Johannisbrotbaum: Nutzung, Anwendung und medizinische Wirkung
Der Johannisbrotbaum ist eine alte Kulturpflanze, deren Früchte und Samen einen hohen Nährwert haben, und dessen Mehl sich auch für Menschen eignet, die kein Gluten vertragen, Gewicht reduzieren wollen oder an Diabetes leiden. Als Nahrung sind die Schoten seit der Antike bekannt und sollen in der Legende Johannes, den Täufer vor dem Verhungern bewahrt haben. Daher stammt der Name Johannisbrot.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief: Johannisbrotbaum (Ceratonia siliqua)
- Wissenschaftlicher Name: Ceratonia siliqua
- Volksnamen: Bockshöndlbaum, Bockshornbaum, Judasboom, Sodbrood, Soodschote, Karubenbaum, Karobbaum
- Pflanzenfamilie: Hülsenfrüchtler
- Vorkommen: Mittelmeerraum, Arabische Halbinsel, Westasien
- Verwendete Pflanzenteile: Die Hülsenfrüchte
- Inhaltsstoffe: Fruchtzucker, Stärke, Eiweiß und Fette, wichtige Mineralstoffe wie zum Beispiel Eisen, Kalzium, Phosphor und Magnesium, Vitamin A und verschiedene B-Vitamine, Flavonoide, Gerbstoffe, Ballaststoffe, Isobuttersäuren, Schleimstoffe, Pektine und Lignine.
- Anwendungsgebiete:
- Magenschwäche,
- Magen-Darm-Entzündung,
- Verdauungsbeschwerden,
- Sodbrennen,
- Sexualstörungen,
- Entzündungen der Atemwege.
Johannisbrotbaum – Eine Übersicht
- Der Johannisbrotbaum trägt braune Schoten, die bis zu 30 Zentimeter lang werden und ein rötliches Fruchtfleisch mit schwärzlichen Kernen enthalten.
- Die Schoten haben einen lakritzähnlichen Geschmack.
- Mehl aus dem Johannisbrotbaum und Extrakte aus der Hülsenfrucht enthalten weder Gluten noch Laktose, eignen sich deshalb für Menschen, die gegen diese Stoffe allergisch sind oder an Zöliakie leiden.
- Johannisbrotkernmehl ist ein pflanzlicher Vielfachzucker, der aus Mannose und Galaktose besteht. Das Mehl wird durch Erhitzen und Mahlen aus den Samen der Johannisbrotfrucht erzeugt.
- Produkte aus den Samen des Johannisbrotbaums sind nährstoffreich, enthalten Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine in hohem Ausmaß und tragen zu einer gesunden Ernährung bei.
- Karobpulver, welches aus dem Fruchtmark der Schoten gewonnen wird, ist ein vollwertiger Ersatz für Kakaopulver, egal ob in Milch, Pudding oder Kuchen, und enthält weit weniger Kalorien.
- Das Samenmehl wirkt gegen akute physische Ernährungsstörungen, Verdauungsprobleme, Durchfall, Erbrechen und Zöliakie.
- Der Name des Johannisbrotbaums stammt von der Legende, dass die Früchte des Baumes Johannes dem Täufer vorm Verhungern geretteten haben sollen.
- Der Stoff, in den Mumien im alten Ägypten eingewickelt wurden, war vermutlich mit Extrakten aus der Frucht des Johannisbrotbaums imprägniert.
- Der Begriff Karat als Gewicht für Edelsteine leitet sich ab von Quirat, dem arabischen Wort für die Samen des Johannisbrotbaums. Diese dienten in historischen Zeiten dazu, Gold und Edelsteine abzuwiegen.
- Der Verzehr des entzuckerten Fruchtmarks stimuliert die Fettverbrennung und senkt kurzfristig den Blutzuckerspiegel. Es kann deshalb unterstützend beim Abnehmen wirken.
Inhaltsstoffe
Die Schoten des Johannisbrotbaums enthalten Fruchtzucker, Stärke, Eiweiß und Fette. Sie sind zudem reich an Mineralstoffen wie Eisen, Chrom, Kupfer, Nickel, Mangan, Kalzium, Phosphor und Magnesium sowie an Vitamin A und Vitaminen der B-Gruppe, Flavonoiden, Gerbstoffen (Tannin), Ballaststoffen, Isobuttersäuren, Schleimstoffen, Pektine und Lignine.
Medizinische Wirkungen
Produkte aus dem Johannisbrotbaum wirken abführend, sie treiben den Harn, ziehen Gewebe und Schleimhäute zusammen und beruhigen. Sie eignen sich besonders bei Magen-Darm-Problemen wie
- Verstopfung,
- Durchfall,
- Mageninfektionen,
- Magen-Darm-Grippe,
- Magenschwäche,
- Sodbrennen und
- Infektionen mit Salmonellen.
Zudem können die Inhaltsstoffe des Johannisbrotbaums auch bei Diabetes, Übergewicht, Husten, Asthma und bestimmten sexuellen Problemen unterstützend helfen. Die Früchte senken mit sekundären Pflanzenstoffen den Blutzucker, fördern die Verdauung durch einen hohen Anteil an Ballaststoffen und senken den Cholesterinspiegel.
Gegen Durchfall und Verstopfung
Bioaktive Stoffe der Samen beziehungsweise Früchte binden erhebliche Wassermengen im Darm und formen diese zu einem „Gelee“ mit großem Volumen, außerdem bilden sie eine Schutzschicht an der Darmwand. Durch die hohe Aufnahmefähigkeit des Johannisbrotmehls werden Giftstoffe gebunden, die sich im Darm befinden.
Gleichzeitig erzeugt der Konsum ein Sättigungsgefühl und verfestigt den Stuhl bei Durchfallerkrankungen. Gegen nicht infektiösen Durchfall wirken auch die Gerbstoffe, die Gewebe zusammenziehen. Bei Verstopfung helfen die Schleimstoffe der Pflanze, den Stuhl zu transportieren.
Für Magen und Darm
Gegen Erkrankungen im Verdauungstrakt wirken Präparate des Johannisbrotbaums gleich mehrfach: Sie binden große Mengen an Flüssigkeit, helfen so gegen Durchfall, aber auch gegen Vergiftungen (Binden von toxischen Stoffen). Zugleich ziehen die Gerbstoffe Gewebe zusammen, was zusätzlich gegen Durchfall und Störungen der Darmperistaltik hilft. Außerdem agieren bioaktive Stoffe der Pflanze im Magen und Darm und wirken sich positiv auf die Darmflora aus.
Ersatz für Getreideprodukte
Zöliakie ist eine Krankheit, bei der die Schleimhaut des Dünndarms geschädigt ist. Betroffene vertragen kein Gluten in Lebensmitteln. Johannisbrotkernmehl ist eine Alternative zu glutenhaltigen Getreidemehlen.
Gegen Adipositas und Diabetes
Johannisbrotkernmehl hilft auch für die angepasste Ernährung bei Menschen, die an Diabetes mellitus Typ 2 und Adipositas leiden. Außerdem könnte es möglicherweise auch für eine Behandlung von Diabetes eingesetzt werden (siehe: Shahbaa Muslem Al-khazraji und Hussein Thumad Al-Kaisey, 2017).
Johannisbrot zur Krebsvorsorge
Johannisbrotbaum-Produkte wirken antioxidativ, bekämpfen also freie Sauerstoffradikale im Körper und scheinen somit bestimmten Tumoren vorzubeugen (siehe: L. Custodió et al., 2009).
Nebenwirkungen
Johannisbrotbaumprodukte haben keine ernsten Nebenwirkungen. In höherer Dosierung wirken sie abführend – was bei Verstopfung helfen kann – bei funktionierender Verdauung kann dies allerdings lästig sein. Wenn Sie gegen Hülsenfrüchte allergisch sind, gilt dies auch für die Samen des Johannisbrotbaums, bei vorliegenden Sojaallergien besteht das Risiko einer Kreuzallergie. Johannisbrotkernmehl verlangsamt die Verdauung von Eiweißen in geringem Ausmaß.
Johannisbrotbaum – Anwendungen
- Die Früchte des Johannisbrotbaums lassen sich frisch oder getrocknet verzehren. Sie werden auch zu Sirup oder Kaftanhonig verarbeitet. In Nordafrika wird aus dem Fruchtmus Saft zubereitet. Aus dem Fruchtfleisch wird Karobpulver gewonnen.
- Das Fruchtmus wirkt erweichend bei Hals- und Rachenbeschwerden.
- Aus den Samen wird das Johannisbrotkernmehl produziert, das sich wie andere Mehle einsetzen lässt, vor allem als Backhilfe, die wenig Kalorien und kein Gluten enthält. Die geröstete Karubfrucht dient als Kaffeeersatz.
- Johannisbrotkernmehl hat sehr gute Quelleigenschaften und dient dazu, Flüssigkeiten zu verdicken, findet sich als Bindemittel in Lebensmitteln, hält in Getränke Trübstoffe in der Schwebe und Brot frisch. Es findet sich in Marmeladen, Konfitüren, Mousse und Pasteten, Obstkonserven, Speiseeis, Milchmixgetränken, Backwaren und Backhilfen, sowie in speziellen Lebensmitteln für Menschen mit Diabetes oder für Diäten.
- Johannisbrotkernmehl lässt sich in Biomärkten, Naturkostläden, Reformhäusern und gut sortierten Supermärkten erwerben und als veganes Bindemittel ähnlich einsetzen wie Getreidemehle – für Bratlinge, Saucen, Suppen, Eintöpfe, Kuchen, Kekse.
- Um das Mehl gegen Erkrankungen einzusetzen, trinken Sie davon fünf Gramm auf rund 100 Milliliter Wasser und davon drei kleine Tassen pro Tag. Das stoppt Durchfall, bringt den Verdauungstrakt ins Lot und hilft gegen Reizungen des Magen-Darm-Trakts und des Halses, des Rachens, sowie der Speiseröhre.
- Äußerlich können Sie ein bis zwei Handvoll des Mehls in ein Teil- oder Vollbad geben. Dies erweicht gereizte und entzündete Haut und führt ihr Feuchtigkeit zu.
Karobpulver
Das aus den Samen gewonnene Pulver schmeckt wie fruchtiger Karamelzucker, ähnlich wie Kakao. Es hat sehr wenig Fett und enthält weder Koffein noch Theobromin. Es enthält jedoch Einfach- wie Zweifachzucker, hochmolekulare Kohlenhydrate, rund fünf Prozent Eiweiß sowie fünf Prozent Mineralstoffe. Der Gehalt an Mineralstoffen und Vitaminen ist zwar hoch, da wir aber Karobpulver nicht in größeren Mengen verzehren, reicht er für eine ausgewogene Ernährung nicht aus.
Johannisbrotkernmehl
Das Mehl (Carubin), auch Caroben-Gummi genannt, besteht aus Schale, Samen und Endosperm. Es ist weißlich und hat keinen erkennbaren Eigengeschmack. Der im Mehl vorhandene Mehrfachzucker lässt sich nur teilweise verdauen, und darum ist das Mehl ein guter Ballaststoff. Es bindet bis zum Hundertfachen seines Eigengewichts an Wasser, ist also circa fünfmal so quellfähig wie Speisestärke.
Als unverdauliches, Gel-bildendes Polysaccharid verzögert Carubin den Anstieg wie den Abfall des Serum-Glucosespiegels bei der Verdauung und wirkt so dem postprandialen Blutzuckeranstieg entgegen. Deshalb ist das Mehl auch empfehlenswert bei Diabetes.
Johannisbrotbaum – Kulturgeschichte
Die Wildform des Johannisbrotbaums stammt mutmaßlich aus Arabien, zumindest finden sich schriftliche Belege aus dem antiken Ägypten, so nutzte Ramses II das Holz des Baumes als Baumaterial. Die antiken Römer führten den Karubbaum am nördlichen Mittelmeer ein und pflanzten ihn im heutigen Griechenland und Italien. Die islamischen Araber verbreiteten die Pflanze in Westasien, an den Küsten Nordafrikas bis nach Marokko und Spanien (Andalusien).
Im 19. Jahrhundert nahmen Auswanderer den Johannisbrotbaum mit nach Australien, Mexiko, Peru, Argentinien und Chile sowie in die USA. Nach wie vor gedeiht der Karubbaum am besten in mediterranem Klima mit heißen trockenen Sommer und kühlen regnerischen Wintern (Mittelmeer, Kalifornien, Australien, Südafrika, Chile). (Dr. Utz von Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Shahbaa Muslem Al-khazraji und Hussein Thumad Al-Kaisey: Hypoglycaemic Activity of Ceratonia siliqua Leaves Extracts in Alloxan-Induced Diabetic Rats, in: Medical Journal of Babylon, 14:2, 2017, researchgate.net
- E.M. Al-Olayan et al.: Ceratonia siliqua pod extract ameliorates Schistosoma mansoni-induced liver fibrosis and oxidative stress, in: BMC Complementary and Alternative Medicine, 16:434, 2016, bmccomplementmedtherapies.biomedcentral.com
- I. Battle / J. Tous: Carob tree. Ceratonia siliqua L., 1997, cgspace.cgiar.org
- L. Custodió et al.: Study of the antioxidant activity of extracts from Carob tree (Ceratonia siliqua L.); in: ISHS Acta Horticulturae 841, 2009, actahort.org
- H. El Batal et al.: Assessment of nutritional composition of Carob pulp (Ceratonia Siliqua L.) collected from various locations in Morocco, in: J. Mater. Environ. Sci. ,7(9):3278-3285, 2016 , jmaterenvironsci.com
- Karl Hiller / Matthias Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen. Band 1. A bis K. Heidelberg, 1999
- I. Lakkab et al.: Phytochemistry, bioactivity: suggestion of Ceratonia siliqua L. as neurodegenerative disease therapy, in: J Complement Integr Med.,15(4), Mai 2018 , degruyter.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.