Lärchen haben das härteste Holz aller Nadelbäume und sind sehr widerstandsfähige Bäume. Das Harz der Lärche wurde bereits im Altertum als Arznei gehandelt. Das ätherische Öl wird gegen Erkrankungen der Atemwege ebenso eingesetzt wie gegen Entzündungen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Larix (Gattung), Larix decidua (Europäische Lärche)
- Volksnamen: Lärchtann, Lärchtanne, Lorchbaum, Lertanne, Lörtanne, Schönholz, historisch: Lerche
- Familie: Kieferngewächse (Pinaceae)
- Verbreitung: Die Gattung der Lärchen ist in gemäßigten und nördlichen Breiten Eurasiens und Amerikas verbreitet und weltweit kultiviert. Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete der Europäische Lärche sind hauptsächlich die Alpen und einige Regionen der Karpaten und Sudeten.
- Verwendete Pflanzenteile: Harz, Nadeln, Triebe, Holz, Rinde, Zapfen
- Inhaltsstoffe: Harz (Harzbalsam) v.a. mit Harzsäuren und ätherischem Öl, Terpenoide, Flavonoide auch Farbstoffe und Bitterstoffe. Das ätherische Öl besteht hauptsächlich aus Alpha-Pinen. Als Harzsäure ist vorwiegend Laricinolsäure enthalten, darüber hinaus Laricorosen sowie Larixylacetat (neurtaler Anteil). Lärchenterpentin (gereinigtes Lärchenharz) enthält circa 20 % ätherische Öle circa 65 % Harzsäuren.
- Anwendungsgebiete: Entzündungen, Furunkel, Geschwüre, kleine Wunden und andere Hautleiden, rheumatische Beschwerden, Gelenkschmerzen, Atemwegserkrankungen, Husten, Bronchitis, Verdauungsprobleme
Lärche – Eine Übersicht
- Im Unterschied zu vielen anderen Nadelbäumen werfen Lärchen ihre Nadeln im Spätherbst ab.
- Lärchen gehören zu den Kieferngewächsen. Weltweit gibt es bis zu 20 Arten – hierzulande findet man vor allem die Europäische Lärche (Larix decidua).
- Lärche hat das härteste Holz aller Nadelbäume und produziert viel Harz aus dem das Lärchenterpentin gewonnen wird.
- Lärchenharz / Lärchenterpentin war bereits in der Antike ein begehrtes Heilmittel und zugleich ein Aroma- wie Räucherstoff.
- Inhaltsstoffe des Harzes, aber auch anderer Pflanzenteile (unter anderem Nadeln und Triebe), werden als pflanzliches Arzneimittel genutzt – eine besondere Bedeutung kommt dabei den ätherischen Ölen zu.
- Anwendungsgebiete für den Einsatz von Lärche sind unter anderem Entzündungen, Atemwegserkrankungen und Hautwunden. Aber auch um die Verdauung anzuregen oder wärmende Effekte bei Rheuma und Gelenkbeschwerden zu nutzen kommt die Lärche innerlich und äußerlich zum Einsatz.
- Lärchenholz ist besonders widerstandsfähig und deswegen auch ein beliebtes Bauholz. Lärchen werden auch immer mehr gepflanzt, wenn es darum geht einen Baumbestand aufzubauen, der mit dem Klimawandel möglichst gut zurecht kommt.
Inhaltsstoffe
Lärchen enthalten unter anderem Harz (Harzbalsam) mit einem hohen Anteil an Harzsäuren und ätherischem Öl. Außerdem enthalten sie unter anderem Terpenoide und Flavonoide also auch Farbstoffe und Bitterstoffe.
Das ätherische Öl von Larix decidua besteht hauptsächlich aus Alpha-Pinen (bis zu 70 Prozent). Weitere Bestandteile sind etwa Borneol, Bornylacetat, Car-3-en, Dipenten und Guajacol. Als Harzsäuren ist vorwiegend Laricinolsäure enthalten, des weiteren Laricorosen, Abietinsäure und weitere Stoffe. Larixylacetat ist der Hauptbestandteil des neutralen Anteils.
Lärchenterpentin (gereinigtes Lärchenharz) enthält bis zu 20 Prozent ätherische Öle und bis zu 65 Prozent unterschiedliche Harzsäuren.
Medizinische Wirkung
Lärche und ihre pflanzlichen Produkte gelten traditionell als Heilmittel mit einer äußerlich wärmenden Wirkung. Vor allen das Harz der Lärche findet Anwendung in der Medizin und wird in recht hoher Menge vom Baum produziert.
Aus dem Harz wird das Lärchenterpentin gewonnen, welches eine entzündungshemmende Wirkung aufweist. Es wird äußerlich gerne eingesetzt bei Abszessen und Furunkeln sowie bei rheumatischen Leiden.
Zubereitungen mit Lärchennadeln, Trieben, Holz, Rinde und Harz sollen die Durchblutung fördern und den Harn treiben. Lärchenextrakte und Lärchenterpentin werden auch eingesetzt gegen Erkrankungen der Atemwege wie Nasennebenhöhlenentzündung, Erkältung, Bronchitis, Husten und Schnupfen.
Die Kommission E, als wissenschaftliches Beratungsgremium für das BfArM zum Thema Phytotherapie, warnt allerdings vor derlei Anwendungen ohne fachliche Anleitung. Denn die ätherischen Öle haben eine stark reizende Wirkung auf die Schleimhäute.
Ein wissenschaftlicher Review (2022) fasste den Forschungsstand über medizinische Effekte der Lärchen zusammen, wonach verschiedene Studien entzündungshemmende, antimikrobielle / antiseptische und antioxidative Wirkungen aufzeigten. Allerdings sind die Wirkungsmechanismen und toxikologischen Bewertungen noch nicht abschließend bewertet.
Aus eigenen Studienergebnissen dieser Arbeit wurde ein hohes Potenzial von Larix decidua für die Behandlung von schwer heilenden Tumorwunden beschrieben. Dennoch fehlen Belege für die Wirksamkeit, weshalb die Empfehlung ausgesprochen wurde, die Wundheilungseigenschaften von Lärchenharz weiter zu erforschen.
Eine Studie von 2021 untersuchte die Wirkungen von Lärchenrindenextrakt – denn die Rinde der Europäischen Lärche wurde und wird traditionell aufgrund ihrer antiseptischen, schleimlösenden und wundheilenden Effekte angewandt. Die Ergebnisse zeigten die antimikrobielle Aktivität des Rindenextrakt bei verschiedenen Bakterienstämmen, die auch Atemwegserkrankungen auslösen. Die Lärchenrinde könnte also eine nachhaltige und natürliche Quelle sein für antibakterielle Wirkstoffe.
Lärche – Nadeln, Zapfen, Holz und Harz
Junge Lärchennadeln werden zu einem aromatischen Tee verarbeitet, und junge Triebe sogar gegessen. Auch Lärchenzapfen werden verwendet, beispielsweise in dem man sie auskocht. Der aus Lärchenholz isolierte Mehrfachzucker Arabinogalactan fördert eine gesunde Darmflora.
Im Zentrum der medizinischen Anwendungen von Lärchenprodukten stand indessen seit jeher das ätherische Öl im Harz des Nadelbaums. Dieses wurde seit Jahrhunderten als Lärchenterpentin (Terebinthina laricina) beziehungsweise Venezianisches Terpentin (Terebinthina veneta) gehandelt.
Lärchenterpentin – auch häufig Lärchenpech genannt – wird aus dem frischen Harzbalsam der Europäischen Lärche gewonnen, indem das natürliche Harz gereinigt, filtriert, leicht erwärmt und dekantiert wird.
Das Terpentin der Lärche besteht ungefähr zu 15 bis 20 Prozent aus ätherischen Ölen und zu 50 bis 65 Prozent aus Harzsäuren. Dazu kommen Bitter- und Farbstoffe sowie circa acht Prozent Wasser.
Das Terpentin kann weiterverarbeitet und in circa 20 Prozent gereinigtes Terpentinöl (Oleum Terebinthinae) und circa 80 Prozent Kolophonium getrennt werden. Letzteres ist auch als Geigenbogenharz bekannt und wird dazu genutzt Violinbögen zu harzen.
Das Harz wird in Harzdrüsen gebildet und in Harzkanäle ausgeschieden, die parallel zur Stammachse verlaufen und sich im Spätholz befinden. Um es zu gewinnen, wird die Rinde des Lärchenstamms entweder in Rinnen angeschnitten oder vorsichtig angebohrt, um das austretende Harz dann aufgefangen.
Je stärker die Sonneneinstrahlung ist, desto mehr Harz produziert der Baum. Deswegen wird es auch nur in der Vegetationsperiode (Wachstumsphase) geerntet. Eine Lärche produziert vergleichsweise viel Harz, weshalb ihr Holz auch besonders widerstandsfähig ist. Um das Harz zu nutzen wird es erst weiterverarbeitet (erwärmt und von Verunreinigen befreit).
Salben, Öle und Gele mit Larix
Lärchenterpentin wird äußerlich aufgetragen als Salbe, Emulsion, Öl oder Gel. Zum Inhalieren wird das ätherische Öl tröpfchenweise in heißes Wasser gegeben und eingeatmet, vor allem bei Katarrhen der Luftwege. Es soll Sekrete in den Bronchien lösen und beim Abhusten helfen.
Es wird vermutet, dass Lärchenterpentin die Sekretion von dünnflüssigem Sekret auslöst und die Flimmerepithelien der Bronchien aktiviert. Zudem regt es wahrscheinlich über den Nervus vagus zum Abhusten an. Die Reizwirkung des ätherischen Öls ist stark. Gerade bei akuten Entzündungen sollte Lärchenterpentin nicht konzentriert, sondern nur in sehr verdünnter Form inhaliert werden – wenn überhaupt.
Volksheilkunde und Medizingeschichte
Lärchenterpentin wurde über viele Jahrhunderte von einem eigenen Berufsstand gewonnen, den „Pechern“ oder „Harzern“. Diese bohrten in der Nähe des Bodens Löcher in die Stämme, verschlossen diese dann mit einem Zapfen und entleerten sie im Herbst, wenn das Harz die Löcher gefüllt hatte.
Erwähnt wird Terebinthina laricina schon bei dem antiken Arzt Dioskurides. Er beschreibt es als Arznei bei Katarrhen und um die Atemwege zu reinigen. Es wurde als Räucherwerk genutzt und bisweilen auch mit Honig verzehrt. Diese innere Anwendung diente dazu, Würmer zu bekämpfen und Leiden der Blase und Harnwege zu lindern. Im Mittelalter wurde es in den Alpen Südtirols gewonnen und über Venedig verschifft. Daher stammt der Name Venezianisches Terpentin.
Gegen Zahnfleischbluten wurde das Harz gekaut, um die Wunden im Mundraum zu desinfizieren, oder als Salbe aufgetragen und gegen Lungenleiden inhaliert. Historisch überlieferte Anwendungen waren: Eitrige Hautinfektionen, Abszesse, Karbunkel, Nagelbettentzündungen, entzündete Schweißdrüsen, Hautentzündungen durch Schnitte beim Rasieren oder durch Reibung.
Das Lärchenmanna
Die Lärchennadeln enthalten eine Flüssigkeit, die nach dem Ausscheiden zu einem weißen Stoff aushärtet. Dieser zuckerartige Stoff wird auch als Lärchenmanna bezeichnet oder in Frankreich als Manna de Briançon.
Hauptbestandteil ist ein Dreifachzucker, das Trisaccharid Melezitose. Dieses hemmt im Darm die Rückresorption des Wassers. Der Stuhl wird dadurch weicher und gewinnt an Volumen. Dies fördert die Darmbewegung. Dieses Manna ist in den Volksheilkunde ein Mittel gegen Verstopfung und Verdauungsbeschwerden und wird auch als Abführmittel eingesetzt.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Die ätherischen Öle der Lärche wirken wie ätherische Öle allgemein stark reizend. Dies kann ungewollte Reaktionen der Haut und der Schleimhäute auslösen. Auch wer nicht allergisch auf ätherisches Öl reagiert, kann trotzdem bei hoher Konzentration der ätherischen Öle Juckreiz empfinden, verbunden mit Hautrötung.
Wer auf ätherische Öle allergisch reagiert, sollte Lärchenterpentin meiden. Wer überempfindlich auf Balsam aus Baumharz reagiert, wird oft auch in hohem Maß durch Lärchenterpentin gereizt. Generell dürfen bei Kleinkindern keine ätherischen Öle angewandt werden, da der Organismus junger Menschen stärker auf diese reagiert.
Lärche – Merkmale und Eigenschaften des Nadelbaums
Lärchen gehören zu den Kieferngewächsen – weltweit gibt es ungefähr zehn bis 20 Arten. Fachleute sind sich nicht einig, wie viele echte Arten oder Unterarten darstellen. Die Bäume können bis zu 50 Meter hochwachsen. Die wohl bekannteste und älteste Lärche ist die Hildegard-Lärche im Überlinger Forst am Bodensee – sie misst 4,75 Meter Umfang, eine Höhe von 45 Metern und hat ein Alter von rund 300 Jahren.
Zusammen mit der Zirbelkiefer bildet die Europäische Lärche eine eigene Waldform im alpinen Hochgebirge, den Arven-Lärchenwald. Lärchen gelten als Bäume, die mit dem Klimawandel vielleicht besser zurechtkommen werden als andere Baumarten. Längeren Trockenperioden und Stürmen halten die Lärchen meist besser stand als andere Nadelbäume.
Auch extreme Hitze und Frost kann dieser Baum der Gebirgslagen relativ gut vertragen. Lärchen besiedeln mit Vorliebe kahle Flächen, wachsen schnell und sind wenig anfällig für Schädlinge oder Krankheiten. Dennoch wird auch die Lärche durch den Klimawandel in Bedrängnis geraten.
Im Unterschied zu vielen anderen Nadelbäumen sind Lärchen sommergrün und werfen ihre weichen und dann gelben Nadeln im Spätherbst ab. Lärchen produzieren viel Harz – dieses dient nicht nur zu medizinischen Zwecken. Das Harz verhilft Lärchenholz auch zu einem guten Schutz gegen Fäulnis und Witterung. Zudem ist Lärchenholz außergewöhnlich hart für einen Nadelbaum.
Lärchenholz ist aufgrund dieser Eigenschaften sehr beliebt für Bauten und Konstruktionen, sowohl innen wie außen. Aus ihm werden Schindeln hergestellt und Geräte für Spielplätze. Da das Harz das Holz wenig durchlässig macht, wird Lärchenholz auch genutzt, um Fässer und Bottiche herzustellen – wegen der Resistenz gegen Chemikalien auch insbesondere als Behälter für feste Chemikalien und Lösungen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- João V. C. Batista, Annekathrin Uecker, Carla Holandino et al.: A Scoping Review on the Therapeutic Potential of Resin From the Species Larix decidua Mill. [Pinaceae] to Treat Ulcerating Wounds, in: Frontiers in Pharmacology, Volume 13, Article 895838, 2022, Frontiers
- Marta Faggian, Giulia Bernabè, Sara Ferrari et al.: Polyphenol-Rich Larix decidua Bark Extract with Antimicrobial Activity against Respiratory-Tract Pathogens: A Novel Bioactive Ingredient with Potential Pharmaceutical and Nutraceutical Applications, in: Antibiotics, Volume 10, Issue 7, 789, 2021, MDPI
- Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Europäischen Lärche, Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, LWF Wissen 69, 87 Seiten, dwj Verlags-GmbH, Blaufelden, 2012, LWF
- Karl Hiller und Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Zweiter Band L bis Z. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin, 1999
- Wolf-Dieter Müller-Jahncke, Christoph Friedrich, Ulrich Meyer: Arzneimittelgeschichte, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, 2005
- Thomas Karow und Ruth Lang-Roth: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, Thomas Karow (Verlag), 2005
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.