Kriechender Hahnenfuß gehört zu einer artenreichen Gattung. Er ist eine weit verbreitete Pionierpflanze und bevorzugt leicht saure und schwere Böden. Bei Gärtnern gilt er als „Unkraut“. Hahnenfuß wird seit der Antike als Heilpflanzen eingesetzt. Wegen der Giftigkeit ist von einem Hausgebrauch aber dringend abzuraten.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Ranunculus repens
- Volksnamen: Butterblume (bezeichnet verschiedene Arten der Gattung Ranunculus)
- Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae)
- Verbreitung: Europa, Asien und Nordafrika, als Neophyt unter anderem in Neuseeland, Nordamerika, Australien und der Antarktis
- Verwendete Pflanzenteile: Die gesamte Pflanze, vor allem Blätter und Blüten
- Inhaltsstoffe: Protoanemonin (Ranunculin), Vitamin C, Aminosäuren, Saponine und Gerbstoffe
- Anwendungsgebiete: Historisch gegen Warzen und andere Hautleiden, Brustschmerzen, Rheuma, Krämpfe, Fieber, Geschwüre und Abszesse und als Schmerz- und Abführmittel. Für einige dieser Anwendungen fehlt die Evidenz, die abführende Wirkung ist ein toxischer Effekt. Der Einsatz als Hausmittel sollte unbedingt unterlassen werden.
Kriechender Hahnenfuß – Eine Übersicht
- Das in der Pflanze enthaltene Protoanemonin ist giftig, aber in geringerem Ausmaß vorhanden als im Scharfen Hahnenfuß.
- Obwohl die meisten Anwendungen in der Volksmedizin nicht bewiesen sind und wegen der Giftwirkung immer Vorsicht geboten ist, vermutet man beim Hahnenfuß ein großes pharmazeutisches Potenzial und viele medizinische Wirkungen. Hier bedarf es an weiteren Studien.
- Der Kriechende Hahnenfuß ist eine Pionierpflanze auf feuchten Böden, in Gärten, in Auwäldern, auf Wiesen, an Ufern, in Gräben und auf Äckern.
- Landwirte und Gärtner sehen in der Pflanze ein „Unkraut“, da er sich über Ausläufer schnell und flächendeckend verbreitet.
- Ranunculus-Arten kommen von den Tropen bis in die Arktis vor, mit einem Schwerpunkt in gemäßigtem Klima. Allein in Mitteleuropa wachsen rund 60 verschiedene Gattungen der Hahnenfußgewächse.
- Hahnenfuß ist wertvoll für Wildbienen, besonders Scharfer Hahnenfuß, Knolliger Hahnenfuß und Kriechender Hahnenfuß.
- Die Blüten sind leuchtend gelb mit fünf Blütenblättern und zeigen sich von April bis Oktober. Ihr Glanz erinnert an Fett/Butter (Butterblume).
Inhaltsstoffe
Hahnenfuß enthält Ranunculin, ein Glykosid. Dieser Stoff ist die Vorstufe zur Bildung des Hahnenfuß-Toxins Protoanemonin, welches bei Verletzung der Pflanze entsteht. Hinzu kommen Aminosäuren, Vitamin C, Saponine und Gerbstoffe.
Medizinische und toxische Wirkungen
Protoanemonin ist ein Lacton der Hydroxy-penta-2,4-diensäure. Es kommt in allen Hahnenfußgewächsen vor, die Konzentration beim Kriechenden Hahnenfuß ist mit 0,01 Prozent gering. Beim Trocknen und Erhitzen der Pflanze verschwindet die Giftwirkung.
Der Stoff tritt bei Verletzung der Pflanze aus. Im Kontakt mit Haut und Schleimhäuten bilden sich Rötungen und Blasen. Der Pfanzensaft, der Protoanemonin enthält, führt bei Hautkontakt zu Schwellungen und Juckreiz. Medizinisch wird auch von einer Hahnenfußdermatitis gesprochen.
Eine Kontaktdermitis kann entstehen, wenn Menschen mit nackten Füßen über frisch gemähte Wiesen mit Hahnenfuß laufen oder sich in kurzer Kleidung dort ablegen.
Diese Vergiftungserscheinungen sind keine Allergie. Bei einer Allergie, verursacht durch die Pollen des Hahnenfußes, entstehen Entzündungen an den Augen- und Nasenschleimhäuten (Heuschnupfen).
Wird Protoanemonin eingenommen treten unter anderem folgende innerliche Vergiftungserscheinungen auf:
- Übelkeit und Erbrechen,
- Durchfall,
- Schwindel,
- Krämpfe,
- Lähmungen,
- Körperschmerzen,
- Betäubung / Benommenheit,
- Abnehmen der Herzleistung.
Bei Verzehr der Pflanze oder Pflanzenteilen kann es auch zu Entzündungen in den Harnwegen und Nierenbeschwerden kommen. Dazu können brennende Schmerzen in Mund, Rachen und Schlund auftreten. Selten wurde von Magen-Darm-Beschwerden bei Kindern berichtet, die die Blüten gegessen hatten.
Berichtete Todesfälle bezogen sich vermutlich auf den Scharfen Hahnenfuß (Ranunculus acris), dessen Giftmenge größer ist als die beim Kriechenden Hahnenfuß.
Frühere volksmedizinische Anwendungen lagen vermutlich auch darin begründet, dass der Verzehr von Hahnenfuß den Schweiß treibt. Es handelt sich dabei aber um eine durch das Gift ausgelöste Reizwirkung. Protoanemonin dient der Pflanze dazu, schädliche Mikroorganismen abzutöten. Es wirkt beim Menschen nicht nur toxisch, sondern auch antibiotisch, etwa gegen pathogene Mikroben und besonders gegen Pilzerkrankungen. Zudem ist es ein Schmerzmittel.
Rezente Studien zeigen, dass die Gattung Hahnenfuß ein enormes pharmazeutisches Potenzial hat, das noch ungenutzt und weitgehend unerforscht ist.
So belegte eine Studie aus dem Jahr 2006, dass phenolische Stoffe in den Wurzeln von Ranunculus repens deutlich die Urease hemmten. Urease ist ein Enzym, das Harnstoff in Ammoniak und Kohlenstoffdioxid spaltet. Laut den Forschern spielt Urease eine wesentliche Rolle beim Verkrusten von Urinkathedern, bei der hepatischen Enzephalopathie (eine Nervenkrankheit, die mit einer Störung der Leberfunktionen einhergeht), bei Nierenentzündung und Harnsäuresteinen (Nierensteine).
Ein Review aus dem Jahr 2022 hält fest: Chemische und biologische Effekte von Ranunculus-Arten sind in Pflanzenextrakten untersucht worden. Dabei wurden viele medizinische Wirkungen erkannt, darunter antibakterielle und antivirale. Auch Wirkungen gegen Malaria, parasitäre Infektionskrankheiten und schädliche oxidative Prozesse wurden aufgezeigt.
Antientzündliche und schmerzlindernde Effekte, wegen denen die Pflanzen in der Volksmedizin eingesetzt wird, hätten sich bei wissenschaftlicher Prüfung bestätigt. Das Potenzial, um aus Hahnenfuß neue Medikamente zu entwickeln, sei groß und es bedarf an weiteren Studien.
Anwendungen in Volksmedizin und Medizingeschichte
Historische und volkstümliche Anwendungen des Hahnenfußes als Heilpflanze beziehen sich meist auf den Scharfen Hahnenfuß und den Knolligen Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus). Allerdings sind die enthaltenen Wirkstoffe der verschiedenen Arten ähnlich. Beim Scharfen Hahnenfuß ist jedoch die Konzentration des toxisch und antibiotisch wirkenden Protoanemonins wesentlich höher.
Hahnenfußarten wurden und werden eingesetzt gegen Arthritis, Nervenschmerzen, Hautprobleme, Schwellungen und Entzündungen der Atemwege. Wissenschaftliche Belege für diese Effekte sind allerdings unzureichend.
In der traditionellen Anwendung wurde die Pflanze zerstoßen und eingesetzt gegen Schmerzen in der Brust sowie, um mit zähem Schleim verbundene Entzündungen im Brustraum zu lindern. Die auf die Haut aufgelegten frischen Blätter sollten gegen Rheuma helfen.
Ein Pulver aus Blättern und Blüten wurde geschnieft und sollte gegen Kopfschmerzen wirken.
Infusionen mit Wurzelextrakt wurden gegen Durchfall eingesetzt und die aufgeschnittene Wurzel auf der Haut gegen Geschwüre und Abszesse. Hahnenfuß sollte Blasen ziehen und Warzen verätzen. Ein Sud aus der Pflanze wurde als Abführmittel getrunken. Die stark abführende Wirkung ist belegt – es handelt sich dabei um ein Symptom einer Vergiftung.
Laut einem Review aus dem Jahr 2012 setzt die Volksmedizin Asiens Pflanzen der Gattung Hahnenfuß besonders gegen Wechselfieber und Rheumatismus ein. Enthaltene Stoffe wie Protoanemonin ließen diesen Gebrauch plausibel erscheinen.
Womit lässt sich Hahnenfuß verwechseln?
Kriechender Hahnenfuß lässt sich mit Fingerkraut verwechseln. Dieses blüht zur gleichen Zeit und hat ebenfalls fünf leuchtend gelbe Blütenblätter. Allerdings sind diese beim Fingerkraut matt gelb und wirken nicht „gebuttert“.
Besteht eine Gefahr für Weidetiere?
Kriechender und Scharfer Hahnenfuß breiten sich oft auf Pferde-, Rinder- und Schafweiden aus. Die Tiere meiden die für sie giftigen Pflanzen von sich aus wegen des scharfen, brennenden Geschmacks. Bei größtenteils abgeweideten Flächen besteht aber ein Risiko, dass die Huftiere auch an die Giftpflanzen gehen.
Die grasenden Tiere lassen den Hahnenfuß stehen und weiden das Gras sowie die Kräuter ringsum ab. Für den Wert als Weide hat das schlechte Folgen. Der Hahnenfuß kann sich so immer besser ausbreiten, verdrängt Gräser, Klee und andere Kräuter.
Eine Vergiftung bei Tieren zeigt sich durch folgende Kennzeichen: Starke Schaumbildung im Mund, bei Hunden starkes Hecheln, extremer Durst, Apathie (die Tiere reagieren nicht auf Ansprache), bei schweren Vergiftungen wirken die Tiere benommen und können nicht mehr aufstehen. Pferde, Kühe und Schafe leiden bei einer solchen Vergiftung an Koliken.
Um Hahnenfuß auf Weiden einzudämmen muss zunächst geklärt werden, welche Arten in welcher Häufigkeit vorhanden sind. Wenn es sich um einzelne Pflanzen handelt, dann lohnt es sich, diese per Hand (mit Handschuh) mit den Wurzeln auszustechen. Um Hahnenfußwuchs vorzubeugen, empfiehlt es sich, dem Boden Kalk hinzuzufügen. Kriechender Hahnenfuß liebt sauren Boden und ein neutraler PH-Wert bietet daher schlechte Wachstumsbedingungen.
Wie breitet sich Hahnenfuß aus?
Der Name deutet es an: diese Art von Hahnenfuß „kriecht“, d.h. die Pflanze breitet sich mit kriechenden Ausläufern aus. In diesen bilden sich Knoten und in den Knoten wiederum neue Wurzeln, die bis zu einem halben Meter in die Erde wachsen. Rasenflächen liebt er und verdrängt das dortige Gras.
Wo wächst kriechender Hahnenfuß?
Die Pflanze mag schwere und nährstoffreiche Böden. Dieser sollte feucht und leicht sauer sein. Verdichteter Boden stört den Kriechenden Hahnenfuß nicht und Überflutungen übersteht er einige Zeit ohne weiteres.
Er gedeiht auch besonders auf Brachgelände und Schuttplätzen. Als Pionierpflanze findet man die Pflanze nicht selten flächendeckend in neu angelegten Gärten, und Industriegebieten oder auf Parkplätzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Muhammad Shahzad Aslam; Choudhary, Bashir A., Muhammad Uziar et al.: The genus Ranunculus: A phytochemical and ethnopharmacological review, in: International Journal of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences, Volume 4(suppl 5), Seiten 15-22, 2012 , ResearchGate
- Youn-Kyoung Goo: Therapeutic Potential of Ranunculus Species (Ranunculaceae): A Literature Review on Traditional Medicinal Herbs, in: Plants 2022, 11(12), 1599, 2022 , MDPI
- Wahib Noor Khan, Muhammad Arif Lodhi, Irshad Ali; et al.: New natural urease inhibitors from Ranunculus repens, in: Journal of Enzyme Inhibition and Medicinal Chemistry, Volume 21, Issue 1, 2006 , Francis & Taylor Online
- BfR-Pressestelle (Hrsg.): Verbraucherinfo: Risiko Pflanze – Einschätzung und Hinweise, Druck- und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG, 2017, BfR
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.