Die leicht giftigen Beeren des Kreuzdorns dienen traditionell als Mittel, um die Verdauung voranzutreiben. Diese darmreinigenden Wirkungen waren seit der Antike bekannt und die Früchte in der Volksheilkunde zum Abführen weit verbreitet. Sie sind aber mit Vorsicht zu genießen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Rhamnus cathartica
- Volksnamen: Europäischer Kreuzdorn, Gewöhnlicher Kreuzdorn, Wegedorn, Wegdorn, Purgier-Kreuzdorn, Echter Kreuzdorn, Purgierdorn, Purgierstrauch, Färbebaum, Feldbeerbaum, Stechdorn, Hexendorn, Hirschdorn
- Familie: Kreuzdorngewächse (Rhamnaceae)
- Verbreitung: Eurasien, Nordafrika und als invasiver Neophyt in Nordamerika
- Verwendete Pflanzenteile: Die Beeren
- Inhaltsstoffe: Anthranoide / Anthraglykoside, Flavonoide, Gerbstoffe, Mono- und Oligosaccharide, Pektine und Vitamin C
- Anwendungsgebiete: Verstopfung, chronische Darmträgheit
Kreuzdorn – Eine Übersicht
- „Rhamnus“ ist seit dem antiken Arzt Dioskurides die Bezeichnung für die Gattung Kreuzdorn. Der Artname kommt vom Wort „kathairein“. Das heißt „reinigen“. Der deutsche Name Purgierdorn bezieht sich ebenso auf die darmreinigende Wirkung wie der anschauliche Begriff „Schissbeeren“.
- Die Früchte sind auch bekannt als Schissbeeren, Gelbbeeren, Amselbeeren, Rainbeeren, Kreuzdorn- und Kreuzbeeren.
- Die Pflanze ist möglicherweise verantwortlich für neurologische Erkrankungen bei Pferden.
- In Nordamerika gilt Kreuzdorn als invasiver Neophyt und wird behördlich eingedämmt.
- Die Beeren des Kreuzdorns fördern die Verdauung und können im Übermaß zu Durchfall führen.
- Dies ist vermutlich eine Vermehrungsstrategie: Vögel fressen die Beeren, scheiden die darin enthaltenen Samen mit ihren flüssiger gewordenen Fäkalien aus und verbreiten sie so.
- Die Beeren bleiben lange an den Zweigen, oft bis in den Dezember hinein. Ein Grund für die verbreitete Verwendung gegen Verstopfung und als natürliches Abführmittel war wahrscheinlich ihre gute Verfügbarkeit.
Inhaltsstoffe
Kreuzdornbeeren enthalten folgende Inhaltsstoffe:
- Anthranoide / Anthraglykoside,
- Flavonoide,
- Gerbstoffe,
- Mono- und Oligosaccharide,
- Pektine,
- Vitamin C.
Welche medizinische Wirkung hat Kreuzdorn?
Kreuzdornbeeren regen die Verdauung an und fördern den Harnfluss, sie wirken also als mildes Diuretikum und Abführmittel. Zudem sollen sie den Blutdruck steigern und den Kreislauf in Schwung bringen.
Wie wirkt Kreuzdorn?
Kreuzdorn hat ähnliche Wirkstoffe wie Faulbaum und Medizinalrhabarber, Aloe oder Sennesfrüchte. Es handelt sich um Anthraglykoside, die im Dickdarm mit Enzymen zu Anthronen abgebaut werden, dann direkt die Tätigkeit des Dickdarms anregen und nach wenigen Stunden zu einer Darmentleerung führen.
Die Passage der Nahrung durch den Darm beschleunigt sich, und durch die verkürzte Zeit wird weniger Flüssigkeit verbraucht. Chloridionen werden vermehrt transportiert und mehr Wasser und Elektrolyte gelangen in den Darm. Der Stuhl wird weicher und flüssiger.
Wirken Kreuzdornblätter gegen Bakterien und Krebs?
Eine neue Studie zur den Blättern der im Himalaya und Nordpakistan heimischen verwandten Art Rhamnus purpurea zeigte ein eindeutiges Potenzial von Extrakten gegen verschiedene pathogene Bakterien. Darüber hinaus auch gegen Pilze.
Zudem eine Aktivität gegen freie Radikale, die schädliche Zellveränderungen verursachen. Auch eine potenzielle Wirkung gegen bestimmte Krebsformen ließ sich tendenziell belegen.
Der Europäische Kreuzdorn ist diesbezüglich noch unzureichend untersucht.
Medizinische Anwendungen des Kreuzdorns
Kreuzdornbeeren wirken gegen Verstopfung. Dafür werden die getrockneten Beeren als Tee aufgekocht.
Als individuelle Dosis gelten drei bis fünf Gramm der getrockneten Beeren mit rund vier Prozent der wirkenden Hydroxyanthracenderivate. Die getrockneten Beeren werden mit rund 150 Milliliter kochendem Wasser aufgegossen, nach zehn Minuten abgeseiht.
Dann trinken Sie den Tee in kleinen Schlucken. Wenn die Stuhlkonsistenz weicher wird, wirkt der Tee.
Worauf müssen Sie achten?
Kreuzdorn gilt als vermutlich sicher für Erwachsene, wenn er in standardisierten Zubereitungen nicht länger als acht bis zehn Tage eingenommen wird. Standardisierte Präparate haben gemessene und stabile Anteile an bioaktiven Stoffen.
Möglicherweise unsicher ist auch bei standardisierten Präparaten die Verwendung über zehn Tage hinaus. Kreuzdornbeeeren sind leicht giftig.
Kreuzdorn gilt als mögliche Ursache für Nervenerkrankungen bei Pferden und steht im Verdacht, die Leber zu schädigen. Valide Studien, um mögliche Auswirkungen der Pflanze auf die Lebergesundheit zu erkennen, stehen jedoch aus.
Überdosierungen führen zu Erbrechen und Bauchschmerzen. Und hinsichtlich des Einsatzes gegen Verstopfung zum ungewollten Gegenextrem, nämlich zu starkem Durchfall.
Sie sollten den Tee nicht während der Stillzeit konsumieren, da die für den Säugling schädlichen Anthrachinon-Derivate von der Muttermilch aufgenommen werden. Kinder unter zwölf Jahren sollten zur Sicherheit keine Kreuzdornbeeren zu sich nehmen. Das gilt auch für Schwangere.
Sie dürfen wegen der Gefahr zusätzlicher Reizungen Kreuzdornbeeren nicht einnehmen bei Entzündungen innerhalb der Bauchhöhle und im Darmtrakt. Bei Darmverschluss darf Kreuzdorn ebenfalls nicht eingenommen werden.
Wechselwirkungen
Die abführende Wirkung der Kreuzdornbeeren hat Effekte auf andere Arzneimittel. Der hohe Anteil an Ballaststoffen kann die Aufnahme und Effektivität von Digoxin mindern oder sogar aufheben.
Eine Grundregel ist: Medikamente, die durch den Mund aufgenommen werden, sollten Sie eine Stunde vor oder vier Stunden nach dem Konsum des Kreuzdorns einnehmen.
Seien Sie vorsichtig bei der Kombination von Kreuzdornbeeren und Warfarin. Warfarin wird eingenommen, um die Blutgerinnung zu hemmen.
Wird Kreuzdorn in einem solchen Ausmaß verzehrt, dass die abführende Wirkung in Durchfall übergeht, kann dies schädlich wirken: Durchfall verstärkt die Wirkung des Warfarins, und das kann zu Blutungen führen.
Vorsicht gilt auch bei der Verbindung von Kreuzdornbeeren mit Diuretika, also entwässernden Mittel. Entwässernde Arzneien können den Kaliumspiegel im Körper senken.
Abführmittel wie Kreuzdornbeeren senken ebenfalls den Kaliumspiegel. Beides zusammen entzieht dem Körper möglicherweise Kalium in einem kritischen Ausmaß.
Was kennzeichnet Kreuzdorn?
Kreuzdorn mag kalkhaltigen Boden, ist winterhart und stellt nur geringe Ansprüche. Er ist ein sommergrüner Strauch, der im Herbst die Blätter abwirft.
Er wächst als Busch bis zu drei, als Baum bis zu sechs Meter. Kreuzdorne können ein Alter von 100 Jahren erreichen.
Die Rinde ist generell glatt, erst bei sehr alten Pflanzen zeigen sich Risse. Die Rinde junger Triebe ist hellgrau, mit dem Alter dunkelt sie, und bei alten Kreuzdornen wirkt sie fast schwarz.
Hier bilden sich dann runzlige Risse, von denen die Rinde ringelartig abblättert. Wird die Rinde angeschnitten, breitet sich ein intensiver Geruch aus, den viele Menschen als unangenehm empfinden.
Die Zweigenden werden durch Dornen geschützt. Die Laubblätter sind kahl und gegenständig (daher Kreuzdorn) angeordnet. Kreuzdorn blüht im Mai und Juni, die Blüten fallen kaum auf und sind grünlich.
Es entwickeln sich schwarz-violette Steinfrüchte. Das Fruchtfleisch umschließt jeweils bis zu vier dreikantige Steinkerne, die Samen.
Kreuzdorn und Naturschutz
Kreuzdorn ist eine sehr wertvolle Nähr- und Versteckpflanze für viele Vogelarten und ökologisch wertvoll. In Nordamerika gilt er als invasiver Neophyt, der heimische Arten verdrängt.
Allerdings ist, wie oft bei Neophyten, fragwürdig, inwiefern bei der Bekämpfung ökologische Kriterien im Vordergrund stehen und nicht vielmehr ökonomische. Er bietet in Deutschland Futter für die Raupen von zwölf Schmetterlingsarten.
Die Blüten ziehen zahlreiche Insekten an. Darunter Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln.
Wo wächst Kreuzdorn?
Kreuzdorn wächst in Deutschland natürlich in Gebüschen, Hainen, Hecken, in Auenwäldern und an Waldrändern. Dabei hat er keine speziellen Bedürfnisse und findet sich von der norddeutschen Tiefebene bis in die Alpen.
Kreuzdorn im Garten
Kreuzdorn, gerade auch in Verbindung mit Weißdorn und Schlehe, ist eine ausgezeichnete Heckenpflanze. Er ist eine sehr gute Alternative zu Hecken mit geringem ökologischen Wert oder solchen, die sogar ökologisch schädlich sind wie zum Beispiel Kirschlorbeer.
Die Dornen halten Katzen ebenso ab wie menschliche Eindringlinge. Zudem lässt sich eine Kreuzdornhecke leicht pflegen. Die Vermehrung mit Stecklingen oder Samen ist einfach.
Kreuzdorn kaufen
Kreuzdorn lässt sich in Gärtnereien erwerben. Junge Pflanzen werden entweder in Töpfen oder balliert angeboten.
Da die Pflanzen winterhart sind, können sie das ganze Jahr über angepflanzt werden, solange der Boden nicht gefroren ist. In gefrorenem Boden können sie nicht wurzeln.
Generell werden Kreuzdornpflanzen im Ballen indessen im Frühjahr und Herbst gepflanzt. Bevor Sie die neu erworbene Pflanze in die Erde setzen, sollten Sie den Ballen mit Topf ganz in Wasser eintauchen und solange dort lassen, bis keine Blasen mehr aufsteigen.
Kreuzdorn schneiden
Kreuzdorn wächst langsam und muss nicht in Form geschnitten werden. Einzelne Zweige, die stören oder sich gegenseitig behindern, können Sie ohne weiteres wegschneiden.
Nach drei bis fünf Jahren können Sie die Sträucher auslichten, am besten im Vorfrühling. Kreuzdorn treibt nach dem Zurückschneiden schlechter aus als zuvor.
Kreuzdorn als Bodenschutz
Kreuzdorn bildet tiefe und weit ausgreifende Wurzeln und stellt kaum Ansprüche an den Boden und den Standort. Er ist insofern prädestiniert dafür, erosionsgefährdete Plätze zu schützen und zu befestigen, für Hänge, Böschungen und Dämme.
Wozu passt Kreuzdorn?
Kreuzdorn im Garten ist ein idealer Partner für Heckenkirsche, Hartriegel und Hundsrose. Mit sehr wenig Aufwand schaffen Sie so eine ökologisch äußerst sinnvolle Nische für diverse Vögel, denen die Pflanzen Nahrung und Schutz zugleich bieten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Fazil Khuda, Nida Alam, Atif Ali Khan Alif et al.: Screening of Rhamnus Purpurea(Edgew.) Leaves for Antimicrobial, Antioxidant, and Cytotoxic Potential; in: ASC Omega, Volume 7, Issue 26, Seiten 22977-22985, 2022, pubs.acs.org
- Carola A. Lichtensteiger, Nancy A. Johnston, Val R. Beasley et al.: Rhamnus cathartica (Buckthorn) Hepatocellular Toxicity in Mice; in: Toxical Pathology, Volume 25, Issue 5, 2016, sagepub.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.