Moose gibt es seit hunderten Millionen Jahren – damit gehören sie zu den ältesten Landpflanzen, die eine Toleranz gegen Austrocknung entwickelt haben. Für die Gesundheit sind Moose wichtig, da sie der Luft Schadstoffe entziehen und wirksam potenzielle Krankheitserreger abwehren.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Gruppen / Abteilungen: Hornmoose (Anthocerotophyta), Laubmoose (Bryophyta), Lebermoose (Marchantiophyta)
- Volksnamen: Moos, Moor, Mies, Miesch
- Verbreitung: weltweit
- Verwendete Pflanzenteile: Die gesamte Pflanze
- Inhaltsstoffe: Pigmente / Farbstoffe (Chlorophyll a und b), Zellulose (Zellwände), sekundäre Pflanzenstoffe, wie Flavonoide, Phenole Terpene und Terpenoide
- Anwendungsgebiete: bei Wunden, Entzündungen, infektiösen Hauterkrankungen, die etwa durch Bakterien und Pilze verursacht werden, zur Luftreinigung und Feuchtigkeitsaufnahme
Moose – Eine Übersicht
- Moose wehren sich mit stark wirkenden Stoffen gegen Bakterien, Pilze und natürliche Fressfeinde.
- Belegte antimikrobielle Wirkungen, vor allem gegen Pilze und Bakterien, sowie entzündungshemmende Effekte machen Moose zu einer interessanten Pflanze für medizinische Anwendungen.
- Lebermoos heißt so, weil die Form an eine Leber erinnern soll. Mit der Pflanze wurden früher nach dem Grundsatz „Ähnliches heilt Ähnliches“ Lebererkrankungen behandelt. Dieser Effekt ist bislang nicht nachgewiesen.
- Moose wurden früher als Wundauflage benutzt, als Windel und als Menstruationsbinde. Sie eignen sich dazu aus zwei Gründen: Moose speichern enorm viel Flüssigkeit und wehren zugleich Keime ab.
- Auch können Moose helfen die Luft zu reinigen, da sie kleinteilige Schadstoffe aufnehmen. Durch ihre vergrößerte Oberfläche können sie dies effektiver als Höhere Pflanzen.
- Gärtner entfernen Moose oft als „Unkraut“ – ein Fehler. Gerade vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung und des Biodiversitätsverlusts sind Moose eine wertvolle Alternative zum Rasen.
Moose – Inhaltsstoffe
Moose haben je nach Art unterschiedliche Inhaltsstoffe. Wie in allen anderen grünen Pflanzen findet man zum Beispiel Pigmente / Farbstoffe für die Photosynthese (Chlorophyll a und b) und Zellulose in den Zellwänden. Dafür fehlt allen Moosen zum Beispiel Lignin in den Zellwänden.
Moose enthalten diverse sekundäre Pflanzenstoffe. Im Einzelnen gibt es hier wenige Untersuchungen bei Moosen zu den Inhaltsstoffen und Ihren Wirkungen. Weitreichend bekannt ist, dass eine Vielzahl von Moosen Flavonoide, Phenole und Isoprenoide (Terpene und Terpenoide) enthalten.
Diese Inhaltsstoffe sind bekannt als bioaktive Substanzen mit gesundheitsfördernden Wirkungen- insbesondere antimikrobielle und auch entzündungshemmende Effekte. Auch ein starker Fraßschutz ist bei vielen Moosen gewährleitet, weshalb die meisten Pflanzenfresser Moose meiden.
Medizinische Wirkungen
Moose wirken gegen Bakterien. Escherichia coli ist ein natürlich vorkommendes Bakterium im Darm und Bestandteil der Darmflora. Bei einem geschwächten Immunsystem oder unter anderen Faktoren kann Escherichia coli aber auch eine Durchfallerkrankung auslösen. Starke Bauchschmerzen, wässriger Stuhl, Übelkeit und Erbrechen gehen dabei einher.
Versuche belegten, dass Moosextrakte etlicher Moosarten aus aller Welt gegen Pilze und Bakterien, wie zum Beispiel gegen Escherichia coli, wirken. Ein Moosexperte, Jan Peter Frahm, kommentierte diese Wirkung folgendermaßen: „Das braucht nicht zu verwundern: hätten die Moose diese Wirkung nicht, wären sie von Pilzen und Bakterien gefressen worden und ausgestorben.“ (Quelle: Umwelt und Gesundheit 1/2008)
Die Effektivität dieser antimikrobiellen Wirkung ist bei den verschiedenen Moosarten und Extrakten unterschiedlich – als besonders wirksam haben sich Lebermoose gezeigt.
Eine Studie aus Südkorea (2021) belegte, dass Lebermoos auch gegen entzündungsbedingte Erkrankungen wirkt und sich vermutlich auch gut in medizinischen Präparaten verarbeiten lässt. Ein Methanolextrakt aus Lebermoos mit bioaktiven Komponenten vom Typ Bisbibenzyl ist, dem Forscherteam zufolge, ein Kandidat für Arzneien gegen entzündliche Hauterkrankungen.
Eine chinesische Studie (2009) hatte gezeigt, dass das stark antimykotisch wirkende Plagiochin E, isoliert aus Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha), die Funktion der Mitochondrien des Hefepilzes Candida albicans beeinträchtigt. Dieser Pilz ist zumeist Ursache für eine Hefepilz-Infektion (Kandidose, siehe auch Mundsoor), die bei Babys beispielsweise auch als Windelpilz oder Windelsoor bekannt ist.
Lebermoos in der Volksmedizin
Lebermoos ist in der Volksheilkunde bekannt als Mittel gegen Haut- und Nagelpilz. Um diese Pilzerkrankungen zu heilen, wird empfohlen mehrmals täglich ein Lebermoos-Extrakt mit Wattebausch auf die erkrankten Stellen aufzutragen. Der Extrakt eignet sich auch als Fußbad bei Fußpilz und dazu, Pilzerkrankungen bei Haustieren zu versorgen.
Früher waren auch Anwendungen gegen Lebererkrankungen üblich. Extrakte aus dem leberförmigen Vegetationskörper von Lebermoosen wurden als Medizin gegen verschiedene Leiden der Leber eingesetzt. Diese Wirkungen sind nicht belegt.
Maoris, die Indigenen Neuseelands, behandeln Geschlechtskrankheiten mit einer Paste aus Moos, die sie auf die infizierten Körperstellen auftragen.
In China werden circa 40 Moosarten medizinisch genutzt, vor allem gegen Hauterkrankungen und Wunden, Verbrennungen, Hautgeschwüre, Ausschlag und Ekzeme. Darüber hinaus wenden sie Moose auch gegen Husten, Bronchitis und andere infektiöse Erkrankungen der Atemwege an.
Indigene Völker Amerikas nutzten Moose als Babywindeln und Menstruationsbinden, und in Europa wurden Moose im Mittelalter zur Reinigung nach dem Stuhlgang verwendet. Dabei war indigenen Völkern Amerikas bereits bewusst, dass Moose auch Infektionen abwehren. Denn viele indigene Kulturen Nordamerikas stellten Salben mit Moosen her und trugen diese auf Wunden auf.
Wundversorgung mit Moosen
Moose können sehr viel Wasser aufnehmen und wirken zudem stark gegen potenziell infektiöse Mikroben. Das macht sie zu einem guten Material für Wundauflagen- und kompressen. Hierzulande wurden Torfmoose (Sphagnum) bis in das 20. Jahrhundert dafür genutzt. Im Vergleich: Baumwolle nimmt ungefähr das Sechsfache des Trockengewichtes an Flüssigkeit auf, Torfmoose hingegen das Fünfundzwanzigfache, und das auch deutlich schneller.
Darüber hinaus verhindern antimikrobielle Inhaltsstoffe des Mooses eine Infektion der Wunde. Im Ersten Weltkrieg stellten Ehrenamtliche für das Kanadische Rote Kreuz 20 Millionen Wundkompressen aus Torfmoos her. Heute gehört die Erstversorgung von Hautwunden mit Moosauflagen und -verbänden zum Einmaleins der Outdoor-Notfallmedizin.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Einige Moose (zum Beispiel die Lebermoos-Art Frullania tamarisci) können eine Kontaktallergie hervorrufen.
Diese Moose wachsen vermehrt an feuchten Standorten und auch auf Bäumen. Allergische Reaktionen auf Lebermoos sind im Mittelmeerraum auch als Olivenpflücker- und in Kanada Holzfällerkrankheit bekannt. Hier kommen Menschen bei der Ernte oder Holzwirtschaft fast täglich mit solchen Moosen in Berührung.
Moose als Basis für anerkannte Medikamente?
Moose haben nachgewiesen eine starke Wirkung gegen pathogene Bakterien und Pilze und auch Eigenschaften, die für eine (präventive) Krebstherapie interessant erscheinen. Das heißt aber nicht, dass die Pflanzen sich einfach in standardisierten Medikamenten nutzen lassen.
Studien zeigen bisher vor allem Effekte von Extrakten aus ganzen Pflanzen. Zur Entwicklung anerkannter Arzneimittel braucht es weitere konkrete Nachweise, welche Einzelsubstanzen für die jeweilige Wirkung verantwortlich ist. Ebenso wichtig sind zudem valide Prüfungen der Nebenwirkungen. Bei Moosen zeigte sich, dass ein Auftrennen des Gesamtextraktes die Wirkungen des erheblich mindert.
Ein weiteres Problem ist, dass große Mengen an Moosen nötig sind, um Extrakte in einem Ausmaß herzustellen, das ermöglicht, reguläre Produkte auf den Markt zu bringen. Diese Moose könnte man nicht der Natur entnehmen, sondern müsste sie kultivieren.
Es gibt aber kaum Traditionen, um Moose zu kultivieren. Kulturverfahren müssten entwickelt werden, und dabei ist bereits klar, dass sich Moose nur sehr schwer kultivieren lassen. Zum Beispiel lässt sich nicht kalkulieren, wie groß die Ausbeute ist, und die Moose werden oft von Algen überwuchert. Wirtschaftlich lohnt sich das trotz des pharmazeutischen Nutzens bisher nicht.
Moos im Garten
Moospolster werden häufig aus dem Rasen mit dem Vertikutierer entfernt, denn leider gelten Moose bei vielen Gartenbesitzern als „Unkraut“. Dabei sind Moose oft optisch attraktiv und bieten außerdem beim Barfußgehen ein weiches Polster.
Ökologisch sind sie weit wertvoller als ein gestutzter Rasen. Kaum eine andere Landpflanze filtert so viel Staub und Schadstoffe aus der Luft wie Moose. Moose nehmen zudem sehr viel Wasser auf und sind eine Art natürliche Klimaanlage. Moospolster bieten auch einen kostbaren Lebensraum für Kleintiere, von denen wiederrum größere Organismen leben.
Bei der fortschreitenden Klimaerwärmung sind Moose die weit bessere Möglichkeit einer Begrünung im Gegensatz zum Rasen. Moose haben allgemein eine hohe Trockentoleranz – sie können vollständig austrocknen ohne abzusterben. Die Fähigkeit viel Wasser speichern zu können, ermöglicht es auch bei Trockenperioden für einen feuchten Untergrund sorgen.
An bestimmten Stellen des Gartens haben Moose auch Nachteile. Auf Trittflächen, besonders an Hanglage, rutscht man leicht auf ihnen aus. Dort kann man sie mit einem Schrubber beseitigen.
Moose lassen sich am besten zwischen April und September pflanzen, da sie bei milden Temperaturen gut anwachsen. Dabei verwurzeln sie nicht, sondern haften sich lediglich an. Sie besiedeln so Oberflächen von Steinen, Baumrinde oder Erde.
Sehr viele Moose bevorzugen Schatten oder zumindest Halbschatten, nur wenige ziehen die pralle Sonne vor. Das liegt auch daran, dass sie relativ konkurrenzschwach sind und daher häufig an Standorten wachsen, die von anderen Pflanzen eher nicht besiedelt werden, wie nährstoffarme, dunkle oder gestörte Standorte.
Ideal sind im Garten Standorte neben dem Gartenteich, unter der Regenrinne oder am Wasseranschluss, da Moose oft einen feuchten Untergrund bevorzugen. Allerdings kommen sie, wie erwähnt, auch mit Trockenphasen klar. Die meisten Moose wachsen gut auf sauren und nährstoffarmen Böden.
Pflanzliche Luftfilter
Luftverschmutzung durch Feinstaub ist durch die Weltgesundheitsorganisation als Gesundheitsrisiko anerkannt und wird mit schwerwiegenden Gesundheitsfolgen in Verbindung gebracht, wie etwa einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs. Weitere Folgen des Feinstaubs sind negative Auswirkungen auf Erkrankungen des Herzkreislaufsystems und der Atemwege.
Bei vielen Höheren Pflanzen legen sich Feinstoffpartikel auf die Oberfläche und werden vom Regen abgewaschen oder bei Trockenheit vom Wind verweht, wodurch sie in der Luft bleiben.
Moose hingegen können durch ihre vergrößerte Oberfläche Schadstoffe effektiver aus der Luft filtern als Höhere Pflanzen. Teilweise werden die aufgenommenen Staubteilchen von den Moosen zerlegt und in Biomasse verwandelt. Andere Feinstoffe, darunter Schwermetalle, werden von den Moosen nur gespeichert. Damit sind sie zwar nicht mehr in der Luft, wohl aber im Moos.
Daher sind Moose zwar eine natürliche Methode zur Reduzierung der Feinstoffbelastung aber auch keine Allheilmethode gegen die Luftverschmutzung. Auch Moose können nicht unbegrenzt viele Schadstoffe aufnehmen.
Moose kommen häufig in Großstädten für eine bessere Luftqualität zum Einsatz. Projekte mit Moosanpflanzungen an ausgesuchten Stellen sollen helfen schädlichen Feinstaub zu reduzieren. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Jan Peter Frahm: Naturpatent Moos, in: Umwelt und Gesundheit, Volume 1, 2008, IUG
- So-Yeon Kim, Minji Hong, Tae-Hee Kim et al.: Anti-Inflammatory Effect of Liverwort (Marchantia polymorpha L.) and Racomitrium Moss (Racomitrium canescens (Hedw.) Brid.) Growing in Korea, in: Plants (Basel), Volume 10, Issue 10, Seite 2075, 2021, MDPI
- Xiu-Zhen Wu, Ai-Xia Cheng, Ling-Mei Sun et al.: Plagiochin E, an antifungal bis(bibenzyl), exerts its antifungal activity through mitochondrial dysfunction-induced reactive oxygen species accumulation in Candida albicans, in: Biochimica et Biophysica Acta, Volume 1790, Issue 8, Seiten 770-777, 2009, ScienceDirect
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.