Kiefern, auch als Föhren bekannt, sind eine Pflanzengattung der Nadelholzgewächse. Die einzelnen Kiefernarten bilden ähnliche bioaktive Stoffe aus und haben ähnliche Heilwirkungen. Wenn wir in Deutschland von “Kiefer” sprechen, meinen wir damit meist die Waldkiefer (Pinus sylvestris). Diese kennen wir als Holzmöbel und als Anzündholz. Mit Kiefer ist im folgenden Text daher die Waldkiefer gemeint.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zur Waldkiefer
- Wissenschaftlicher Name: Pinus sylvestris
- Pflanzenfamilie: Kieferngewächse (Pinaceae)
- Volkstümliche Namen: Gewöhnliche Kiefer, Gemeine Kiefer, Samalkiefer, Rotföhre, Weißkiefer, Föhre, Fuhre, Forche, Feuer-/Fackelbaum, Kienbaum, Weißföhre.
- Herkunft: Europa, Nordasien
- Anwendungsgebiete: Erkrankungen der Atemwege, Erkältungen, Hauterkrankungen wie Ekzeme und Ausschlag, rheumatische Schmerzen, Muskelzerrungen und Dehnungen der Gelenkbänder.
- Verwendete Pflanzenteile: Harz, Nadeln, Knospen und Triebe.
Kiefer – Inhaltsstoffe und Wirkung
Waldkiefer enthält ätherische Öle, Camphen, Caren, Limonen, Bornylacetat, Harze und Bitterstoffe. Die in dem Nadelbaum enthaltenen Stoffe wirken antiseptisch, antioxidativ, helfen beim Abschwellen, lindern Schmerzen und lösen Schleim.
Wogegen helfen Kiefernprodukte?
Kieferntees, Kiefernextrakte, Kieferntinkturen, Kiefernbäder oder Kiefernöl können unter anderem bei
- Leberbeschwerden,
- Infektionen der Harnwege bzw. Blasenentzündung,
- Verstopfung,
- Lungenentzündung,
- Bronchitis,
- Asthma,
- Nasennebenhöhlenentzündung,
- Grippe,
- Schnupfen,
- Husten
- und Heiserkeit
helfen. Sie lindern Hautbeschwerden wie sie durch Schuppenflechte (Psoriasis) und Neurodermitis entstehen und entlasten bei den Symptomen einer rheumatischen Arthritis. Sie sorgen für eine gute Durchblutung der Haut und werden bei Muskelverletzungen, Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen und Muskelkater eingesetzt.
Auf der Haut reduzieren sie Juckreiz, als Schmerzstiller lindern Kiefernpräparate auch Zahnschmerzen – Menschen im Umfeld von Kiefernwäldern kauten Kiefernharz gegen Zahnweh. Kiefernprodukte gelten auch als Mittel gegen Nervosität, Schlafbeschwerden und Stress-Symptome.
Kiefer als Heilmittel – Formen und Anwendungsgebiete
Die Verwendung der Kiefer zu medizinischen Zwecken hat eine lange Tradition. Dabei lassen sich aus den verschiedenen Pflanzenteilen der Waldkiefer vielerlei Arten von Heilmitteln zubereiten. Welche das sind und wofür diese im Einzelnen eingesetzt werden, erfahren Sie in der folgenden Übersicht.
Holzteer
Holzteer wird gewonnen durch trockenes Destillieren der Stämme, Wurzeln und Zweige. Er enthält unter anderem Benzol, Styrol, Toluol, Xylol, polycyclische Kohlenwasserstoffe wie Naphtalin oder Benzpyren, organische Säuren, Phenole, Kresole, Harze, Terpene und Polyterpene.
Der Teer dient in Bädern dazu, chronische wie eitrige Erkrankungen der Haut zu behandeln, besonders Rissekzeme an den Fingern. Es handelt sich um einen Baustein und nicht um eine alleinige Therapie. In der Volksmedizin diente der Teer auch dazu, Erkrankungen der Atemwege zu lindern. Die Tiermedizin kennt Salben mit Kiefernteer, um Hufe und Klauen zu behandeln.
Kiefernadeln
Für einen Kiefernadeltee gießen wir einen Teelöffel frische oder getrocknete Nadeln mit einer Tasse heißem Wasser auf und lassen den Sud fünf Minuten ziehen.
Kiefernnadelöl
Kiefernnadelöl (Pini aetheroleum) wird aus den frischen Nadeln, Zweigspitzen und frischen Ästen gewonnen. Durch Wasserdampfdestillation setzen diese ätherisches Öl frei. Hauptbestandteile sind zwei Formen von Pinen (bis zu 50 Prozent beziehungsweise bis zu 25 Prozent) und 3-Caren (bis zu 20 Prozent) sowie Camphen (bis zu 12 Prozent), Limonen (bis zu 10 Prozent), Myrcen und Terpinolen (je bis zu 5 Prozent). Kiefernnadelöl kommt zum Einsatz bei katarrhalischen Erkrankungen der Atemwege, äußerlich gegen Nervenbeschwerden und rheumatische Symptome, als Umschlag, Kompresse oder als Bad.
Terpentinöl
Aus Kiefer gewonnenes Terpentinöl hilft gegen Erkrankungen der oberen und mittleren Atemwege, der Nieren und Harnwege sowie gegen Beschwerden der Haut. Das Terpentinöl wird im Unterschied zum Nadelöl aus dem Harz gewonnen.
Kiefernsprossen
Als “Pini turiones” werden die Sprossen der Kiefer bezeichnet. Diese sammeln wir im Frühjahr und wenden sie getrocknet oder frisch an. Sie enthalten ätherisches Öl (bis zu 0,5 Prozent), darunter Bornylacetat, Cadinen, 3-Caren, Limonen, Phellandren und Pinen, dazu Vitamin C, Harz, Bitterstoffe und Zucker wie Raffinose, Melibiose und Saccharose.
In der Volksmedizin dienten die Triebe als Mittel gegen Atembeschwerden sowie äußerlich gegen leichte Muskel- wie Nervenprobleme. Die während des Austriebs gesammelten Sprossen wurden als Extrakt gegen Schwäche des Bandapparates an den Knochen, Hautausschlag, Ekzeme, chronischen Rheumatismus, Entzündungen der Atemwege und Nesselfieber eingesetzt.
Heilmittel aus Kiefer selbst herstellen
Wir geben die Kiefernsprossen in kochendes Wasser und inhalieren den Wasserdampf. Gegen Hauterkrankungen lassen wir sie im Wasser ziehen bis es abgekühlt ist und tragen den Extrakt auf die betroffenen Stellen auf – als Kompresse oder Umschlag. Wir können den Extrakt auch ins Badewasser geben und die Haut mit einem Voll-, Sitz- oder Fußbad beruhigen.
Für einen Tee, der gegen Erkrankungen der Atemwege hilft, geben wir zwei Gramm der Triebe auf 100 Milliliter Wasser, lassen alles circa zehn Minuten ziehen und trinken davon drei kleine oder zwei große Tassen pro Tag. Für einen Extrakt, mit dem wir Kompressen tränken und diese auf die Haut legen, nehmen wir sechs Gramm pro 100 Milliliter Wasser. Für ein Bad legen wir ein bis zwei Handvoll Sprossen und Nadeln in das heiß-warme Wasser eines Vollbads. Dieses regt nicht nur die Haut an, sondern wirkt auch als Deodorant.
Kiefer reinigt die Luft
Kiefernnadel- wie Terpentinöl können wir auch auf eine Duftleuchte träufeln, welche durch ein Teelicht erhitzt wird. Die austretenden Dämpfe töten in der Atemluft vorhandene Erreger ab. Das Gleiche gilt für Rauch aus einem Feuer mit Kiefernzweigen.
Waldkiefer – Ernte und Lagerung
Die Knospen der Waldkiefer sammeln wir im Februar/März, bevor sie sich öffnen, die austreibenden Zweige im Herbst und das austretende Harz ganzjährig. Knospen und junge Zweige lassen wir in der Sonne trocknen und lagern sie in Gefäßen aus Glas oder Keramik. Das Harz erhitzen wir, um Fremdkörper zu entfernen und bewahren es in Glasgefäßen auf.
Verbreitung
Waldkiefern sind in Europa häufig. Sie besiedeln die Gebirge von Südwesteuropa bis nach Asien und sind eine Zeigerart für Sandböden. Schwere Lehmböden mögen sie nicht.
Nebenwirkungen
Bei Überdosierungen kann es zu allergischen Reaktionen kommen. Achtung: Sie dürfen keine Heilmittel aus Kiefer verwenden, wenn sie an Keuchhusten oder Asthma bronchiale leiden. Bäder mit Kiefernöl sollten sie nicht nehmen, wenn sie unter Bluthochdruck leiden, unter einer Herzschwäche oder offenen Wunden. Kleine Kinder dürfen kein Kiefernöl inhalieren.
Fazit
Sowohl Fertigarzneien mit Kiefernöl als auch Kiefernsprossen, Kiefernknospen und Kiefernharz als Hausmittel eignen sich gut als Arznei bei Erkrankungen der Atem- wie Harnwege, Hautbeschwerden, rheumatischen Problemen, Gelenk- und Muskelschmerzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Bayrische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) (Hrsg.): Beiträge zur Waldkiefer, LWF-Wissen 57 (Abruf: 11.12.2019), LWF
- Aleksandrowicz-Trcinska, Marta; Bederska-Błaszczyk, Magdalena; Szaniawski, Adam; Olchowik, Jacek; Studnicki, Marcin: The Effects of Copper and Silver Nanoparticles on Container-Grown Scots Pine (Pinus sylvestris L.) and Pedunculate Oak (Quercus robur L.) Seedlings, in: Forests 10(3): 269, März 2019, MDPI
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.