Kirschen, ob süß oder sauer, schmeicheln nicht nur dem Gaumen, sondern sind auch sehr gesund. Die wilde Kirsche, deren Früchte recht bitter schmecken, stammt ursprünglich aus Südosteuropa. In Mitteleuropa ist sie seit dem Mittelalter in lichten Wäldern ebenso verbreitet wie an Waldrändern. Die Früchte der Kulturkirschen sind im Gegensatz zur Wildkirsche süß. Die Sauerkirsche ist eine andere Art.
Inhaltsverzeichnis
Kirschen als Heilmittel – Die wichtigsten Fakten
Kirschen enthalten Mineralstoffe und Spurenelemente und mit ihrem hohen Gehalt an Vitaminen wirken sie Erkältungen und Bronchitis entgegen. Zudem fördern sie die Verdauung. Das besondere bei Kirschen ist, dass Blätter, Stängel und Rinde sogar stärker wirken als die Früchte.
Inhaltsstoffe
Kirschen enthalten Vitamin A, Vitamin C und Folsäure. Hinzu kommen die Mineralstoffe Kalium, Calcium, Phosphor, Magnesium, Eisen und Zink.
Anthocyane färben die Kirschen rot. Dieser Farbstoff wirkt gegen freie Radikale und UV-Strahlen. Bedingt beugen Kirschen daher der Zellalterung und Krebs vor.
Wirkung
Kirschen fördern die Verdauung, sie wirken abführend. Übermäßiger Genuss von Kirschen kann zu Durchfall führen. Kirschen wirken zudem harntreibend. Damit helfen sie, Harnsäure auszuscheiden, beugen so Gicht vor und bremsen eine bestehende Gichterkrankung. Kirschen helfen, den Blutzucker zu kontrollieren.
Anwendung
Um von den in Kirschen enthaltenen Mineralien und Vitaminen zu profitieren, sollten Kirschen roh gegessen werden oder ein Tee aus getrockneten Kirschen und/oder Blättern gekocht werden. Um die Verdauung anzuregen, essen Sie frische oder getrocknete Kirschen.
Tee aus Kirschblättern
Tee aus Kirschblättern entwässert, hilft gegen Entzündungen der Harnwege und löst Schleim, dient deshalb als Mittel gegen Husten. Dafür pflücken Sie eine Handvoll Kirschblätter, waschen und zerhacken sie. Sie füllen die Blätter mit einer Tasse heißem Wasser auf, lassen alles zehn Minuten ziehen und seihen dann die Flüssigkeit ab. Trinken Sie davon drei Tassen täglich.
Kirschkerne
Kirschkerne enthalten Blausäure, und die ist tödlich giftig. Einen heilen Kirschkern zu verschlucken, hat keine Folgen: Der unzerkaute Kern passiert Magen und Darm und verlässt den Körper, ohne dass das Innere des Kerns freigelegt wird.
Bei zerkauten oder zermahlenen Kirschkernen sieht das anders aus. Wie viele Kirschkerne eine tödliche Dosis ergeben, ist abhängig von vielen Faktoren, wie zum Beispiel Alter, Konstitution oder Körpergewicht. 2017 kam Matthew Creme aus Blackpool mit Fieber und Übelkeit ins Krankenhaus – er hatte drei Kirschkerne geknackt und sie wegen des Marzipangeschmacks gegessen.
Amygdalin in der Kirsche schmeckt nach Bittermandeln, dieses cyanogene Glycosid spaltet sich zu Blausäure. Blausäure blockiert die Zellatmung und führt zu einem „inneren Ersticken“. Es kommt zuerst zu Kurzatmigkeit, dann setzt das Bewusstsein aus und es folgt Atemstillstand.
Kirschkernkissen
Unbedenklich sind hingegen Kirschkernkissen – sie dienen als Wärme- oder Kältespender. Diese Kissen enthalten die Kerne von Sauerkirschen als Füllung. Sauerkirschen (besonders Schattenmorellen) werden industriell verarbeitet, die anfallenden Kerne maschinell gereinigt und dann getrocknet. Kerne in den Kissen enthalten nur noch circa zehn Prozent Feuchtigkeit und halten sich damit mehrere Jahre.
Ein aufgewärmtes Kirschkernkissen hilft gegen Verspannungen, besonders im Bereich des Nackens und der Schultern. Die Betroffenen sollten sich so hinsetzen, dass der Körper sich entspannen kann, aber zugleich das Kissen nicht verrutscht. Bei schwächeren Verspannungen wie nach einem Tag auf dem Bürostuhl, hilft oft bereits das einmalige Auflegen eines erwärmten Kirschkernkissens für circa 15 Minuten. Bleiben Schmerzen bestehen, können Sie das Kissen ruhig dreimal pro Tag auflegen.
Kirschkernmassage
Eine Massage mit einem Kirschkernkissen tut ebenfalls gut. Dazu führen Sie mit dem Kissen kreisende Bewegungen an der entsprechenden Körperstelle durch. Sie beginnen dort, wo das Zentrum des Schmerzes sitzt und drücken hier die erwärmten Kerne punktuell auf die Haut. Dann drücken Sie das Kissen weiter auf die Haut und ziehen größere Kreise, um die gesamte Region, in die sich die Schmerzen ausdehnen, zu wärmen und zu massieren.
Ein Kirschkernkissen kann leichte Schmerzen durch Verspannung beheben. Ist die Ursache aber keine Muskelverspannung zum Beispiel durch ungünstiges Sitzen, sondern haben Sie sich einen Nerv eingeklemmt oder einen Wirbel ausgerenkt, sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Das gilt auch, wenn die Schmerzen länger als drei Tage anhalten.
Worauf sollten Sie beim Kirschkernkissen achten?
Ein Kirschkernkissen ohne abnehmbaren Bezug reinigen Sie in der Waschmaschine bei 30 Grad Celsius, möglichst ohne Waschmittel. Sie trocknen das Kissen am besten auf einem Wäscheständer. Auf einer Heizung können die Kerne, die noch feucht sind, zu sehr erhitzt und dabei beschädigt werden. Auf dem Ständer sollten Sie das Kissen mehrmals wenden, damit es gleichmäßig trocknet.
Die erwärmten Kerne helfen gegen leichte bis mittelmäßige Verspannungen, ausgelöst durch unnatürliche Körperhaltung, Bewegungsmangel, Zugluft, Stress oder überforderte Muskeln.
Wie erwärmen Sie das Kissen?
Das Kissen lässt sich im Backofen oder der Mikrowelle erwärmen. Die Temperatur sollte nicht zu hoch sein, 100 Grad Celsius für circa 15 Minuten reicht. Bleiben Sie in der Nähe, Kirschkernkissen fangen leicht Feuer. Tipp: Wenn Sie das Kissen in Alufolie einwickeln, verhindern Sie, dass es braun wird.
Mythos Kirsche
Kirschen sind seit der Bronzezeit als Nahrungsmittel bekannt. Die Chinesen verehren die blühenden Kirschen als Symbol für die Schönheit der Frauen, in Japan hingegen sind Kirschblüten Sinnbild der Vergänglichkeit des Lebens.
Die Japaner feiern das Kirschblütenfest „hanami matsun“. Der japanische Kirschbaum bringt keine Früchte hervor und blüht nur für kurze Zeit. Deshalb sind für die Japaner die Kirschblüten Ausdruck eines ehrenhaften Tods in jungen Jahren und ein Inbegriff des Kodex der Samurai.
Im Mittelalter diente die Rinde des Kirschbaumes als nutzloses Hilfsmittel gegen die Pest. Die Verzweifelten nagelten Kirschrinde an Haustüren, um die Seuche abzuwehren. Gegen die Bakterien half die Rinde natürlich nicht. Kirschen (die Früchte) standen für Fruchtbarkeit, Verführung und Erotik, die Blüten in Europa hingegen für Reinheit und Unschuld. Die Kirche sah die Früchte als unrein an, weil sie für sexuelle Leidenschaft standen.
Im Volksglauben galten Kirschen als Bäume der Feen und Elfen. Sie tanzten bei Vollmond unter den blühenden Bäumen, und wer beim Beobachten von ihnen erwischt wurde, dem passierte Unglück.
Vielerlei Kirschen
Wilde Kirschen sind Pflaumengewächse. Von der echten wilden Süßkirsche allein gibt es heute unzählige Kultursorten. Der Ahne der Kultursüßkirschen ist die Vogelkirsche des Kaukasus.
Manche Kirschen sind fast schwarz, andere blutrot, wieder andere gelb, einige groß und rund, andere klein mit intensivem Aroma. Das Fruchtfleisch ist bei einigen rosa, bei anderen nahezu weiß. Manche Kirschen sind bissfest, andere weich. Sauerkirschen wie die Schattenmorelle haben einen stärkeren Anteil an Fruchtsäure. Sauerkirschen reifen zudem später als Süßkirschen. Sie kommen mit kaltem Klima besser klar. Zu ihnen gehören Schattenmorellen, Weichselkirschen, Amarellen oder Glaskirschen.
Kirschen kaufen
Kirschen kaufen Sie am besten in der Saison, wenn Sie keine im Garten haben. Frische reife Kirschen erkennen Sie durch die knackige Form. Sind die Kirschen schlaff oder fühlen sich weich an, dann sind sie überreif.
Kirschen pflanzen
Wenn Sie Kirschen pflanzen, bedenken Sie folgendes: Süßkirschen mögen Luft und Sonne, deshalb bietet sich eine Südlage an. Kirschen gehören zu den Frühblühern, daher sollten sie keinem Spätfrost ausgesetzt sein. Dieser schädigt die Blüten ebenso wie die Rinde. Sauerkirschen sind robuster gegenüber Kälte – Sonne ist aber auch für sie wichtig, weil sich sonst der Geschmack nicht entfaltet.
Sauerkirschen bevorzugen lehmigen Sandboden mit viel Humus, Süßkirschen hingegen einen luftigen Boden mit Kalkgehalt. Kirschen überleben zwar in saurerem Boden, leiden dann aber besonders unter Frost. Pflanzen sollten Sie sie im Herbst – dies gilt für Süß- und Sauerkirschen. Dann können sich die Bäume zum Winter hin verwurzeln und im Frühjahr austreiben. Um Früchte zu bekommen, müssen Sie zwei Bäume pflanzen, damit die Blüten befruchtet werden.
Hier kommt es schnell zu einem Platzproblem: Sauerkirschen wachsen bis zu sechs Meter in die Höhe und sollten circa fünf Meter Platz haben. Eine Süßkirsche wächst ohne weiteres zehn Meter hoch und bildet eine ausladende Krone. Nebeneinander gepflanzt brauchen die Bäume sieben Meter Abstand.
Frisch gepflanzte Kirschen brauchen viel Wasser. Auch in den ersten Jahren sollten Sie vor allem in den Sommermonaten großzügig nachgießen, falls der Regen ausbleibt. Je weniger Wasser die Wurzeln bekommen, umso weniger Früchte entwickeln sich.
Die Kirschen blühen, je nach Sorte, von April bis Mai und tragen, wiederum abhängig von der Sorte, zwischen Juni und August Früchte. Sind die Kirschen reif, sollten Sie zügig ernten. Stare, Drosseln und die Maden der Kirschfruchtfliege lieben sie auch.
Kirschfruchtfliegen täuschen
Die Maden der Kirschfruchtfliege sind nicht jedermanns Geschmack. Sie tummeln sich im Fruchtfleisch der Kirschen. Die Fliegen legen ihre Eier in das Obst und die Larven leben in der Speisekammer. Die befallenen Kirschen faulen meist und fallen ab.
Die Fliegen sind zum Glück nicht schlau und lassen sich leicht täuschen. Dafür müssen Sie nur „Gelbtafeln“ um die Kirschen aufhängen. Diese Papptafeln sind gelb und mit Klebstoff versehen. Die Fliegen steuern die Kirschen an, wenn sich diese gelb färben und reagieren auf die Farbe. Deshalb platzieren sie ihre Eier jetzt an den Tafeln und lassen die Kirschen in Ruhe. Hängen Sie die Tafeln bitte nach der Ernte wieder ab, damit nicht andere Tiere daran kleben bleiben. (Dr. Utz von Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Howatson, Glyn et al.: "Effect of tart cherry juice (Prunus cerasus) on melatonin levels and enhanced sleep quality", in: European Journal of Nutrition, Volume 51, Issue 8, 2012, Springer
- Knobloch, Gerd: Natürliche Heilmittel von A - Z, neobooks, 2013
- Kuehl, Kerry S. et al.: "Efficacy of tart cherry juice in reducing muscle pain during running: a randomized controlled trial", in: Journal of the International Society of Sports Nutrition, 7:17, 2010, BMC
- Kang, Soo-Young et al.: "Tart cherry anthocyanins inhibit tumor development in Apc mice and reduce proliferation of human colon cancer cells", in: Cancer Letters, Volume 194 Issue 1, 2003, sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.