Die Wurzel des Meerrettichs dient als Gewürz, Beilage und Heilkraut. Er ist für seine Schärfe bekannt, die vor allem auf die enthaltenen Senföle zurückzuführen ist. Neben der Anwendung in der Küche hat Meerrettich auch als Heilpflanze viel zu bieten – so hilft er etwa gegen Blasenentzündung, Erkältungssymptome oder Verdauungsbeschwerden.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Armoracia rusticana
- Volksnamen: Pferderettich, Bauernsenf, Rachenputzer, Kren, Kree, Grien
- Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
- Verbreitung: Ursprünglich Ukraine, bereits in der Antike in Westeuropa, heute überall in kühl gemäßigtem Klima
- Verwendete Pflanzenteile: Die Wurzel
- Inhaltsstoffe: Vitamin B1 / B 2 / B 6, Vitamin C, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Cumarine, Allicin, Flavone, Senfölglykoside (Sinigrin und Gluconasturtiin), ätherische Öle / Senföle (z.B. Allyl-, Butyl-, Methyl-, Ethyl-, 2-Phenylethylen-Senföl); außerdem Aminosäuren (Asparagin, Glutamin, Arginin), Schwefel und Peroxidase (Enzym)
- Anwendungsgebiete: Erkältung, Husten, Verdauungsbeschwerden, Magen-Darm-Probleme, Infektionen mit Bakterien, Viren und Pilzen, Blasenentzündung / Harnwegsinfektion, Ischiasbeschwerden, Nervenschmerzen, Kopfschmerzen, Rheuma, Gicht
Meerrettich – Eine Übersicht
- Meerrettich wächst verwildert auf nährstoffreichen und feuchten Lehmböden, oft in der Nähe von Flüssen oder Bächen.
- Angebaut wird Kren in Deutschland schon seit dem Mittelalter und fand auch in der Volksmedizin bereits Anwendung.
- Meerrettich lässt sich einfach selbst anbauen. Dies hat den Vorteil, die medizinisch wirksamen Stoffe direkt aus der frischen Wurzel in vollem Umfang nutzen zu können.
- Das begehrte Senföl des Meerrettichs stammt nicht aus den oberirdischen Teilen, sondern aus der Wurzel.
- Die Senföle im Meerrettich dienen der Pflanze dazu, Fressfeinde und pathogene Mikroben abzuwehren oder sogar abzutöten. Im menschlichen Organismus entfalten sie ebenfalls starke Effekte gegen Bakterien, Viren, Pilze und bieten weitere effektive Wirkungen.
- Die Wurzel des Meerrettichs ist auch beliebt in der Küche als scharfes Gewürz und Aromageber. In Dips, Saucen oder als Beilage ist es eine beliebte Zutat für vielen Speisen.
Inhaltsstoffe
Die Wurzel des Meerrettichs enthält ein breites Spektrum gesunder Inhaltsstoffe, darunter B-Vitamine (B1, B 2 und B 6), Vitamin C, Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Cumarine, Allicin und Flavone.
Bedeutende Stoffe für Geschmack und Heilwirkungen sind vor allem die enthaltenen Senfölglykoside (wie Sinigrin und Gluconasturtiin) und die beim Verarbeiten entstehenden ätherischen Öle / Senföle (z.B. Allyl-, Butyl-, Methyl-, Ethyl-, 2-Phenylethylen-Senföl).
Hinzu kommen fixierter Schwefel, das Enzym Peroxidase und verschiedene Aminosäuren, wie Asparagin, Arginin, Glutamin.
Medizinische Wirkungen von Meerrettich
Die Meerrettichwurzel als pflanzliches Arzneimittel hat anerkannte medizinische Wirkungen bei einer äußeren und inneren Anwendung. Laut Kommission E ist eine Unbedenklichkeit und Wirksamkeit belegt für Anwendungen bei Entzündungen der Atemwege, bei Infektionen der ableitenden Harnwege und bei leichten Muskelschmerzen.
Die Senföle haben starke Wirkungen gegen Bakterien und bekämpfen ebenso Viren und Pilze (zum Beispiel pathogene Darmpilze). Eine 2013 veröffentlichte Studie aus Südkorea verwies darauf, dass aus Meerrettichwurzel extrahierte Stoffe (Isothiocyanate, Abkürzung: ITC) ein Kandidat gegen mikrobielle Infektionen im Mundraum sein könnten.
Diese ätherischen Öle/ Senföle haben zudem eine immunstimulierende Wirkung und verleihen gleichzeitig dem Meerrettich seinen scharfen Geschmack.
In Verbindung mit Kapuzinerkresse wirkt Meerrettichwurzel gegen viele pathogene Bakterienstämme und hemmt Entzündungen. Ausdrücklich empfohlen werden pflanzliche Präparate mit Meerrettichwurzel und Kapuzinerkresse auch bei Blasenentzündungen.
Einer Studie (2021) und antidiabetischen Analyse nach, ist Meerrettich potenziell als Mittel zur Verbesserung von Typ-2-Diabetes geeignet. Moleküle, die die Untersuchung der Phytochemie entdeckte, zeigten starke Effekte gegen diese Erkrankung.
Wie wirkt Senföl?
Senföle, die auch im Meerrettich enthalten sind, fördern die Durchblutung, helfen gegen Erschöpfung und lindern die Symptome von Grippe und Erkältungserkrankungen. Sie wirken schleimlösend und treibt außerdem Schweiß und Tränen. Auch reizten sie die Haut. Senföle helfen gegen Schmerzen, entspannen Krämpfe und bekämpfen Mikroben.
Die Senföle im Meerrettich haben eine starke nachgewiesene Wirkung gegen grampositive wie gramnegative Bakterien, die beim Menschen Krankheiten auslösen können. Meerrettichöl zerstört das Toxin Streptolysin O, das die infektiösen Streptokokken und Staphylokokken entwickeln. Senföle sind pflanzliche Antibiotika.
Meerrettichöl bekämpft außerdem Hefepilze, Spross- und Schimmelpilze und pathogene Pilze, die im menschlichen Körper Krankheiten auslösen können. Wirkungen gegen verschiedene Viren sind ebenso belegt.
Erst bei der Verarbeitung der Wurzel (zum Beispiel schneiden und reiben) werden durch die Verletzung der Pflanzenzellen und aktivierten Enzyme aus den inaktiven Senfölglykosiden die Senföle freigesetzt. Jetzt entfaltet der Meerrettich auch erst seinen typisch scharfen Geruch und seine heilsamen Wirkungen.
Medizinische Anwendungen
Meerrettichwurzel wird medizinisch vielfältig genutzt: Frisch oder getrocknet, in Stücke geschnitten und gegessen, als gepresster frischer Saft oder in Salben.
Als Hausmittel wird Meerrettich gegessen, um vor allem Erkältungskrankheiten vorzubeugen und eine bestehende Grippe zu behandeln. In der Hausapotheke ist Meerrettich nach wie vor als Hustenlöser bekannt, allerdings weitgehend verdrängt durch Fertigpräparate. Meerrettich ist auch in Kombinationspräparaten zu finden, die in der Apotheke erhältlich sind.
Breiumschläge mit geriebener Wurzel werden äußerlich eingesetzt gegen rheumatische Beschwerden, Gicht, generell gegen Nervenschmerzen und gegen Insektenstiche. Gegen Kopfschmerzen wird Meerrettich gerieben und das ätherische Öl eingeatmet.
In Speisen, besonders in Saucen, dient Meerrettich nicht nur als Aromastoff, sondern wird auch genutzt, um die Verdauung zu fördern.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Meerrettich darf nicht konsumiert werden, wenn Sie an Magen- oder Darmbeschwerden sowie an Nierenentzündungen leiden. Bei Störungen der Schilddrüse (Hashimoto) wird von Meerrettich-Anwendungen abgeraten.
Roher Meerrettich kann im Mundraum brennende Schmerzen auslösen und in großen Mengen zu Durchfall wie zu Erbrechen führen.
Bei Kindern unter 4 Jahren ist Meerrettichwurzel nicht anzuwenden.
Volksmedizin und Medizingeschichte
Meerrettich wurde in Mitteleuropa und Deutschland bereits im Mittelalter angebaut und war zu dieser Zeit bis in die frühe Neuzeit ein Heilkraut, das gegen diverse Erkrankungen eingesetzt wurde, mehr äußerlich als innerlich. Besonders ging es darum, durch das Auftragen des Saftes Reaktionen der Haut auszulösen.
Meerrettich wurde in größeren Mengen geschluckt, um bei Vergiftungen Erbrechen auszulösen und gegessen, um die Verdauung zu fördern. Die geriebene Wurzel aßen Erkrankte gegen Wechselfieber, Ausbleiben der Menstruation, krankhafte Wasseransammlungen im Bauchraum und Skorbut.
Skorbut ist eine Mangelerkrankung, die entsteht, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum zu wenig Vitamin C erhalten (Vitaminmangel). Meerrettich galt bereits als Mittel gegen diese Krankheit, bevor Vitamine bekannt waren. Da die Wurzel Vitamin C enthält, war der Einsatz gegen Skorbut plausibel.
Hildegard von Bingen erwähnte Meerrettich als Gewürz- und Heilpflanze und empfahl ihn etwa bei Herz- und Lungenerkrankungen sowie bei Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Zahnschmerzen.
Meerrettich Rezepte: Meerrettichsoße, Meerrettichsuppe und Meerrettich-Dip
Um eine Meerrettichsoße herzustellen, erhitzen Sie Butter in einem Topf und rühren Mehl in die geschmolzene Butter ein, bis die Mischung leicht angeröstet ist. Dann gießen Sie Gemüsebrühe und Sahne hinzu und lassen alles zwei Minuten köcheln.
Sie putzen frische Meerrettichwurzel und reiben diese fein. Den geriebenen Meerrettich geben Sie löffelweise in die Soße und schmecken mit Salz, Pfeffer und Muskat ab. Je länger Sie die Mischung jetzt kochen lassen, umso dickflüssiger wird die Soße. Am Ende geben Sie gehackte Petersilie hinzu.
Eine Meerrettichsuppe braucht keine Mehlschwitze. Sie können einfach Zwiebeln in Würfel schneiden und anbraten. Gewürfelte Kartoffeln und Möhren passen gut dazu – diese können Sie ebenfalls mit etwas Fett dünsten. Dann löschen Sie alles mit Gemüsebrühe und Weißwein ab und geben geriebenen Meerrettich hinzu. Wenn die Speise gar gekocht ist, geben Sie etwas Sahne hinzu, damit die Suppe cremig wird.
Besonders beliebt ist Meerrettich in Dip. Diese passen zu Fisch, Rindfleisch, Geflügel, Fondue, gegrilltem Gemüse und zu kaltem Büffet oder auch zu geröstetem Brot.
Für einen Dip schälen Sie Meerrettich, reiben ihn fein und mischen ihn mit Zitronensaft. Sie rühren saure Sahne und Crème fraîche ein. Dazu geben Sie fein gehackten Schnittlauch, Kerbel und Dill und rühren ihn ein. Abgeschmeckt wird der Dip mit Salz, Pfeffer, wenig Zucker und Paprikapulver.
Meeerrettich richtig lagern und haltbar machen
Meerrettich lässt sich trocknen, einlagern, einfrieren oder einlegen. Haben Sie gerade frisch geerntet und wenig Zeit, dann können Sie ganze Wurzeln einfrieren. Vor dem Zubereiten lassen Sie diese dann auftauen. Aufgetauter Meerrettich verliert allerdings die knackige Konsistenz der frischen Wurzel.
Auf dem Land wurde geernteter Meerrettich früher in Kisten mit feuchtem Sand gelagert. Das können Sie heute nachahmen, indem Sie die ungewaschenen Wurzeln in ein Gefäß geben und sie dann mit Sand bedecken. Sie können den ungeschälten Meerrettich ebenso in ein feuchtes Tuch einlegen und in den Kühlschrank legen. Dort hält er sich mehrere Wochen.
Meerrettich pflanzen und ernten
Um frischen Meerrettich zu gewinnen, können Sie Pflanzen beziehungsweise Stecklinge kaufen und selbst anbauen. Meerrettich vermehrt sich über Seitenwurzeln. Diese dienen als Stecklinge, die sogenannten Fechser, und werden einfach schräg in eine Furche gelegt und mit Erde bedeckt.
Achten Sie beim Kauf darauf, dass diese Seitenwurzeln mindestens einen Zentimeter dick und um die 30 Zentimeter lang sind und weder schlapp noch ausgetrocknet.
Meerrettich lässt sich in unseren Breiten leicht anbauen. Die Staude ist winterhart und zäh. Sie wächst in der Sonne sowie im Halbschatten und kommt mit den meisten Böden klar. Für den Verzehr sollten Sie ihn jedoch in Erde mit reichlich Humus pflanzen, denn dann bildet er besonders viel Aroma und Vitalstoffe.
Am besten gedeiht die Pflanze in leicht lehmigen Mischböden: Sehr lehmige Böden führen dazu, dass Meerrettich verholzt, und sandige Erde bedeutet weniger Geschmack. Ist der Standort günstig, dann müssen Sie sich über das Gedeihen kaum noch Sorgen machen – im Gegenteil: Meerrettich ist hartnäckig, wenn er sich einmal angesiedelt hat. Selbst kleine Wurzelstücke treiben aus. Es ist sogar ratsam, Meerrettich in Abstand zu anderen Gemüsepflanzen zu ziehen, damit er diese nicht verdrängt.
Während das Anpflanzen des Meerrettichs wenig gärtnerische Profession erfordert, profitieren Sie von dem vollen Aroma, das nur die frisch ausgegrabenen Wurzeln bieten.
Meerrettich wird in der kalten Jahreszeit geerntet, besonders im November. Sie können die Wurzeln den gesamten Winter lang aus der Erde ziehen. Dafür heben Sie an frostfreien Tagen die Wurzeln mit einer kleinen Schaufel heraus, entfernen die Blätter und die Erde. Dabei dürfen Sie Wurzeln, die Sie lagern wollen, nicht beschädigen, sonst halten sie sich nicht lange. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Anam Javaid, Usman Ali Ashfaq, Zeeshan Zafar et al.: Phytochemical Analysis and Antidiabetic Potential of Armoracia Rusticana: Pharmacological and Computational Approach, in: Combinatorial Chemistry and High Throughput Screening, Volume 24, Issue 3, Seiten 465-471, 2021, Bentham Science
- Ho-Won Park, Kyu-Duck Choi, Il-Shik Shin: Antimicrobial activity of isothiocyanates (ITCs) extracted from horseradish (Armoracia rusticana) root against oral microorganisms, in: Biocontrol Science, Volume 18, Issue 3, 2018, J-STAGE
- Ursula Stumpf: Meerrettich: Die bayerische Zitrone, in: Thieme Natürlich Medizin, 25.08.2023, URL: https://natuerlich.thieme.de/therapieverfahren/phytotherapie/detail/meerrettich-die-bayerische-zitrone-1283 (Stand: 23.02.2024)
Wichtiger Hinweis:
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