Kletten-Labkraut ist ein konkurrenzstarkes und global verbreitetes Ackerwildkraut. Diese vielfältige Heilpflanze ist wegen ihres starken Wachstums leicht verfügbar. Klettkraut fördert den Harntrieb und hilft bei Entzündungen und Hauterkrankungen. Auch in der Küche ist es als Wildgemüse nutzbar, aber heutzutage wenig bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Galium aparine
- Volksnamen: Klebkraut, Klettenkraut, Klettkraut
- Familie: Rötegewächse (Rubiceae)
- Verbreitung: Ursprünglich gemäßigtes Eurasien, heute weltweit als Neophyt, in fast ganz Europa häufiges Vorkommen
- Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Blüten, Blätter und Samen
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Cumarine, Gerbstoffe, Flavonoide, Alkaloide, Glykoside wie Asperulosid und Saponine, Phytosterole wie Beta-Sitosterin und Campesterol, Phenolsäuren wie Kaffeesäure und Chlorogensäure
- Anwendungsgebiete: als Diuretikum, zur Stärkung des Immunsystems, gegen Harnwegs- und Nierenbeschwerden, Entzündungen, Hautkrankheiten und Wunden
Eine Übersicht
- Kletten-Labkraut heißt so, denn es haftet sich fest, an Pflanzen und Tieren ebenso wie an menschliche Kleidung.
- Der Name Labkraut stammt daher, dass diese Kräuter vor allem früher genutzt wurden, um pflanzlichen Lab für die Käseproduktion herzustellen.
- Das Klettkraut ist weit verbreitet, in Auwäldern, in Hecken oder auf Äckern. Wie viele stark verbreitete Neophyten kommt die Pflanze sehr gut in von Menschen beschädigten und / oder zerstörten Ökosystemen zurecht.
- Die Pflanze ist zwar sowohl Heilkraut als auch Wildgemüse, im Garten und bei Landwirten trotzdem ungern gesehen. Das konkurrenzstarke Kraut führt zu erheblichen Schäden und Schwierigkeiten für die Ernte (vor allem Getreide).
- Klebkraut ist ein Stickstoffzeiger, und Stickstoff ist durch Überdüngung und Abgase hierzulande reichlich vorhanden.
- Die Anwendungen von Kletten-Labkraut und Echtem Labkraut (Galium verum) in der Volksmedizin sind nahezu identisch und meist wird kein Unterschied zwischen den Arten gemacht.
- Echtes Labkraut (Galium verum), und Waldmeister (Galium odoratum) sind Gattungsverwandte des Kletten-Labkrauts und ebenso beliebte Kräuter vielseitiger Anwendung.
Inhaltsstoffe
Klettkraut enthält ätherische Öle, Cumarine, Gerbstoffe, Flavonoide und Glykoside wie Asperulosid und Saponine. Zu den enthaltenen Phytosterolen gehören Beta-Sitosterin und Campestol, zu den Phenolsäuren gehören Kaffeesäure und Chlorogensäure. Außerdem liefert die Pflanze Alkaloide.
Wie wirkt Kletten-Labkraut?
Der Pilz Candida albicans, der, Erkrankungen auslöst (wenn er im Übermaß auftritt), reagiert empfindlich auf Inhaltsstoffe des Kletten-Labkrauts. Das Potenzial der Pflanze gegen pathogene Bakterien und Pilze gilt als hoch.
Eine Studie von 2020 untersuchte des Klettkraut hinsichtlich der immunstimulierenden Aktivität und des antioxidativen Potenzials. Dabei zeigte sich, dass analysierte Substanzen deutlich die Aktivität der Blutzellen verstärkten, die das Immunsystem aufbauen. Am wirksamsten erwies sich dabei ein wässriger Extrakt aus der Pflanze.
Alle Proben zeigten auch antioxidative Effekte. Die Daten würden, laut des Wissenschaftsteams, zum Teil die traditionelle Medizin rechtfertigen, in der das Klettkraut gegen Hautinfektionen und Wunden Verwendung findet. Allerdings müssten weitere Forschungen stattfinden, um diese These gänzlich zu bestätigen.
Ein Review (2018) hielt fest, dass in früheren pharmakologischen Studien Extrakte aus Klettkraut Wirkungen gegen Mikroben und Krebs und zum Erhalt Leberfunktionen gezeigt haben. Auch wurden antioxidative Eigenschaften festgestellt. Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass Klebkraut großes Potenzial als sicheres und effektives pflanzliches Arzneimittel hat.
Saponine im Klettenkraut
Wirkstoffe im Klebkraut sind unter anderem Saponine. Diese sogenannten Seifenstoffe entfalten eine Fülle potenzieller medizinischer Effekte. Sie wirken stärkend auf den menschlichen Organismus sowie blutdrucksteigernd und immunmodulierend.
Außerdem haben sie antimikrobielle Eigenschaften – dämmen also Pilze, Bakterien und Viren ein. Sie treiben den Harn und wirken hormonstimulierend. Außerdem helfen sie beim Abhusten, indem sie Schleim lösen. Saponine senken zudem den Cholesterinspiegel, indem sie an das Cholesterin binden und dadurch dessen Aufnahme in den Körper verhindern.
Vermutet wird auch eine präventive Wirkung gegen Darmkrebs. Hier sind aber noch keine genaueren Prozesse bekannt und es bedarf an weiterer Forschung.
Labkraut in Volksmedizin und Medizingeschichte
In der Volksmedizin wurden Labkräuter vor allem gegen Blasen- und Nierenerkrankungen verwendet, sowie gegen Beschwerden des Harntraktes. Diese Pflanzen haben eine diuretische Wirkung, das heißt, sie fördern den Harntrieb. Gerade bei der ländlichen Bevölkerung waren die häufig vorkommenden Labkräuter ein leicht verfügbares und zudem wirksames Mittel gegen Harnverhalt und wurden auch gegen Nierensteine und Blasensteine eingesetzt.
Extrakte aus den oberirdischen Teilen sind in der Volksmedizin Europas, Asiens und Amerikas bekannt zur äußerlichen Behandlung von Hautkrankheiten. Die Anwendung in der traditionellen Medizin weist auf immunmodulatorische und antioxidative Eigenschaften der Pflanze hin.
Andere Anwendungen waren Saft aus dem Klettkraut, der auf Ekzeme aufgetragen wurde oder Ohrenschmerzen lindern sollte. Ein Extrakt sollte auch gegen Schlangenbisse sowie die Einnahme gegen Durchfallerkrankungen helfen. Dafür fehlt medizinische Evidenz, und Labkräuter werden heute kaum noch für derlei Zwecke genutzt.
Woher kommt der Name Labkraut und Klebkraut?
Galium-Arten enthalten Labferment (Milchgerinnungsenzym), das früher bei der Käseherstellung genutzt wurde. Daher kommt auch die Namensgebung Labkraut. Heute werden die Kräuter allerdings dafür nur noch selten genutzt.
Der Name Kletten-Labkraut bezieht sich auf das Anheften an Pflanzen und Tiere ebenso wie an menschliche Kleidung. An den Blättern, Stängeln und Früchten befinden sich Hakenborsten sie sich festhaken können und klebrig wirken bei Berührung. Die Borsten ermöglichen der Pflanze das klimmende Aufsteigen (Spreizklimmer) entlang von Stützen – auch an Nachbarpflanzen.
Auch verfügen die Samen über diese Klebkraft, so dass sie als Beikraut leicht mit Stroh und Grünfutter auf Landwirtschaftliche Flächen verteilt werden.
Kletten-Labkraut oder Echtes Labkraut?
Generell gilt: In den Überlieferungen der Volksmedizin und auch in den Heilkräuterbüchern der frühen Neuzeit wird selten unterschieden zwischen dem Echten Labkraut (Galium verum) und dem Klettkraut (Galium aparine).
Beide wurden nahezu identisch und zudem weitgehend unspezifisch eingesetzt: Nierensteine, Blasenbeschwerden oder Harnwegsinfektionen sind zwar unterschiedliche Erkrankungen, bei allen diente das Labkraut indessen dazu, den Harntrieb zu steigern.
Auch ein weiterer Vertreter dieser Gattung, der Waldmeister (Galium odoratum), fand in der traditionellen Medizin Anwendung, etwa bei Entzündungen, Hautverletzungen oder zur Förderung der Durchblutung. Heute ist er auch vor allem in der Küche beliebt und gibt beispielsweise Süßigkeiten und Getränken eine besondere Würze.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Klettkraut wird nicht nur als Heilpflanze, sondern auch in größeren Mengen als Nahrung verzehrt und gilt als gut verträglich.
Bei Anwendungen als Heilpflanze wurde nicht über deutliche Probleme berichtet. Allerdings gibt es keine umfassenden Studien hierzu. Darum sollte vorsichtshalber der Konsum während der Stillzeit und Schwangerschaft unterbleiben.
Tee aus Kletten-Labkraut
Kletten-Labkraut wird in der Volksmedizin oft als Tee zubereitet. Dafür werden oberirdische Teile der Pflanze mit heißem Wasser aufgegossen, um darin zehn bis 15 Minuten zu ziehen und ihn dann in kleinen Schlucken zu trinken.
Der Tee regt den Harntrieb an und wurde eingenommen gegen Harnwegserkrankungen, Blasen- und Nierenbeschwerden sowie gegen Harnverhalt. Auch in Diäten wird dieser Tee verwendet.
Klebkraut in der Küche
Kletten-Labkraut findet sich heute kaum noch in der Küche, indessen gab es in der ländlichen Bevölkerung etliche Rezepte mit der Pflanze. Die jungen Triebe sind noch nicht ausgehärtet. Sie lassen sich als Wildgemüse garen und dünsten. Möglich sind sie als Zutat zum Beispiel in Füllungen, Suppen und Eintöpfen, als Gemüsebeilage, auf Quiches, Pizza oder in einer Tarte.
Die rohen Blätter besitzen Drüsenhaare mit Haken und kaum jemand wird sie in dieser Form gerne essen. Gedämpft und / oder püriert lassen sie sich jedoch angenehm verzehren. Rohe Blätter und Blüten eignen sich für Smoothies.
Die gerösteten Samen waren ein Ersatz für Kaffee, als Kaffee noch ein Luxusprodukt war.
Ökologie und Vorkommen
Kletten-Labkraut ist einjährig und vermehrt sich über Samen. Diese produziert die Pflanze in großem Ausmaß und bildet sie in zweiteiligen Spaltfrüchten.
Der Begriff Klettkraut oder Klebkraut bezieht sich auch auf die Verbreitung: Die Spaltfrüchte heften sich an Felle von Tieren oder Kleidung von Menschen, und auf diese Art verteilt die Pflanze ihre Samen. Auch Regen und fließendes Wasser bringen die Samen an entfernte Orte.
Kletten-Labkraut wuchs ursprünglich vor allem in den gemäßigten Zonen Eurasiens. Es ist sehr verbreitungsstark und besiedelte als Neophyt diverse Orte, an die Menschen und ihre Nutztiere die Kletten mit sich trugen. Heute ist es nahezu weltweit verbreitet und häufig anzutreffen in fast ganz Europa.
Klettenkraut ist eine Halblichtpflanze und ein Stickstoffzeiger. Es wächst also im Licht aber auch gut im Schatten / Halbschatten. In der freien Natur zeigt es sich typisch in Auwald und Flussschotter. Darüber hinaus findet es sich in Parks, Gärten, auf Äckern und Feldern, in Hecken und Weingärten.
Das Kletten-Labkraut profitiert von dem rapiden Umbruch der Ökosysteme durch die moderne Gesellschaft und den hohen Stickstoffeintrag durch Industrie und Dünger. Hier ist das Klebkraut gegenüber sehr vielen einheimischen Arten im Vorteil, denn eine hohe Konzentration eingetragener Nährsalze wirkt sich für diverse potenzielle Konkurrenten schädlich aus.
Es wächst üppig als Ruderalpflanze, also auf Flächen in Gebieten, die durch Menschen überprägt sind mit hohem Nähstoff- und Stickstoffgehalt im Boden. Dazu gehören übernutzte und / oder vegetationsfrei gehaltene Böden. Solche Ruderalflächen sind unter anderem Parkplätze, Schutthalden, Müllkippen oder auch Neubaugebiete.
Auch ist das Klebkraut ein weiterverbreitetes Ackerunkraut, wodurch Probleme für die Ernte entstehen – besonders für den Getreideanbau. Das Kraut besitzt eine relativ hohe Widerstandsfähigkeit gegen chemische Bekämpfung – Jungpflanzen können aufwendig mechanisch bekämpft werden.
Ökologischer Nutzen
Die Blüten des Kletten-Labkrauts sind keine allgemein begehrte Nahrung für diverse Insektenarten. Ökologischen Wert haben sie dennoch, denn einige Spezialisten sind auf diese Pflanze fokussiert. So ernähren sich bestimmte Blattkäfer mit Namen Tatzenkäfer nur von Kletten-Labkraut, und das gilt nicht nur für die Käfer, sondern auch für ihre Larven.
Die Blätter des Klettkrauts sind Futter für Schmetterlingsraupen, vom Taubenschwänzchen über den Haarbüschelspanner bis zum Hummelschwärmer. Körnerfresser unter den Vögeln verzehren die Samen.
Klettenkraut sammeln
Klebkraut ist sehr häufig, deshalb können Sie es problemlos draußen sammeln, ohne damit die Art zu gefährden. Da es so üppig vorkommt und zudem als Ackerunkraut gilt, existieren nur wenig Produkte im kommerziellen Handel. Dies sind vor allem Samen und das getrocknete Kraut, um Tee zuzubereiten.
Als Stickstoffzeiger profitiert das Kletten-Labkraut sogar von Autoabgasen und findet sich deshalb in größeren Vorkommen auch direkt an Schwerpunkten des Straßenverkehrs. Wegen der Schadstoffbelastung sollten Sie es hier allerdings nicht sammeln. Nutzen Sie stattdessen Labkraut, das am Waldrand oder an wenig frequentierten Feldwegen wächst. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ali Esmail Al-Snafi: Chemical constitutuents and medical importance of Galium aparine – A review, in: Indo American Journal of Pharmaceutical Sciences, Volume 5, Seiten 1739-1744, 2018, IAJPS
- Tetiana Iliana, Weronika Skowrońska, Natalia Khaspur et al.: Immunomodulatory Activity and Phytochemical Profile of Infusions from Cleavers Herb, in: Molecules, Volume 25, Issue 16, Seite 3721, 2020, MDPI
Wichtiger Hinweis:
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