Der kriechende Günsel ist ein weit verbreiteter Bodendecker, den manche Gärtner sogar als „Unkraut“ ansehen. Dabei eignet er sich nicht nur als Küchenkraut, sondern wegen seiner Gerbsäuren auch als Mittel gegen Verdauungsprobleme und bietet zudem Wirkstoffe gegen Entzündungen, die die Wundheilung beschleunigen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zu Kriechender Günsel
- Wissenschaftlicher Name: Ajuga reptans
- Volksnamen: gulden Güntzel, Gunzel, Günzel, Apfelblätter, Gutzegagel (Schwaben), Zapfenkraut, Lorenzkraut (Schlesien), Wundkrut, Wundecrut, Sappenkraut, Steingünsel, Hundzung, Braunellen, Wiesenkräutlein (auch Wisskrut), blauer Gukguk (Schlesien), blow Meyblume, Melcherdözen (Salzburg)
- Verwendete Pflanzenteile: in der Naturheilkunde der gesamte oberirdische Teil der Pflanze
- Anwendungsgebiete:
- Blutungen
- Hämorrhoiden
- Schürfwunden
- Halsschmerzen
- Angina
- Weißfluss
- Durchfall und andere Verdauungsstörungen
- rheumatische Beschwerden
- Magengeschwüre
Inhaltsstoffe
Die Pflanze enthält Gerbstoffe, Bitterstoffe, Saponine, Cholin und Mineralsalze. Kennzeichen sind Iridoidglykoside vom Typ Harpagid und Ajugol, Phytoecdysone wie Ajugalacton und Cyasteron. Hinzu kommt Rosmarinsäure. Die Pflanze enthält Delphinidin, Ajugoside und Aucubin, außerdem ätherische Öle. Günsel liefert valide Mengen Vitamin C.
Wirkungen – Gegen Blutungen und Darmentzündung
Der hohe Gehalt an Tanninen hilft gegen entzündliche Darmerkrankungen, besonders gegen den Durchfall, den diese auslösen. Kriechender Günsel wirkt adstringierend, hilft also durch Zusammenziehen beim Heilen von Wunden und hält Blutungen zurück.
Daher stammt sein Name. Günsel, Gunsel, Guntzel leitet sich vom lateinischen Verb consolidare ab, was befestigen bedeutet und sich auf die Eigenschaft der Pflanze, Wundränder zusammenzuziehen, bezieht. Daher wurde die Pflanze früher auch als Consolida media bezeichnet.
Die Pflanze enthält antientzündliche Stoffe und wirkt gegen Nervosität, Stress und Schlaflosigkeit. Günsel stillt Schmerzen und treibt den Harn. Das Aucubin im Pflanzensaft hemmt Entzündungen.
Tee in der Naturheilkunde
In der Naturheilkunde wird ein Tee aus den getrockneten Blüten der Pflanze eingesetzt gegen rheumatische Beschwerden, Magengeschwüre und Angina sowie gegen Durchfall. Äußerlich wird der Tee / Extrakt oder eine Tinktur angewandt gegen Entzündungen der Haut, Schürfwunden, Prellungen, Verstauchungen, Akne, Hautgeschwüre, Furunkel, Ekzeme, Insektenstiche und leichte Verbrennungen sowie gegen Entzündungen der Schleimhäute in Mund und Rachen (Gurgeln).
Für einen Tee übergießen Sie zwei Teelöffel getrockneten Günsel mit einem Viertelliter kochendem Wasser und lassen alles fünf Minuten ziehen. Davon trinken Sie täglich drei Tassen, um Magenbeschwerden sowie Durchfall zu behandeln.
Um den Tee äußerlich einzusetzen, lassen Sie ihn abkühlen und tränken ein Tuch damit. Dieses legen Sie dann auf die entzündete Hautstelle oder den Insektenstich. Sie können diesen Tee auch gut als Gesichtswasser verwenden, um unreine Haut zu säubern. Dafür waschen Sie sich damit.
Günsel-Öl gegen Verstauchung in der Komplementärmedizin
Als Methode, die andere Behandlungen ergänzt, lässt sich Günsel gegen Quetschungen, Prellungen und Verstauchungen einsetzen. Dazu drücken Sie die oberirdischen Teile des Günsels beziehungsweise knicken sie, füllen sie dann in ein Glas und übergießen die Pflanze mit Öl. Dieses stellen Sie mehrere Wochen in die Sonne. Nach dieser Zeit sind die Wirkstoffe der Pflanze in das Öl eingezogen, und Sie können die Blessuren jetzt damit einreiben.
Günsel-Fett in der Volksmedizin
Die Volksmedizin nutzte statt Pflanzenöl Schweinefett, um eine Günselsalbe herzustellen. Dafür erhitzen Sie Schweineschmalz mit ein bis zwei Handvoll frisch geschnittenem Günsel und stellen die Masse danach einen Tag kühl. Nach 24 Stunden erwärmen Sie alles erneut und filtern das Fett ab. Jetzt haben Sie eine Salbe, die Sie in den Kühlschrank stellen und bei Bedarf auf die schmerzenden Hautstellen reiben können.
Günsel gegen Prellungen und Insektenstiche
Wenn Sie sich draußen, sei es beim Wandern oder im Garten, die Hand prellen, eine Schürfwunde zuziehen, den Fuß verstauchen oder von einer Wespe gestochen werden und (der weit verbreitete) Günsel in Sichtweite ist, können Sie die Pflanze pflücken und quetschen, bis Saft austritt und die gequetschte Pflanze direkt auf die Prellung oder Wunde auflegen. Das im Pflanzensaft enthaltene Aucubin hemmt Entzündungen und mildert das Jucken und die Schwellungen nach Insektenstichen.
Günsel in der Hautpflege
Extrakte und Salben aus Günsel eignen sich für die Pflege von sensibler Haut, besonders, wenn diese zu Rötungen oder zu Couperose neigt. Die Haut erhält dann ein frischeres Aussehen. Sie können zur Hautpflege auch ein Vollbad mit einigen Handvoll frisch geschnittenem oder getrocknetem Günsel nehmen.
Wann sammeln wir die Pflanze?
Wir schneiden von April bis Juli die Pflanzen an der Stängelbasis ab, ohne die Ausläufer der Wurzeln, damit der Günsel nachwachsen kann. Dabei entfernen wir abgestorbene Teile der Pflanze. Die abgeschnittenen Stängel lassen wir in dünnen Schichten an einem luftigen Ort im Schatten trocknen – gut ist zum Beispiel ein an den Seiten offener Unterstand im Garten. Wir lagern die getrockneten Pflanzenteile in Glasgefäßen.
Verbreitung
Kriechender Günsel ist in Europa weit verbreitet und fehlt nur im hohen Norden. Er ist relativ anspruchslos und wächst auf Waldlichtungen, Wiesen, an Wegrändern und Böschungen. Große Trockenheit mag er nicht. Der Boden kann sandig bis lehmig sein, sollte aber viele Nährstoffe enthalten.
Verwechslung
Der Günsel ähnelt dem Gundermann und der roten Taubnessel. Verwechslungsgefahr mit Giftpflanzen besteht nicht.
Günsel als Küchenkraut
Kriechender Günsel lässt sich als Küchenkraut verwenden, jedoch nur in eingeschränkter Dosis, da er viele Bitterstoffe enthält. Frische Blätter eignen sich als Salatgewürz oder für Kräutersaucen, für Omeletts und Kartoffeleintopf sowie für Suppen. Die frischen Blüten schmecken milder und geben Süßspeisen eine ungewohnte Note. Als Gemüse lassen sich die Blätter in Butter dünsten und mit Salz und Pfeffer würzen. Weitere Gewürze passen nicht zum intensiven Eigengeschmack.
Günsel erkennen
Der kriechende Günsel wird 10 bis 30 Zentimeter hoch und bedeckt den Boden – oft wie ein Teppich. Seine vierkantigen Stängel wachsen wie Kerzen in die Höhe und sind auf zwei Seiten behaart, an der Basis bilden sie beblätterte Ausläufer.
Die Blätter haben die Form von Spateln, an der Spitze runden sie sich ab, die unteren Blätter sitzen an Stielen und ordnen sich in einer Rosette. Die blauen Lippenblüten erscheinen von April bis Juli und drängen sich wie Ähren am Oberteil der Pflanze, weiter unten wachsen sie an Scheinquirlen.
Beschreibung
Ajuga reptans ist eine mehrjährige Pflanze mit Faserwurzeln, an deren Stängelbasis im Frühjahr diverse Wurzelausläufer ausschlagen, die sich so dominant ausbreiten, dass sie bisweilen andere Bodendecker verdrängen. Er gehört zur Familie Lamiaceae, der Lippenblütler.
Gelber Günsel gegen Leberbeschwerden
Ein naher Verwandter ist der in Südeuropa heimische Gelbe Günsel. Dieser wird in der Volksmedizin gegen Gicht, Gelenkrheuma und Arthritis eingesetzt. Er gilt auch als Mittel gegen Leberstauungen infolge einer Gallenstasis und diente in der traditionellen Medizin Südeuropas als Arznei gegen verschiedene Leberleiden.
Bedenken Sie dabei, dass Lebererkrankungen beziehungsweise die mit diesen verbundenen Symptome in der Regel sehr ernst zu nehmen sind. Bei dem Verdacht auf Leberkrankheiten sollten Sie dabei immer und umgehend einen Arzt / eine Ärztin konsultieren statt auf Selbsthilfe zu setzen.
Vermehrung
Kriechender Günsel vermehrt sich zum einen durch Ausläufer, wodurch die „Günselteppiche“ entstehen, zum anderen durch Ameisen. Diese nehmen Samen auf und tragen sie davon. Daher findet man Ajuga reptans zum Beispiel auch auf Bäumen.
Günsel für Insekten
Diverse Falter suchen den Günsel auf, er hat aber nur einen kleinen Gehalt an Pollen und Nektar. Dennoch besuchen Wildbienen ihn oft, vermutlich, um sich mit den Gerbsäuren zu versorgen, die schädigende Mikroben fernhalten. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alekseeva, L. et al.: Ecdysteroids from Ajuga reptans, in: Russian Journal of Plant Physiology, Volume 45, Issue 3, Pages 316-321, May 1998, researchgate
- Xia Qing et al.: Chemical and pharmacological research on the plants from genus Ajuga, in: Heterocyclic Communications, Volume 23, Issue 4, 2017 (Abruf 20.12.2019), degruyter
- Vogl, Sylvia et al.: Ethnopharmacological in vitro studies on Austria's folk medicine—An unexplored lore in vitro anti-inflammatory activities of 71 Austrian traditional herbal drugs, in: Journal of ethnopharmacology, Volume 149, Issue 3, Pages 750-771, Jun 2013, sciencedirect
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.