Liebstöckel ist ein klassisches Gewürz für Suppen. Die auch als Maggikraut bezeichnete Pflanze bringt dabei nicht nur einen würzigen Geschmack mit, sondern auch gesundheitsfördernde Eigenschaften. Als Arzneipflanze wirkt insbesondere die Liebstöckelwurzel gegen Blasen- und Harnwegsinfekte und zeigt zudem antioxidative und entzündungshemmende Effekte.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Levisticum officinale
- Volksnamen (Auswahl): Maggikraut, Gichtstock, Luststock, Nussstock
- Familie: Doldenblütler (Apiaceae)
- Verbreitung: Der Ursprung liegt vermutlich im Iran, seit der Antike verbreitete sich Liebstöckel am Mittelmeer und von dort nach Mitteleuropa
- Verwendete Pflanzenteile: Blätter, Wurzeln (Rhizom), Früchte und Samen (ganze Pflanze)
- Inhaltsstoffe: ätherisches Öl mit Alkylphthaliden wie Ligustilid, Polyacetylene, Cumarine und Cumarin-Derivate darunter Umbelliferon und Furocumarine (auch Furanocumarine), Flavonoide wie Quercetin, Phenolcarbonsäuren wie Kaffeesäure, Soloton (Aromastoff / Geruchskomponente)
- Anwendungsgebiete: gegen Entzündungen der Harnwege und Blase, leichte Harnwegsbeschwerden, zur Bekämpfung von Mikroben, als Krampflöser, Antioxidans und Entzündungshemmer, in der Volksmedizin auch als bei Verdauungsbeschwerden, Menstruationsleiden, Herz-Kreislauf-Problemen, Rheuma, Gicht und als Schleimlöser.
Liebstöckel – Eine Übersicht
- Die Bezeichnung „Maggikraut“ entstand vermutlich wegen der Ähnlichkeit des Geschmacks der Pflanze mit der als „Maggi-Würze“ bekannte Würzsauce. Diese enthält jedoch kein Liebstöckel.
- Die Blätter schmecken ähnlich wie Sellerie, aber bitterer und schärfer. Sie eignen sich besonders für Gemüsesuppen.
- Maggikraut ist nicht nur ein beliebtes Küchengewürz sondern auch eine bekannte Arzneipflanze. Während zum Würzen vor allem die Blätter verwendet werden, dienen insbesondere die Wurzeln als pflanzliches Heilmittel.
- Liebstöckel enthält eine Reihe medizinisch wirksamer Stoffe, die unter anderem harntreibend, entzündungshemmend und antioxidativ wirken.
- Liebstöckel lässt sich an einem sonnigen Standort leicht anbauen. Eine einzige Pflanze ist dabei sehr ergiebig, vor allem man regelmäßig Blätter abpflückt und so deren Wachstum anregt.
Levisticum officinale – Inhaltsstoffe
Liebstöckel liefert hauptsächlich ätherisches Öl mit Alkylphthaliden wie Ligustilid. Des Weiteren sind Polyacetylene, Cumarine und Cumarin-Derivate darunter Umbelliferon und Furocumarine (auch Furanocumarine), Flavonoide wie Quercetin und Phenolcarbonsäuren wie Kaffeesäure.
Die Bezeichnung „Maggikraut“ entstand vermutlich wegen der Ähnlichkeit des Geschmacks der Pflanze mit der als „Maggi-Würze“ bekannte Würzsauce. Diese enthält jedoch kein Liebstöckel. Bestimmender Aromastoff und Geruchskomponente ist das enthaltene Soloton.
Als Arzneipflanze wird hauptsächlich die Liebstöckelwurzel (Levistici radix) verwendet – sie enthält den höchsten Anteil am wirksamen ätherischem Öl. Aber auch die Blätter (Levistici herba), Früchte (Levistici fructus) und Samen finden Verwendung als Heilmittel. Als Gewürz in der Küche werden vor allem die Blätter gebraucht.
Medizinische Wirkung
Liebstöckel wird medizinisch insbesondere zur Durchspülungstherapie bei Entzündungen der Harnwege und Blase (Blasenentzündung) und bei leichten Harnwegsbeschwerden eingesetzt. Die Wirkung basiert dabei hauptsächlich auf einer Erhöhung der Harnmenge.
Diesbezüglich wurde Liebstöckelwurzel auch vom HCMP (Committee on Herbal Medicinal Products) als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Laut Monographie der Kommission E (1990) eignet sich Levistici radix auch zur Vorbeugung und Behandlung von Nierengrieß (siehe auch Nierensteine).
Aus der Volksheilkunde sind zudem auch Anwendungen bei Verdauungs-, Menstruations- und Herz-Kreislauf-Beschwerden, Rheuma und Gicht bekannt sowie der Einsatz als schleimlösendes Mittel bei Katarrhen der Atemwege.
Für viele Inhaltsstoffe des Liebstöckels sind gesundheitliche Effekte wissenschaftlich belegt. Sie treiben den Harn, lösen Krämpfe und bekämpfen Mikroben, wie Bakterien und Pilze (ätherisches Öl) und lindern Entzündungen und Schmerzen (Ligustilid).
Eine iranische Studie (2018) untersuchte bei-spielsweise die Wirkung des Öls der oberirdischen Teile von Liebstöckel gegen den Tuberkulose-Erreger Mycobacterium tuberclosis. Hier zeigte sich, dass Bakterienstämme, die bereits Multiresistenzen gegen bestehende Antibiotika entwickelt haben, empfindlich auf Stoffe im Öl aus Liebstöckel reagierten. So wirke Liebstöckel-Öl gegen ein Enzym, das zur Bioynthese der bakteriellen Zellwände benötigt wird.
Eine Studie (2019) untersuchte und belegte zudem antioxidative und entzündungshemmenden Eigenschaften von Phenol-Extrakten aus Liebstöckel.
Antioxidantien verhindern Oxidationsprozesse im Körper und bremsen so freie Radikale, die zu oxidativem Stress führen, bei dem Zellen zusätzliche Energie benötigen, um ihre Membranen funktionsfähig zu halten. Sammeln sich bei diesem Vorgang oxidierte Proteine in Zellen an, schädigt das die DNA. Daher gilt oxidativer Stress als ein Auslöser für vorzeitige Alterung, verkürzte Lebenserwartung, Erkrankungen des Kreislaufsystems und Krebs. Antioxidantien wirken diesen gesundheitlichen Risiken entgegen.
Flavonoide im Maggikraut
Maggikraut enthält medizinisch wirksame Flavonoide wie Quercetin. Quercetin ist ebenfalls ein Antioxidans und hat zudem weitere positive gesundheitliche Effekte, indem es beispielsweise Muskelkater verhindern oder lindern und als natürliches Antihistaminikum bei allergischen Reaktionen und einer Histamin-Intoleranz helfen kann.
Dennoch kann Quercetin – je nach Dosierung – auch schädlich bis toxisch für den Menschen sein.
Cumarine: Effekte von Umbelliferon
Liebstöckel enthält wie viele Doldenblütler Umbelliferon, ein Hydroxy-Derivat des Cumarins ( 7-Hydroxycumarin, Hydrangin). Es wirkt antioxidativ und absorbiert UV-Licht. Deswegen wird es auch genutzt, um Sonnencremes herzustellen.
Darüber hinaus hat es entzündungshemmende Wirkungen. Laut einem Review (2023) zeigten pharmakologische Studien, dass Umbelliferon auch Wirkungen gegen Diabetes, Krebs, Infektionen, Rheumatoide Arthritis aufweist und protektive Wirkungen für Nerven, Leber-, Nieren- und Herz aufweist. Dabei wird aber der Hemmung von oxidativem Stress und Entzündungen die wichtigste Rolle zugewiesen und weitere Forschungen werden angeraten, um das Potenzial von Umbelliferon zur Behandlung zahlreicher Krankheiten weiter zu untersuchen.
Hinweise auf Anti-Diabetes Effekte lieferte unter andere ein iranisches Wissenschaftsteam, indem Studienergebnisse (2020) zeigten, dass Liebstöckel dabei helfen kann Dyslipidämie zu verhindern und auch weitere antidiabetische Gesundheitsvorteile haben könnte. Dyslipidämie ist eine der möglichen Fettstoffwechselstörungen, die eine Mehrzahl der Patienten mit Diabetes mellitus betreffen.
Liebstöckelwurzel: Medizinische Anwendungen
Am bekanntesten sind Dragees oder Tropfen als Fertigarzneimittel die Liebstöckelwurzel enthalten, entweder in pulverisierter Form oder als wässriger Extrakt. Die Dosierung sollte immer streng nach Packungsbeilage erfolgen.
Geschnittene Wurzelstücke sind ebenso erhältlich oder lassen sich auch im Eigenanbau herstellen. Diese werden genutzt um eine Teeaufguss zu bereiten, der in der Regel zwei bis dreimal täglich getrunken wird. Dabei sollte eine Tagesdosis von etwa vier bis sechs Gramm der Wurzel nicht überschritten werden.
Um einen Teeaufguss zuzubereiten, nehmen Sie ein bis drei Gramm fein geschnittene oder auch grob pulverisierte Liebstöckelwurzel, gießen diese mit circa 150 Milliliter kochendem Wasser auf und seihen sie nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten ab.
Auch in der Homöopathie werden Levisticum officinale Globuli eingesetzt.
Liebstöckel kaufen und anbauen
Liebstöckel getrocknet oder als frische Gewürzpflanze können Sie in ausgewählten Supermärkten das ganze Jahr über kaufen. Pflanzen, um sie im Garten oder Balkon anzubauen, gibt es in Gärtnereien und Gartencentern, in der Gartenabteilung von Baumärkten oder auch in Bioläden. Pflanzen aus dem Gewächshaus, die Sie im Supermarkt erwerben können, um frische Blätter zu zupfen, eignen sich oft nicht, um sie dauerhaft selbst anzubauen.
Liebstöckel braucht Sonne oder Halbschatten. Der Boden muss Kalk und Nährstoffe enthalten, kann auch lehmig sein. Er sollte immer leicht feuchtbleiben, denn die Pflanze kann andauernde Trockenheit nicht ertragen. Im Frühjahr können Sie mit Beinwelljauche düngen und im Herbst mit Gartenkompost
Die Pflanze ist winterhart und lebt bei guter Pflege viele Jahre. Ausgewachsener Liebstöckel kann zwei Meter in die Höhe wachsen und dehnt sich dabei auch in der Breite aus. Trotzdem lässt er sich auch gut in einem Kübel oder einem Topf ziehen.
Eine einzige Pflanze ist sehr ergiebig, vor allem wenn durch regelmäßiges Pflücken der Blätter deren Wachstum angeregt wird.
Liebstöckel trocknen
Liebstöckel lässt sich von Frühling bis Herbst ernten. In den anderen Jahreszeiten müssen Sie auf ihn aber nicht verzichten. Sie können die Blätter in Büscheln kopfunter in einen trockenen Raum hängen und dort trocknen lassen oder auf einem Küchentuch ausbreiten, bis sie keine Feuchtigkeit mehr enthalten. Das Aroma und die Nährstoffe bleiben beim Trocknen erhalten.
Maggikraut in der Küche
Die frischen kleingeschnittenen oder auch getrockneten Blätter sind ideal für Kräuterbutter und besonders für Bohnen-, Erbsen- und Kartoffelsuppe. Dabei müssen Sie auf die Dosierung achten. Liebstöckelblätter haben einen intensiven Geschmack, ähnlich wie Sellerie, aber bitterer und schärfer.
Die Blätter lassen sich mitkochen ohne an Aroma und Wirkung zu verlieren. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Xi Cheng Zhi Lin und Zheng Hui: Umbelliferon: a review of its pharmacology, toxicity and pharmacokinetics, in: Inflammopharmacology, Volume 31, pages 1731-1750, 2023, Springer Link
- Nahid Ghaedi, Iran Pouraboli, Nayere Askari: Antidiabetic Properties of Hydroalcoholic Leaf and Stem Extract of Levisticum officinale: An implication for α-amylase Inhibitory Activity of Extract Ingredients through Molecular Docking, in: Iranian Journal of Pharmaceutical Research, Volume 19, Issue 1, Seiten 231-250, 2020, Brieflands
- Mansour Miran, Mohammad Mehdi Feizabadi et. al.: The activity of Levisticum officinale W.D.J. Koch essential oil against multidrug-resistant Mycobacterium tuberclosis, in: Iranian Journal of Microbiology, Volume 10, Issue 6, Seiten 384-399, 2018, Iranian Journal of Microbiology
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.