Jalape ist eine Art der Gattung Ipomoea, die in den indigenen Kulturen Mexikos eine Rolle in Volksmedizin und Religion spielt. Sie ist ein traditionelles Abführmittel, gehört aber innerhalb ihrer Verwandtschaft zu den Spezies, die stark toxisch wirken und deshalb in Reinform gefährlich sind.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Ipomoea purga
- Volksnamen: Mexikanische Purgierwinde
- Familie: Windengewächse (Convolvulaceae)
- Verbreitung: Mexiko, angebaut in Südamerika, Panama, Jamaika, Indonesien und Indien
- Verwendete Pflanzenteile: Wurzelstock, Harz, der getrocknete Milchsaft aus der Wurzelknolle. Die Pflanze ist giftig und nur innerhalb von Fertigpräparaten weniger riskant.
- Inhaltsstoffe: Convolvulin, Jalapin, Phytosterole (pflanzliche Hormone), Glykoretine, flüchtige Säuren, Cumarine, Mannit
- Anwendungsgebiet: Verstopfung
Jalape – Eine Übersicht
- In der frühen Neuzeit galt extremes Abführen als eine Art Allheilmittel bei diversen Erkrankungen. Deshalb waren Pflanzen wie Jalapa als Medizin sehr beliebt, trotz schlimmer zusätzlicher Effekte.
- In der Volksheilkunde Mexikos wird das Harz aus dem Wurzelstock genutzt.
- Die Pflanze wurde nach der Stadt Jalapa (Xalapa) in Mexiko benannt, in deren Region sie wächst.
- Noch heute wird Jalape in Pflanzenarzneien in Mexiko verarbeitet.
- Biochemische Stoffe in Jalape lassen sich möglicherweise in isolierter Form medizinisch für Anwendungen nutzen, für die sie bisher nicht eingesetzt wurden. Dazu bedarf es allerdings vertiefter Studien.
- Es gibt in den globalen Tropen und Subtropen bis zu 600 Arten der Ipomoea-Pflanzen, und einige von diesen spielen bei den indigenen Kulturen eine wichtige Rolle in Ritual, Medizin, Religion oder als Zierde.
- Der große Bedarf an Jalape als Abführmittel führte zur kommerziellen Kultivierung, nachdem die natürlichen Bestände ausgebeutet waren.
Inhaltsstoffe von Jalape
Ein brasilianischer Review vermerkte 2012: Eine anatomische Besonderheit der Familie Convolvulaceae sind Zellen, die Harzglykoside in die Wurzeln / Rhizome der Pflanzen ausschütten. Diese Harzglykoside sind ein chemotaxonomisches Kennzeichen der Windengewächse.
Jalape enthält vor allem Jalapin und Convolvulin. Zudem Glykoretine, Cumarine, Phytosterole und Mannit.
Hauptbestandteil ist das Convolvulin. Laut einer Studie aus Mexico City von 2006 enthält Ipomoea purga zwei neu entdeckte Hexasaccharide (Zuckerstoffe) in Verbindung mit den convolvulischen und jalapinolischen Säuren.
2011 wurde die Entdeckung dreier neuer Glykoside in Jalape in einer Studie veröffentlicht. Bei den neuen Stoffen handelt es sich um Purginosid I und II sowie Purgin.
Wie wirkt Jalape?
Unterschiedliche Arten der Gattung Ipomoea werden in ihren Herkunftsländern gegen diverse Krankheiten eingesetzt. Dazu zählen Verstopfung, Diabetes, Erschöpfung, Arthritis, Rheuma, Wassersucht, Meningitis, Nierenleiden und Entzündungen.
Einige Spezies zeigen deutliche Effekte gegen Würmer, Bakterien, Schmerzen und Entzündungen. Alkaloide, phenolische Verbindungen und Glykolipide zählen zu den typischen bioaktiven Stoffen der Gattung.
Wie sieht das konkret bei Ipomoea purga aus? Das Harz des Jalaperhizoms gehört zu den wenigen Abführmitteln, die auf den Dünndarm wirken.
Ansonsten gilt dies vor allem für Rhizinusöl, welches das bekannteste Abführmittel ist. Dabei reizt die Einnahme von Jalape die Darmschleimhaut stark, und dieser Reiz löst schwallartigen Durchfall aus.
Dieser ist wässrig. Bei weiterer Reizung mischt sich Blut aus der Darmschleimhaut hinein.
Verantwortlich für den abführenden Effekt sind die Stoffe Convolvulin und Jalapin. Eher selten ist eine Wirkung von Abführmitteln auf den Dünndarm.
Bei Verstopfung fördert der Konsum von Abführmitteln aus Jalape die Darmbewegung. Wasser gelangt verstärkt in den Darminnenraum.
Dieser Effekt ist sehr stark und riskant, da die Einnahme von Jalape zu einem hohen Verlust an Wasser führt und das Gewebe enorm gereizt wird. Der Durchfall durch Jalape ist eine Reaktion des Darms auf einen Reiz und geht einher mit krampfartigen Bauchschmerzen.
Die Einnahme von Jalape kann zu einer Darmentzündung (Gastroenteritis) führen. Eine solche Entzündung bedeutet unbehandelt unter Umständen Lebensgefahr.
Besondere Risiken
Die Giftpflanze Jalape ist für alle Konsumentinnen und Konsumenten gefährlich. Einige Menschen sollten aber besonders aufpassen.
Schwangere und Stillende dürfen auf keinen Fall Jalape zu sich nehmen. Wenn Jalape während der Schwangerschaft konsumiert wird, kann dies Kontraktionen im Unterbauch auslösen, die eine Fehlgeburt einleiten.
Eine große Gefahr besteht für Menschen, die unter Erkrankungen des Verdauungstrakts leiden wie Morbus Crohn und anderen chronischen Darmentzündungen. Jalape reizt den bereits angegriffenen Magen-Darm-Trakt zusätzlich.
Die Einnahme verschlimmert die Symptome der Krankheiten und im Ausnahmefall kann dies sogar zum Tod führen. Ist der Wurmfortsatz des Blinddarms entzündet, verschlimmert ein stimulierender Stoff wie Jalape-Extrakt das Leiden.
Volksmedizin und Medizingeschichte
Jalape wurde in indigenen Kulturen Mexikos über Jahrhunderte hinweg als Medizinpflanze eingesetzt und hat magisch aufgeladene Bedeutung. Sie ist ein Symbol für Erfolg in der Liebe und Reichtum.
Die stark abführende Wirkung galt (und gilt bisweilen noch heute) als ein Ausleiten krank machender Kräfte aus dem Körper und als Akt der körperlichen wie spirituellen Reinigung. Jalape wurde auch gegen Rheuma und Gicht eingesetzt.
Die Azteken stellten einen Extrakt zur inneren Reinigung des Körpers her, dessen Hauptbestandteil Jalape war, aber auch Knollen von sechs anderen Arten der Gattung Ipomoea enthielt. Diese Tlanquilinoni genannte Arznei diente als Abführ- und Brechmittel.
Sie sollte gegen Epilepsie und Fieber wirken, gegen Meningitis, Syphilis und gegen Tumore. Die aztekische Medizin ging davon aus, dass Abführen und Erbrechen Krankheiten und die diesen zugrunde liegenden schädlichen Einflüsse aus dem Körper ableiten könnten.
Diese indigene Vorstellung in Mexiko überschnitt sich mit der in Europa bekannten Humorallehre nach Galen, die ebenfalls „schlechte Säfte“ austreiben wollte, um Krankheiten zu heilen. Bereits 1565 brachte der spanische Arzt Nicolás Monardes Jalape aus Mexiko mit und führte sie in Europa ein.
Da Jalape besonders stark abführt, verdrängte sie sogar etablierte europäische Mittel zum selben Zweck. In der frühen Neuzeit Europas galt Jalape als Mittel, um „schlechte Säfte“ aus dem Körper zu ziehen.
Die extremen Kowirkungen sind keine Nebenwirkungen, sondern Teil des gleichen Prozesses, in dem der Darm auf den starken Reiz reagiert. Überliefert ist sogar der Gebrauch von Jalape gegen bakterielle Darmentzündungen und andere Erkrankungen des Darms.
Hier verstärkt der Reiz durch Jalape die Krankheit sogar, statt sie zu heilen. Vermutlich spielte hier die Vorstellung hinein, „Feuer mit Feuer“ zu bekämpfen, also die Idee, dass die heftigen Reaktionen einen Heilungsprozess auslösten.
Effektiv ist die abführende Wirkung von Jalape bei Befall mit Magen- und Darmwürmern. Denn diese werden mit dem Durchfall aus dem Körper gespült.
Extrakte mit Jalape in kombinierter Form werden heute noch gegen Würmer genutzt. Reine Jalape-Extrakte setzt die moderne Medizin wegen der gefährlichen Effekte nicht ein.
Welche Alternativen gibt es?
Als Abführmittel wird Jalape heute wegen der Giftwirkung nicht mehr empfohlen. Allzumal es andere effektive Arzneien gegen Verstopfung gibt, die diese gefährlichen Wirkungen nicht haben.
So lassen sich bei Verstopfung feuchtwarme Wickel um den Unterbauch legen, die mit Kamille und Schafgarbe getränkt sind. Auch Öle, die Kümmel, Melisse, Lavendel und Passionsblume enthalten, helfen gegen Verstopfung und Darmkrämpfe und sind wesentlich besser verträglich.
Ein Pulver aus der Rinde des Faulbaums liefert Anthranoide. Diese erweichen den Stuhl.
Was kennzeichnet Jalape?
Jalape (Jalapenwurzel, Mexikanische Purgierwinde) wächst krautig und als Rankpflanze. Sie ist mehrjährig.
Im Boden verankern sich die windenden Klettersprosse durch ein kriechendes Rhizom. Die Blätter sind dünn und wirken nahezu transparent.
Ihre Farbe ist ein intensives Grün. Sie sind eiförmig, dabei spitz zulaufend mit glattem Rand. Die Blüten stehen einzeln oder zu zweit, sind rötlich-violett bis weißlich-violett.
Die Kronblätter haben die Form eines Trichters und werden bis zu acht Zentimeter lang. Typisch ist ihr Rand in Form einer Glocke.
Die Blüte beginnt im Dezember. Am Ende der Blühzeit bilden sich in Kapseln eingeschlossene Samen.
Was zeichnet das Jalaperhizom aus?
Das in der Medizin verwendete Harz befindet sich im Rhizom, dem Wurzelstock der Pflanze. Dieser ist bei Jalape kräftig ausgeprägt und kriechend.
Diese Knollen enthalten eine weiße Milch ohne Geruch. Werden sie getrocknet, entfalten sie zuerst ein unangenehmes Aroma, später legt sich dieses.
Wo wächst Jalape?
Jalape wächst in Mexiko auf den Osthängen der Sierra Madre Oriental, in einer Höhe zwischen 1.500 und 2.400 Meter. Besonders in der Region Chiconquiaco auf der östlichen Seite des Cofre de Perote im Bundesstaat Veracruz.
Veracruz wurde bereits früh von Spaniern und Spanierinnen besiedelt, denn hier landete Hernando Cortez, als er in Mexiko einfiel. Darum kannten Europäerinnen und Europäer die Pflanze vermutlich bereits im 16. Jahrhundert und beschrieben sie im 17. Jahrhundert.
Wissenschaftlich untersucht wurde sie 1829 von Dr. J. R. Coxe aus Philadelphia. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Jalape in großem Ausmaß in Mexiko angebaut und auch in anderen Weltregionen kultiviert, so im tropischen Südamerika, in Indien und Indonesien.
In Europa wurde sie ebenfalls gezogen. Jedoch zu dieser Zeit kaum als Medizinpflanze, sondern zur Zierde in Gewächshäusern und Tropengärten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jhon Castaneda-Gómez, R. Pereda-Miranda: Resin glycosides from the herbal drug jalap (Ipomoea purga; in: Journal of Natural Products, Volume 74, Issue 5, Seiten 1148-1153, 2011, pubs.acs.org
- Marilena Meira, Eliezer Pereira da Silva, Jorge M. David et al.: Review of the genus Ipomoea: traditional uses, chemistry and biological activities; in: Revista Brasileira de Farmacognosia, Volume 22, Issue 3, 2012, scielo.br
- Rogelio Pereda Miranda, Mabel Fragoso-Serrano, Edgar Escalante Sanchez et al.: Profiling of the resin glycoside content of Mexican jalap roots with purgative activity; in: Journal of Natural Products, Volume 69, Issue 10, Seiten 1460-1466, pubs.acs.org
Wichtiger Hinweis:
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