Königskerzen (Verbascum) kennen wir heute als hoch aufragende Zierpflanzen im Steingarten, die uns mit unzähligen Blüten erfreuen. Doch sie ist auch ein Heilkraut, das gereizte Schleimhäute beruhigt und hilft, den Schleim bei Entzündungen zu lösen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zur Königskerze
- Wissenschaftlicher Name: Verbascum
- Pflanzenfamilie: Braunwurzgewächse (Scrophulariaceae)
- Volkstümliche Namen: Wetterkerze, Himmelsbrand, Fackel- oder Brennkraut, Wollblume, Wollkraut, Neunmannkraft, Goldblume, Bullen-Lungenkraut, Johanniskerze, Frauenkerze, Donnerkerze, Blitzkerze u.a.
- Vorkommen: Mittel- und Südeuropa, Nordafrika, Zentral- und Westasien, Kaukasus, Sibirien, Indien, Pakistan, Nepal, China u.a.
- Anwendungsgebiete sind unter anderem:
- Reizhusten,
- Asthma bronchiale,
- Lungenentzündung,
- Erkältung,
- Entzündungen des Mund- und Rachenraums
- und Bronchitis.
- Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Blätter
Medizinisch wirksame Inhaltsstoffe
Die Königskerzen sind zweijährige Heilpflanzen, ihre gelben Blüten bilden fünf Kronblätter, und die Blüten werden gesammelt, um Heiltee herzustellen. Sie enthalten die wertvollen Inhaltsstoffe Pflanzenschleim, Saponine (die den Auswurf fördern), Spuren von ätherischen Ölen und Phytosterine.
Es gibt zwar auch Husten- und Bronchialtees, die nur aus Königskerzenblüten bestehen, verbreiteter (und sinnvoller) sind jedoch getrocknete Verbascumblüten in Teemischungen mit Pflanzen, die ähnlich als Schleimlöser wirken oder Husten stillen. Schleim löst zum Beispiel die Wilde Malve, und Thymian wirkt gegen Husten.
Königskerze als Heilpflanze
Königskerzen kommen in der Volksmedizin bei einer Vielzahl von Leiden zum Einsatz, die Belege für solche Heilungen sind aber unzureichend. So werden sie als Heilpflanze zum Harntreiben ebenso verwendet wie gegen Rheuma, Heiserkeit und äußerlich, um die Wundheilung zu beschleunigen.
Die Blüten der Königskerze enthalten reichlich Pflanzenschleim und werden besonders eingesetzt gegen Husten, Erkältung, Grippe, Beschwerden der Nieren und Entzündungen des Darms, die mit Koliken einhergehen. Äußerlich sind sie ein traditionelles Mittel gegen Hautentzündungen wie juckender Hautausschlag.
Die Blätter werden aufgelegt, um kleine Verletzungen zu reinigen. Als Breiumschlag dienen sie dazu, Hämorrhoiden zu erweichen und die von diesen verursachten Schmerzen zu linden. Außerdem können solche Umschläge bei Furunkeln, Fingergeschwüren, leichten Verbrennungen und Juckreiz helfen.
Anwendungsgebiete im Überblick:
- Asthma,
- Darmentzündungen mit Koliken,
- Durchfall,
- Entzündungen der Atemwege (Bronchitis),
- Entzündungen der Ohren wie Mittelohrentzündung,
- Hautflechte,
- Heiserkeit,
- Furunkel,
- grippale Infekte,
- Hautausschlag und Hautjucken,
- Hämorrhoiden,
- Husten (besonders Reizhusten),
- Lungenentzündung,
- Migräne,
- Nieren- und Harnwegserkrankungen,
- Rheuma,
- Verbrennungen
- und Wundbehandlung.
Königskerze – äußerliche Anwendung
Königskerze wird innerlich oder äußerlich angewendet – im ersten Falle als Tee aus den Blüten, für die äußere Anwendung kommen die Blätter und Blüten zum Einsatz.
Um die Blüten äußerlich anzuwenden, setzen wir fünf Gramm getrocknete Blüten auf 100 Milliliter Wasser an. Dies soll gegen gereizte Außenhaut und gereizte Schleimhäute helfen. Wir lassen die Blüten bis zu zehn Minuten ziehen, sieben die Flüssigkeit dann sorgfältig durch ein Tuch. Bei Hautreizungen oder Hautausschlag legen wir eine Kompresse auf die entsprechende Stelle oder waschen die Region mit dem Sud. Bei gereizten Schleimhäuten im Mund und Rachen gurgeln wir damit.
Die Blätter sollen äußerlich gegen
- Furunkel,
- Hämorrhoiden,
- Fingergeschwüre
- und Juckreiz
helfen. Dazu kochen wir eine Handvoll Blätter in Milch zu Brei. Diesen legen wir heiß auf die Hautfläche.
Königskerze – innerliche Anwendung
Innerlich sollen die Blüten gegen Entzündungen im Hals wie Darm helfen sowie gegen Husten. Dazu lassen wir zwei Gramm der getrockneten Blüten in 100 Milliliter Wasser ziehen, sieben den Sud nach zehn Minuten durch ein Tuch und trinken ein bis zwei kleine Tassen pro Tag.
Effektiver ist es, den getrockneten Blüten Teemischungen zuzusetzen, denn Königskerze wirkt zweifach. Zum einen löst sie Schleim, und diese Wirkung verstärkt sich zusammen mit anderen Schleimlösern wie Eibisch, Malve oder Spitzwegerich. Zum anderen löst sie Husten, und dieser Effekt potenziert sich gemeinsam mit ähnlich wirkenden Pflanzen wie Thymian, Fenchel oder Primelwurzeln.
Volksnamen und Etymologie
Der Begriff Königskerze könnte daher rühren, dass die aufragenden Stängel mit Hunderten von gelben Blüten, die jeweils fünf Kronblätter bilden, an eine Kerze erinnern – und dazu an eine königlich schöne Kerze. Eine weitere These besagt, dass die in Pech getränkten oder mit Bienenwachs umwickelten Pflanzen als Fackeln dienten.
Andere Begriffe für Verbascum stärken die zweite These. So heißt sie auch Johannis-, Frauen-, Marien- , Donner-, Blitz-, Unholds-, Feld- oder Wetterkerze sowie Himmelsbrand, Fackel- oder Brennkraut. Weitere Namen sind Wollblume oder Wollkraut, Neunmannkraft, Goldblume und Bullen-Lungenkraut.
Wie erkennen wir Königskerzen?
Die Kleinblütige Königskerze ist mit einem dichten, weiß-grünlichen Filz bedeckt (daher Wollblume). Im Frühjahr bildet sie eine Rosette in Bodennähe aus, in deren Mitte sprießt im Spätfrühling ein einfacher Stängel. Dieser reicht 50 Zentimeter bis zwei Meter in die Höhe.
Die Blätter
Die Basisblätter sind oval bis länglich und bilden eine Rosette. Am Stängel bilden sich ebenfalls Blätter, diese haben einen kurzen Stiel oder liegen an. Oft sind sie leicht gezähnt. Die Farbe ist matt grün.
Die Blüten
Verbascumblüten haben eine einfache Traube oder eine verzweigte Rispe. Sie verfügen über einen Kelch, der sich in fünf Lappen teilt – in der Form von zugespitzten Lanzetten. Die Blütenkrone leuchtet in goldigem Gelb – aus diesem Kennzeichen der Königskerze rührt womöglich ihr Name her, da das Gold und die Form der Blütenkrone (mit etwas Fantasie) an eine Königskrone erinnern könnte.
Wann sammeln wir die Blüten und Blätter?
Die Blätter können wir von Frühling bis Spätsommer sammeln, die Blüten direkt nach dem Aufblühen von Juni bis August. Wir sammeln die Blüten jeweils einzeln ohne Kelch.
Wie trocknen wir die Blüten und Blätter?
Das Sammelgut trocknen wir am besten direkt in der Sommersonne. Getrocknete Blätter bewahren wir in Papier- oder Stoffsäckchen auf, die getrockneten Blüten in Gläsern. Wir sollten die Blüten auf keinen Fall feucht werden lassen, denn das darin enthaltene Iridoid führt bei Feuchtigkeit dazu, dass sich die prunkhaft gelbe Blütenpracht braun färbt.
Verbreitung der Königskerze
Es gibt rund 350 Arten von Königskerzen, 80 davon alleine in Europa. Sie alle wachsen in der nördlichen Hemisphäre und außerhalb der Tropen. Das Zentrum ihrer Verbreitung ist der Balkan, Anatolien und der Kaukasus. Hierzulande meinen wir in der Regel die Kleinblütige Königskerze, die in Bauerngärten und im Freiland wächst. Sie ist in weiten Teilen Europas verbreitet, ebenso in Algerien und Marokko nördlich der Sahara, im Westen Asiens und in Zentralasien, im Kaukasus, in Sibirien, Indien, Pakistan, Nepal und China.
In diverse Länder wurde sie von Menschen verschleppt und gedeiht als Neophyt in den USA, Kanada, in Australien, Neuseeland, den Azoren, Sri Lanka, Japan, Chile und Argentinien.
Lebensraum der Königskerze
Verbascum liebt Steine und Sonne, am besten ein wenig trocken – aber nicht zu sehr. Die Wollblume ist eine typische Art von Schotterpisten, Kiesgruben und Steinbrüchen, aber nicht auf das Hochgebirge spezialisiert – sie steigt in den Alpen lediglich bis auf 1500 Meter hoch. Als Gartenpflanze dient sie der Gestaltung von Kies- wie Steingärten und Rabatten.
Königskerzen sind Überlebenskünstler, und im Rosettenstadium nehmen sie Störungen ohne weiteres hin. Ob sie von Erde verschüttet, mit dem Boden umgepflügt oder die Rosettenblätter abgeschnitten werden – die Pflanzen wirken nahezu unverwüstlich. In der Blütezeit reagieren sie empfindlicher, wird dann der Spross abgeschnitten, sterben die Pflanzen häufig ab.
Ökologische Bedeutung
Königskerze ist eine wichtige Pflanze im Naturgarten, denn Eulenfalter suchen sie als Nahrungsquelle auf, besonders die Gammaeule. Zwei Arten, Shargacucullia thapsiphaga und Shargacucullia verbasci, sind sogar auf sie angewiesen.
Medizin- und Kulturgeschichte
Bereits der Arzt der griechischen Antike, Hippokrates, riet dazu, Verbascum für Wundauflagen zu verwenden. Aristoteles empfahl die Samen der Königskerze als Gift, um Fische zu betäuben und so fangen zu können.
Im Mittelalter legte die Klosterfrau Hildegard von Bingen das Wollkraut als Arznei gegen ein „traurig Herz“ nahe. Sie nannte die Pflanze „wullena“. Die gelben Blüten dienten dazu, Kleidung zu färben, die Stängel wurden in Pech getaucht und ergaben gute Fackeln. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Van Wyk Ben-Erik; Wink, Coralie; Wink, Michael: Handbuch der Arzneipflanzen – ein illustrierter Leitfaden, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2004
- Wichtl, Max et al.: Teedrogen und Phytopharmaka: Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2009
- Schilcher, Heinz; Kammerer, Susanne und Wegener, Tankred: Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2016
- Escobar, F.M.; Sabini, M.C.; Zanon, S.M. et al.: Genotoxic evaluation of a methanolic extract of Verbascum thapsus using micronucleus test in mouse bone marrow, in: Natural Product Communications, 6 (7): 989-91, Juli 2011 , PubMed
- Ökologischer Lehrgarten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe: Königskerze - Verbascum densiflorum (Abruf: 6.11.2019), PH Karlsruhe
- Technische Universität Braunschweig: Biologie, Ökologie und Vergesellschaftung von Verbascum densiflorum Bertol. (Großblütige Königskerze) unter besonderer Berücksichtigung Norddeutschlands (Abruf: 6.11.2019), TU Braunschweig
- Turker, Arzu Ucar; Camper, N.D.: Biological activity of common mullein, a medicinal plant, in: Journal of Ethnopharmacology, Jahrgang 82, Ausgabe 2–3, Seiten 117-125, Oktober 2002, , ScienceDirect
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