Die Blätter und Beeren des immergrünen Myrtenstrauchs waren nicht nur in der Antike ein Symbol der Liebe, sie sind auch seit alten Zeiten als pflanzliche Arzneimittel begehrt. Die ätherischen Öle werden eingesetzt, um Entzündungen zu heilen – in Atemwegen, Bronchien und Nasennebenhöhlen.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Myrtus communis
- Volksnamen: Brautmyrte, Echte Myrte, Gemeine Myrte, Judenmyrte
- Familie: Myrtengewächse (Myrtaceae)
- Verbreitung: Mittelmeerregion, östlich bis nach Zentralasien
- Verwendete Pflanzenteile: Medizinisch verwendet werden die Blätter und die reifen Beeren.
- Inhaltsstoffe: Myrtol (Hauptwirkstoff), weitere ätherische Öle wie Pinene, Cineol, Nerol, Geraniol, Limonene, Gerbstoffe (Tannin), Linalylacetat, Harze, Säuren, Vitamin C
- Anwendungsgebiete: Bei akuten und chronischen Entzündungen der Atemwege, Bronchitis, Husten, Pilzerkrankungen der Lunge, Staublunge, Hämorrhoiden, Weißfluss, Nasenschleimhautentzündung, Nasennebenhöhlen-Katarrh, Blutergüsse, Wunden, Akne und andere Hautentzündungen, Durchfall, Nervosität, Stress.
Myrte – Eine Übersicht
- Myrte war in der Antike eine mythische Pflanze, bedingt vermutlich durch ihre Heilwirkung und ihren Wohlgeruch. Die alten Griechen ordneten sie Aphrodite zu, der Göttin der Liebe, und die Römer der ähnlichen Venus. Damit verbunden waren Eigenschaften wie Schönheit, Frieden, Fruchtbarkeit und zugleich Reinheit.
- Das Holz der Myrte wurde bei religiösen Zeremonien verbrannt, und die Kosmetik nutzte die destillierten Blüten und Blätter schon frühzeitig als Duftwasser.
- Der Duft des ätherischen Öls erinnert ebenso an Eukalyptus wie an Thymian.
- Die ätherischen Öle riechen nicht nur angenehm, sondern sind auch potente medizinische Stoffe, bekämpfen Bakterien, Viren, Pilze und helfen bei infektiösen Erkrankungen der Atemwege.
- Myrtus communis ist im Judentum ein Symbol des Friedens. Es dient als Grabbeigabe und zählt zu den vier Hölzern, deren Zweige Juden und Jüdinnen beim Laubhüttenfest sammeln. Die Myrte trug deshalb auch den Beinamen Judenmyrte.
- In allen Herkunftsländern werden Blätter, Holz, Beeren und Öl der Myrte zu Heilzwecken genutzt.
Myrte – Inhaltsstoffe
Wesentlich für die Verwendung der Blätter und Früchte der Myrte sind ätherische Öle mit Stoffen wie Myrtol, Pinenen, Cineol, Nerol, Geraniol und Linalol. Hinzu kommen Gerbstoffe, Harze, Linalylacetat, Säuren und Vitamin C.
Medizinische Wirkungen
Das ätherische Öl der Myrte enthält verschiedene unterschiedlich wirkende heilsame Stoffe wie zum Beispiel Linalol, Geraniol oder Cineol. In der Kombination wirken diese vielfältig und zugleich positiv auf den menschlichen Organismus.
Manche steigern die Konzentration, andere beruhigen und entspannen. Wirkstoffe in der Myrte ziehen Gewebe und Gefäße zusammen, was die Wundheilung fördert, die Schleimhäute bei und vor Entzündungen schützt, die Haut strafft und Hautunreinheiten entgegen wirkt.
Das ätherische Öl wirkt gegen Bakterien und andere pathogene Mikroben (antibiotisch), es wirkt auch gegen andere Keime (antiseptisch). Es hemmt Entzündungen und reinigt die Haut.
Myrtenöl lindert Schmerzen, löst Schleim und regt den Appetit an. Es fördert das Ausschütten von Körpersekreten.
Der Hauptwirkstoff Myrtol hilft gegen Entzündungen, konkret gegen akute wie chronische Entzündungen der Bronchien und Nasennebenhöhlen. Ätherisches Myrtenöl bekämpft pathogene Bakterien und Viren und löst zusätzlich zähen Schleim in den unteren und oberen Atemwegen.
Laut einem Review, den Wissenschaftler der Universität Mashdad 2014 erstellten, existieren klinische und experimentelle Studien. Diese sollen pharmakologische und therapeutische Effekte der Myrte belegen.
Dazu gehören Wirkungen gegen Krebs, gegen oxidativen Stress, gegen Diabetes, Viren, Bakterien und Pilze. Auch Leber- und Nervenschutz zählen zu den Eigenschaften enthaltener Stoffe.
Medizinische Anwendungen
Myrtenöl wird äußerlich wie innerlich eingesetzt. Es kann als Raumerfrischer verdampft werden und verbreitet dann nicht nur einen angenehmen Duft, sondern tötet auch Keime ab, die in der Zimmerluft kursieren, stärkt die Konzentration und verbessert die Aufmerksamkeit.
Gegen Schnupfen, Bronchitis und Erkältung wird auch ein heißes Vollbad mit Myrtenöl genommen. Es soll die Atemwege öffnen.
Eine weitere Therapie besteht in einer Inhalation. Dafür werden einige Tropfen Myrtenöl in heißes Wasser gegeben, der Kopf wird darübergehalten und mit einem Handtuch bedeckt, damit der Dampf nicht entweicht, und die aufsteigenden Dämpfe werden eingeatmet.
Weitere Anwendungen – Myrte-Thymian-Balsam
Um Atemwegserkrankungen innerlich zu lindern, wird Myrtenöl auch in Tee oder Tinkturen gegeben, die getrunken beziehungsweise eingenommen werden. Äußerlich lassen sich Salben, Cremes und Aufgüsse mit Myrtenöl nutzen, um Hautunreinheiten, Hautinfektionen und Wunden zu behandeln.
Myrtenbalsam wird zum Einreiben und Inhalieren genutzt. In medizinischen Zubereitungen wird Myrte oft und effektiv mit Thymian gemischt, zum Beispiel als Myrte-Thymian-Balsam.
Myrte gegen Bakterien
Die Blätter der Myrte entfalten Effekte gegen Mikroben, und dies sowohl in Extrakten auf Wasser- wie auf Ethanolbasis. Alkoholische Extrakte mit Myrte bekämpfen stark Eschichia coli-Bakterien.
Myrtenöl zeigt sich zudem als Mittel gegen Helicobacteri pylori und den Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis. Alpha- und Betapinen, Limonen und 1,8 Cineol, die als ätherisches Öl in der Pflanze enthalten sind, gelten als ihre wichtigsten antibakteriellen Stoffe.
Myrtenextrakt erwies sich als effektiv, um Bakterienkonzentrationen in Fleisch zu reduzieren, das für die menschliche Ernährung vorgesehen ist. Auch Propinibacterium acnes, das zur Hautflora gehört und Akne auslöst, ließ sich durch isolierte Stoffe der Myrte behandeln.
Myrte gegen Durchfall
In Herkunftsländern werden die Blätter der Myrte als Hausmittel gegen Durchfall eingenommen. Diese Wirkung ist wissenschaftlich belegt, und zwar sowohl für infektiös verursachten Durchfall wie für nicht infektiösen.
So zeigte sich ein alkoholischer Myrtenextrakt als Krampflöser. Das essentielle Öl aus den Blättern war sehr deutlich aktiv gegen Durchfall und Krämpfe im Magen-Darm-Trakt.
Auch ein Extrakt aus den Samen in den Beeren der Myrte bewies einen klaren Schutz gegen Durchfall, der abhängig von der Dosierung ist. Je höher die Dosierung, desto besser verfestigt sich der Stuhl.
Ein wässriger Extrakt aus den Beeren schützte vor akutem Durchfall. Dieser war durch die Einnahme von Rhizinusöl verursacht.
Die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Reviews von 2016 demonstrierten, dass Myrte reich ist an Tanninen. Diese Gerbstoffe wirken gegen vielfältige Bakterien.
Die Extrakte verfestigen nicht nur Durchfall. Zugleich bremsen sie oxidativen Stress in den inneren Organen.
Myrte in der Ethnomedizin
Äthiopische Forschende fanden in der Literatur zahlreiche Anwendungen von Myrte in der Volksheilkunde der Herkunftsländer. So wird in Algerien ein Aufguss mit pulverisierten Blättern gegen Bluthochdruck, Ekzeme und andere Hauterkrankungen eingesetzt, gegen Darmprobleme und Hämorrhoiden.
In der Türkei werden die Blätter abgekocht und der Sud wird gegen Durchfall getrunken. Die zerschnittenen Blätter werden in Äthiopien mit Wasser aufgekocht und gegen Kopfschmerzen eingenommen.
Ebenfalls in Äthiopien mischen Frauen einen Extrakt aus den Blättern mit roher Butter. Diesen reiben sie in die Haare, um deren Wachstum zu fördern.
Blätter, Beeren und Myrtenöl dienen in Ländern wie Pakistan, Indien, der Türkei, Äthiopien und dem Iran gegen Hämorrhoiden, Entzündungen, Lungenleiden und Hauterkrankungen. Außerdem gegen Durchfall, Darminfekte, Erbrechen, Rheumatismus und Weißfluss.
In all diesen Ländern wird Myrten genutzt, um Gewebe / Gefäße zusammenzuziehen und so die Wundheilung zu fördern, um zu desinfizieren und Keime abzutöten. Außerdem, um den Blutzucker zu senken.
Eine iranische Studie von 2014 listet Myrte unter den Heilpflanzen Irans, die effektiv zur Wundheilung beitragen und sich eignen, um sie für entsprechende Medikamente zu nutzen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Ätherische Öle wirken in Überdosierung reizend. Zu hoch konzentriertes Myrtenöl kann Kopfschmerzen auslösen, außerdem Erbrechen und Übelkeit provozieren sowie generell Magen-Darm-Reizungen.
Myrte – Die Pflanze
Myrtus communis ist eine der ältesten bekannten Kübelpflanzen und eignet sich hierzulande ideal für einen Wintergarten. Als einzige Art der Gattung kommt sie auch in Europa vor, und hier rings um das Mittelmeer.
Sie wächst gewöhnlich als immergrüner Busch und ist eine Charakterpflanze der Macchien Südeuropas. Dies sind dicht von Büschen bedeckte Landschaften, die dort entstanden, wo die Wälder abgeholzt worden waren.
Alleinstehend kann Myrte sich aber auch zu einem fünf Meter hohen Baum entwickeln. Topfpflanzen werden in der Regel rund eineinhalb Meter hoch.
Die Blätter glänzen und ihre Konsistenz erinnert an Leder. Sie sind eiförmig bis lanzettförmig und haben ein charakteristisches tiefes Grün.
Die Unterseite glänzt weniger, und die Farbe ist blasser. Die Blätter werden nur rund fünf Zentimeter lang und ungefähr einen Zentimeter breit.
Sie stehen in der Regel kreuzständig zusammen. Manchmal verbinden sich auch drei von ihnen zu einem Quirl.
Myrtengebüsche lassen sich durch den Geruch erkennen, der zugleich an Eukalyptus und Thymian erinnert, bedingt durch die ätherischen Öle. Wenn man die Blätter zwischen den Fingern zerreibt, duften sie intensiv. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Mohammad Hosein Farzaei, Zahra Abbasabadi, Mohammad Reza Shams-Ardekani et al.: A comprehensive review of plants and their active constituents with wound healing activity in traditional Iranian medicine; in: Wounds, Volume 27, Issue 7, Seiten 197-206, 2014, pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
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- Thomas Karow, Ruth Lang-Roth: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. 2005 Mekkonnen Sisay, Tigist Gashaw: Ethnobotanical, Ethnopharmacological, and Phytochemical Studies of Myrtus communis Linn: A Popular Herb in Unani System of Medicine; in: Journal of Evidence-Based Integrative Medicine, Volume 22, Issue 4, Seiten 1035-1943, 2017, journals.sagepub.com
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