Der Mäusedorn ist eine der wichtigsten Arzneipflanzen gegen Venenschwäche. Er stärkt die Gefäße und fördert die Durchblutung. Auch gegen Hämorrhoiden und um Wasseransammlungen auszuschwemmen eignet sich der Wurzelstock des mediterranen Busches.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Ruscus aculeatus
- Volksnamen: Stechender Mausdorn, Stechmyrte, Stacheliger Mäusedorn, Dornmyrte
- Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
- Verbreitung: Westeuropa, Südwestasien und Mittelmeerraum
- Verwendete Pflanzenteile: Kurztriebe, Wurzelstock
- Inhaltsstoffe: Steroidsaponine, Triterpene, Phytosterole, ätherische Öle, Kalium, Kalzium, Harze
- Anwendungsgebiete: U. a. Venenerkrankungen, Hämorrhoiden, Menstruationsbeschwerden, Entzündungen, Fördern der Durchblutung, Wechseljahresbeschwerden
Mäusedorn – Eine Übersicht
-
- Die medizinisch wirksamen Stoffe sitzen vor allem im Wurzelstock und dieser wird zu Pulver und Extrakten zubereitet.
- Mäusedorn wächst in Westasien, dem mediterranen Raum, Süd- und Westeuropa. Der Busch besiedelt Strauchwerk, Wälder und Waldränder in kalkreichen Regionen.
- Mäusedorn hat keine Probleme mit Trockenheit, reagiert aber empfindlich auf Frost.
- Ein traditioneller „Fünfwurzelsirup“ enthielt neben Spargel, Fenchel und Petersilie auch Mäusedorn.
- Der Wurzelstock treibt den Harn, schützt das Blutsystem und die Blutgefäße. Die Wirkung ist stärker als die der zu ähnlichen Zwecken genutzten Rosskastanie.
- Mäusedorn verträgt außerdem der Magen besser als Extrakt aus Rosskastanie. Wer auf Rosskastanie empfindlich reagiert, kann Mäusedorn als Alternative wählen.
- Der deutsche Name „stechender Mäusedorn“ soll daher stammen, dass die stachligen Zweige zu Fleisch gehängt wurden, um Mäuse und Ratten davon fernzuhalten.
Mäusedorn – Inhaltsstoffe
Die bioaktiv effektivsten Stoffe in Mäusedorn sind Steroidsaponine, also Seifenstoffe, und darunter Ruscin, Ruscogin und Ruscosid. Außerdem Triterpene und Phytosterole.
Hinzu kommen ätherisches Öl, Harz, Kalzium und Kalium. Einer italienischen Studie von 2016 zufolge lassen sich die Steroidsaponine im Wurzelstock in zwei Strukturgruppen aufteilen. Hauptstoffe seien Ruscogenin und Neoruscogenin.
Medizinische Wirkung
Mäusedorn ist heute als Heilpflanze vor allem wegen seiner venenschützenden und entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt. Die Wurzel ist Basis für Extrakte, die gegen diverse Venenleiden eingesetzt werden.
Wirkstoffe der Pflanze stärken das venöse Stützgewebe, da sie den Elastinabbau bremsen. Die Muskelzellen der Venen werden durch Mäusedorn gestärkt, was die Spannkraft der Venenwände erhöht und die Blutgefäße verengt.
Dadurch gelangt mehr Blut ins Herz. Eine deutsche Studie hielt 2002 fest, dass Mäusedorn (in der Dosierung, die in der offiziellen deutschen Monografie angegeben wird), sicher und effektiv gegen chronische Venenschwäche wirkt.
Mäusedorn wirkt sich aber nicht nur positiv auf die Venen aus, sondern auch auf die Lymphgefäße. So hilft Extrakt aus der Pflanze dabei, Wasser abzupumpen, das sich in Gefäßen anreichert (Ödeme).
Zudem wirkt Mäusedorn gegen Entzündungen und sorgt so auch noch dafür, dass Ödeme sich nicht entzünden. Mäusedorn lindert geschwollene Beine, hilft gegen Krampfadern und Hämorrhoiden.
Er stimuliert die Lymphbahnen und fördert die Durchblutung. Er dichtet die Kapillaren ab und mindert die Schmerzen bei Wadenkrämpfen, schwere Beine und geschwollene Füße und Waden.
Was ist Venenschwäche?
Venenschwäche ist eine Störung der Venen, meist verursacht durch eine Behinderung der Blutzirkulation. Betroffen sind meist die Beinvenen.
Eine solche Veneninsuffizienz ist weit verbreitet, allerdings in unterschiedlich starker Ausprägung. Da sie sich langsam aufbaut, bisweilen über Jahre hinweg, bemerken Erkrankte das Leiden erst nach langer Zeit.
Mäusedorn gegen Ödeme in den Beinen
Ödeme sind Schwellungen, die hin und wieder auftreten. Oft vergehen sie von allein.
Doch treten sie in manchen Fällen auch regelmäßig auf, sind dann bisweilen mit starken Schmerzen verbunden und plötzlich sammelt sich Flüssigkeit. Zum Beispiel in den Beinen.
Manchmal kommt es auch zu Hitze und Rötungen. Neben Steinklee, Rosskastanie und Zaubernuss gehört auch Mäusedorn zu den Pflanzen, die gegen Ödeme helfen.
Mäusedorn gegen Hämorrhoiden
Mäusedorn ist ein traditionell bewährtes Heilmittel gegen Hämorrhoiden. Diese verursachen brennende Schmerzen und Juckreiz.
Das Einreiben mit einer Creme, Salbe, Paste oder einem Extrakt aus Mäusedorn wirkt Hämorrhoiden entgegen. Dabei muss dieses Einreiben aber regelmäßig erfolgen. Die Erfolge zeichnen sich meist nach einigen Wochen ab.
Mäusedorn gegen Krampfadern
Auch Krampfadern sind ein klassisches Gebiet, um Mäusedorn als Arznei anzuwenden. Allerdings muss hier die Therapie auf die Art der Krampfadererkrankung eingestellt sein.
Begleiterkrankungen sollten ebenso erfasst werden wie der Fortschritt der Krankheit. Mäusedorn in Pulvern, Salben, Cremes oder flüssigem Extrakt ist hier eine gute Phytotherapie, vielleicht in Verbindung mit Arnika und Rosskastanie.
Mäusedorn gegen Menstruationsbeschwerden
Traditionell wird Mäusedorn gegen Beschwerden rund um die Menstruation genutzt, besonders gegen das prämenstruelle Syndrom. Dieses tritt in den Tagen vor der Blutung auf und zeigt sich mit Schmerzen in der Brust, Spannungsgefühlen und dem Einlagern von Flüssigkeit im Gewebe.
Mäusedorn gegen Bakterien, Pilze und Keime
Mäusedorn ist auch ein natürliches Antibiotikum. Im Wurzelstock enthaltene Stoffe sind dafür da, schädliche Keime und Mikroben von der Pflanze abzuhalten.
Ein wässriger Extrakt zeigt Effekte gegen den Pilz Candida albicans und gegen verschiedene Bakterien.
Medizinische Anwendungen
Mäusedornwurzelstock ist als Fertigpräparat in Apotheken und Drogerien zu erwerben. Die getrocknete oder frische Wurzel wird auch als Tee eingenommen (ein Teelöffel der Wurzel auf einen Viertelliter kaltes Wasser).
Die Behandlungen von Hämorrhoiden, Lymphbeschwerden und chronischer Venenschwäche mit Mäusedornpräparaten kann mehrere Monate dauern. Zur äußerlichen Anwendung existieren Rezepte, in denen Mäusedorn-Tinktur mit Öl kombiniert wird, um so Hämorrhoiden, Besenreiser und Krampfadern zu behandeln.
Historisch dienten die Beeren als Abführmittel. Diese Wirkung haben sie tatsächlich. Allerdings sind sie auch schwach giftig, und aus diesem Grund werden sie als pflanzliche Arznei nicht mehr verwendet.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Nebenwirkungen sind beim Konsum von Stechendem Mäusedorn nur selten überliefert, und diese waren nicht schwer. Es handelte sich um Übelkeit und Magenbeschwerden.
Mäusedorn enthält reizende Substanzen. Deshalb sollten Stillende und Schwangere auf ihn verzichten.
Mäusedorn in der Medizingeschichte
Mäusedorn wurde schon in der Antike als Arzneimittel eingesetzt und galt als harntreibend. Im ersten Jahrhundert beschrieb der Arzt Dioskurides die Wirkung und damaligen Präparate der Pflanze präzise.
Er nannte den Busch „Stechmyrte“, da ihn dieser an die Myrte erinnerte. Mit Myrte ist Mäusedorn allerdings nicht näher verwandt.
Plinius (23-79 nach Christus) und Galenos von Pergamon (130-200 nach Christus) sahen im Mäusedorn ebenfalls eine wichtige Heilpflanze. Die antiken Quellen erwähnen einen Extrakt aus Blättern und Früchten des Mäusedorns mit Wein und ein Abkochen der Wurzel.
Die Wurzel sollte sich dazu eignen, Blasensteine zu zerstören, Gelbsucht zu lindern. Außerdem sollte sie Kopfschmerzen heilen.
Hippokrates empfahl in Öl eingelegte Wurzeln des Mäusedorns als Mittel, um zerschnittene Sehnen zu heilen. Paulos von Aegina (625-690 nach Christus) schließlich erwähnte Mäusedorn in einer Salbe gegen Geschwüre und Hautwunden.
In der frühen Neuzeit sind Anwendungen gegen Nierenschmerzen, Blasen-, Nieren- und Harnwegssteine bekannt. Ebenso gegen Bauchschmerzen und Gelbsucht.
Als Gelbsucht wurden verschiedene Erkrankungen bezeichnet, die mit einer Gelbfärbung der Haut und Augenschleimhäute einhergehen. Gegen die Infektionskrankheit Hepatitis hilft Mäusedorn nach dem heutigen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis nicht.
Im 19. Jahrhundert war Mäusedorn als Medizin gegen Verstopfung bekannt. Gleichzeitig diente er auch als Abführmittel.
Mäusedorn wurde auch als Gemüse verzehrt, und die Wurzeln wurden wie Spargel verwendet. Die Zweige wurden zu Besen verarbeitet.
Wo wächst der Mäusedorn?
Der Stechende Mäusedorn wächst in Südeuropa und rings um das Mittelmeer. Von Spanien und Portugal im Westen bis nach Südrussland im Osten.
In kalkreichen Böden findet er sich in England wie in Rumänien und Ungarn auf felsigen Trockenböden, in Gebüschen, auf Hügeln und an Hängen. In Deutschland ist die Pflanze nicht verbreitet.
Er ist eine Charakterpflanze der Macchia, also des Buschlandes am Mittelmeer. Dort breitete er sich seit der Antike mit dem Abholzen der Wälder aus. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Karl Hiller; Matthias F. Melzig: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen in zwei Bänden. Erster Band A bis K. Heidelberg-Berlin, 1999
- Milena Massulo, Cosimo Pizza, Sonia Piacente: Ruscus Genus: A Rich Source of Bioactive Steroidal Saponins; in: Planta Med, Volume 83, Issue 18, Seiten 1513-1524, 2016, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Wolfgang Vanscheid, Volker Jost, Peter Volna; et al.: Efficacy and safety of a Butcher's broom preparation (Ruscus aculeatus L. extract) compared to placebo in patients suffering from chronic venous insufficiency; in: Arzneimittelforschung, Volume 54, Issue 4, Seiten 243-250, 2002, thieme-connect.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.