Husarenknopf, in Südamerika Jambú genannt, ist eine Kulturpflanze mit einzigartigem Geschmack, einem säuerlichen Prickeln. Die Blätter werden gegen Zahnschmerzen gekaut oder auf der Haut gegen rheumatische Schmerzen genutzt. Jambú verbreitet sich derzeit als Partypflanze.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Spilanthes oleracea
- Volksnamen: Jambú, Parakresse, Parakressenkraut, Parákresse, Prickelknöpfe, Sechuan-Buttons
- Familie: Korbblütengewächse (Asteraceae)
- Verbreitung: Südamerika / Norden Brasiliens
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Blüten
- Inhaltsstoffe: ätherische Öle, Gerbstoffe, Fette, Phytosterol, Cerotinsäure, Harze, Scharfstoffe, Spilanthen, Spilanthol
- Anwendungsgebiete: leichte Betäubung, Zahnschmerzen, Entzündungen in Zahnfleisch, Mund und Rachen, Kopfschmerzen, Asthma, Pilzinfektionen, Insektenabwehr, rheumatische Erkrankungen, bakterielle Infektionen, Übergewicht
Husarenknopf – Eine Übersicht
- Der Geschmack der Blätter und Blüten überrascht hierzulande. Es prickelt wie Brausepulver, ist salzig und säuerlich zugleich, der Mundraum wird leicht betäubt und die Speichelproduktion steigt.
- Parakresse ist eine Kulturpflanze, die vor allem in Nordbrasilien angebaut wird und vermutlich von Acmella alba aus Peru abstammt.
- Die schmerzlindernde Wirkung führte im Englischen zum Namen „toothache plant“, also Zahnschmerz-Pflanze.
- Der deutsche Name Para-Kresse führt in die Irre. Jambú ist weder mit der hiesigen Gartenkresse noch mit der Kapuzinerkresse verwandt.
- In Deutschland wird Jambú auch Husarenknopf genannt. Das bezieht sich auf die Blütenköpfe, die eine Form wie halbkugelige Knöpfe haben.
- Parakresse wird in der Kosmetikindustrie eingesetzt. Inhaltsstoffe der Pflanze wirken ähnlich wie Botox, aber milder, und haben den Vorteil, dass sie nicht injiziert werden müssen.
- Der Inhaltsstoff Spilanthol betäubt, und dieser Effekt entfaltet sich beim Kauen der Blätter.
Parakresse – Inhaltsstoffe
Spilanthol, der wichtigste medizinische Inhaltsstoff, gehört zur Gruppe der fettlöslichen Carbonsäureamide. Zudem enthält Husarenknopf ätherische Öle, Gerbstoffe, Fette, Phytosterol, Cerotinsäure, Harze, Scharfstoffe sowie Spilanthen.
Wie wirkt Jambú?
Jambú lindert Schmerzen und betäubt. Es hemmt Entzündungen und fördert den Speichelfluss.
Es glättet die Haut und fördert die Verdauung. Die enthaltenen Gerbstoffe ziehen Gewebe zusammen, was den Blutfluss bei Wunden bremst und die Abwehr gegen Krankheitserreger fördert.
Jambú-Blätter zu kauen, wirkt wie eine lokale Betäubung. Deswegen werden sie eingesetzt, um Zahnschmerzen zu lindern.
Zudem wirken sie Entzündungen entgegen. Bei infektiösen Erkrankungen im Mund, Rachen, an Zunge und Zahnfleisch mindern sie nicht nur den Schmerz, sondern bremsen auch die Entzündung.
Medizinische und kosmetische Wirkungen des Spilanthols
Das enthaltene Spilanthol wirkt als lokales Anästhetikum. Dieser Stoff ist der Grund, warum in der Volksmedizin Brasiliens Jambú als Mittel gegen Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, rheumatische Schmerzen und Asthma eingesetzt wird.
Die bioaktiven Vorteile des Spilanthols sind vielfältig. Dazu zählen laut eines brasilianischen Reviews von 2016 nervenschützende Effekte, ebenso wie Wirkungen gegen Mikroben und die Insekten- und Parasitenabwehr. Zudem, so der Review, wirkt Spilanthol gegen Krebs und Zellveränderungen.
Eine Studie aus Taiwan wies 2019 nach, dass Spilanthol bei Mäusen mit einer kalorienreichen Ernährung die Gewichtszunahme bremste. Somit könnte es auch geeignet für Diätkost sein.
Wissenschaftlich belegt wurden 2019 in einer ungarischen Studie anti-entzündliche Effekte des Stoffes bei Hautentzündungen und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse.
Jambú für die Haut
Der Stoff wird in der Kosmetikindustrie gegen Falten eingesetzt. Spilanthol entspannt Muskeln, dadurch verlangsamen sich Mikrokontraktionen im Gesicht.
Es beruhigt die Nervenrezeptoren in der Oberhaut. So lösen sich Hautverspannungen, und die dadurch entstandenen Linien auf der Stirn, an den Augenbrauen, Augen und um den Mund glätten sich. Im Unterschied zu Botox bleibt die Mimik der jeweiligen Person erhalten.
Ätherische Öle und Scharfstoffe
Jambú enthält viele ätherische Öle. Diese wirken gegen Pilzerkrankungen und lassen sich in der Aromatherapie einsetzen.
Sie werden von den Schleimhäuten aufgenommen und entfalten ihre Wirkung im Blutkreislauf. Zudem liefert Jambú Scharfstoffe.
Diese fördern die Produktion von Speichel und Magensaft und treiben so die Verdauung voran. Darüber hinaus wirken die Scharfstoffe sedativ und fördern die Durchblutung.
Wirkt Jambú gegen Bakterien, Parasiten und infizierte Wunden?
Die Gerbstoffe wirken adstringierend. Sie ziehen Kapillar-Blutgefäße zusammen, dadurch werden Blutungen gestoppt und die Wundheilung wird beschleunigt.
Gerbstoffe desinfizieren zudem und halten mikrobielle Erreger ab. Das Zusammenziehen erschwert Bakterien den Zugang in den Körper.
Phytosterol in Jambú hilft gegen Prostataleiden. Definitiv wirkt Jambú gegen Insekten und Zecken, außerdem gegen Hautpilz.
Das hat die Pflanze inzwischen ins Interesse der Wissenschaft gerückt. Jambú-Extrakt gilt als heißer Kandidat, um neue Insektizide und Anti-Zeckenmittel zu entwickeln.
Medizinische Anwendungen
In der Volksmedizin werden Jambú-Produkte genutzt gegen Gicht, Rheuma, Entzündungen des Zahnfleisches und Hautpilz. Häufig werden die Blätter auch als Insektizid verwendet.
In Brasilien besteht die einfachste Anwendung darin, bei Entzündungen und schmerzhaften Wunden im Mundraum die frischen Blätter zu kauen. Da darin die entzündungshemmenden, betäubenden und zusammenziehenden Stoffe in voller Konzentration vorhanden sind, ist dies deutlich wirksam.
In der Volksheilkunde werden aber Blüten und Blätter der Pflanze auch getrocknet, später zu einem Tee aufgegossen. Äußerlich dann auf Wunden, Geschwüre oder Hauterkrankungen aufgetragen oder innerlich gegen Mundraumentzündungen, Verdauungsprobleme oder Zahnschmerzen getrunken.
Weil die frischen Blätter im Mund eine leichte Betäubung auslösen, werden sie in Lateinamerika gerne gegessen, um sehr scharfe Speisen bekömmlich zu machen. So gilt das Essen von Jambú-Blättern als Mittel, um überscharfe Chilis zu dämpfen.
Die Betäubung wird aber auch genutzt, um Umschläge herzustellen, die mit einem Brei aus den Blättern bedeckt sind, um so Wundschmerzen zu linden. Dazu wird das Kraut der Pflanze zerstampft, bis sich ein Mus ergibt.
Es gibt jedoch auch Fertigpräparate, die Jambú-Extrakt enthalten und auf Wunden aufgetragen werden. Oder die als Kosmetikcreme die Mimikfalten entspannen.
Jambú in der Küche
Jambú ist im Norden Brasiliens eine beliebte Küchenpflanze. Zwei verbreitete Gerichte sind zum Beispiel Pato no Tucupi, also Ente mit Jambú-Gemüse, und die Suppe Tacacá, in der Jambú mit Maniokstärke und Garnelen zubereitet wird.
Beide Speisen werden vor allem um die Stadt Belém serviert. Obwohl Jambú aus Südamerika stammt, werden die Blätter heute besonders in Japan gerne verzehrt.
Wie schmeckt Parakresse?
Die Blätter und Blütenköpfe lassen sich gut essen, für Menschen aus Europa ist der Geschmack allerdings überraschend. Denn sie schmecken ganz anders als die Pflanzen, die hierzulande verzehrt werden.
Sie prickeln im Mund wie Brausepulver, dann schmeckt es süß, dann sauer, dann feurig scharf. Zugleich fühlt sich die Zunge betäubt an. Wegen dieses einzigartigen Geschmackserlebnisses verbreitet sich Jambú zunehmend in Europa und den USA als Partyspeise.
Jambú – Blüten und Früchte
Am Blütenknopf ordnen sich gelbe Blüten rings um einen „roten Knopf“, während der lange Stiel gekerbte Laubblätter bildet. Die Blüte reicht von Mai bis Oktober.
Aus den Blüten bilden sich Samen. Jambú entwickelt Früchte, die Achänen. Diese erinnern an Nüsse.
Die Laubblätter selbst wachsen gegenständig, sind dreieckig, ei- oder manchmal herzförmig und gestielt. Sie haben einen gekerbt bis gesägten und bisweilen stachelspitzigen Blattrand, sind dabei spitz oder rundspitzig.
Der Blattstiel wird bis zu 6,5 Zentimeter lang. Die Haare erreichen bis zu 10,5 Zentimeter Länge.
Wo wächst Jambú?
Jambú wird vor allem in Brasilien angebaut und stammt vermutlich aus dem Norden Perus. Heute wächst die Pflanze weltweit in Tropenländern.
Besonders auf den Inseln des Indischen Ozeans und in Südasien. Hier wurde sie vermutlich von portugiesischen Seefahrern angepflanzt in der Zeit, als Brasilien eine portugiesische Kolonie war.
Parakresse anbauen
Jambú wird in Brasilien angebaut und die mutmaßliche Wildform stammt aus dem nördlichen Südamerika. Sie kennt also keinen Frost und ist Minusgraden gegenüber sehr empfindlich.
Deswegen lässt sich die Pflanze in Deutschland nicht ganzjährig im Garten anbauen. Sie können Jambú den Sommer über im Garten stehen lassen, im September sollte sie jedoch ins Gewächshaus, das Hausinnere oder in einen Wintergarten.
Die Temperatur sollte niemals unter zehn Grad Celsius fallen. Jambú braucht durchgehend feuchte Erde und kann längere Trockenperioden nicht vertragen.
Die Samen lassen sich im Frühjahr in Tontöpfen ziehen und sind inzwischen gut übers Internet zu erwerben. Die Blätter können Sie das ganze Jahr über ernten.
Schnecken lieben Parakresse. Deswegen sollten Sie draußen immer einen Schneckenschutz einbauen, sonst freuen sich die Schnecken über die Blätter. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alan F. Barbosa, Mario G. DeCarvalho, Robert E. Smith et al.: Spilanthol: occurrence, extraction, chemistry and biological activities; in: Revista Brasileira de Farmagnosia, Volume 26, Issue 1, Seiten 128-133, 2016 sciencedirect.com, sciencedirect.com
- Edina Bakondi, Salam Bhopen Singh, Zoltan Hajnady et al.: Spilanthol Inhibits Inflammatory Transcription Factors and iNOS Expression in Macrophages and Exerts Anti-inflammatory Effects in Dermatitis and Pancreatitis; in: International Journal of Molecular Sciences, Volume 20, Issue 17, 2019, mdpi.com
- Wen-Chung Huang, Hui-Ling Peng, Sindy Hu et al.: Spilanthol from Traditionally Used Spilanthes acmella Enhances AMPK and Ameliorates Obesity in Mice Fed High-Fat Diet; in: Nutrients, Volume 11, Issue 5, Seite 990, 2019, mdpi.com
Wichtiger Hinweis:
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