Meerträubel – Inhaltsstoffe, Wirkung und Anwendung

Die Pflanzen der Gattung Meerträubel sind zumeist verholzende Sträucher, die in Eurasien, Nordafrika und Amerika wachsen. Sie enthalten Ephedrin, ein Ausgangsstoff für die chemische Synthese der gefährliche Droge Metaamphetamin. Ebenso gilt es als Dopingmittel. Daher ist Ephedra nur mit ärztlichem Rezept in Apotheken erhältlich.

Steckbrief

• Wissenschaftlicher Name (Gatttung): Ephedra
• Volksnamen: Meerträubelkraut, Mormonentee, Meerträubchen, Ephedrakraut, Ephedrae herba
• Familie: Meerträubelgewächse (Ephedraceae)
• Verbreitung: Die etwa 70 Arten sind in weiten Teilen Eurasiens, Nordafrikas, Nord- und Südamerikas außerhalb der Tropen und arktisch- / subarktischen Regionen verbreitet
• Verwendete Pflanzenteile: Kraut, Wurzeln und Rhizom (getrocknet)
• Inhaltsstoffe: Das Kraut enthält Alkaloide wie Ephedrin und Pseudoephedrin, Norpseudoephedrin, Methylephedrin, Flavonoide, Catechine (Gerbstoffe), Lignanderivate, Phenolcarbonsäuren und deren Derivate und ätherisches Öl; Das Rhizom enthält Mahuannine, Tyrosinbetain, Feruloylhistamin, Ephedradin und Ephedrannin
• Anwendungsgebiete: Atemwegserkrankungen, Schnupfen, Husten, Asthma, Hypotonie, Schlafkrankheit (Narkolepsie), zum Aufputschen und Euphorisieren (Partydroge)
• Vorsicht: hohe Dosierungen von Ephedrin können gefährlich sein und es besteht Suchtgefahr.

Meerträubel – Eine Übersicht

• Meerträubelkraut ist vor allem bekannt als Quelle der Alkaloide Ephedrin und Pseudoephedrin.
• Mahuang (Ephedrawurzel) aus der Meeträubel-Art Ephedra sinica wird in China seit sehr langer Zeit als Arzneimittel genutzt.
• Ephedrin wurde 1885 erstmals aus Ephedra vulgaris isoliert, später vermarktete die Firma E. Merck synthetisches Ephedrin unter dem Namen Ephetonin als Asthmamittel.
• Heute sind alle Ephedra-Zubereitungen in Deutschland rezeptpflichtig und werden im Sport als Dopingmittel bewertet.
• Nebenwirkungen und Gegenanzeigen führten dazu, dass Ephedrin nur noch selten medizinisch genutzt wird und vor dessen Einnahme oftmals abgeraten wird.
• Auch als Heilpflanze ist Meerträubel heute weitestgehend nicht mehr gebräuchlich.
• Ephedrin ist der Basisstoff für Methamphetamin und als Partydroge bekannt.

Meerträubel – Inhaltsstoffe

Das Meerträubelkraut ist vor allem bekannt als Quelle des Alkaloids Ephedrin. Aber auch andere Alkaloide vom 2-Aminophenylpropantyp sind enthalten, wie Pseudoephedrin und darüber hinaus auch Norephedrin und Methylephedrin.

Außerdem enthalten sind Flavonoide, Catechine (Gerbstoffe), Lignanderivate, Phenolcarbonsäuren und deren Derivate sowie ätherisches Öl.

Das Rhizom liefert Mahuannine (Bisflavonoide), Tyrosinbetain (Maokinin), Feruloylhistamin, Ephedradin und Ephedrannin. (Hiller und Melzig, 1999)

Medizinische Wirkung von Ephedrin und Pseudoephedrin

Ephedrin wurde 1885 erstmals durch Nagai Nagayoshi aus Ephedra vulgaris, dem Gewöhnlichen Meerträubelkraut isoliert. Die Firma E. Merck vermarktete synthetisches Ephedrin später unter dem Namen Ephetonin als Asthmamittel.

Ephedrin gehört als Alkaloid zu den Phenylethylaminen. Es stimuliert und ist zusammen mit Pseudoephedrin das Hauptalkaloid in Meerträubel. Ephedrin und Pseudoephedrin haben vielfältigen medizinisch Nutzen und werden dafür auch synthetisch produziert. Vor allem dienen sie als Mittel gegen Asthma bronchiale und zum Abschwellen der Nasenschleimhäute bei Schnupfen und Nasennebenhöhlenentzündungen.

In der Augenheilkunde kann Ephedrin als Ersatz für Atropin verwendet werden. Heute wird Ephedrin allerdings in der Medizin kaum noch zu diesen Zwecken eingesetzt, da die möglichen Nebenwirkungen im Vergleich zu anderen ähnlich wirkenden Stoffen riskant sind.

Ephedrin wird heute nur noch gelegentlich ärztlich genutzt, um den Blutdruck zu steigern oder bei der Behandlung der Schlafkrankheit (Narkolepsie). Bei dieser Erkrankung kommt es zu Schläfrigkeit und plötzlichen Schlafattacken. Das aufputschende Ephedrin wirkt dem entgegen.

Ephedrin wirkt ähnlich, jedoch schwächer und dafür langanhaltender als das körpereigene Stresshormon Adrenalin. Es erhöht den Blutzucker, steigert den Blutdruck und die Herzfrequenz, es erweitert die Bronchien und hemmt den Appetit. Aufgrund dieser Effekte findet es sich in Arzneien gegen niedrigen Blutdruck, chronische Bronchitis, Asthma, Husten und zum Abschwellen der Schleimhäute.

Oft ist es auch in Medikamenten enthalten, die eine Diät begleiten und das Abnehmen von Körpergewicht verstärken sollen. Im Sport gehört Meerträubel, laut einer Übersichtsarbeit von 2012 zu den Pflanzen, die traditionell genutzt werden, um die Leistung zu steigern. Der Konsum von Ephedra vor sportlichen Wettkämpfen gilt als verbotenes Doping.

Ephedrin setzt Noradenalin frei und überwindet die Blut-Hirnschranke. Euphorisierende und aphrodisierende Effekte treten auf. In Verbindung mit Koffein kommt es, laut einem Fachartikel von 2005, zu einer signifikanten Erhöhung der Herzfrequenz und des Blutdrucks.

Um den Blutdruck zu steigern, darf Ephedrinhydrochlorid ausschließlich intravenös verabreicht werden – durch einen Anästhesisten, eine Anästhesistin oder unter deren Kontrolle. Arzneien mit Ephedrinhemisulfat in geringer Dosierung gegen Erkältung wird oral eingenommen.

Folgende, in Deutschland erhältliche, Medikamente enthalten Pseudoephedrin: Rhinopront® Kombi, Aspirin Complex®, Boxagrippal®, Reactine® duo, Spalt Grippal® und Wick DuoGrippal®.

Ephedrin und Metaamphetamin

Ephedrin wird heute in Deutschland nur selten ärztlich verschrieben. In Verruf kam der Stoff, da er hauptsächlich für nichtmedizinische Zwecke genutzt wurde, nämlich als Partydroge, die das Schlafbedürfnis verringert. Zudem ist Ephedrin der Basisstoff für Methamphetamin – und dies gilt als mit das gefährlichste unter allen Suchtmitteln.

Medizinische Effekte von Flavonoiden

Meerträubel enthält nicht nur Alkaloide, sondern auch Flavonoide. Flavonoide haben viele gesundheitsfördernde Wirkungen, die wissenschaftlich erwiesen wurden. Zu den wichtigsten Effekten gehören antioxidative, antimikrobielle, entzündungshemmende und antiallergische Effekte.

Auch Wirkungen gegen Krebs (antiproliferativ und antikarzinogen) wurden unter den Pharmakologischen Effekten von Flavonoiden in einer Dissertation (2012) erwähnt.

Einige Flavonoide sollen auch Herz-Kreislaufs-Erkrankungen entgegenwirken sowie Herzinfarkten und Schlaganfällen vorbeugen.

Eine Studie (2016) kam außerdem zu dem Ergebnis, dass ein hoher Anteil von Flavonoiden in der Ernährung dazu beitragen könnten, dass im Erwachsenenalter eine Gewichtserhaltung erleichtert wird und dadurch einer zunehmenden Fettleibigkeit entgegengewirkt werden könnte.

Meerträubel – Unerwünschte Nebenwirkungen und Gegenanzeigen

Ephedrin putscht auf. Es steigert den Blutdruck und die Herzfrequenz. Außerdem stoppt es Appetit und Heißhunger. Die Wirkung entspricht der von Stresshormonen. Deshalb sind die ungewollten Nebenwirkungen von Ephedrin bei hohen Dosierungen und / oder erhöhter Sensibilität stark.

Die Einnahme von Ephedrin hat sich, laut medizinischen Richtlinien, auf die niedrigste effektive Dosis und den kürzest möglichen Zeitraum zu beschränken. Die aufputschende Wirkung ist real und bedeutet für den Körper einen Ausnahmezustand und Dauerstress. Dies kann bei Überdosierung zu Angststörungen und Schlaflosigkeit und zu innerer Unruhe führen.

Herzrhythmusstörungen und Herzrasen sind möglich – sogar Todesfälle durch Herzstillstand traten auf. Auch Nervosität, Halluzinationen, Delirium, Kopfschmerzen, Krämpfe, Übelkeit, extremes Schwitzen und Tremor sind möglich. Die Einnahme von Ephedrin kann zur Abhängigkeit führen.

Da Ephedrin die Plazentaschranke durchdringt und auch in die Muttermilch übertritt, dürfen Schwangere und Stillende es nicht einnehmen. Bei Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff darf Ephedrin nicht eingenommen werden. Unter anderem bei folgenden Krankheiten muss Ephedrin vermieden werden: Arteriosklerose, Aneurysma, Bluthochdruck oder gesteigerter Herzfrequenz. In Kombination mit MAO-Hemmern dürfen Sie kein Ephedrin einnehmen.

Traditionelle medizinische Anwendungen

Meerträubelkraut wird traditionell als Tee gekocht und bei Asthma, erkrankten Atemwegen, Schnupfen und Bronchitis getrunken. Es ist ein Hausmittel gegen Erkältungen.

In der Volksheilkunde finden sich zahlreiche Zubereitungen diverser Arten von Meeträubel: Absude, flüssige Extrakte, Tinkturen, Tees und Pulver. Eine Tinktur aus Meerträubel und klarem Schnaps sollte rheumatische Schmerzen lindern. In der chinesischen Volksheilkunde werden Zubereitungen aus der Wurzel äußerlich bei Schweißausbrüchen und Nachtschweiß angewandt.

Ephedrin – Gesetzeslage

Ephedrin und Pseudoephedrin sind in der Europäischen Union als Drogenausgangsstoffe gelistet, die überwacht werden. Mit ihnen umzugehen ist stark eingeschränkt durch das Grundstoffüberwachungsgesetz. Methamphetamin, das auf der Basis von Ephedrin produziert wird, fällt in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz. Handel, Besitz und Produktion sind strafbar. Für Sportler bei Wettkämpfen ist Ephedrin verboten.

Ephedrinpräparate waren bis 2001 in Deutschland frei in Apotheken erhältlich, können aber seit 2006 nur per ärztlichem Rezept erworben werden. Das gilt ausdrücklich auch für Pflanzenteile des Meerträubels.

Führt der Konsum von ephedrinhaltigen Produkten zu einer Fahruntüchtigkeit, dann kann dies nach § 316 StGB als Straftat gewertet werden. (Dr. Utz Anhalt)