Die Ackerbeere, eher als Kratzbeere bekannt, ist mit der uns heimischen Brombeere verwandt. Sie ist etwas kleiner als die Brombeere und trägt ebenso Dornen. Diese sind jedoch viel kleiner und weicher, stechen nicht, sondern kratzen nur. Vielleicht wird sie deshalb Kratzbeere genannt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief Kratzbeere
- Wissenschaftlicher Name: Rubus caesius
- Pflanzenfamilie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Volkstümliche Namen: Kratzbeere, bereifte Brombeere, Bockbeere, Kroatzbeere
- Vorkommen: Europa und Nordasien
- Anwendungsgebiete:
- Entzündungen der Mundschleimhaut
- Zahnfleischentzündungen
- Verdauungsstörungen
- Atembeschwerden
- Ausfluss
- Hautekzeme
- Akne
- Wundheilung
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Beeren
- Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Flavonoide, Fruchtsäuren, reichlich Vitamin C
Heilwirkung
Die Inhaltsstoffe der Kratzbeere sind für deren Wirkung verantwortlich. So helfen die darin enthaltenen Gerbstoffe bei Magenentzündung und Darmentzündung und bei leichtem Durchfall. Die Flavonoide, dies ist eine Gruppe sekundärer Pflanzenstoffe, wirken allgemein entzündungs- hemmend und adstringierend. Dies ist hilfreich bei Entzündungen im Mundbereich und auch bei schlecht heilenden Wunden.
Die Flavonoide sind beteiligt an der schleimlösenden Wirkung bei Erkältung und Husten. Äußerlich angewandt hilft die Kratzbeere durch ihre blutreinigende Wirkung nicht nur zur Wundheilung, sondern auch bei Hautekzemen und Akne. Sie verbessert im Allgemeinen das Hautbild.
Anwendung
Die Blätter der Kratzbeere werden in Form von Tee oder Tinktur angewandt. Der Tee wird getrunken, kann aber auch als Mundspülung zum Gurgeln oder für Kompressen verwendet werden. Für eine Kompresse wird ein Tee gekocht und damit ein kleines Baumwolltuch oder eine sterile Kompresse getränkt, dann auf die zu behandelnde Stelle gelegt und dies mehrmals erneuert.
Teezubereitung
Zur Zubereitung eines Tees gießen Sie einen gehäuften Teelöffel der getrockneten Blätter mit einem Viertelliter kochendem Wasser auf. Die Ziehzeit beträgt sieben bis zehn Minuten. Trinken Sie den Tee in kleinen Schlucken, am besten dreimal am Tag eine Tasse.
Herstellen einer Tinktur
Geben Sie getrocknete Blätter der Kratzbeere in ein Schraubglas und bedecken diese vollständig mit Alkohol (mindestens 40-prozentiger Alkohol). Das Glas soll nun circa sechs Wochen an einem dunklen Ort stehen und jeden Tag gut durchgeschüttelt werden. Danach wird das Ganze durch ein Sieb oder einen Papierfilter in eine Flasche mit Tropfenaufsatz gefüllt. Die Einnahmemenge beträgt bis zu dreimal täglich zehn bis 15 Tropfen, am besten in etwas Wasser oder Tee.
Die Tinktur ist auch zum Spülen und Gurgeln geeignet. Dafür werden circa fünf Tropfen in ein Glas lauwarmes Wasser gegeben. Mit dieser Mischung können auch Aknepusteln mit Hilfe eines Ohrenstäbchens abgetupft werden.
Verwandt mit der Brombeere
Die Kratzbeere ist mit der Brombeere verwandt. Auf den ersten Blick ähnelt sie dieser auch etwas, wobei der Strauch der Kratzbeere wesentlich kleiner ist. Auch trägt die Kratzbeere Dornen, diese tun jedoch nicht wirklich weh, sie „kratzen“ nur etwas. Deren Früchte sind etwas matter in der Farbe und haben ein leicht gepudertes Aussehen, fast wie Mehltau. Beim Pflücken ist große Vorsicht geboten. Sie fallen sehr schnell auseinander und dabei bleibt nur noch ein blauer Brei zwischen den Fingern übrig.
Ein weiterer Unterschied ist der Geschmack. Die Kratzbeere schmeckt etwas sauer und im Ganzen eher langweilig. Deshalb bekommen die Früchte auch wenig Beachtung in der Küche. Jedoch können daraus Marmeladen, am besten gemischt mit anderen Früchten oder Beeren, hergestellt werden. Bekannt ist der Kratzbeeren-Likör. Obwohl die Kratzbeere nicht gut schmeckt, ist sie sehr gesund. Sie enthält wie die normale Brombeere viele Vitamine und Mineralstoffe wie Vitamin C, Beta-Karotin, Calcium, Magnesium und Kupfer.
Allgemeines
Die Kratzbeere wächst in Europa und Asien. Sie hält sich in der Nähe von Flüssen und Bächen, an Waldrändern, in Waldlichtungen und auf Schuttplätzen auf und bevorzugt einen mäßig feuchten, kalkhaltigen, nährstoffreichen Lehm- oder Tonboden. Die Kratzbeere ist selbstbefruchtend, was bedeutet, dass sie zur Frucht- und Samenbildung keine weiteren Blüten benötigt. Sie mag es halbschattig bis sonnig. Sie bietet Unterschlupf und Nistmöglichkeiten für Insekten, Kleintiere und Vögel.
Die Früchte, die denen der Brombeere ähneln, sind weißlich bereift und zwischen August und September zum Pflücken bereit. Blätter werden ab April bis September gesammelt. Die jungen Blätter und Triebspitzen können roh im Salat verzehrt oder Smoothies beigemischt werden. Der Geschmack der Blätter ist etwas herb, aber aromatisch und recht angenehm.
Geschichtliches
Wahrscheinlich wussten die Menschen in der Steinzeit bereits um die gesundheitsfördernde Wirkung der Kratzbeere. Es wird angenommen, dass sie die Beeren damals schon gesammelt und gegessen haben und deren Blätter zur Zubereitung eines Tees verwendet wurden. Auch wurden die Blätter der Kratzbeere früher als Schwarzer Tee Ersatz verwendet, da dieser für viele zu teuer war. Heute spielt die Ackerbeere als Heilpflanze keine große Rolle mehr, da mittlerweile eher die Brombeere verwendet wird. Eventuell schmückt sie als „kleine Brombeerpflanze“ zur Zierde die Gärten. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Diez, Otmar: Unsere essbaren Bäume und Sträucher. Bestimmen, sammeln, zubereiten; Franckh Kosmos Verlag, 2019
- Colditz, Gabriele: Auen, Moore, Feuchtwiesen; Birkhäuser, 1994
- Der Kosmos-Pflanzenführer: Über 900 Blumen, Bäume und Pilze 1200 Abbildungen; Franckh Kosmos Verlag, 2014
- Teubner/Gräfe und Unzer: Teubner Food: Die ganze Welt der Lebensmittel, 2011
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.