Kolanüsse vom Kolabaum sind in Westafrika ein beliebtes Genuss- und Aufputschmittel. Sie enthalten reichlich Koffein, Theobromin und das medizinisch wirksame Catechin. Kolapulver wird hierzulande meist in Getränken verrührt – die Inhaltsstoffe dämpfen den Hunger, machen munter und stimulieren.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Cola acuminata
- Volksnamen: Kolabaum (Kurzform: Cola), „Nüsse“: Kolanuss, Colanuss, Goronuss, Bissynuss, Kakkoruku
- Familie: Malvengewächse (Malvaceae), Unterfamilie der Stinkbaumgewäche (Sterculioideae)
- Verbreitung: Heimat im tropischen Westafrika, heute in tropischen Gebieten vor allem in West- und Zentralafrika, Hauptproduzent ist Nigeria
- Verwendete Pflanzenteile: Die Kotyledonen (Keimblätter) der Samen (Kolasamen / Kolanüsse)
- Inhaltsstoffe: Koffein, Theobromin, Polyphenole, wie Catechin / Epicatechin und Procyanidine, Gerbstoffe, Zucker / Stärke, Fette, Mineralstoffe und Protein
- Anwendungsgebiete (Auswahl): gegen Erschöpfung und Müdigkeit, zur Erhöhung der Hirnleistung, als Appetitzügler, bei Magen-Darm-Beschwerden (u.a. Durchfall), gegen Schmerzen; in den Herkunftsländern traditionell auch als Aphrodisiakum
Kolabaum / Kolanuss – Eine Übersicht
- Kolabäume wachsen natürlich in tropischen Regenwäldern Afrikas.
- In Westafrika werden Kolanüsse zum Stimulieren und zum Genuss verzehrt. Dabei werden die Samen zerbrochen und gekaut.
- Die Samen duften süß, beim Kauen schmecken sie hingegen bitter.
- In Westafrika waren Kolanüsse ein Zahlungsmittel und werden heute noch Gästen als Geschenk gereicht.
- Coca-Cola enthielt ursprünglich Extrakte der Kokapflanze und der Kolanüsse.
- Kolanüsse enthalten ungefähr dreimal so viel Koffein wie Kaffee.
- Kolanusspulver lässt sich mit verschiedenen Getränken vermischen und in Milch, Schokolade und Kaffee verrühren.
- Kolanüsse werden vor allem wegen des aufputschenden und appetitzügelnden Effekts konsumiert – sie haben aber vielseitige Wirkungen.
- Generell sollte auf die Menge der Einnahme von Kolanuss-Produkten geachtet werden sowie auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen.
Inhaltsstoffe
Kolanüsse / Kolasamen enthalten vor allem Koffein und Theobromin, außerdem Catechin und Epicatechin, Procyanidine, Gerbstoffe, verschiedene Zucker und viel Stärke. Weitere Bestandteile sind Mineralstoffe und Proteine.
Kolanuss – Medizinische Wirkung
Kolanüsse stimulieren wegen ihrer Inhaltsstoffe Koffein und Theobromin (beide Wirkstoffe sind auch in Kakaobohnen enthalten (siehe Kakao).
Kolanüsse wirken stärker als Kaffee, da sie rund dreimal so viel Koffein enthalten. Das Koffein in den Kolanüssen liegt auch anders gebunden vor als im Kaffee – dadurch treten seltener Nebenwirkungen wie Herzrasen oder Nervosität auf, die bei starkem Kaffeekonsum bisweilen folgen.
Koffein wirkt sich aus auf Schlaf, Erregung, Wahrnehmung, Gedächtnis und Lernfähigkeit. Es steigert die Konzentration, macht wach bei Ermüdung, steigert die Wahrnehmung sowie die Gedächtnis- und Lernfähigkeit.
Im Körper dockt Koffein an bestimmte Rezeptoren an, den Adenosin-Rezeptoren. Diese Rezeptoren gibt es etwa in Muskeln und Niere, wo es zu einer erhöhten Muskelspannung und Urinproduktion führt. In besonders hoher Anzahl gibt es die Rezeptoren aber im Gehirn. Wenn Koffein hier die Rezeptoren blockiert, kann Adenosin nicht andocken und es kommt zu einer Verringerung von dessen müde machender Wirkung.
Laut Angaben des Universitätsklinikums des Saarlands wirken Catechine stark antioxidativ – sie schützt die Haut vor UV-Schäden und bremsen die Hautalterung. Als Antioxidans wirken Catechine stärker als Vitamin C und Vitamin E. Ebenso wurden krebshemmende Eigenschaften dieses Pflanzenstoffs aufgezeigt.
Es trägt auch zum Ausgleich des Cholesterinspiegels bei und hemmt das Bilden des schädlichen LDL-Cholesterins. Da es auch die Elastizität der Blutgefäße erhöht, kann es der Entstehung von Atheriosklerose entgegenwirken. Diese sekundären Pflanzenstoffe regulieren den Blutzucker- und Insulinspiegel. Ebenso wirkt Catechin entzündungshemmend, immunregulierend und antimikrobiell.
Catechine sind löslich in Wasser sowie in Fett. Sie können so viele Schranken im Körper überwinden und beispielsweise auch Funktionen des Gehirns beeinflussen und Schutzfunktionen für Nervenzellen entfalten.
Gerbstoffe wirken zusammenziehend (adstringierend) und austrocknend. Indem es bei Hautkontakt schwerlösliche Verbindungen mit dem Eiweiß eingeht, verdichtet sich die Hautoberfläche und Krankheitserreger wie Bakterien können nicht mehr so leicht in die Haut eindringen und es wird ihnen der Nährboden entzogen.
Gerbstoffe desinfizieren Wunden, hemmen Entzündungen und reduzieren oberflächliche Blutungen.
Der Effekt des Zusammenziehens lässt auch Schleimhäute abschwellen – etwa in Magen, Darm, Rachen und Mund – und reduziert die Empfindsamkeit der Gewebe. Durch die austrocknende Wirkung verfestigen die Stoffe den Stuhl und können so gegen Durchfall helfen.
Für Diäten eignen sich Kolanüsse, da ihr Verzehr den Appetit bremst. Weiterhin sind verdauungsanregende und schmerzstillende Wirkung bekannt.
In den Herkunftsländern werden Kolanüsse unter anderem auch gegen Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sowie Fieber eingesetzt. Sie gelten auch als Aphrodisiakum. Eine Steigerung der (sexuellen) Erregung wird auf Koffein und Theobromin, die den Spiegel an Adrenalin und Serotonin erhöhen, zurückgeführt.
Ein Review erwähnte eine vielseitige Nutzung in der traditionellen Medizin Afrikas und ein vielversprechendes medizinisches Potenzial der Kolanüsse (bissy nut extract) von Cola acuminata. Die enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe und bestimmte Sekundärmetabolite könnten für verschiedenen Wirkungen verantwortlich sein, inklusive potentieller antimikrobieller und krebshemmender Effekte. Mehr Studien sind notwendig um diese potentiellen Wirksamkeiten weiter zu untersuchen.
In der traditionellen Medizin wird die Pflanze unter anderem bei der Behandlung von Krebs, gegen Vergiftungen, zur Appetitreduktion und Steigerung der Wachsamkeit, gegen Migräne und Reisekrankheit und zur Euphorisierung eingesetzt.
Wie wirkt Theobromin?
Eine Studie (2019) zur kognitiven Wirkung von Theobromin (als Bestandteil von Kakao) hielt fest: Theobromin zeigt ähnliche nootrope Wirkungen (Steigerung von Gehirnfunktionen) wie Koffein, allerdings sind diese deutlich schwächer und treten verzögert ein. Es verbessert also die Gedächtnis- und Konzentrationsfähigkeit und hilft gegen Erschöpfung und Ermüdungserscheinungen.
Weitere Wirkungen umfassen Effekte auf die Herz- und Gefäßfunktionen, auf die Bronchien, Skelettmuskulatur und Niere. Es wirkt demnach leicht diuretisch sowie entspannend und stimulierend auf die bestimmte Muskeln. Hinweise auf eine potenzielle neuroprotektive Wirkung müssen in weiteren Forschungsarbeiten bestätigt werden.
Nebenwirkungen
Koffein in hohen Dosen kann zu Nervosität führen und einen Gewöhnungseffekt auslösen. Bei Bluthochdruck sollten Sie die Nüsse wegen des hohen Koffeingehalts nur in geringen Dosen einnehmen. Denn Koffein fördert die Durchblutung und erhöht den Blutdruck.
Koffein und Theobromin halten sie wach, daher wird von einem Konsum vor dem Schlafengehen eher abgeraten.
Ein nicht übermäßiger Konsum von Kolanüssen und deren Inhaltsstoffen ist eher unbedenklich. Wirkungen von Koffein können aber auch ungewollt stark sein, wenn Sie sensibel darauf reagieren oder den Stoff in zu großen Mengen zu sich nehmen. Aus Stimulierung der Nerven wird dann Nervosität, aus Fördern der Herzfunktionen eine gesteigerte Herzfrequenz und schnelles Atmen, aus Aufputschen bei Ermüdung wird Schlaflosigkeit.
Da Koffein vorübergehend den Blutzuckerspiegel ansteigen lassen kann, wird Diabetikern (Typ-2 Diabetes) empfohlen Kaffee beziehungsweise Koffein eher vorsichtig zu konsumieren.
Mögliche unerwünschte Effekte eines gesteigerten Koffeinkonsums können auch Erregtheit, Angstzustände, Kopfschmerzen oder Tinnitus sein. Extrem hohe Koffeindosierungen sind tödlich. Die lethale Dosis wird auf 10 bis 14 Gramm Koffein pro Kilogramm Körpergewicht geschätzt. Das entspricht rund 100 Tassen Kaffee pro Tag.
Wechselwirkungen
Theophyllin ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Xanthinderivate zur Behandlung von Atemnot, etwa bei Asthma. Koffein gehört zur gleichen Gruppe und wirkt ähnlich wie Theophyllin, weshalb bei Einnahme der Arznei von einem Konsum koffeinhaltiger Getränke abgeraten wird.
Die Antibabypille kann die Geschwindigkeit, mit der der Körper Koffein abbaut verringern. Mögliche Nebenwirkungen bei gleichzeitigem Konsum sind Zittern, Kopfschmerzen oder schneller Herzschlag.
Bei der Einnahme Antidepressiva können bei einem Konsum von höheren Koffeinmengen unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Koffein kann auch die negativen Folgen des Nikotinkonsums verstärken.
Der Kolabaum
Cola acuminata wächst als bis zu 20 Meter hoher Baum mit ledrigen, wechselständigen Blättern, die länglich eiförmig sind. Die Pflanze trägt ganzjährig weißgelbe Blüten und Balgfrüchte.
In den Balgfrüchten befinden sich die Kolanüsse. Die Früchte werden bis zu zwölf Zentimeter lang, sind oval und wellig geformt.
Das natürliche Verbreitungsgebiet sind Tropenwälder Westafrikas, der Baum wird aber längst ebenso in ähnlichen tropischen Habitaten Asiens und Südamerikas angebaut.
Kolanüsse konsumieren
In den Herkunftsländern werden die Nüsse einfach im Ganzen oder in aufgebrochenen Stücken gekaut. Hierzulande schmecken sie manchen Menschen für diesen direkten Konsum zu bitter. Sie werden lieber als Pulver in Getränke gemischt oder mit süßen Zutaten vermengt.
Auch in Westafrika werden unter anderem die Nüsse erst zerstoßen und zum Beispiel mit Limonen gemischt und dann verzehrt.
Pulver aus der Kolanuss
In Deutschland wird gerne ein Pulver aus gemahlenen Kolanüssen genutzt. Mit einem hohen Koffeingehalt von bis zu vier Prozent, Theobromin und anderen anregenden Stoffen stimuliert dies und ist beliebt in Partygetränken.
Kolanusspulver (Kolapulver) lässt sich in Joghurts, Milch oder Smoothies einrühren und ebenso mit heißer Schokolade oder Kaffee mischen, aber auch in alkoholische Getränke, kalte Limonade oder Wasser. Der bittere Geschmack harmoniert mit Minze.
Die Kulturgeschichte der Kolanuss
Der Kolabaum wurde in Westafrika seit Jahrtausenden genutzt, und zahlreiche kulturelle Verwendungen sind dort überliefert.
In der Kulturgeschichte galt Kolanuss im heutigen Nigeria als Mittel, um die Vitalität zu steigern und war wichtig in religiösen Ritualen. So werden Kolanüsse Gottheiten als Opfer dargebracht. Bei den Malinke und Bambara im heutigen Mali und Senegal waren sie ein Zahlungsmittel.
Cola und Kolanüsse
Das ursprüngliche Rezept für Coca-Cola enthielt einen Sirup aus Extrakten der Kolanuss und des südamerikanischen Kokastrauches (Erythroxylum). Wesentlich günstiger ist es jedoch, das für den aufputschenden Effekt wichtige Koffein aus dem Abfallprodukt entkoffeinierten Kaffees zu gewinnen. Heute enthalten die meisten Cola Sorten keine echten Kolanüsse mehr.
Manche Cola-Getränke werden aber noch heute mit Extrakten der Kolanuss produziert. Dazu gehören Fever-Tree, Premium Cola, Community Cola, Fritz-Kola, Club-Mate Cola, Mio Mio Cola oder Red Bull Cola.
Das Getränkepulver KolaKao enthält sogar mehr als 40 Prozent Kolanusspulver. Kolanuss wird zudem in einigen Teemischungen verwendet. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ilaria Cova, Valentina Leta, C. Mariani, et al.: Exploring cocoa properties: is theobromine a cognitive modulator?, in: Psychopharmocology, Volume 2, Issue 236, Seiten 561-572, 2019, Springer Link
- Henry I. C. Lowe, Charah T. Watson, Simone Bada et. al.: Promising Efficacy of the Cola acuminata plant: A Mini Review, in: Advances in Biological Chemistry, Volume 4, Issue 4, 2014, SCIRP
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.