Die Kartäusernelke wächst auf kalkreichen Magerrasen. Sie heißt auch Klosternelke, da Mönche sie in Klostergärten anbauten und medizinisch nutzten – insbesondere gegen rheumatische Beschwerden und Schmerzen in den Muskeln. Sie zeigte auch bedingt wirksam gegen Wurmbefall und wurde auch – hier aber erfolglos – als Mittel gegen Schlangenbisse und die Pest eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Dianthus carthusianorum
- Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
- Volksnamen: Karthäusernelke, Donnernelke, Blitzblümchen, Blutnelke, Blutströpfchen, Stoanagl, Echte Steinnelke, Donnernäglein (Thüringen), Heidenblümlin, Hundsflette (Eifel), Friessnägeln, Klusternälken (Klosternelken), wilde Pechnagel, Specknelke (Küstrin)
- Vorkommen/Verbreitung: Kartäusernelken wachsen in ganz Europa (außer dem Norden), in Westasien und in Nordamerika als Neophyten. Sie besiedeln sonnenwarme Hänge auf Kalktrockenrasen, Böschungen, sandige lichte Wälder und Heiden.
- Verwendete Pflanzenteile: alle Teile der Pflanze
- Anwendungsgebiete:
- Hautkrankheiten
- Muskelschmerzen
- Rheuma
- Zahnschmerzen
Wo wächst die Kartäusernelke?
Donnernelke kommt in Kiefern-Steppenwäldern und auf Wirtschaftsgrünland vor sowie auf Schwingel-, Trespen-, Trocken- und Halbtrockenrasen. Kartäusernelken halten Böden aus, die Blei und Zink enthalten, und sind Pionierpflanzen auf Erde, die mit diesen Schwermetallen belastet ist.
Kartäusernelke – Wirkstoffe
Die bekanntesten Wirkstoffe sind Saponine (Schleimstoffe) und Eugenol (Phenylpropanoid). Abgesehen vom isolierten Eugenol ist die Kartäusernelke (auch „Karthäusernelke“ geschrieben) wissenschaftlich kaum untersucht.
Das intensiv duftende Eugenol als ein Hauptbestandteil des ätherischen Öls nutzt die Parfümindustrie für orientalisch anmutende Gerüche. Es ist darüber hinaus ein wichtiges Mittel in der Zahnheilkunde,
- um Schmerzen zu stillen,
- Bakterien zu bekämpfen,
- eine Pulpitis zu verhindern,
- eine ausgebrochene Pulpitis zu behandeln
- und eine akute Parodontose zu bekämpfen.
Eugenol gegen Bakterien
Eugenol ist ein sogenanntes Phenylpropanoid und wirkt antibakteriell, zum Beispiel gegen Salmonellen und Staphylokokken sowie antifungal gegen Candida (Hefepilz). Zudem hat der Stoff eine Wirkung gegen Fadenwürmer (Nematoda), Trichomonaden und ähnlichen Wurmbefall. Er hilft gegen Milben und Zecken und ist ein effektives Insektenvertreibungsmittel – bis auf Orchideenbienen und Seidenkäfer, denn diese werden von ihm sogar angezogen.
Beim Menschen stillt das Phenylpropanoid Schmerzen und hemmt Entzündungen. In einer Studie (2003) wurde Eugenol auch als ein möglicher vielversprechender Stoff gegen Krebs identifiziert, indem es Wirkungen auf verschiedene Enzyme hat, so auf die Entzündungsmediatoren COX 1 und COX 2 (Prostaglandinsynthasen) und auf Cytochrom P450. Hier sind aber noch weitere Untersuchungen erforderlich.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Eugenol hemmt Entzündungen, wirkt schmerzstillend sowie wurmtreibend und birgt ein Wirkungspotenzial gegen Krebs.
Nelkenöl
Die Kartäusernelke enthält Nelkenöl, welches aufgrund seines Eugenolgehalts in der Zahnmedizin eingesetzt wird, zum Beispiel bei Wurzelkanalfüllungen, wo es Pilze, Viren und Bakterien abtötet, Schmerzen stillt und sediert. Doch das in der Zahnheilkunde verwendete Öl wird aus den sogenannten Gewürznelken gewonnen, den Blütenknospen eines Myrtengewächses, welches Eugenol in viel höherer Konzentration enthält als das „Blitzblümchen“.
Kartäusernelke gegen Schlangenbisse
Traditionell wurde die Kartäusernelke gegen Schlangenbisse eingesetzt, in Mitteleuropa konkret gegen das Gift der Kreuzotter und der Aspisviper. Für eine solche Wirkung als Gegengift gibt es keinen validen Hinweis.
Pest
Kartäusernelke sollte, wie vieles andere auch, gegen die Pest helfen. Zwar wirkt die Donnernelke antibakteriell. Doch wirksame Stoffe gegen das Pestbakterium wie Streptomycin, Gentamycin, Chloramphenicol, Tetracycline oder Sulfonamide wurden in Dianthus carthusianorum nicht nachgewiesen.
Blitz und Donner
Blitzblümlein und Donnernelke – solche Namen erhielt die Kartäusernelke im Volksglauben. So sollte die Blume dort wachsen, wo Blitze einschlugen oder diese sogar anziehen. Kartäusernelke heißt sie, weil die Kartäusermönche die Pflanze in ihren Klostergärten zogen und sie als Medizin gegen Muskelschmerzen und rheumatische Beschwerden nutzten.
Kartäusernelke – Anwendungen
In der Volksheilkunde kauten Menschen die Blüten der Kartäusernelken als Hausmittel gegen Zahnschmerzen. Die Blüten eignen sich ebenfalls zur Herstellung einer Tinktur oder eines Extrakts. Dieser lässt sich auf entzündete Stellen auftragen, zum Beispiel bei Mundfäule oder Entzündungen an den Lippen. Es kann auch mit dem Pflanzenauszug gegurgelt werden, um Infektionen im Rachenraum vorzubeugen. Die Wirkung ist jedoch schwächer als bei der Gewürznelke.
Gewürznelke
Gewürznelken enthalten wesentlich mehr Eugenol als Kartäusernelken. Aus diesem Grund verschwand die Donnernelke weitgehend aus der Volksmedizin. In der modernen Phytotherapie wird die Pflanze nicht mehr eingesetzt. In Deutschland steht sie laut Bundesnaturschutzgesetz unter besonderem Schutz – auch aus diesem Grund findet sie kaum Verwendung als Hausmittel.
Nebenwirkungen
Nebenwirkungen der Kartäusernelke sind nicht bekannt. Manchen Menschen reagieren jedoch sensibel auf bioaktive Stoffe in Nelkengewächsen und sollten diese meiden.
Kartäusernelke als Zierblume
Dianthus carthusianorum ist nicht nur als Heilpflanze bekannt, sondern auch als Zierblume beliebt. Ihre kleinen Blüten leuchten von Juni bis September purpurrot bis pink, je nach Unterart.
Auch ist die Kartäusernelke ist eine wichtige Nektarpflanze für Schmetterlinge, darunter Dickkopffalter, Schwalbenschwanz und Zitronenfalter.
Kartäusernelke anpflanzen
Die Kartäusernelke ist in Deutschland selten geworden, denn ihr Habitat, der kalkreiche Magerrasen, wurde durch die moderne Agrarindustrie weitgehend zurückgedrängt. Die überdüngten Böden sind für diese Nelke viel zu „fett“, sie enthalten zu viel Stickstoff.
Um Dianthus carthusianorum anzupflanzen, eignet sich ein Sonnenplatz mit trockenem und lockerem Sandboden; ein Südhang oder eine Südterrasse sind ideal. Sorgen Sie für ausreichend Kalk, falls ihr Boden diesen nicht bereits enthält. Kartäusernelken wachsen ausgezeichnet in Steinbeeten, auf Kies oder in Trockenmauern und eignen sich sehr gut, Garagen- und Hausdächer zu bepflanzen. Die Blumen sterben zwar schnell ab, sie betreiben jedoch Selbstaussaat und erhalten so ihren Bestand.
Stimmen die Ausgangsbedingungen, dann ist die Pionierpflanze recht anspruchslos und zudem winterhart bis minus 18 Grad Celsius. Sie lässt sich recht einfach kultivieren und muss nicht zusätzlich gegossen oder gedüngt werden.
Lavendel und Goldlack
Echter Lavendel, Goldlack und Porzellanblümchen stellen ähnliche Ansprüche an das Habitat. Die violetten Blüten des Lavendels mit den goldorangefarbenen des Goldlacks zu den purpurfarbenen der Kartäusernelke sind eine Augenweide, die Verbindung aus Nelken- und Lavendelduft ergibt zudem einen wohltuenden Geruch. Nicht zuletzt ist Lavendel ebenfalls eine Heilpflanze. Auch Königskerze und Glockenblumen, Färberkamillen und Moschus-Malven harmonieren mit Kartäusernelken. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Genaust, Helmut: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen, Basel, 1996
- NABU Nordrhein-Westfalen: Kartäusernelke - Dianthus carthusianorum (Abruf: 26.2.2020), NABU
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Wichtiger Hinweis:
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