Der Maulbeerbaum ist eine sehr alte Kulturpflanze. Da die Raupe des Seidenspinners sich von Maulbeerblättern ernährt, wurden die Bäume Jahrtausende zur Seidenproduktion benutzt. Die Früchte gehören zum gesündesten Obst, auch die Blätter entfalten vielfache Heilwirkungen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Morus (Gattung)
- Volksnamen: Maulbeere, Maulbeerbaum
- Familie: Maulbeergewächse (Moraceae)
- Verbreitung: Subtropische Regionen der Nordhalbkugel, insbesondere in Nordamerika und Asien; seit der Römerzeit in Europa verbreitet, hier vor allem in wärmeren Regionen und Weinanbaugebieten (Deutschland)
- Verwendete Pflanzenteile: Früchte, Rinde und Blätter
- Inhaltsstoffe: Flavonoide (Astralagin, Quercetin, Rutin und Kaempferol), Anthocyane, Phenolsäuren, Terpenoide, Alkaloide (1-Deoxynojirimycin), Stilbenoide (Resveratrol), Cumarine, Vitamine (Vitamin A, B-Vitamine, Vitamin C), Mineralstoffe und Spurenelemente
Anwendungsgebiete: gegen Erkältung, Fieber, Blasenentzündung, Harnwegsinfekt, Verdauungsprobleme, Entzündungen, Husten, Asthma, Bluthochdruck, Schlafprobleme, für die Gesundheit von Herz, Leber und Niere, potenziell bei Arteriosklerose, Diabetes, Adipositas und Krebs
Der Maulbeerbaum – Eine Übersicht
- Die Schwarze Maulbeere (Morus nigra) und die Weiße Maulbeere (Morus alba) sind Arten aus der Gattung der Maulbeeren, die auch in Europa kultiviert werden.
- Die Weiße Maulbeere kann Winterfrost besser vertragen als andere Arten, in Deutschland gedeiht sie besonders in warmen und sonnigen Regionen.
- Seidenraupen fressen die Blätter der Weißen Maulbeere, und seit Jahrtausenden wird auf diesen Bäumen in China Seide produziert.
- Alle Pflanzenteile enthalten vielfältige und wirksame Inhaltsstoffe, die die Maulbeere zu einer beliebten Heilpflanze machen.
- Flavonoide und Alkaloide sowie weitere Pflanzenstoffe der Maulbeere weisen unter anderem antioxidative, entzündungshemmende, antiadipöse, antidiabetische, antimikrobielle Wirkungen auf.
- Die Blätter verschiedener Maulbeerbäume werden als Tee gekocht und als vielfältiges Heilmittel eingesetzt, etwa gegen Erkältungssymptome, Fieber, Entzündungen und Verdauungsprobleme aber auch zur Beruhigung.
- Die Früchte (Beeren) der Schwarzen und Roten Maulbeere lassen sich ebenso nutzen wie Brombeeren – als Saft, Sirup, Konfitüre, in Müslis, Joghurts oder Desserts.
Inhaltsstoffe
Die Nährstoffe und bioaktiven Inhaltsstoffe der Maulbeere unterschieden sich je nach Art. Laut einer Übersichtsarbeit (2022) gehören zu den wirkungsvollen Inhaltsstoffen insbesondere Flavonoide, Anthocyane, Alkaloide und Phenolsäuren. Außerdem enthalten sind Terpenoide, Stilbenoide und Cumarine.
Maulbeeren enthalten zudem Eiweiß, Aminosäuren und eine Vielzahl an Vitaminen, wie Vitamin A, B-Vitamine (B1, B2, B5, B6, B7, B9) und Vitamin C. Auch Mineralstoffe und Spurenelemente sind in höheren Mengen enthalten, darunter Kalium, Kalzium, Phosphor, Natrium, Zink, Kupfer und Selen.
Die Zusammensetzung der Bestandteile unterscheiden sich in den einzelnen Pflanzenteilen. Eine Diplomarbeit zu den pharmazeutischen Aspekten von Morus alba (2023) erläutert, dass die Früchte die meisten chemischen Verbindungen aufweisen. Das als α-Glucosidase-Inhibitor medizinisch wertvolle 1-Deoxynojirimycin (Alkaloidverbindung) steckt vor allem in den Blättern und Wurzeln.
Weitere enthaltene sekundäre Pflanzenstoffe sind Stilbenoide, zu denen auch das Antioxidants Resveratrol gehört, sowie Flavonoide mit antioxidativen Eigenschaften, wie Quercetin, Astralagin, Rutin und Kaempferol.
Wie gesund ist Maulbeere?
Der hohe Anteil an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen macht Maulbeeren zu einer sehr gesunden Nahrung. Viele dieser Stoffe kann der menschliche Organismus nicht selbst produzieren, braucht sie aber unter anderem für das Nervensystem, die Immunabwehr, die Blutgesundheit, die Verdauung, den Stoffwechsel, die Hautgesundheit und den Flüssigkeitshaushalt.
Maulbeeren enthalten Antioxidantien wie Quercetin und Resveratrol. Dies sind Stoffe, die Oxidationsprozesse im Organismus bremsen und somit den Körper vor bestimmten schädlichen Sauerstoffverbindungen (freie Radikale) schützt. Finden Stoffwechselprozesse im Körper statt, die zu einem vermehrten Vorkommen von Oxidantien führen, spricht man von oxidativem Stress.
Oxidativer Stress wird mit der Entstehung vieler Krankheiten in Zusammenhang gebracht, wie etwa Veränderungen an Zellmembranen, Proteinen und Enzymen. Durch mögliche Schädigungen am Erbgut wird eine mögliche Krebsentstehung mit oxidativem Stress in Verbindung gebracht. Außerdem scheint eine Beteiligung am Alterungsprozess vorzuliegen.
Durch Veränderungen an Zellen kann es auch zu Schädigungen an Blutgefäßen kommen, was sich negativ auf den Blutkreislauf auswirkt. Antioxidantien sollen eine Schutzwirkung etwa gegen Herzinfarkt, Schlaganfall und Arterienverkalkung aufweisen, sowie der Entstehung von Krebs entgegenwirken.
Maulbeeren – Medizinische Wirkung
Maulbeeren haben aufgrund der vielfältigen Inhaltsstoffe in unterschiedlicher Zusammensetzung in den Arten und Pflanzenteilen ein weites Wirkungsspektrum.
Im Review von 2022 werden neben den antioxidativen Eigenschaften auch entzündungshemmende
Wirkungen aufgeführt. Diese Effekte sollen gegen Krankheiten helfen können, wie Krebs, Nervenschädigungen, Fettleibigkeit, Diabetes und Gedächtnisschwund. Weiterhin sind Anti-Aging-Effekte sowie schützende Effekte für Leber und Niere bekannt und Wirkungen gegen Bakterien und Viren.
Auch eine andere pharmakologische Übersichtsarbeit (2016) listete eine große Vielfalt von medizinischen Wirkungen der in Maulbeeren (Weiße Maulbeere) enthaltenen Stoffe auf: So zeigten Flavonoide als Hauptbestandteile der Blätter antioxidative, zytotoxische und antidiabetische Effekte, sowie Wirkungen gegen Mikroben, Arteriosklerose und Übergewicht. Auch die Herzgesundheit soll gefördert werden.
Die Anthocyane und Alkaloide in den Früchten wirken ebenfalls antioxidativ, gegen Diabetes, Übergewicht und Arteriosklerose. Darüber hinaus sollen Schutzwirkungen für die Leber bestehen.
Inhaltsstoffe der Wurzelrinde, insbesondere Flavonoide, Alkaloide und Stilbenoide, haben antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften und wirken Haut aufhellend.
Weitere beschriebene Wirkungen umfassen unter anderem Effekte gegen Asthma und Depressionen sowie eine Stärkung der Immunabwehr.
Um dieses Wirkungspotenzial der Inhaltsstoffe von Morus zukünftig in pflanzlichen Arzneimitteln einzusetzen werden allerdings weitere Studien benötigt.
Effekte gegen Diabetes
Verschiedene Studien haben antidiabetische Wirkungen von Morus untersucht und sich dabei unter anderem auf die Effekte der enthaltenen Alkaloidverbindungen, wie 1-Deoxynojirimycin, und der Flavoniode (z.B. Rutin und Quercetin) konzentriert. Dabei wurden vielversprechende Wirkungsmechanismen gegen postprandiale Hyperglykämie entdeckt sowie weitere gute hypoglykämische Wirkungen.
Laut eines Reviews (2022) kann Maulbeere (Weiße Maulbeere) nach dem Essen den Glukose- und Insulinspiegel senken, aber es fehlen noch Belege für eine sichere Wirkung zur Senkung des Blutzuckerspiegels. Hier bedarf noch an weiterer Forschung.
Medizinische Anwendungen
Das höchste medizinische Potenzial haben die Blätter, die als Tee zubereitet werden. Dieser Tee wird als Mittel gegen Irritationen des Nervensystems wie Flimmern vor den Augen oder Drehschwindel sowie gegen Tinnitus, Benommenheit und Angstzustände / nervöse Erregung getrunken. Auch soll der Tee helfen den Blutdruck zu senken und den Schlaf zu fördern.
In Asien wird ein Tee aus Blättern des Maulbeerbaums traditionell bei Erkältung und Fieber eingesetzt. Außerdem soll er bei Blasenentzündung, Harnwegsinfekten, Diabetes und zu hohem Blutdruck helfen.
Die getrockneten Früchte sind insbesondere eine Nahrungsergänzung, um dem Körper vollwertige Nährstoffe zukommen zu lassen. Auch sollen die Beeren den Appetit auf Süßes reduzieren und somit beim Abnehmen helfen. In der traditionellen Anwendung wird sich auch auf Wirkungen gegen Ödeme, Karies und Husten berufen.
Tee aus den getrockneten Früchten wird genutzt gegen Entzündungen in Mund und Rachen. Der Saft wird gegen Fieber getrunken und um Verdauungsprobleme zu beheben.
Die Maulbeerbaum-Rinde wird als Tee mindestens 20 Minuten aufgekocht und dann eingesetzt, um den Auswurf bei Husten zu fördern, den Harn zu treiben und gegen Kopfschmerzen.
Volksmedizin und Kulturgeschichte
Die antiken Griechen sahen in den Früchten eine Speise der Götter, bei den Römern waren die Maulbeerbäume Symbol der Weisheit. Maulbeeren werden in China / Ostasien seit Jahrtausenden kultiviert, im Mittelmeerraum ebenfalls in der Antike.
Die chinesische Seidenproduktion war lange in Zentraleuropa ein Geheimnis. Als bekannt wurde, dass die Seidenraupe den Rohstoff produziert und sich diese Falterlarve ausschließlich von den Blättern der Maulbeeren ernährt, wurden die Bäume mit den Raupen zusammen eingeführt. Der Preußenkönig Friedrich I entwickelte im 18. Jahrhundert eine systematische Seidenproduktion in Mitteleuropa und ließ Plantagen Weißer Maulbeerbäume anpflanzen.
Auch in Mitteleuropa rückten frühzeitig die (in China seit Jahrtausenden bekannten) Effekte für die Gesundheit in den Vordergrund. So galten getrocknete Maulbeeren als Mittel zum Schutz der Leber und ihrer Funktion.
Tee aus den Früchten und Blättern wurde gegen Fieber, Husten und Halsschmerzen getrunken. Im Wärmeoptimum des Hochmittelalters gediehen Maulbeeren prächtig im heutigen Deutschland. In der folgenden Kleinen Eiszeit, die ihren Höhepunkt im 16.-18. Jahrhundert erreichte, verschob sich das Gebiet des Maulbeeranbaus nach Süden.
Die chinesische Heilkunde setzte Weiße Maulbeere seit Menschengedenken gegen zahlreiche Erkrankungen ein, unter anderem gegen inneren Parasiten, Infektionen der oberen Atemwege und Augenentzündungen. Stillende tranken Tee aus den Blättern, da dieser den Milchfluss anregen sollte.
Maulbeertee wurde getrunken, um Arthrose vorzubeugen oder zu lindern. Frische Früchte wurden und werden in China gegessen, um die Verdauung zu fördern und den Blutdruck zu senken. Ein Pulver aus getrockneten Früchten war ein „Superfood“, das Energie brachte – etwa auf strapaziösen Reisen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Weder die Früchte noch die Blätter führen bei Einnahme generell zu Nebenwirkungen. Allerdings raten Fachleute, Maulbeeren nur mäßig zu konsumieren, das heißt rund 40 Gramm getrocknete Beeren pro Tag.
Da Maulbeeren den Harntrieb und die Verdauung fördern, führt ein übermäßiger Konsum zu Durchfall.
Frische und getrocknete Maulbeeren kaufen
Getrocknete Maulbeeren erhalten wir in Deutschland in Reformhäusern oder Naturkostläden. Sie stammen meist aus dem Iran oder der Türkei. Dort werden sie auf Tüchern in der Sonne getrocknet.
Weiße Maulbeere ist sehr süß, und diese Süße konzentriert sich in den getrockneten Früchten. Diese können statt Zucker verwendet werden oder wie Rosinen in Müslis und Joghurt. Getrocknete Weiße Maulbeeren werden fester, wirken glasig, und die weiße Farbe verändert sich zu einem Ocker-Ton.
Frische Maulbeeren gibt es in Deutschland nur sehr selten und dann meist aus heimischer Produktion. Maulbeerfrüchte sind empfindlich und überstehen längere Transportwege nur bei entsprechender Lagerung.
Morus – Baum und Strauch
Maulbeeren wachsen, je nach Lage und Sorte, zu Sträuchern oder Bäumen aus. Bei der Weißen, Roten und Schwarzen Maulbeere wachsen diese Pflanze sechs bis 15 Meter in die Höhe. Es handelt sich um sommergrüne Gewächse, die ihr Laub im Herbst abwerfen.
In Deutschland gedeiht von allen Arten die Weiße Maulbeere am besten. Sie erträgt auch längere Frostperioden, benötigt aber, wie ihre Verwandten, einen warmen Platz in voller Sonne.
Beeren des Maulbeerbaums essen und verarbeiten
Schwarze Maulbeeren erinnern im Geschmack an süße Brombeeren, haben dabei aber ein unverkennbar eigenes Aroma. Sie schmecken süß-sauer und würzig und lassen sich zu Marmelade, Gelee, Mus, Sauce oder Eis verarbeiten. Weiße Maulbeeren sind wesentlich süßer, aber weniger aromatisch.
In der Türkei und im Iran gibt es unzählige Rezepte mit Roten und Schwarzen Maulbeeren. So wird der Saft angedickt und mit Nüssen zu Fruchtgummi verarbeitet – eine Süßigkeit für die kalte Jahreszeit.
Eingedickter Roter Maulbeersaft wird im Iran als Brotaufstrich genutzt und gilt als „Energiebombe“. Der eingedickte Saft wird getrunken gegen Erkältung und allgemeine Schwäche. Er dient dazu den Körper nach einer Erkrankung wieder belasten zu können. Sportler nutzen ihn auch als „Vitalspritze“, um verbrauchte Energie schnellstmöglich wieder aufzutanken. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Junyu Hao, Yufang Gao, Jiabao Xue et al.: Phytochemicals, Pharmacological Effects and Molecular Mechanisms of Mulberry, in: Foods 2022, Volume 11, Issue 8, 1170, Seiten 1-19, 2022, MDPI
- Eric Wei-Chiang Chan, Phui-Yan Lye, Siu Kuin Wong: Phytochemistry, pharmacology, and clinical trials of Morus alba, in: Chinese Journal of Natural Medicines, Volume 14, Issue 1, Seiten 17-31, 2016, ScienceDirect
- Hye In Jeong, Soobin Jang, Kyeong Han Kim: Morus alba L. for Blood Sugar Management: A Systematic Review and Meta-Analysis, in: Evidence Based Complementary Alternative Medicine, Volume 2022, 2022, Hindawi
- Johanna Karin Schmid: Pharmazeutische Aspekte von Morus alba, Diplomarbeit, 55 Seiten, Karl-Franzens-Universität Graz, Januar 2023, Universitätsbibliothek Graz
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.