Die Blätter dieses Kreuzblütlers geben beim Zerreiben einen Knoblauchgeruch ab. Die weit verbreitete Pflanze war früher als Gewürzkraut und Heilpflanze beliebt. Sie diente dazu, den Harn zu treiben und Schleim zu lösen, etwa bei Husten mit Auswurf. Auch wurde die Pflanze als natürliches Mittel gegen Würmer und Insektenstiche genutzt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Alliaria petiolata
- Volksnamen: Sommerknoblauch, Knoblauchskraut, Lauchkraut, Knoblauchshederich, Lauchhederich
- Familie: Kreuzblütengewächse, Kohlgewächse (Brassicaceae)
- Verbreitung: Europa, Nordafrika, Vorder- und Zentralasien bis östlich nach China und südlich nach Indien, als Neophyt in Amerika
- Verwendete Pflanzenteile: Das Kraut
- Inhaltsstoffe: Senfölglykoside (als Abbauprodukte organische Nitrile und verschiedene Schwefelverbindungen), ätherisches Öl mit Diallyldisulfid sowie unterschiedlichen Dithiin-Verbindungen, Phytol, Palmitinsäure, Nonanal, Phenylacetaldehyde, Benzaldehyde und anderen schwefelfreien Stoffen, außerdem Vitamin A und C, Saponine (Seifenstoffe), Mineralstoffe und Spurenelemente
- Anwendungsgebiete: Husten / Verschleimungen, Asthma, Bronchitis, Erkältung und Nasennebenhöhlenentzündung, Hautinfektionen, Insektenstiche, Wurmbefall, als Diuretikum sowie zur Blutreinigung und allgemeinen Stärkung bei Frühjahrsmüdigkeit (traditionell)
Knoblauchsrauke – Eine Übersicht
- Knoblauchsrauke wird heute wiederentdeckt und in der Küche ähnlich verwendet wie Bärlauch. Jedoch verflüchtigen sich die Geschmacksstoffe schneller als bei diesem.
- Im Mittelalter war Knoblauchsrauke als Gewürzkraut beliebt, wurde aber unpopulär, als Gewürze erschwinglicher wurden.
- Knoblauchsrauke ist eine wertvolle Nährpflanze für bedrohte Insekten und deren Raupen. Mindestens 69 Insektenarten nutzen sie als Futter.
- Die Pflanze wächst in lichten Laubwäldern, Gärten, Parks und an Hecken und ist ein Stickstoffanzeiger.
- Knoblauchsrauke liebt nährstoffreiche Böden im Schatten oder Halbschatten und lässt sich einfach auf dem Balkon, auf der Terrasse und im Garten ziehen.
- Wie auch andere Pflanzen der Familie der Kohlgewächse, zum Beispiel Rettich, Meerrettich, Brokkoli oder Senf, enthält Knoblauchsrauke schwefel- und stickstoffhaltige Senfölglykoside, die für einen scharfen Geschmack sorgen.
- Die Blätter des Sommerknoblauchs erinnern an kleine abgerundete Blätter der Brennnessel und mehr noch an den weniger bekannten Gundermann. Bestes Erkennungszeichen sind Einkerbungen am Blattstiel und der Knoblauchduft beim Zerreiben.
Inhaltsstoffe
Knoblauchsrauke entfaltet einen scharfen Geschmack, was vor allem am Senfölglykosid Sinigrin liegt. Wie auch bei anderen Gewächsen der Kohlfamilie, zum Beispiel Rettich, Meerrettich, Brokkoli oder Senf, handelt es sich hier um Verbindungen, die Schwefel enthalten.
Eine Studie von 2008 fand als wesentliche Stoffe der Knoblauchsrauke organische Nitrile und Schwefelverbindungen, die beim Abbau von Sinigrin-Glucosinolaten freigesetzt werden. Dazu zählt unter anderem Allylisothiocyanat als konzentrierteste Substanz.
Im Öl der Pflanze wurden unter anderem Diallyldisulfid sowie unterschiedliche Dithiin-Verbindungen gefunden, die beim Abbau von Cysteinsulfoxid entstehen. Das Öl enthält, so die Studie, zudem Phytol, Palmitinsäure, Nonanal, Phenylacetaldehyde, Benzaldehyde und andere schwefelfreie Stoffe. Isolierte Aglykone waren unter anderem 2-Phenylethanol, Eugenol, Benzylalkohol, Methylsalicylat und Butan-2,3-diol.
Des Weiteren enthält die Pflanze Saponine, Vitamin A und C sowie Mineralstoffe und Spurenelemente.
Wie wirkt Knoblauchsrauke?
Saponine, wie sie in der Pflanze vorhanden sind, wirken gegen Entzündungen, bekämpfen Bakterien und Pilze und haben außerdem eine blutdrucksteigernde und immunmodulierende Wirkung. Auch sind cholesterinsenkende Effekte bekannt.
Senfölglykoside wirken teils stark gegen pathogene Mikroben. Sie sind sogenannte Prodrugs, die ihre Wirkung erst nach einer Verstoffwechselung entfalten. Während der Verdauung werden die Gykoside in wirksame Stoffe wie zum Beispiel Thiozyanate, Isothiozyanate und Sulforaphan umgewandelt. Pflanzen mit Senfglykosiden wurden daher traditionell empfohlen, um Magen und Darm beim Verdauen zu unterstützen. Senfölen wird auch eine Wirkung gegen Verstopfung zugesprochen.
Knoblauchsrauke wurde in der Volksmedizin und der historischen Medizin eingesetzt, um die Heilung von Hautwunden zu beschleunigen, um Atemwegserkrankungen zu behandeln, die mit schleimigem Husten verbunden sind wie Bronchitis oder Erkältungen.
Außerdem wurde die Heilpflanze dazu genutzt, das Blut zu reinigen und die Durchblutung zu fördern. Diese Anwendungen basierten vor allem auf den enthaltenen Saponinen und Senfölglykosiden.
Die Studienlage zu den Wirkungen ist allerdings begrenzt. Es liegen Untersuchungen zur Biochemie der Knoblauchsrauke vor, die bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen. Eine Übersichtsarbeit des Biologen Don Cipollini aus dem Jahr 2016 befasste sich auch mit den Wirkungen auf andere Pflanzen und Mikroben in der Umgebung, aber eine Betrachtung der Auswirkungen im menschlichen Organismus wurde nicht durchgeführt.
Knoblauchsrauke in der Küche
Knoblauchsrauke wurde ebenso als Küchenkraut wie als Heilpflanze genutzt – sie diente wie verwandte Kohlgewächse als beides zugleich. Die gesundheitlichen Effekte der Vitalstoffe entfalten sich beim Verzehr und während der Verdauung.
Alle Teile der Pflanze sind essbar, verwendet wird in der Regel das Kraut, also die oberirdischen Teile. Diese schmecken leicht nach Knoblauch, dabei zugleich milde und intensiv.
Die Samen sind scharf, wurden wie Senf verarbeitet und dienten als ein Ersatz für Pfeffer in Zeiten, in denen letzterer ein Luxusgut war. Die grünen unreifen Samen wurden zu diesem Zweck auch frisch genutzt.
Das Kraut kann man Salaten beifügen, in Aufstrichen, Quark und Frischkäse verarbeiten oder Suppen und Saucen zugeben. Man kann damit einen Pesto zubereiten, Kartoffelbrei und Kartoffelsalat das gewisse Etwas verleihen oder aber das Kraut auch Smoothies zugeben. Mit den Blüten können zudem Salate verziert werden.
Aus dem Kraut lässt sich ausgezeichnet ein Öl zubereiten. Dabei bleiben die flüchtigen Aromastoffe erhalten. Für ein solches Öl lassen Sie etwa eine Handvoll des Krauts in einem abgeschlossenen Gefäß mit rund 500 Milliliter Pflanzenöl für eine Woche oder 14 Tage stehen. Dann gießen Sie das Öl ab. Sie können es zum Anbraten nehmen oder in Salatdressings und Dips verarbeiten.
Bei allen Anwendungen in der Küche gilt: Sie sollten die Knoblauchrauke roh verwenden. Der scharfe Lauchgeschmack verschwindet beim Kochen, denn Erhitzen zerstört die Aromastoffe. Salate, Pestos oder Smoothies stellen Sie sowieso aus rohen Pflanzen her.
Bei Knoblauchsrauke in Suppen oder Saucen fügen Sie das Kraut erst am Ende des Kochens hinzu und lassen es in der warmen Speise ziehen. Bei Bratkartoffeln können Sie rohe Blätter der Pflanze fein hacken, auf die fertigen Kartoffeln streuen und einige Minuten mit diesen im Fett ziehen lassen.
Hausmittel: Essig aus dem Sommerknoblauch
Ein Hausmittel, um den Körper zu stärken und besonders, um die Frühjahrsmüdigkeit zu überwinden, ist ein zubereiteter Essig aus dem Kraut. Dafür graben Sie eine ganze Pflanze aus, am besten, wenn diese kurz vor der Blüte steht, denn dann enthält sie die meisten Vitalstoffe.
Sie säubern das Kraut gründlich, geben es dann in ein Gefäß und gießen Apfelessig darüber. Sie lassen alles zwei Wochen ziehen und seihen es dann ab. Zum Stärken des Körpers sind zwei Esslöffel des Essigs in einem Glas Wasser überliefert. Drei Gläser gelten als Tagesration. Sie können das Essig aber genauso gut Salatdressings zugeben.
Alliaria pertiolata ist unser ältestes Gewürz
Das sogenannte Lauchkraut wurde nachweislich bereits vor 6000 Jahren im heutigen Schleswig-Holstein und Dänemark genutzt, also in der Steinzeit. Dies belegen Nachweise der Pflanze in Tontöpfen, die bei Neustadt in Holstein gefunden wurden. Damit ist Knoblauchsrauke hierzulande das älteste bekannte Würzkraut.
Im Mittelalter Europas gehörte Knoblauchsrauke zur Volksküche. Die Pflanze war in den halbschattigen Wäldern in gemäßigter Lage weit verbreitet und somit ein idealer Ersatz für die sehr teuren Gewürze, die auf langen Wegen aus dem Mittleren und Fernen Osten über Konstantinopel und Venedig den Norden der Alpen erreichten. Knoblauchsrauke wurde im heutigen Deutschland und England im Spätmittelalter sogar in Küchengärten angebaut.
In England hieß Lauchkraut nach einer Wortschöpfung des Kochbuchschreibers John Evelyn 1669 „Jack-by- the hedge“, also „Jack an der Hecke“. „Jack“ ist ein Synonym für „Hansdampf in allen Gassen“, also die Allgegenwärtigkeit. Evelyn erwähnte auch, dass die Pflanze sehr gesund sei und als Salat zubereitet werde.
Wo wächst Knoblauchsrauke?
Knoblauchsrauken mögen die volle Sonne nicht, sondern gedeihen in Halb- und Vollschatten. Den Boden schätzen sie durchlässig mit organischem Material, das Feuchtigkeit speichert und Nährstoffe bietet – also wie in einem Mischwald. Solche Verhältnisse findet der Sommerknoblauch auch an den Hecken der traditionellen Kulturlandschaft Mitteleuropas und fühlt sich auch in Gärten wohl.
Der beste Standort liegt unter alten Bäumen, zwischen Büschen oder am Rand der Hecke. Wenn Sie Knoblauchsrauke im Topf ziehen wollen, dann nutzen Sie besser Blumenerde mit Kompost als spezielle Kräuererde, denn letztere enthält meist zu wenig Nährstoffe.
Sommerknoblauch pflanzen und pflegen
Aussäen können Sie entweder zwischen März und April oder von Mitte bis Ende Oktober. Am besten eignet sich der März. Sie säen optimal in Samenschalen direkt auf dem Balkon oder im Freien, und nicht in der Sonne. In der Wohnung sollten Sie die Samen nicht ziehen, denn Knoblauchsrauke ist ein Kaltkeimer und braucht Frost, um zu sprießen.
Der Sommerknoblauch hält zwar kürzere Trockenphasen aus (wie sie in gemäßigten Breiten auftreten), lange heiße Sommer ohne Regen aber nicht. Für den Eigenanbau heißt das: Die Erde sollte nicht völlig austrocknen, und Pflanztöpfe sollten immer leicht feucht bleiben.
In unseren stickstoffreichen Gärten ist zusätzlicher Dünger nicht nötig, es sei denn, ihr Grundstück befindet sich auf einem nährstoffarmen Gebiet, ist zum Beispiel steinig, in einer Heide oder an einem Hang gelegen. Knoblauchsrauken im Kübel benötigen Dünger, da sich die Nährstoffe hier nur geringe Zeit halten. Gartenkompost eignet sich, um die Erde anzureichern. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Helmut Birkhan: Pflanzen im Mittelalter. Eine Kulturgeschichte, Wien-Köln-Weimar, 2012
- Ivica Blažević, Josip Mastelić: Free and Bound Volatiles of Garlic Mustard (Alliaria petiolata), in: Croatia Chemica Acta, Volume 81, Issue 4, Seiten 607-613, 2008, Portal of Croatian scientific and professional journals - HRČAK
- Don Cipollini: A review of garlic mustard (Alliaria petiolata, Brassicaceae) as an allelopathic plant, in: The Journal of the Torrey Botanicalk Society, Volume 143, Issue 4, Seiten 339-348, 2016, BioOne
- Detlef Henschel: Essbare Wildbeeren und Wildpflanzen, Stuttgart, 2002
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Heidelberg-Berlin, 1999
- Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen. Erkennen, sammeln, anwenden, München / Wien / Zürich, 2003
- Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage, Stuttgart, 2008
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.