Lavendel ist eine der wenigen Pflanzen, die nicht nur durch ihren Duft und die Schönheit der Blüten Begehren weckt, sondern die auch mit Heilwirkungen in großem Ausmaß glänzt. Lavendel wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze, er hemmt Entzündungen, pflegt die Haut, entspannt und baut Stress ab. Im Garten hilft er, Schädlinge abzuwehren. Sein Öl enthält die Wirkstoffe konzentriert und lässt sich auf unterschiedlichste Art einsetzen – in der Aromatherapie und in Hautcremes, in Bädern und Shampoos. Hier die wichtigsten Fakten in Kürze:
- Lavendel riecht nicht nur gut, sondern wirkt antibakteriell, antiviral, antiseptisch und gegen Pilze.
- Lavendelöl lindert Hautinfektionen, fördert die Heilung von Hautwunden und wirkt gegen Pickel, Mitesser und Hautausschlag.
- Lavendeltee beruhigt, fördert das Einschlafen und reduziert Stress.
- Lavendelwasser beugt Entzündungen im Rachenraum vor und hilft gegen Mundgeruch.
- Wirkstoffe im Lavendel wirken in hoher Dosierung giftig. Wenn sie Lavendel als Medizin verwenden, benutzen Sie Präparate aus der Apotheke mit fixen Mengen.
- Schnupfen,
- Nervosität,
- hoher Blutdruck,
- Schlafstörungen,
- psychisch bedingte Essprobleme wie Bulimie und Magersucht,
- Kopfschmerzen im Schläfenbereich,
- Ohrenschmerzen durch Infektionen im Außen- und Mittelohr,
- Mundgeruch,
- kleinere Verletzungen der Haut, Insektenstiche und Schnittwunden,
- Entspannung bei Wehen und Vorwehen,
- schmerzende Brustwarzen,
- Muskelentspannung
- Angioni, Alberto et al.: "Chemical composition, seasonal variability, and antifungal activity of Lavandula stoechas L. ssp. stoechas essential oils from stem/leaves and flowers", in: Journal of Agricultural and Food Chemistry, Volume 54 Issue 12, 2006, ACS Publications
- Pfendtner, Ingrid: Die heilende Kraft des Johanniskrauts - Inhaltsstoffe, Wirkung, Anwendung, Open Publishing Rights GmbH, 2015
- Harnisch, GüntherAlternative Heilmittel für die Seele: Selbsthilfe bei depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen und nervöser Erschöpfung, Schluetersche GmbH, 2009
- Andrys, Dominika et al.:"Essential oil obtained from micropropagated lavender, its effect on HSF cells and application in cosmetic emulsion as a natural protective substance", in: Natural Product Research, Volume 32, Issue 7, 2018, Taylor & Francis
- Ghrab, Ferdaous et al.: "Antioxidant and wound healing activity of Lavandula aspic L. ointment", in: Journal of Tissue Viability, Volume 25 Issue 4, 2016, sciencedirect.com
- Fetzner, Angela: Heilpflanzen - Gesund durch die Kraft der Natur, Books on Demand, 2018
- Zimmermann, Eliane: Aromatherapie für Pflege- und Heilberufe. Das Kursbuch zur Aromapraxis , Sonntag, 2004
- Salamon, Nora: "Heilpflanzenporträt: Lavendel – Lavandula angustifolia", in: Zeitschrift für Komplementärmedizin, 2(4), 2010, Thieme Connect
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsstoffe
Die Heilstoffe finden sich in den Blüten, besonders aber im ätherischen Öl, das wir durch das Destillieren mit Wasserdampf aus den frischen Blüten gewinnen. Darin enthalten sind Linalylacetat, Linalool, Kampfer und Cineol, Ester, Monoterpenole, Monoterpene, Sesquiterpene, Ketone und Oxide. Insgesamt handelt es sich um mehr als 2000 Wirkstoffe, die in den einzelnen Lavendelarten in unterschiedlicher Dosis stecken und zudem abhängig sind vom Zeitpunkt des Sammelns, vom Klima und Standort und auch von Pflanze zu Pflanze variieren.
Monoterpene sind flüchtige Stoffe, die in der Parfümindustrie eine Rolle spielen und für den typischen Lavendelgeruch sorgen. Monoterpenole wirken gegen Bakterien, Viren und Pilze und dienen bei Pflanzen dazu, solche Erreger abzuwehren. Das können sie auch bei Menschen. Zusätzlich helfen sie, Zellen zu regenerieren, gleichen Stresshormone aus und verbessern so die Stimmung. Sesquiterpene sind vor allen für den Transport innerhalb von Zellen bedeutend, sie wirken auf die Produktion der Membranflüssigkeit ein und unterstützen den Sauerstoffstoffwechsel.
Anwendungen
Wenn Sie Lavendel selbst als Heilmittel anwenden, nutzen Sie vermutlich zuerst die Blüten, denn die sind am einfachsten zu gewinnen. Sie können diese als Dampfbad erhitzen und den Dampf inhalieren, einen Tee mit ihnen zubereiten oder sie in einem Duftkissen unter das Kopfkissen legen (Lavendelkissen).
Tee aus Lavendelblüten hilft gegen folgende Beschwerden: starke Erregung, Stress, Probleme beim Einschlafen, leichte Depressionen, Migräne, Magen-Darm-Probleme, Erschöpfung, Abgeschlagenheit und akute Angstzustände. Bei dauerhaften Angststörungen im psychiatrischen Sinn lindern sie „nur“ die Symptome und ersetzen keine Psychotherapie.
Stress geht mit erhöhtem Blutdruck einher, und Lavendel senkt diesen. Geben Sie zwei Teelöffel der frischen oder getrockneten Blüten in eine Tasse, gießen Sie heißes Wasser darüber und lassen es zehn Minuten ziehen. Dann sieben sie die Flüssigkeit ab und trinken drei Mal pro Tag eine Tasse.
Lavendel als Basis für Tees harmoniert mit anderen Heilkräutern, die gegen Magen-Darm-Probleme, Einschlafstörungen oder Stress helfen wie zum Beispiel Anis, Kümmel oder Fenchel. Melisse beruhigt ebenfalls und verträgt sich vom Geschmack her mit Lavendel. Salbei wirkt in hohem Maß antiseptisch und antibakteriell, viele Menschen mögen ihn aber nicht besonders. Hier verstärkt Lavendel die Wirkung und sorgt zudem für ein angenehmes Aroma.
Lavendeltee wirkt leicht antiseptisch und hemmt Entzündungen. Praktisch hilft er bei Beschwerden der Wechseljahre, bei Krämpfen, hohem Blutdruck, er lindert Herzrasen, unterstützt die Regeneration, treibt Blähungen und wirkt gegen Verstopfung und treibt den Harn. Vor allem aber beruhigt er. Damit eignet er sich besonders für alle Probleme, die mit „Unruhe“ zu tun haben: Nervosität, Erschöpfung, Hyperaktivität, unklaren Ängsten, Gedankenrasen, übersteigerter Impulsivität oder Prüfungsangst.
Lavendelöl
In Lavendelöl liegen die Wirkstoffe in konzentrierter Form vor und es lässt sich auf verschiedene Art gegen diverse Beschwerden anwenden. Im Bad lindert es Störungen des Kreislaufsystems, gegurgelt hilft es gegen bakterielle Erkrankungen im Mund, Rachen und Hals, auf der Haut bekämpft es Candida- und Fadenpilze, hilft also effektiv gegen Haut- und Nagelpilz. Die antibakteriellen und antimykotischen Wirkungen des Lavendels lindern nicht nur Symptome, sondern greifen die Ursache an. Überspitzt gesagt: Lavendelöl ist viel zu gut, um es nur zum Entspannen zu verwenden.
Anwendungsgebiete für Lavendelöl sind:
Wirkstoffe im Einzelnen
Die vielen verschiedenen Inhaltsstoffe im Lavendel zeigen im einzelnen äußerst unterschiedliche, die sich jedoch äußerst positiv ergänzen.
Linalool
Linalool hemmt Entzündungen, wirkt gegen schädliche Mikroben und ist antiseptisch. Speiklavendel enthält diesen Stoff in hohem Ausmaß.
Linalylacetat
Dieses sorgt für den typischen Lavendelduft, entspannt das Nervensystem und gleicht im Hormonhaushalt aus. Es dämmt Reizüberflutung der Nerven ein, bremst überschäumende Gefühle, besänftigt Ängste.
Dieser Stoff fördert die Produktion des Glückshormons Serotonin. Unter den Lavendelarten ist die höchste Konzentration von Linalylacetat im Echten Lavendel vorhanden.
Kampfer
Kampfer ist ein Analeptikum. Diese Substanzen erregen das Nervensystem, können in hohen Dosen aber giftig sein. Kampfer hemmt Entzündungen der Schleimhäute in Nase und Rachen, wenn Sie Lavendelöl in Dampf inhalieren. In Cremes mit Lavendelöl auf die Haut aufgetragen lindert es Schmerzen bei rheumatischen Problemen.
Cineol
Dieser Stoff löst Schleim und wirkt gegen Bakterien, eignet sich also um Lungenbeschwerden und Infekte der Nasennebenhöhlen zu behandeln. Er weitet verengte Bronchien, denn Cineol verhindert das Ausschütten der Neurotransmitter, die diese Enge verursachen. Zudem wirkt es antiseptisch.
Nebenwirkungen
Besonders das ätherische Öl von Lavendel kann, wie alle ätherischen Öle, zu ungewollten Wirkungen führen. Denn diese Öle reizen die Schleimhäute. Was für die einzelnen Wirkstoffe wie Kampfer gilt, stimmt natürlich auch für die Gesamtpflanze, die diese Stoffe enthält. Vor allem Schopf- und Speiklavendel wirken in hoher Konzentration giftig. Innerlich anwenden sollten Sie deshalb Lavendelöl nur unter Kontrolle eines Arztes.
Wenn Sie Lavendelprodukte auf die Haut auftragen, können Reizungen auftreten. Beobachten Sie die Auswirkungen. Wenn die Haut stark juckt oder sich rötet, leiden Sie vielleicht unter einer Allergie gegen das ätherische Öl der Blüten. Kleinkinder sollten das Öl nicht verwenden.
Eine „Nebenwirkung“ ist, genau genommen, eine Hauptwirkung des Lavendels. Ein Mittel, das beim Einschlafen hilft, macht schläfrig. Lavendel ist also nicht geeignet, wenn Sie Maschinen bedienen oder Auto fahren müssen.
Lavendel beeinflusst womöglich Barbiturate und Benzodiazepine. Abschließende Untersuchungen dazu stehen zwar noch aus, aber wegen möglichen Nebenwirkungen sollten Sie solche Mittel gemeinsam mit Lavendel höchstens in Absprache mit einem Arzt oder Apotheker verwenden.
Unterschiedliche Qualität
Einen wichtigen Punkt müssen Sie besonders beim Eigenanbau beachten: Die Menge der Wirkstoffe schwankt je nach Standort, aber auch von Monat zu Monat. Bei Gartenpflanzen können Sie die Wirksamkeit nicht kontrollieren. Wollen Sie Lavendel nicht nur zum Einschlafen, Besserfühlen, gegen Stress oder wegen seines Dufts und Geschmacks zu sich nehmen, sondern als Medizin gegen ernste Erkrankungen? Dann greifen Sie auf geprüfte Produkte aus der Apotheke zurück.
Lavendel – einzelne Arten
Lavendel kommt in einer breiten Palette unterschiedlicher Arten vor, die sich auch in ihrer Wirkung unterscheiden.
Schopflavendel
Sein Öl wirkt besonders stark gegen Bakterien, Viren und Pilze.
Speiklavendel
Sein Öl wirkt ähnlich wie das des Schopflavendels und wird vor allem bei Erkrankungen der Bronchien und bei Infektionen mit Streptokokken eingesetzt.
Silberblatt-Lavendel
Im Vergleich mit Schopf- und Speiklavendel wirkt sein Öl sehr gut gegen Viren, aber weniger gegen Pilze und Bakterien.
Hybridlavendel
Hybridlavendel ist eine Kreuzung aus Echtem Lavendel und Speiklavendel. Seine antibakterielle Wirkung ist geringer als die des Speiklavendels, dafür eignet sich das Öl besser für die Hautpflege.
Getrocknete Lavendelblüten
Aus getrockneten Lavendelblüten lässt sich Tee zubereiten oder ein Duftsäckchen herstellen. Der Tee aus den Blüten, dem Kraut und der Wurzel regeneriert, fördert die Durchblutung, gleicht die Schilddrüsenhormone aus, hilft beim Ein- und Durchschlafen, fördert die Wehen, fördert die Milchproduktion bei Stillenden und hebt niedrigen Blutdruck. Ein Duftsäckchen mit Lavendelblüten sorgt für guten Geruch, hilft gegen Mücken und Motten und senkt Stresshormone.
Lavendel-Spülung
Für eine Lavendel-Spülung nehmen Sie zwei Esslöffel Lavendelblüten, 3 Esslöffel Kamillenblüten und 300 ml Apfelessig. Sie geben alles zusammen in ein Glas, verschließen die Mischung und lassen sie zwei Wochen ziehen. Dann sieben sie die Flüssigkeit ab und lagern sie verschlossen. Pro Haarwäsche benutzen Sie 1 Esslöffel, verrühren die Essenz mit einem Glas lauwarmen Wasser und geben sie in die Haare.
Lavendelpulver
Lavendelpulver können Sie als Gewürz benutzen, und es beugt dem Schimmelbefall von Lebensmitteln vor.
Lavendellotion
Die Lotion dient der Hautpflege und regeneriert die Haut.
Lavendelöl in der Wohnung
Lavendelöl im Haushalt ist ein Allrounder. Es eignet sich als ätherisches Öl in Duftlampen, als Zusatz beim Wäschewaschen, aber auch um Böden und Wände zu reinigen – vor allem im Badezimmer. Hier riecht Lavendel erstens gut, zweitens bekämpft er die Bakterien, Pilze und Viren, darunter auch die hartnäckigen Schimmelpilze. Lavendelöl eignet sich außerdem für die Kosmetik, denn als Gesichtscreme erfrischt es die Haut und wirkt gegen Pickel und Mitesser.
Eine alte Heilpflanze
Lavendel nutzten schon die alten Ägypter. Die Tücher ihrer Mumien tränkten sie in Lavendelöl. Antike Römerinnen parfümierten sich mit Lavendelöl, Krankenstätten wurden mit Lavendel ausgeräuchert. Männer setzten es dem Badewasser zu. Lavare, das lateinische Wort für waschen, gab Lavendel seinen Namen.
Die Römer nutzten Lavendel auch als Heilpflanze gegen Beschwerden bei der Periode, Magenweh und Nierenerkrankungen wie Gelbsucht.Araberinnen pflegten ihre Haare mit Lavendelessenz, behandelten entzündete Haut mit Lavendelöl und gurgelten mit Lavendelwasser gegen Mundgeruch und Infektionen des Rachenraums.
Nach Deutschland kam die mediterrane Pflanze über italienische Geistliche und die ersten, die den Lavendel hierzulande kultivierten, waren Mönche. Im 16. Jh. empfahl Paracelsus Lavendel gegen Nervosität und zum Lindern von Schmerzen, schätzte also seine Wirkungen richtig ein. 1710 wurde in Köln das erste Mal Kölnisch Wasser hergestellt, eines der wenigen Parfüme, das sich auch trinken ließ.
Autoren- und Quelleninformationen
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Wichtiger Hinweis:
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