Kapern als Heilpflanze
Kapern sind die Blütenknospen der Kapernsträucher, die rund um das Mittelmeer wachsen. Sie werden in Öl, Salz oder Essig eingelegt und dienen als Gewürz. Sie haben jedoch auch eine lange Tradition in der Phytomedizin.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Capparis (Kapernsträucher), vor allem Capparis spinosa (Echter / Dorniger Kapernstrauch)
- Volksnamen: Kaper (lateinisch capparis, griechisch kapparis, arabisch kabbár) wird lokal auch als Caper, Kapper, Kappress oder Kapres, Echte Kapern (im Unterschied zu „Deutschen Kapern“, die aus verschiedenen Blütenknospen hergestellt werden, aber keine Kapern sind)
- Familie: Kaperngewächse (Capparaceae)
- Verbreitung: Im Mittelmeerraum weit verbreitet, auf dem Balkan und in Ägypten, auch in Westasien, Türkei und Iran bis nach Indien im Osten und den Jemen im Süden. Auf den Kanarischen Inseln wurde der Kapernstrauch angesiedelt.
- Verwendete Pflanzenteile: geschlossene Blütenknospen
- Inhaltsstoffe: Vitamine – vor allem Vitamin C, Magnesium, Kalium, Eisen, Kupfer und Mangan
- Anwendungsgebiete: Fördern der Verdauung, Entwässern, Entzündungen der Gelenke, Hämorrhoiden, Erkrankungen der Leber und Milz, traditionelles Aphrodisiakum
Kapern – Ein Überblick
- Kapern sind die geschlossenen Blütenknospen des Kapernstrauchs, die im Frühjahr gepfückt werden. Die später geernteten Früchte heißen Kapernbeeren oder Kapernäpfel.
- In Mitteleuropa finden sich Kapern meist nur in wenigen Gerichten, wie typischerweise in in der Kapernsauce der Königsberger Klopse. Im Mittelmeerraum gehören die Kapernknospen hingegen zum Alltag – als Gewürz, als Vorspeise und als traditionelle Medizin.
- Der Kapernstrauch als Heilpflanze hat auch eine große mythologische Bedeutung. Die grünen Sträucher gedeihen auf kargen Böden, auf Felsen und in Gemäuern. So sagt der Volksmund in Italien, der Kapernbusch ernähre sich nur von Wind und Sonne.
- Kapern sind roh ungenießbar, sollten aber auch nicht zu lange kochen.
- Als Charakterpflanze heißtrockener Standorte gewinnt der Kapernstrauch vielerorts durch die globale Klimaerwärmung an Bedeutung. So zeigt sich der Strauch auch bei leichten Waldbränden resistent, was an einer Blattschicht liegt, die Capaprenol enthält.
- Capparis spinosa kann torfige Böden und viel Nährstoffe nicht vertragen, sondern liebt kalkreiches, steiniges und sandiges Substrat.
Sind Kapern gesund?
Kapern enthalten B-Vitamine, Vitamin C, Magnesium, Kalium, Eisen, Kupfer und Mangan. Die Gesundheit fördern auch sekundäre Pflanzenstoffe: So liefern die Blütenknospen eine veritable Menge an Quercetin. Dieses Flavonoid wirkt antioxidativ und kann so überschüssige Ansammlungen von Sauerstoff im Körper verhindern. Damit kann es freie Radikale als mögliche Risikofaktoren für bestimmte Erkrankungen reduzieren.
Eine Studie aus Sizilien (2007) zeigt: Ein weiteres Flavonoid im Kaperstrauch ist Rutin. Die Pflanze ist an typischen Standorten starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt, und Rutin schützt die Pflanze vor schädlicher UV-Strahlung. Beim Menschen scheinen die antioxidativen Eigenschaften von Rutin besonders auf Blutgefäße und Darmzellen zu wirken.
Kapern schmecken leicht bitter, was an den enthaltenen Senfölglykosiden liegt. Diese werden in der Pflanzenheilkunde gegen Infektionen eingesetzt – vor allem gegen Infektionen der Harn- und Atemwege.
Kapern – Medizinische Wirkungen
Diverse bioaktive phytochemische Komponenten des Kapernstrauchs wurden in einer Studie (2018) auch hinsichtlich ihrer möglichen Wirkungen auf die menschliche Gesundheit auf der Basis verschiedener vorangegangenen Arbeiten zusammenfassend betrachtet. Es gibt zwar die Vermutung, aber bislang nur unzureichende Belege dafür, dass C. spinosa und Extrakte aus der Pflanze gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes helfen.
Die berücksichtigten Studien hatten sehr unterschiedliche Studiendesigns und Untersuchungsmethoden und lieferten somit auch unterschiedliche Ergebnisse, so dass eine generelle Bewertung nicht möglich ist. Allgemein gelten Produkte aus dem Kaperstrauch als gesundheitsfördernd. Um aber eine therapeutische Anwendung von Kapern und Kapernextrakten, etwa als Functional Food oder Arznei, zu begründen und zu empfehlen, bedarf es weiterer Forschungsarbeiten.
Medizingeschichte
Kapern als Nahrungsmittel sind seit Jahrtausenden überliefert, bereits aus dem antiken Sumer und Ägypten auch als Medizin. Alte Kulturen aus der Mittelmeerregion nutzten den gesamten Strauch als Heilmittel: Samen, Blüten, Blätter, Früchte, die Wurzeln und die Rinde, unter anderem gegen Arthritits, Erkrankungen der Milz und Leber sowie gegen Hämorrhoiden. Die Blütenknospen und Früchte galten als Aphrodisiakum.
Volksmedizin
Kapern sind im Mittelmeerraum als Hausmittel weit verbreitet, und das gilt auch für andere Teile des Kapernstrauchs. Eine Salbe aus den Knospen wird genutzt, um allergische Hautentzündungen zu behandeln. Ein Tee aus Kapernrinde gilt im Süden Italiens als Mittel gegen rheumatische Beschwerden, und die gekaute Rinde soll gegen Zahnschmerzen helfen. Ein mit den Wurzeln angesetztes Öl wird gegen Entzündungen in Mund eingesetzt. In Nordafrika dienen Knospen und Honig als Maske gegen Falten und trockene Haut.
Ein Review (2017) aus dem Iran erörtert: Am wichtigsten sind Kapern in der Volksmedizin indessen, um die Verdauung zu fördern. Die Rinde wird gegen Durchfall und Hämorrhoiden angewandt, gegen Gicht und Kieferentzündungen. Die Samen sollen die weibliche Fruchtbarkeit fördern und Menstruationsstörungen ausgleichen.
Die Liste der Leiden, gegen die Kapern, Kapernfrüchte, Rinde, Blätter und Samen in der Volksmedizin eingesetzt werden, ist lang. Im indischen Ayurveda und in chinesischen Traditionen dienen Kapernsträucher generell um den Körper und seine Funktionen zu stärken. Kapernrinde soll gegen Blutarmut ebenso helfen wie gegen Magen-Darm-Beschwerden, sie soll gegen Krämpfe wirken, Schmerzen lindern, die Erregung steigern, und außerdem die Leber stärken. Einer Studie aus Saudi-Arabien (2010) zufolge haben die Kapernsträuche ein Potenzial zur Entwicklung pharmazeutischer Produkte, das längst nicht ausgeschöpft ist.
Kapern – Blütenknospen
Kapern sind die Blütenknospen des Kapernstrauches, die wir in Essig, Salzwasser oder Öl einlegen und als Gewürz nutzen. Sind die Kapern in Salz eingelegt, sollten Sie das überschüssige Salz vor dem Verwenden abspülen.
Die Kapernknospen werden geerntet, wenn sie noch geschlossen sind und die Größe von kleinen Erbsen haben. Die jungen Kapern schmecken intensiver als die älteren. Nach der Ernte werden die Knospen einen Tag getrocknet und dann eingelegt.
Ungepflückt bilden sich an den Achseln der Blätter lange Stiele mit weißrosa Kronblättern, die lange lila Staubfäden haben. Diese öffnen sich am Morgen.
Kapernäpfel
Während die Knospen im Frühjahr gepflückt werden, ernten die Menschen in den Herkunftsländern die Früchte im Herbst. Hierzulande finden wir diese Kapernbeeren oder Kapernäpfel nur selten, in Südeuropa sind sie aber fast so verbreitet wie die Kapern selbst.
Kapernäpfel sind größer und fester als die Kapernknospen mit vielen Kernen im Innern. Wie die Knospen werden auch sie in Essig, Öl oder Salz eingelegt, aber auch gerne pur gegessen. Sie dienen wie Oliven als Snack oder Tapas.
„Deutsche Kapern“?
Im Volksmund heißen in Essig eingelegte Blütenknospen heimischer Arten wie Sumpfdotterblume, Löwenzahn oder Scharbockskraut „Deutsche Kapern“. Offiziell ist dieser Begriff allerdings nicht zulässig, das es sich nicht um Kapern handelt.
Kapernstrauch
Der Echte Kapernstrauch (Capparis spinosa) gehört wie seine Verwandten zur Gattung Capparis in der Familie Capparaceae. Die meisten Arten wachsen in den Subtropen, Capparis spinosa hingegen im Mittelmeerraum. In Plantagen wird er unter anderem in folgenden Ländern angebaut: Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland, Algerien und Marokko, zudem in Kalifornien, das zwar nicht am Mittelmeer liegt, aber ein mediterranes Klima hat – mit heißen trockenen Sommern und milden feuchten Wintern.
Kapernsträucher mit vielen kleinen und runden Blättern haben eher flexible Zweige und wachsen häufig niedergedrückt. Die eher Richtung Erde hängenden Zweige lassen den Strauch mehr in die Breite als in die Höhe wachsen. Das satte Grün der Pflanze bietet einen attraktiven Kontrast zur ausgedörrten Sand-Stein-Landschaft in seinen Ursprungsländern. Zusammen mit der schönen Blüte ist Capparis deshalb auch als Zierpflanze in warmen und trockenen Regionen beliebt und schmückt dort vielerorts Trockenmauern und Blumenampeln.
Kapernsträucher sind Charakterpflanzen der mediterranen Flora, und deshalb mögen sie keinen starken und langen Frost, aber auch keine hohen Temperaturen im Winter. Optimal ist ein Platz draußen in der vollen Sonne im Sommer, und ein Ort im unbeheizten Wintergarten ab dem Herbst. Sie können Kapernsträucher hierzulande also nicht ins Freie pflanzen, sondern nur im Wintergarten oder im Topf ziehen. Ideal ist ein Ort an einer Mauer. Ansonsten gilt: Kapern brauchen es warm und hell.
Im Topf verlangt die Pflanze eine gute Drainage, denn Kapernsträucher sind gegenüber Nässe äußerst empfindlich. Mit längerer Trockenheit hat dieser Strauch aus ariden Zonen keine Probleme. Sie gießen im Sommer erst dann, wenn die Erde im Topf fast ausgetrocknet ist. Im Winter sollte die Erde nur ein wenig feucht sein. Wässern Sie erst, wenn die Blätter schlapp werden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ramin Rahnavard, Nastaran Razavi: A review on the medical effects of Capparis spinosa L.; in: Advanced Herbal Medicine, Volume 2, Issue 1, Seiten 44-53, 2016, herbmed.skums.ac.ir
- Hassan Sher, Mohammed N. Alyemi: Ethnobotanical and pharmaceutical evaluation of Capparis spinosa L, validity of local folk and Unani system of medicine; in: Journal of Medicinal Plants Research , Volume 4, Issue 17, Seiten 1751-1756, 2010, academicjournals.org
- Luisa Tesoriere, Carla Gentile, Maria Livra; et.al: Bioactive components of Caper (Capparis spinosa L.) from Sicily and antioxidant effects in a red meat simulated gastric digestion; in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, Volume 55, Seiten 8465-8471, 2007, pubs.acs.org
- Hongxia Zhang, Zheng Feei Mai: Phytochemical and Pharmacological Properties of Capparis spinosa as a Medicinal Plant; in: Nutrients, Volume 10, Issue 2, 2018, ncbi.nlm.nih.gov
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.