Der Japanische Staudenknöterich ist in Deutschland eine invasive Pflanze, die heimische Arten verdrängt und deshalb bekämpft wird. Dieser „Störenfried“ verfügt indessen über eine Vielzahl medizinisch wirksamer Stoffe. Die Wirksamkeit für den Menschen und die Anwendung gilt jedoch in den meisten Fällen als nicht belegt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Fallopia japonica
- Volksnamen: Japanknöterich, Japanischer Knöterich, Kamtschatka-Knöterich
- Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Ostasien (Japan, Korea, China), heute in Mitteleuropa und Teilen Kanadas als invasiver Neophyt.
- Verwendete Pflanzenteile: Alle Teile der Pflanze
- Inhaltsstoffe: Polyphenole, wie Reservatrol, Oxalsäure, Anthrachinon, Emodin, Rutin, Phytoöstrogene, Gerbsäuren, Proteine, Vitamine, Mineralstoffe
- Anwendungsgebiete (Auswahl): Entzündungen, Gelenkschmerzen aufgrund von Osteoarthritis, Diabetes/Blutzucker, Herzgesundheit, Wundheilung, Schmerzen in den Wechseljahren und der Postmenopause.
Japanknöterich – Eine Übersicht
- Staudenknöteriche, die hierzulande vorkommen, sind der Japanische Staudenknöterich (Japan-Knöterich, Fallopia japonica), der Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis) und der Böhmische Staudenknöterich (Fallopia x bohemica), ein Hybrid beider Spezies.
- Der Japanische Knöterich ist ein invasiver Neophyt. Er breitet sich sehr schnell aus, wächst rasant und setzt sich in der Konkurrenz durch. So verdrängt er heimische Arten und beschädigt Gebäude, Straßen und Flussufer.
- Japanischer Staudenknöterich braucht Licht, Wärme und Nässe. Er gedeiht auf nährstoffreichen und leicht sauren Böden.
- Das in ihm enthaltene Resveratrol ist ein antioxidativ wirkendes Phytoalexin und schützt die Pflanze in vor Parasiten und Pilzinfektionen. Wirkungen gegen Krankheiten beim Menschen sind umstritten.
- In den Herkunftsländern wird der Knöterich in der traditionellen Medizin genutzt, unter anderem, bei Magendarm-Beschwerden und zur Entgiftung des Bluts.
- In der Küche lassen sich die Stängel ähnlich wie Rhabarber verwenden.
- Wie Rhabarber enthält der Knöterich viel Oxalsäure. Darum sollten keine älteren Stängel genutzt werden.
Inhaltsstoffe
Der Japanische Staudenknöterich enthält Polyphenole, wie Reservatrol. Außerdem weist er unter den Inhaltsstoffen Anthrachinon, Emodin (Anthrachinon-Derivat), Rutin, Phytoöstrogene, Gerbsäuren, Oxalsäure, Proteine, Mineralstoffe und Vitamine auf.
Medizinische Wirkung und Anwendung
Inhaltsstoffe des Japanknöterichs haben antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Eine Vielzahl an medizinischen Wirkungen wird mit der Pflanze in Verbindung gebracht, sind aber nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht oder belegt.
Anwendungsgebiete sind beispielsweise Entzündungen und Harnverhalt. Zudem soll die Pflanze positive Wirkungen auf den Cholesterinspiegel und Blutzucker haben. Effekte zur Fiebersenkung, Beschleunigung der Wundheilung und Schmerzlinderung werden ebenfalls angegeben. Außerdem sollen enthaltene Pflanzenstoffe helfen abzuführen und die Menstruation zu regulieren.
Die Pflanze enthält starke Antioxidantien, die generell bekannt dafür sind schädliche Zellveränderungen zu bremsen und so potenziell auch Krebs vorzubeugen. Auch die Herzgesundheit soll gefördert werden.
Laut einem Review von 2021 liegt das größte therapeutische Potenzial in den antioxidativen, antimikrobiellen, entzündungshemmenden und krebsbekämpfenden Wirkungen.
Dass Staudenknöterich den Blutzucker reguliert und gegen Diabetes hilft ist nicht nachgewiesen. Der Effekt wird dem enthaltenen Stoff Emodin zugeschrieben, wobei dessen antidiabetisches Potenzial auch alleine auf einer Reduktion des Appetits zurückgeführt werden könnte.
Der hohe Gehalt an Gerbsäure, die zusammenziehend auf Gefäße wirkt, kann die Wundheilung beschleunigen. Daher werden frische Blätter zerquetscht und als Auflage bei Hauterkrankungen und oberflächlichen Hautwunden eingesetzt.
Reservatrol
Das im Japanischem Staudenknöterich in hoher Konzentration enthaltene Reservatrol wird zur Vorbeugung oder Behandlung von Herzkrankheiten und Diabetes angewandt, sowie um das Gedächtnis zu verbessern und Gelenkschmerzen aufgrund von Osteoarthritis zu lindern.
Antioxidative, entzündungshemmende und antiproliferative Eigenschaften gelten als bewiesen für Reservatrol. Viele Eigenschaften sind aber nicht bestätigt beim Menschen entsprechende Wirkungen zu erreichen. So sind Anti-Aging Effekte ebenso nicht nachgewiesen, wie eine Verbesserung von der kognitiven Funktion bei älteren Erwachsenen und kardioprotektive Wirkungen. Positive Wirkungen bei Diabetes sind bislang auch nicht unbestritten belegt.
Wahrscheinlich hingegen sind schmerzlindernde Effekte bei Frauen in den Wechseljahren und der Postmenopause, sowie knochenschützende Wirkungen und Verbesserungen der Symptome bei (Osteo-)Arthritis.
Trans-Resveratrol aus Japanischem Staudenknöterich ist als Nahrungsergänzungsmittel für Erwachsene als Tabletten oder Kapseln in einer Dosis von höchstens 150 mg pro Tag zugelassen.
Staudenknöterich in Ayurveda und der chinesischen Medizin
In Indien und China wird besonders die Wurzel des Staudenknöterichs genutzt. Diese wird zu Extrakten oder Pulvern verarbeitet, welche das Blut entgiften sollen, bei Magen-Darm-Beschwerden eingenommen werden und als tägliche Medizin für ein langes Leben dienen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Japanischer Knöterich enthält viel Oxalsäure. Diese lässt sich reduzieren, wenn bei der Zubereitung als Nahrungsmittel das Kochwasser weggeschüttet wird und mit dem Knöterich Lebensmittel verzehrt werden, die viele Ballaststoffe enthalten.
Aufgrund der Oxalsäure sollten Sie keinen Japanischen Staudenknöterich zu sich nehmen, wenn Sie an folgenden Erkrankungen leiden: Gicht, Arthrose, Rheuma, Nierensteine und Nierenbeschwerden, die das Ausscheiden über die Niere behindern.
Als Nebenwirkungen hoher Dosen von Resveratrol können Übelkeit, Blähungen, Magenschmerzen und Durchfall auftreten.
Japanischer Staudenknöterich in der Küche
Japanischer Staudenknöterich ist in der Küche Japans, Chinas und Koreas beliebt. Meist werden dafür die jungen Triebe verwendet. Diese werden wie Spargel geschält und gekocht, dann in Wasser und Salz eingelegt, um sie zu konservieren. Dieses „Itadori“ genannte Gemüse dient zum Beispiel dazu, Sushi und Frühlingsrollen zu füllen.
In Deutschland gibt es inzwischen experimentelle Rezepte für Limonaden, Kompotte, Konfitüren, Kuchen und Relish und manche nutzen die jungen Stangen auch als Gemüse. Die Stängel sind hohl und lassen sich deshalb auch füllen.
Die frischen Wurzelsprosse können gebacken werden, frittiert oder paniert. Japanischer Staudenknöterich ist eine gesunde Nahrungsquelle, und dieses Gemüse versorgt den menschlichen Körper mit wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und vor allem sekundären Pflanzenstoffen. Der Verzehr von Lebensmitteln mit Resveratrol ist im Allgemeinen unbedenklich.
Ein invasiver Neophyt
Japanischer Staudenknöterich gilt in Mitteleuropa als einer der schädlichsten Neophyten. Solche Invasiven Arten sind Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können.
Als Neophyt gilt eine Pflanze, wenn sie seit Beginn des globalen Warenverkehrs bei uns eingeschleppt wurden und sich als „Neue Pflanze“ außerhalb ihres natürlichen Herkunftsgebiets ausgebreitet haben. Viele dieser Pflanzen schaden den Ökosystemen in den neu besiedelten Ländern nicht. Invasive Neophyten, wie der Japanische Staudenknöterich, sind jedoch so konkurrenzstark, dass sie sich rapide ausbreiten und dabei heimische Pflanzen verdrängen.
Der Japanische Staudenknöterich ist sehr anpassungsfähig und überwuchert häufig flächendeckend sensible Biotope an Flussufern und Bachläufen. Zudem schädigt er auch menschliche Infrastrukturen, indem die Stängel in Mauern, Asphalt und Rohre eindringen.
Dabei lässt er sich nur schwer bekämpfen, denn das kleinste Stück eines Rhizoms treibt zu einer neuen Pflanze aus. Am besten werden die Pflanzen in Gänze ausgerissen und ausgegraben. Dabei darf nichts von dem Rhizom in der Erde bleiben. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alexandra-Antonia Cucu, Gabriela-Maria Baci, Stefan Dezsi et al.: New Approaches on Japanese Knotweed (Fallopia japonica) Bioactive Compounds and Their Potential of Pharmacological and Beekeeping Activities: Challenges and Future Directions, in: Plants, Volume 10, Issue 12, 2621, 2021, MDPI
- Memorial Sloan Kettering Cancer Center: Resveratrol - Purported Benefits, Side Effects & More, Udpate 17. Februar 2023, URL: https://www.mskcc.org/cancer-care/integrative-medicine/herbs/resveratrol (abgerufen am 15.12.2023), MSKCC
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.