden. Dazu werden Umschläge, Wickel oder Kompressen in den Tee getränkt, oder die Betroffenen mit dem Tee gewaschen. Zudem kann der Tee in Teil– oder Vollbäder gegeben werden. Gegen Entzündungen im Rachenraum hilft eine Spülung mit einem Extrakt aus den Hagebutten oder Blütenblättern.
Innere Anwendung
Hagebutten sowie Blütenblätter oder beide zusammen ergeben einen heilsamen und wohlschmeckenden Tee. Er hilft gegen entzündliche Erkrankungen der Atemwege wie Bronchitis, gegen Husten, Erkältung, Schnupfen und innere Entzündungen.
Warum heißt Rosa canina Hundsrose?
Canina leitet sich vom lateinischen Wirt canis ab, was Hund bedeutet. Zum einen bezeichnen Komposita mit Hund oft etwas Gewöhnliches, sogar Niedriges, Verächtliches wie „hundsgemein“. Das muss nicht notwendig abwertend sein, sondern kann auch einen Hinweis geben, dass die „Hundsrose“ überall wächst. Zum anderen wurde die Hundsrose auch als Medizin gegen die Tollwut eingesetzt, die früher auch “Hundswut” genannt wurde, weil die Krankheit durch Bisse infizierter Tiere übertragen wird. Hunde, beziehungsweise streunende Hunde, gehörten vor der weitgehenden Ausrottung der Krankheit in Europa zu den typischen Überträgern.
Hagebutten
Die Scheinfrüchte der Hundsrose heißen Hagebutten. Sie sind meist länglich oder eiförmig und leuchten orangerot im Oktober und November. Bei der Reife sind sie hart. Das rote Fruchtfleisch umschließt die haarigen Kerne, welche Kinder beim Spielen gerne mal als Nies- und Juckauslöser nutzen.
Das Hagebuttenfleisch ist traditionell ein Mittel, um Erkältungen vorzubeugen. Dafür eignet es sich mit seinem extremen Anteil an Vitamin C bestens. Zudem sind die Hagebutten im November gereift, wenn die Erkältungs- und Grippesaison startet. Zusätzlich dient das Fleisch der Hagebutten dazu, den Magen-Darmtrakt zu stärken – es lindert Darmerkrankungen und wirkt gegen Durchfall.
Hautpflege
In der Volksheilkunde wie in der heutigen Kosmetikindustrie sind Hagebutten sehr beliebt, um die Haut zu pflegen. Das Galaktolopid hilft bei der Wundheilung, da es beim Aufbau von Kollagen beteiligt ist und die Regeneration der Zellen fördert. Außerdem reguliert es die Talgproduktion, unterstützt die Haut bei der Aufnahme von Feuchtigkeit und verhilft zu einer glatteren Haut. Hagebuttenöl, -salbe oder -creme wirkt gegen trockene, rissige oder juckende Haut sowie gegen Fältchen, Besenreiser und Schwangerschaftsstreifen.
Hagebutten ernten
Wenn Sie Hagebutten sammeln und verarbeiten beachten Sie Folgendes:
- Hagebutten können von September bis Dezember geerntet werden.
- Wenn Sie die Hagebutten roh essen, pflücken Sie nur vollreife Früchte. Entfernen Sie die Härchen.
- Die vom Fruchtfleisch umhüllten borstigen Kerne lösen bei Hautkontakt einen Juckreiz aus.
- Erhitzen Sie das Fruchtfleisch nicht zu sehr, sonst zerstören Sie wertvolle Inhaltsstoffe.
- Einen Tee können Sie sowohl mit getrockneten wie mit frischen Hagebutten kochen. Bei getrockneten Hagebutten brauchen Sie nur die halbe Menge.
- Ernten Sie, für einen hohen Vitamin C Gehalt, bestenfalls an einem Sonnentag.
- Reife Früchte geben bei Berührung leicht nach – unreife nicht. Überreife sind so weich, dass sie sich eindrücken lassen.
- Um das Fruchtfleisch zu isolieren, schneiden Sie die Scheinfrucht in zwei Hälften und nehmen Sie die Samen heraus.
Hagebutten trocknen
Wenn Sie Hagebutten trockenen, sollten Sie Folgendes beachten:
- Um Hagebutten zu trocknen, geben Sie diese entweder bei 40 Grad in den Ofen oder legen Sie sie einen Tag in die Sonne.
- Lagern Sie die getrockneten Hagebutten gut verschlossen an einem trockenen Ort.
Hagebuttenpulver
Hagebuttenpulver als Nahrungsergänzungsmittel bekommen Sie in Naturkostläden, Reformhäusern, Drogerien oder Apotheken.
Hagebuttenmarmelade
Hagebutten haben einen feinsäuerlichen Geschmack. Dieser harmoniert mit Wildgerichten, passt zu Desserts, Kuchen, Keksen, Suppen, besonders aber zu Konfitüren und Marmeladen, in Kombination mit Äpfeln, Birnen, Orangen oder Mandarinen.
Hagebuttentee zubereiten
Hagebuttentee lässt sich aus allen Teilen der Scheinfrucht kochen. Pro 0,5 Liter Wasser sollten etwa fünf Gramm verwendet werden. Ein Tee aus den Kernen (Kernlestee) ist ein Hausmittel gegen Nieren- und Blasenleiden, wird in der Volksheilkunde auch gegen Rheuma und entzündete Harnwege eingesetzt.
Hundsrose: Mythos und Magie
Eine Heckenrose vor dem Hühnerstall sollte die Hühner davor schützen, gestohlen zu werden. Kühen wurde mit einer Heckenrosenrute über den Rücken gestrichen, damit Hexen ihnen nicht die Milch wegzauberten. Kranken durften keine Heckenrosen gebracht werden, sonst würden sie wissen, wann sie sterben. Rohe Hagebutten zur Jahreswende zu essen sollte im folgenden Jahr vor Zahn- und Magenschmerzen schützen. Bei der Bachblütentherapie steht Heckenrose für Hoffnung und Lebensfreude.
Verbreitung
Die Hundsrose besiedelt ganz Europa außer dem äußersten Norden (Finnland und Island). Auch in Nordwestafrika und Vorderasien ist sie zu finden. In Amerika hat sie sich flächendeckend als Neophyt angesiedelt. Sie hat keine besonderen Ansprüche und ist eine typische Pionierpflanze. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- R. Christensen et al.: Does the hip powder of Rosa canina (rosehip) reduce pain in osteoarthritis patients? – a meta-analysis of randomized controlled trials, in: Osteoarthritis and Cartilage Volume 16, Issue 9, Pages 965-972, September 2008, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Marjan Erfani, et al.: Rosa canina L. methanolic extract prevents heat stress‐induced memory dysfunction in rats, in: Experimental Physiology, 2019, physoc.onlinelibrary.wiley.com
- J. Gruenwald, et al.: Rosa canina - Rose hip pharmacological ingredients and molecular mechanics counteracting osteoarthritis - A systematic review. In: Phytomedicine, Phytomedicine, Volume 60, 152958, July 2019, sciencedirect.com
- Karl Hiller und Matthias F. Metzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Zweiter Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2003
- Arsalan Kharazmi: Laboratory and preclinical studies on the anti-infl ammatory and anti-oxidant properties of rosehip powder – Identification and characterization of the active component GOPO®, in: Osteoarthritis and Cartilage, 16, Supplement 1, S. 5–7, 2008, oarsijournal.com
- Ibrahim Turan et al.: Cytotoxic effect of Rosa canina extract on human colon cancer cells through repression of telomerase expression, in: Journal of Pharmaceutical Analysis, 8,394–399, 2008., sciencedirect.com
- K. Winter et al.: Bioactive ingredients of rose hips (Rosa canina L) with special reference to antioxidative and anti-inflammatory properties: in vitro studies, in: Botanics: Targets and Therapy, 2016, dovepress.com
- Marie Olsson et al.: Inhibition of Cancer Cell Proliferation in Vitro by Fruit and Berry Extracts and Correlations with Antioxidant Levels, in: J. Agric. Food Chem., 2004, PubMed
- S. Jiménez, S. Gascón, A. Luquin, et al.: Rosa canina extracts have antiproliferative and antioxidant effects on Caco-2 human colon cancer, in: PLoS One, 2016, PLOS ONE
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.