Majoran nutzen wir als Gewürzkraut, wegen seines guten Geschmacks ebenso wie wegen seiner positiven Auswirkungen auf die Verdauung. Das „Bratenkraut“ ist als Mittel gegen Blähungen und Völlegefühl offiziell anerkannt. Der Wilde Majoran, besser bekannt als Oregano, gehört zur gleichen Pflanzengattung Origanum (Dost) und ist ein unverzichtbares Kraut in der italienischen Küche, wie etwa für die Pizzazubereitung.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Origanum majorana
- Volksnamen: Wurstkraut, Gartenmajoran, Bratenkraut, Bratenkräutel, Kuttelkraut, Kuchelkraut, Mairan, Meiran, Mairalkraut, Miran, Mairon, Mussaröl
- Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
- Verbreitung: Die Wildform stammt aus Kleinasien, als Kulturform in Mittel-, Süd- und Osteuropa, beziehungsweise weltweit in Regionen, die einem mediterranen Klima nahekommen.
- Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Blätter und Blüten
- Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe sowie Glykoside
- Anwendungsgebiete: Unterstützung der Verdauung, Linderung von Krämpfen, Menstruationsbeschwerden, Magen-Darm-Probleme und historisch auch als Mittel zum Harntreiben und Entwässern (Diuretikum)
Majoran – eine Übersicht
- Gartenmajoran ist als Lippenblütler verwandt mit Rosmarin und Bohnenkraut.
- Er eignet sich frisch oder getrocknet als Küchenkraut und macht fette Speisen bekömmlicher, daher stammen Volksnamen wie Wurst- und Bratenkraut.
- Die ganzen Stängel lassen sich trocknen, und das gesamte Kraut dient als Küchenwürze: Blätter, Stängel, Knospen und Blüten. Eine Ernte ist am besten im Frühsommer kurz vor der Blüte.
- Zur Gattung Origanum gehören mehrere dutzend Arten, unter anderem auch Oregano (Wilder Majoran).
- Majoran wächst auch in Deutschland gut. Als mediterran-westasiatische Pflanze sollten Sie aber beachten, dass das Kraut Wärme und Sonne mag.
- Origanum x majoricum, eine Zuchtform (Hybrid) aus Majoran und Oregano, ist winterhart und gedeiht in unseren Breiten besser als andere wärmeliebendere Arten.
Inhaltsstoffe
Eine 2017 veröffentlichte Studie zeigte Profile essentieller Öle in Majoranextrakten. Majoran enthält ätherische Öle, Flavonoide, Gerb- und Bitterstoffe sowie Glykoside. Der Gehalt an ätherischem Öl (dem Geschmacksträger), schwankt zwischen 0,7 Prozent und 3,5 Prozent, je nach Boden, Klima und Jahreszeit. Er ist zu Beginn der Blüte am höchsten.
Phenole, die der wilde Majoran (Oregano) enthält, fehlen im Majoran. Majoran bietet als Geschmacksträger bicyclischen Monoterpenalkohol, cis-Sabinenhydrat, Alpha-Terpinen, Vier-Terpineol, Alpha-Terpineol, Vier-Terpinylacetat, sowie 1,8-Cineol.
Medizinische Wirkungen
Aus der frühen Neuzeit ist der Einsatz von Majoran bei Frauenleiden überliefert. So erörterte 1679 der Arzt Adam Lonicerus in einem Lehrbuch über Heilpflanzen: „Majoranöl wärmt den Frauen ihre Mutter (Gebärmutter)(…). Majoran vertreibt den Schmerz vom Leib und fördert den Harn und die Frauenzeit (Periode).“
Offiziell anerkannt ist Majoran als traditionelles Arzneimittel gegen Magen-Darm-Leiden und gegen allgemeine Verdauungsbeschwerden, gegen Blähungen und Völlegefühl. In der Volksheilkunde und als Hausmittel wird das Kraut breit eingesetzt: Gegen Beschwerden der Galle, gegen Durchfall und gegen fehlenden Appetit, äußerlich zur Wundheilung, gegen Geschwüre, rheumatische Beschwerden und Hautausschlag, gegen Zahnfleischbluten sowie Entzündungen in Mund und Rachen, auch gegen Kopfschmerzen, und um nervöse Zustände zu beruhigen.
Antibakterielle Effekte
Eine aktuelle Studie zeigte deutliche Effekte von ätherischen Ölen in der Majoranpflanze gegen Kolibakterien. In der Studie wurden 44 Komponenten des Öls identifiziert, unter anderem Thymol, P-Cymen, 4-Terpineol, Alpha-Terpineol und Linealol. Die nachgewiesenen Wirkungen gegen Kolibakterien vermuten die Forschenden beim Thymol. Als Schlussfolgerung aus den Untersuchungen weisen die Autoren darauf hin, dass das ätherische Öl des Majorans vielleicht für die Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt werden könnte.
Kolibakterien gehören zur Darmflora, wo sie Kohlenhydrate und Eiweiß zersetzen und Vitamine des B-Komplexes bilden. Außerhalb des Darms können sie gefährliche Infektionen auslösen, zu Durchfall, Bauchschmerzen und Erbrechen führen.
Je nachdem, wohin diese Bakterien gelangen, können sie Entzündungen auslösen in den Gallengängen, dem Wurmfortsatz („Blinddarm”), der Hirnhaut, in äußeren und inneren Verletzungen oder dem Bauchfell. Kolibakterien können auch eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen – diese endet unbehandelt fast zwangsläufig tödlich.
Majoranextrakte wirken auch deutlich gegen pathogene Pilzinfektionen und antioxidativ (dos Santos-Dantas, 2019). Sie bremsen also überschüssige Ansammlungen freier Sauerstoffradikale, welche die Zellen schädigen.
Medizinische Anwendungen
Medizinisch eingesetzt wird das zur Blütezeit gesammelte Kraut (Blätter und Blüten), sowie das mit Wasserdampf destillierte Öl. Die Pflanze lässt sich getrocknet ebenso wie frisch einsetzen. Aus ihr wird ein Tee gekocht, sie wird in Bädern genutzt, das Öl lässt sich zu Salbe verarbeiten und die Blätter füllen Kräuterkissen.
Majoransalbe wird traditionell aus Butter, Weingeist und zerstoßenen Majoranblättern hergestellt. Das Pulver wird mit Weingeist übergossen und zieht rund vier Stunden. Dann wird es mit Butter gemischt, eine Viertelstunde erwärmt und am selben Tag verbraucht.
Die Salbe wird auf schmerzende Gelenke aufgetragen, der Verzehr soll gegen Magenschmerzen helfen. Äußerlich aufgetragen an den Nasenlöchern hilft sie gegen dortige Hautreizungen, gegurgelt als Mundspülung gegen Infektionen im Mund-Rachen-Raum und Entzündungen des Zahnfleischs, auf einen Umschlag aufgetragen wird sie gegen oberflächliche Hautwunden eingesetzt.
Ein Dampfbad mit Majoranpflanzen ist ein Mittel, um die Haut zu glätten und dient in der Volksheilkunde als Arznei gegen Erkältung.
Für einen Tee übergießen Sie einen Teelöffel der Blätter / Blüten mit heißem Wasser, lassen alles fünf Minuten ziehen und trinken davon ein bis zwei Tassen pro Tag.
Nebenwirkungen
Das ätherische Öl im Majoran kann die Gebärmutter stimulieren, deshalb sollten Schwangere Majoran meiden. Intensives Einreiben der Haut mit Majoransalbe über einen längeren Zeitraum kann die Hautfarbe verändern, da der Stoff Arbutin potenziell Pigmente auflöst.
Was ist der Unterschied zwischen Majoran und Oregano?
Oregano (Origanum majorana) kennen wir auch als Wilden Majoran, im Mittelmeerraum wächst er als Pionierpflanze, besiedelt Berghänge, Weiden und Schotterflächen. Majoran (Origanum majorana) stammt in der Wildform aus Kleinasien, der Gartenmajoran (Origanum hortensis) ist hingegen eine angebaute Kulturform.
Oregano schmeckt herber, ist zweijährig und winterhart. Er ist das klassische Pizzakraut, während Gartenmajoran traditionell hierzulande eingesetzt wird, um Wurst und Eintopf leichter bekömmlich zu machen. Die Heileffekte gegen Blähungen, Durchfall und Appetitlosigkeit haben beide: Oregano und Majoran.
Majoran ökologisch betrachtet
Majoran ist eine krautige Pflanze, die bis zu 90 Zentimeter hoch wird. Er ist ein Flachwurzler, dessen Wurzeln sich buschig ausbreiten. Die Blätter sind grünlich, behaart und duften intensiv. Ihre Form reicht von Ellipsen bis hin zu „Herzen“, dies fällt aber kaum auf, da sie dicht an dicht an zweigig-behaarten Stängeln wachsen.
Majoran anpflanzen
Die mediterranen Ursprünge lassen es bereits vermuten: Majoran bevorzugt warme und sonnige Standorte. Der Boden sollte zwar reich an Nährstoffen und Humus sein, dabei aber durchlässig – ideal ist eine Mischung aus Gartenerde und Sand. Ist der Boden sehr dicht, können Sie ihn mit Sand auflockern. Üppiges Düngen mit Kompost oder Pferdemist sollten Sie vermeiden, der Majoran verliert dadurch an Geschmack. In einer Kräuterspirale sollten Sie Majoran an den trockensten und sonnigsten Platz stellen. Ein leichter Windschutz ist von Vorteil.
Majoran säen
Sie säen Majoran am besten auf der Fensterbank oder im Frühbeet zu Ende März aus. Im Freiland sollten Sie die Samen nicht vor Mitte Mai ausbringen, da sie Frost schlecht vertragen. Majoran ist ein Lichtkeimer, Sie drücken die Samen also nur leicht auf die Erde, schütten sie aber nicht mit Erde zu. In rund zwei Wochen sprießen die Keime.
Majoranblüte
An einem vollsonnigen Platz im Garten ist kein zusätzlicher Dünger nötig. Die Erde sollte nicht vollständig austrocknen, in unseren Breiten ist Gießen aber in der Regel unnötig. In sehr heißen Zeiten können Sie alle zwei Tage gießen. Allerdings übersteht diese Pflanze, deren Wildform die Trockenhitze kleinasiatischer Sommer kennt, kürzere Trockenzeiten ohne Probleme.
Sie ernten am besten bei Beginn der Blüte, später schmeckt die Pflanze weniger intensiv, da viel Energie für das Bilden der Blüten verbraucht und dann weniger Öl produziert wird. Sie können die einzelnen Büschel mit Bindfäden an die Decke hängen oder auf Tüchern zum Trocknen ausbreiten.
Majoran als Gewürz
Frisch gepflückter Majoran schmeckt zwar „frischer“, getrocknet verliert die Pflanze aber nur wenig von ihrem Aroma. Sie können die getrockneten Majoranblätter in Gewürzgläser füllen oder die frischen in Pflanzenöl einlegen. Dieses Majoranöl eignet sich bestens für Pizzen, Pasta, Salate oder Saucen.
Majoran eignet sich als Gewürz für Wild, fette Würste und Braten sowie reichhaltige Eintöpfe, es harmoniert mit Linsen, dicken Bohnen und Kichererbsen, mit Grünkohl und Kartoffeln. Für die Würzung von Würsten hat das Kraut eine besondere Bedeutung, daher trägt es auch den Namen Wurstkraut. Es findet sich in Bratwürsten oder in Frankfurter Würstchen, ebenso im Erbseneintopf mit Würstchen oder zu gebratenem Speck. Oregano ist eines der wichtigsten Gewürze Italiens und gehört untrennbar zur Tomatensauce der Spaghetti und zu Pizza. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Blaschek, Wolfgang (Hg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis, Stuttgart, 2016
- Busatta, Cassiano; Barbosa, Juliana; Cardoso, Rafael Imlau et al.: Chemical profiles of essential oils of marjoram (Origanum majorana) and oregano (Origanum vulgare) obtained by hydrodistillation and supercritical CO2; in: Journal of Essential Oil Research, Volume 29, Issue 5, Seite 367-374, 2017 , Taylor & Francis Online
- dos Santos Dantas, Andrea : Origanum Majorana Essential Oil: Some Pharmacological and Toxicological Aspects; in: Biomedical Journal of Scientific & Technical Research, Volume 14, Issue 5, Seiten 10977-10978, 2019, Biomedical – Journal of Scientific & Technical Research
- Europäische Arzneimittel-Agentur: Assessment report on Origanum majorana L., herba; in: Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC), 2016 , European Medicines Agency
- Mohammadi, Shaghayegh Fakhr; Moradkhani, Shirin; Moghaddam, Masoud: Study on the effects of origanum majorana essential oil on E.coli and the Chemical constituents of Essential oil; in: International Pharmacy Acta, Volume 1, Issue 1, Seite 137, 2018 , International Pharmacy Acta
- Teuscher, Eberhard; Melzig, Matthias F.; Lindequist, Ulrike : Biogene Arzneimittel - Lehrbuch der Pharmazeutischen Biologie, Stuttgart 2020
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.