Die Lotusblume ist in Asien das Symbol der Reinheit – im Buddhismus gilt sie als Geburtsort Buddhas, im Hinduismus als heilige Pflanze Vishnus. In der Medizin Indiens und Chinas gilt Lotus als Inbegriff gesunder Ernährung und als Allroundarznei. Effekte der Inhaltsstoffe des Lotus lassen sich heute belegen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Indische Lotosblume (Nelumbo nucifera), Amerikanische Lotosblume (Nelumbo lutea)
- Volksnamen: Nelumbo nucifera: Indischer Lotus, Indische Seerose
- Familie: Lotosgewächse (Nelumbonaceae)
- Verbreitung: Zwei Arten, ursprünglich eine in Südasien vom östlichen Russland über Indien und China, den Himalaja und den malaiischen Archipel bis nach Australien, eingeführt in Iran, Rumänien und Japan – eine im tropisch-subtropischen Amerika, eingeführt in Eurasien.
- Verwendete Pflanzenteile: Die ganze Pflanze
- Inhaltsstoffe: Armepavin, Nuciferin, Pronuciferin, Nornuciferin und Roemerin; Gerbsäure, Fettsäuren, Linolensäure und Linolsäure, Vitamin A und C, Eisen, Mangan, Kupfer, Zink und Kalium
- Anwendungsgebiete: Verdauung, Infektionen, Blutdruck, Fieber, Schlafstörungen, Menstruationsbeschwerden, Nierenschwäche, Schleimlöser, Krebsvorsorge, Stärken des Herzens, Atemwegserkrankungen
Lotus – eine Übersicht
- Die (indische) Lotusblume ist das Symbol des Buddhismus, denn Buddha selbst soll in einer Lotusblume zur Welt gekommen sein. Sie steht für Reinheit, Erneuerung, Erleuchtung und die Kraft der Schöpfung.
- Auch im Hinduismus gilt sie als heilige Pflanze.
- Die Assoziation zwischen Lotus und Reinheit liegt am Lotus-Effekt: Die Blätter der Wasserpflanze weisen Flüssigkeiten und damit Schlamm ab, und die Blätter bleiben immer sauber – egal, wie morastig der Untergrund ist.
- Dieser Lotuseffekt wurde technisch nachgebildet und ist ein Muster für Bionik, die Wissenschaft, die biologische Mechanismen künstlich nachahmt.
- Beide Lotusarten sind zähe Wasserpflanzen mit großen Blättern und auffälligen Blüten, die ein sehr großes Rhizom bilden, mit dem sie sich im Schlamm verwurzeln.
Inhaltsstoffe
Ein Review französischer und thailändischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fasste 2018 zusammen: Indischer Lotus enthält Alkaloide wie Armepavin, Nuciferin, Pronuciferin, Nornuciferin und Roemerin; Gerbsäure, Fettsäuren, Linolensäure und Linolsäure.
Lotusblütenextrakt bietet Fettsäure, Eiweiß, Phosphor und Linolsäure, deshalb findet er sich in Mitteln zur Hautpflege. Lotuswurzel liefert Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente, darunter Vitamin A und C, Eisen, Mangan, Kupfer, Zink und Kalium.
Medizinische Wirkungen
Lotusblume, die Blätter, Blüten und das Rhizom, werden in der Medizin Südasiens gegen diverse Beschwerden eingesetzt, besonders gegen Verdauungsprobleme, Schlafstörungen, https://www.heilpraxisnet.de/symptome/fieber-ursachen-und-behandlung/ und zu hohen Blutdruck. Die enthaltene Gerbsäure wirkt zusammenziehend und antioxidativ.
Ein Review indischer, US-amerikanischer und koreanischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erörterte 2016: Zugeschrieben und tendenziell wissenschaftlich belegt sind Effekte, um die Blutgefäße zu erweitern und den Blutdruck zu senken, um Blutungen zu stillen, Magen und Herz zu stärken und gegen allgemeines Schwächegefühl.
Lotusblume fördert den Stoffwechsel, senkt den Cholesterinspiegel, stillt Blutungen (und hilft so gegen übermäßige Menstruation). Der hohe Gehalt an Kalium in der Lotuswurzel weitet die Blutgefäße, erhöht so die Blutzirkulation und senkt den Blutdruck.
Das bedeutet zum einen, dass Lotuswurzel gegen zu hohen Blutdruck und gehemmte Blutzirkulation hilft, zum anderen, dass Sie Lotuswurzel wie Kalium generell nicht zuführen sollten, wenn sie an zu niedrigem Blutdruck leiden.
Das Weiten der Blutgefäße und die erhöhte Blutzirkulation beugt Herzerkrankungen wie einem Herzinfarkt vor. Die Blutgesundheit wird beim Verzehr von Lotus zusätzlich durch den reichen Vorrat an Eisen und Kupfer gefördert.
Diese treiben das Bilden roter Blutkörperchen an und gleichen so innere Blutungen in Darm, Magen und Speiseröhre aus, besonders aber Blutarmut, die durch starke Menstruation entsteht. Ballaststoffe im Rhizom helfen gegen Verstopfung und Durchfall.
Lotuswurzel
Lotuswurzel bezeichnet im botanischen Sinn keine Wurzel, sondern ein Rhizom, also ein Sprossachsensystem, das krautige Pflanzen häufig bilden. Beim Lotus ist dieses Rhizom besonders groß und holzig, es wird bis zu vier Meter lang und stellt eine üppige Nahrungsquelle dar.
Es wird in Scheiben geschnitten und vielseitig verwendet. Lotuswurzel schmeckt intensiv und ist in der Küche Asiens als Speise und zugleich Arznei sehr beliebt.
Anwendungen
Lotuswurzel wird vor allem in Suppen verwendet, aber auch fritiert, gebacken, gebraten oder geschmort, als Snack oder als Salat gegessen. Die Blätter und Blüten werden als Tee gekocht und genutzt, um Durchfall, Fieber und Schlafstörungen zu behandeln. Lotussamen dienen in China dazu, nervöse Störungen und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu heilen.
Für einen Tee aus der Wurzel lassen Sie rund 15 Gramm getrocknete Lotuswurzel in einem halben Liter Wasser rund 15 Minuten köcheln, seihen sie dann ab und geben in Scheiben geschnittene Ingwerwurzel hinzu. Sie können auch Lotusblüten in den Tee mischen. Er gilt als Hausmittel gegen Sodbrennen und die Schmerzen bei entzündlichen Magenerkrankungen.
Der Saft aus der Wurzel löst Schleim und wird deshalb aus der Wurzel gepresst und eingesetzt bei Erkrankungen, die mit Verschleimungen der Atemwege einhergehen wie Bronchitis, Erkältung oder Nasennebenhöhlenentzündung, sowie bei schwerem Husten. Ein Tee aus den Blättern ist ein traditionelles Mittel, um Fieber zu senken.
Ein 2015 veröffentlichter wissenschaftlicher Review hält Folgendes für belegt: Inhaltsstoffe der Blätter wirken gegen Entzündungen und pathogene Bakterien und dienen als Umschläge für äußere Wunden und Infektionen der Haut, gegen Pilzinfektionen und Augenerkrankungen.
Vitamin A hilft gegen Abgeschlagenheit, Reizbarkeit, Nervosität und stärkt die Konzentrationsfähigkeit, Vitamin C hält das Immunsystem gesund: Allerdings gibt es in westlichen Gesellschaften äußerst selten einen Mangel an diesen Vitaminen, die eine ergänzende Zufuhr nötig machten.
Lotus-Effekt
Der von der Lotuspflanze abgeleitete Lotus-Effekt bezeichnet den Schutz einer Oberfläche gegen Flüssigkeit (und Schmutz). So perlt Wasser in Tropfen von den Lotusblättern ab, und damit auch die Schmutzpartikel, bedingt durch nanoskopische Strukturen der Blattoberfläche.
Diese Fähigkeit zur Selbstreinigung begeistert die Bionik, die aus dem Lotus-Effekt den Salvinia-Effekt entwickelte, der wichtig ist, um die Reibung von Schiffen zu reduzieren und auch eingesetzt wird, um Öl zu entsorgen.
Bedeutung der Lotusblume
Der Lotuseffekt sorgte dafür, dass die Lotusblume in Asien als Symbol der Reinheit gilt, im Buddhismus davon abgeleitet für die „Reinheit der Erleuchtung“ und die „Reinheit des Nirwana“. Ein stärkeres Reinheitssymbol ist schwer vorstellbar: Der Lotus wurzelt im Schlamm, dennoch werden die Blätter nie schmutzig.
Die Pflanze verschließt bei Sonnenuntergang ihre Blüten und sinkt unter die Wasseroberfläche, bei Sonnenaufgang erscheinen die „reinen Blüten“ wieder neu. Wer also „im Zeichen des Lotus“ steht, kommt aus dem Schmutz, ist selbst aber ohne Makel, also der Inbegriff eines Heiligen, eines geistigen Führers oder geistigen Führerin, eines Buddhas oder Gurus.
Bei den Hindus ging Brahma, der Gott der Schöpfung, selbst aus der Lotusblüte hervor. Darüber hinaus ist der indische Lotus Pflanze der Göttin Maha Lakshmi, und diese bringt Wohlstand, Großherzigkeit und moralische Reinheit.
Außer im Hinduismus und Buddhismus wird auch im indischen Islam und im Bahaitum die Lotuspflanze verehrt: Islamische Moscheen und Mausoleen der Mogulzeit in Indien tragen Kuppeln in Form umgedrehter Lotusblüten. Deren berühmteste ist das Taj Mahal. Auch der wichtigste Bahai-Tempel in Indien stellt eine Lotusblüte dar.
In China ist der Geburtstag Buddhas der „Lotustag“, der Lotuswurzelstock steht für die männlichen Genitalien, eine rosarote Lotusblüte für die weiblichen. Deswegen war ein Begriff für Kurtisanen in China „roter Lotus“. Beide stehen nicht nur für Mann und Frau, sondern auch für die weibliche und männliche Potenz.
Lotussitz
Im Yoga ist der Lotussitz der Form einer Lotusblüte nachempfunden. Dabei sind die Beine verschränkt, der rechte Fuß ruht auf dem linken, der linke Fuß auf dem rechten Oberschenkel. Die Fußsohlen zeigen dabei nach oben, die Knie berühren den Boden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- J.C. Huralikuppi, A.B. Christopher, P.M. Stephen: Antidiabetic effect of Nelumbo nucifera (Gaertn) extract: Part II; in: Phytotherapy Research, Volume 5, Issue 2, Seiten 54-58, 1991, Wiley Online
- Keshav Raj Praudel, Nisha Panth: Phytochemical Profile and Biological Activity of Nelumbo nucifera; in: Evidence Based Contemplary and Alternative Medicine, Volume 2015, 2015, HINDAWI
- Bhesh Rash Sharma, Lekh Nath S. Gautam, Deepak Adikhari et al.: A Comprehensive Review on Chemical Profiling of Nelumbo Nucifera: Potential for Drug Development; in: Phythotherapy Research, Volume 31, Isssue 1, Seiten 3-26, 2016, Wiley Online
- Duangjai Tungmunnithum, Darawan Pinthong, Christophe Hano: Flavonoids from Nelumbo nucifera Gaertn., a Medicinal Plant: Uses in Traditional Medicine, Phytochemistry and Pharmacological Activities; in: Medicines, Volume 5, Issue 4, Seite 127, 2018, MDPI
- Yuying Yan, N. Gao, W. Barthlott: Mimicking natural superhydrophobic surfaces and grasping the wetting process: A review on recent progress in preparing superhydrophobic surfaces; in: Advances in Colloid and Interface Science, Volume 169, Seiten 80-105, 2011, ScienceDirect
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