Mahonie, eine aus Amerika stammende Zierpflanze, wird eingesetzt, um die Verdauung zu fördern sowie gegen Hauterkrankungen. Die medizinische Anwendung ist wissenschaftlich bislang nicht hinreichend untersucht. In größeren Mengen sind alle Teile der Pflanze giftig.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Mahonia aquifolium
- Volksnamen: Mahonia, Zierberberitze, Stechdornblättrige Mahonie
- Familie: Berberitzengewächse (Berberidaceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Nordamerika (Oregon / British Columbia), weit verbreiteter Neophyt in Europa
- Verwendete Pflanzenteile: Beeren, Rinde und Wurzeln
- Inhaltsstoffe: Protoberberin- und Isochinolinalkaloide wie Berberin, Magnoflorin, Berbamin, Oxycanthin, Jatrorrhizin, Palmatin und Columbamin
- Anwendungsgebiete: Verdauung, Hauterkrankungen, Appetitlosigkeit, Nierenschwäche, Harnwegsinfektionen, Schuppenflechte, Darm- und Magenschleimhautentzündung
Mahonie – Eine Übersicht
- Die Beeren der Mahonie lassen sich in kleinen Mengen roh essen. Große Mengen und unreife Beeren führen jedoch zu (leichten) Vergiftungen, zu Durchfall und Übelkeit. Wurzeln und Rinde, die viel mehr giftige Alkaloide enthalten, können das Bewusstsein trüben und die Nieren reizen. Die Blüten eignen sich als Zusatz zu Limonaden, für einen Sirup, als Salat- oder Suppenbeilage.
- Mahonie lässt sich zum Färben von Textilien einsetzen: Die Beeren ergeben ein bläuliches Violett, Rinde und Wurzeln ein kräftiges Gelb.
- Mahonie bietet reichlich Nektar und Pollen und ist deshalb eine gute Nahrungsquelle für Honigbienen zwischen März und Mai (je nach Standort und Wetter).
- Mahonie wurde aus Nordamerika als Zierpflanze eingeführt. Obwohl die Pflanze toxische Alkaloide enthält, lässt sie sich als Heilpflanze nutzen.
- Das in der Rinde enthaltene Berberin, ein Stoff, der in Berberitzen vorkommt, schädigt in großen Mengen Zellen und Erbgut.
- Mahonie ist eine langsam wachsende Heckenpflanze, die mit farbigem Laub und violetten Beeren im Herbst punktet, mit Blütenknospen im Winter und attraktiven Blüten im Frühling, und die zudem kaum Pflege braucht.
- Die Gewöhnliche Mahonie ist Staatsblume des US-Bundesstaates Oregon (Oregon grape).
Inhaltsstoffe
Pharmazeutische Forschende erörterten 1994 in einem Review: Die Pflanze enthält Protoberberin- und Isochinolinalkaloide wie Berberin, Magnoflorin, Berbamin, Oxycanthin, Jatrorrhizin, Palmatin und Columbamin. Die meisten Alkaloide stecken in der Wurzelrinde (sieben Prozent bis 16 Prozent). Vollreife Beeren enthalten hingegen nur verschwindend geringe Mengen der Alkaloide.
Berberin
Die Hauptkomponente ist Berberin, das seinen Namen zwar von den Berberitzen wie Berberis vulgaris hat, aber auch in anderen Pflanzen vorkommt, wie der Orangenwurzel (Hydrastis canadensis). Zwei iranische Wissenschaftler des Pharmacodynamy and Toxicology Department an der School of Pharmacy der Mashhad University of Medical Sciences fassten 2008 in einem Review zusammen: Berberin wird genutzt, um diverse Krankheiten zu behandeln.
Berberin und Berberinsulfat sowie Berberinphosphat werden östlich des Mittelmeeres als oral eingenommenes Antiseptikum bei Entzündungen im Mund und Rachen eingesetzt. Berberinchlorid war historisch in Augentropfen gegen Bindehautentzündung enthalten.
Rinden und Wurzeln, die Berberin enthalten, gelten als Mittel gegen Beschwerden des Magens, der Leber und Galle, sollen gegen Verstopfung und Blähungen ebenso helfen wie gegen fehlenden Appetit, zu hohen Blutdruck und Probleme mit dem Kreislauf. Dem Stoff werden sedative und antientzündliche Eigenschaften zugeschrieben.
Nachgewiesen wurden Wirkungen gegen pathogene Pilze und Bakterien. Berberinhaltige Rinden und Wurzeln werden genutzt, um den Harn zu treiben, die Wundheilung zu beschleunigen, und um abzuführen.
Eine Studie eines chinesisch-amerikanischen Forschungsteams kam 2004 zu dem Ergebnis: Berberin hilft, den Cholesterinspiegel auszugleichen. US-amerikanische Krebsforscherinnen und Krebsforscher kamen 2006 in einem Review zu dem Schluss: Die zellschädigenden Wirkungen lassen sich möglicherweise nutzen, um das Wachsen bestimmter Krebzellen zu bekämpfen.
Eine taiwanesische Studie war 2004 ebenfalls zu dem Ergebnis gekommen, dass Berberin deutliche Effekte gegen bestimmte Krebsformen zeigt, nämlich gegen Leukämie und Leberkarzinome.
Wirkung und Anwendung
Tee aus Mahonienwurzel ist ein traditionelles Mittel, um Verdauungsbeschwerden zu lindern, Gallen- und Leberleiden zu behandeln und die Nieren zu stärken. Salbe aus der Wurzelrinde dient in der Volksmedizin als Arznei gegen Hautekzeme und Schuppenflechte, gegen Akne und Hautgeschwüre.
Die Arzneimittelbehörden der EU (Kommission E, ESCOP, HMPC) haben die Gewöhnliche Mahonie als Arzneimittel nicht untersucht. Deren Hauptinhaltsstoff Berberin stufte die United States National Library of Medicine 2019 bei fünf möglichen Anwendungen auf der Stufe drei von sieben ein (möglicherweise wirksam), bei 19 möglichen Anwendungen lagen „unzureichende Daten für eine Einschätzung“ vor.
Die Beeren mit ihrem Alkaloidgehalt von rund 0,5 Prozent (im Unterschied zu sieben bis 13 Prozent in der Wurzel), werden zu Fruchtweinen und Marmeladen verarbeitet. Rinde und Wurzeln bilden die Basis für Extrakte. In einem komplexen chemischen Verfahren entsteht ein gelblich-glitzernder Rindenextrakt, und dieser wird mit flüssigen Teilen zu einer Mahoniensalbe gemischt.
Mahonienwurzel-Salbe
Diese Salben werden genutzt als Mittel gegen Hautausschlag, Ekzeme, Pilzbefall auf der Haut, gegen Akne und Schuppenflechte. Die früher beliebte Verwendung als reine Tinktur wird wegen der mutagenen Wirkung des Berberins nicht mehr empfohlen, in den Salben sind nur rund zehn Prozent bis 20 Prozent eines Rindenextraktes enthalten.
Typischerweise zusammengesetzt ist so eine Salbe zum Beispiel pro 100 Gramm aus 20 Gramm eines alkoholischen Mahonienwurzelauszugs, rund 20 Gramm Pflanzenöl (zum Beispiel Mandel und Jojoba) und rund 60 Gramm Wachs. Mahonienwurzelextrakt wird oft mit anderen medizinisch wirksamen Stoffen in Cremes gemischt, zum Beispiel mit Kamillenblüten-Extrakt, Tee-Extrakt und Salicylsäure.
Solche Salben werden besonders bei leichter Psoriasis eingesetzt. Eine solche wird primär mit Cremes, Salben, Gelen, Lotionen oder Schäumen behandelt, die direkt auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen werden.
Wirkt Mahonie gegen Schuppenflechte?
Einzelne pharmakologische Effekte sind bei Inhaltsstoffen der Gewöhnlichen Mahonie nachgewiesen: Berberin, Berbamin und Oxycanthin mindern Hautentzündungen und hemmen das Zellwachstum. Das ist vermutlich ein Grund dafür, dass Extrakte aus der Wurzelrinde in der Volksmedizin gegen Schuppenflechte eingesetzt werden.
Bisherige klinische Daten lassen jedoch noch kein hinreichendes Urteil zu, welchen therapeutischen Wert Mahonia-Extrakte bei Psoriasis (Schuppenflechte) haben. Es fehlen Placebo-kontrollierte Studien, die heutigen Standards klinischer Studien genügen. Zwei Untersuchungen, eine kontrolliert offene, sowie eine monozentrische randomisierte Phase-III-Studie lieferten neue Erkenntnisse, die allerdings nicht ausreichen, um Mahonias Wirksamkeit gegen Psoriasis als belegt anzusehen.
Warnhinweise und Gegenanzeigen
Salben mit Mahonienextrakt sollten bei Kindern unter zwölf Jahren nur nach ärztlicher Rücksprache eingesetzt werden und niemals bei bekannten Allergien gegen einen Inhaltsstoff. Zu Nebenwirkungen bei medizinischen Anwendungen gibt es mangels Untersuchungen nur vorläufige Einschätzungen: Wegen der unzureichenden Studienlage sollten Schwangere, Stillende und Kinder unter zwölf Jahren Mahonie vorsichtshalber nicht konsumieren.
Unverarbeitete Pflanzen, die Berberin enthalten, sowie konzentrierte Extrakte, sollten wegen des Einflusses des Berberins auf die DNA nicht in Reinform verzehrt werden. Das gilt bei Mahonie besonders für die Wurzelrinde, während die dunkelblauen Früchte in geringen Mengen verarbeitet werden können.
Der Konsum der Beeren in größeren Mengen kann Übelkeit und Erbrechen und Durchfall auslösen – das gilt besonders für unreife Beeren. Sie sollten Mahonienfrüchte deshalb nur vollreif ernten. Wegen ihrer toxischen Komponenten wird Gewöhnliche Mahonie heute generell als Fertigprodukt in Form von Salben vermarktet.
Mahonie als Gartenpflanze
Gewöhnliche Mahonie stammt aus dem pazifischen Nordwesten Nordamerikas. Sie wurde in Mitteleuropa als Zierpflanze eingeführt und verwildert hierzulande vielerorts, da ihr das gemäßigt atlantische Klima entspricht. So findet sie sich als Neophyt in vielen deutschen Wäldern.
Der Kleinstrauch bildet viele Triebe, wächst in die Breite und rund einen Meter in die Höhe, mit gefiederten Blättern, die wechselständig angeordnet sind. Gewöhnliche Mahonien im Garten zu pflanzen, ist kein Problem. Sie können Sie im Frühjahr und Herbst setzen, in einer Hecke mit jeweils rund 40 Zentimeter Abstand.
Die Pflanzen wachsen ausgesprochen langsam und haben keine nennenswerten Ansprüche. Sie mögen es zwar hell, aber keine pralle Sonne. An einem hellen Standort, der zudem einen Schutz vor der direkten Mittagssonne bietet, werden die grünen Blätter satt in der Farbe und entwickeln eine typisch zackige Form.
Mahonien mögen durchlässige Erde und eher trockene Standorte, weder zu viele noch zu wenige Nährstoffe. Gegen Schädigungen leistet die Pflanze Widerstand, wird indessen bisweilen von Pilzen befallen, was sich in verfärbten Blättern zeigt.
Häufiger sind welke Blätter aber ein Zeichen für Wassermangel: Durchlässiger Boden bedeutet nicht, dass die Mahonie wenig Wasser braucht; Mahonie ist keine Wüstenpflanze. Dieser Flachwurzler stammt aus Oregon, also aus einem ozeanischen Klima mit regelmäßigem Regen, und die Pflanze kann kein Wasser aus tieferen Erdschichten ziehen. Staunässe verträgt Mahonie jedoch auch nicht, dann verfaulen schnell die Wurzeln, und die Pflanze stirbt.
Die Pflege erfordert keinen Aufwand und ist auch für Anfängerinnen und Anfänger geeignet. Bei länger anhaltender Dürre und an heißen Sommertagen können Sie in den frühen Morgenstunden gießen.
Mahonienblüten
Mahonien wenden einen botanischen Trick an, um sich zu verbreiten: Die Staubblätter liegen innen an den Blütenblättern an. Steckt jetzt ein Insekt seinen Saugrüssel in die Blüten, dann schnellen sie „wie ein gespanntes Gummi“ zur Mitte und haften so dem Blütengast die Pollen an. Danach legen sie sich wieder an die Blütenblätter an. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- K. Galle, Barbara Müller-Jakic, Andrea Proebstle et al.: Analytical and pharmacological studies on Mahonia aquifolium; in: Phytomedicine, Volume 1, Issue 1, Seiten 59-62, 1994, ScienceDirect
- Moshen Imanshahidi, Hossein Hosseinzadeh: Pharmacological and therapeutic effects of Berberis vulgaris and its active constituent, berberine; in: Phytothery Research, Volume 22, Seiten 999-1912, 2008, Wiley Online Library
- Weijia Kong, Jing Wei, Parveen Abidi et al.: Berberine is a novel cholesterol-lowering drug working through a unique mechanism distinct from statins; in: Nature Medicine, Volume 10, Seiten 1344–1351, 2004, naturemedicine
- Chun Ching Lin, Lean Teik Ng, Fen-Fang Hsu et al.: Cytotoxic effects of Coptis chinensis and Epimedium sagittatum extracts and their major constituents (berberine, coptisine and icariin) on hepatoma and leukemia cell growth; in: Clinical and Experimental Pharmacology and Physiology, Volume 31, Issue 1-2, Seiten 65–69, 2004, Wiley Online Library
- Sudheer K. Mantena, Som D. Sharma, Santosh K. Katiyar: Berberine, a natural product, induces G1-phase cell cycle arrest and caspase-3-dependent apoptosis in human prostate carcinome cells; in: Molecular Cancer Therapeutics, Volume 5, Issue 2, Seiten 296-308, 2006, AACR Journals
- National Library for Medicine: Berberine, Compound Summary, National Center for Biotechnological Information, 2019, PubChem
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.