Olibanum – Weihrauchpflanze und Wirkung
Das Harz des Weihrauchbaumes hat verschiedene Bezeichnungen. Olibanum ist die offizielle Arzneimittel-Bezeichnung. Im Ayurveda wird es „Salai guggul“ und in arabischen Ländern „Bakhour“ genannt. Allgemein wird das luftgetrocknete Harz auch als Weihrauch bezeichnet und ist bekannt durch die Anwendung in der Kirche. Olibanum hat aber nicht nur als Räucherwerk Verwendung, sondern wird auch in der Naturheilkunde, in der Aromatherapie und in der Kosmetik vielseitig angewandt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Boswellia sp. (Weihrauch)
- Pflanzenfamilie: Balsambaumgewächse (Burseraceae)
- Volksnamen (Pflanze): Weihrauchbaum, Salaibaum, Salaiguggulbaum
- Bezeichnungen für das Gummiharz: Olibanum, Weihrauch, Boswellienharz, Räucherharz, Räucherwerk
- Verbreitung: Trockengebiete Afrikas, Arabische Halbinsel, Indien
- Verwendete Pflanzenteile: Gummiharz, Rinde
- Inhaltsstoffe (Auswahl): Triterpensäuren (z.B. Boswelliasäuren), ätherische Öle, Bitterstoffe, Schleimstoffe
- Anwendungsgebiete (Auswahl): Polyarthritis, Gelenkschmerzen, entzündliche Darmerkrankungen, Asthma bronchiale, Ödeme (Wassereinlagerungen), Psoriasis (Schuppenflechte)
Weihrauch – Eine Übersicht
- Olibanum, das Harz des Weihrauchbaumes (Boswellia sp.), bietet vielseitige heilende Wirkungen, die bereits zu frühen Zeiten in der traditionellen Medizin bekannt waren.
- Die entzündungshemmende Wirkung des Weihrauchs durch die enthaltenen Boswelliasäuren ist mittlerweile wissenschaftlich belegt. Weitergehende medizinische Anwendungen sind Gegenstand aktueller Forschungsarbeiten.
- Weihrauch wirkt unter anderem gegen (chronische) Entzündungen verschiedener Art, Schwellungen und Schmerzen.
- In der Naturheilkunde wird Weihrauch bei verschiedenen Therapieformen eingesetzt. Zudem findet es häufig als Räucherwerk Verwendung.
- Bei der Einnahme von Weihrauchpräparaten kann es zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, wie allergische Reaktionen und Magen-Darm-Beschwerden. Auch das übermäßige Räuchern kann sich gesundheitsschädlich auswirken.
Olibanum: Das Harz der Weihrauchpflanze
Das Weihrauchharz wird wie folgt gewonnen: Durch das tiefe Einschneiden in die Rinde des Weihrauchbaums (Gattung: Boswellia) tritt eine zähflüssige, weißliche Masse aus. Diese trocknet an der Luft und bleibt perlenförmig an der Rinde kleben. Dieses sogenannte Boswellienharz besitzt eine gelbe, gelbrötliche bis bräunliche Farbe. Der würzige und balsamische Geruch des Räucherharzes entfaltet sich beim Erhitzen.
Bei der Gewinnung des Harzes wird der Baum durch das tiefe Einschneiden verletzt. Das austretende Harz, welches den Schnitt in der Rinde wieder verschließt, hat eine selbstheilende Wirkung: Es schützt den Baum vor dem Eindringen von Krankheitserregern und Parasiten.
Diese Eigenschaft machen sich auch Menschen zunutze, indem mit der Anwendung des Weihrauchharzes zum Beispiel entzündlichen Prozessen entgegengewirkt wird. Seit dem Jahr 2008 ist Weihrauch im Europäischen Arzneibuch aufgeführt.
Weihrauch Wirkung
Olibanum wirkt unter anderem:
- antiphlogistisch (entzündungshemmend),
- antimikrobiell,
- analgetisch (schmerzlindernd),
- adstringierend (zusammenziehend),
- abschwellend.
Die antiphlogistische und analgetische Wirkung beruht vor allem auf der starken Hemmung der Leukotriene-Biosynthese. Dafür sind die Boswelliasäuren verantwortlich.
Neuesten Erkenntnissen zur Folge schafft es das Baumharz durch die Boswelliasäuren aber nicht nur der Bildung von Entzündungsenzymen entgegenzuwirken, sondern diese sogar zu einem entzündungsauflösenden Enzym umzubauen. Anstatt also eine Entzündung zu fördern, wirkt das gleiche Enzym unter Einfluss von Boswelliasäure dem Entzündungsherd aktiv entgegen. Weitere Studien könnten den Weg für eine Entwicklung von Medikamenten auf Weihrauchbasis gegen Entzündungserkrankungen ebnen. (Gilbert et al., 2020)
Olibanum Anwendung
Anwendungsgebiete
Chronische Entzündungen und Geschwüre werden in der ganzheitlichen Medizin häufig mit Olibanum behandelt. Hierbei wird vor allem auch der indische Weihrauch genutzt, der bei einer hohen Dosierung unter anderem Entzündungsschübe bei Rheuma und Durchfall bei Colitis ulcerosa (ähnlich einer Mesalazin Therapie) lindern soll.
Olibanum findet aber auch bei anderen akuten und chronischen Krankheiten Anwendung. Beispiele sind die chronische Polyarthritis, Morbus Crohn (neben Colitis ulcerosa eine der häufigsten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen) und Asthma bronchiale.
Weihrauch bei Hirntumoren und Hirnödemen
Hirntumore sind mit erheblichen Beschwerden verbunden. Wenn konventionelle Therapien erfolglos bleiben, suchen Betroffene oft nach alternativen Behandlungen. In der Forschung wurde bereits der Einsatz der Weihrauchpflanze und die Wirkung auf Hirnödeme bei Betroffenen, die wegen Hirntumoren bestrahlt wurden, untersucht. Ein Ziel war dabei vor allem den herkömmlichen Einsatz von Kortison zu umgehen.
Bekannt ist, dass im Weihrauch Stoffe enthalten sind, die antientzündlich und auch abschwellend wirken. Bei der Studie zur Behandlung von Schwellungen des Gehirns unter Anwendung von Boswellia serrata konnte eine Verringerung von Hirnödemen nachgewiesen werden. Insgesamt liegen aber diesbezüglich noch keine ausreichenden Forschungsergebnisse vor, die eine Validierung dieser Erkenntnisse zulassen. (Kirste et al., 2011)
Naturheilkunde
Olibanum findet in der Naturheilkunde bei verschiedenen Therapieformen Anwendung und wird als Zusatz unter anderem bei den folgenden Behandlungen empfohlen:
Indikationen für diese Therapien mit Olibanum sind, wie bereits erwähnt, entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates und des Verdauungssystems.
Weihrauch ist erhältlich in Kapsel -und Tablettenform sowie in homöopathischer Form.
Äußerlich angewandt werden Salben bei Hautproblemen und schmerzenden Gelenken.
Kosmetik
Weihrauch wird auch in der Kosmetik verwendet. Cremes, denen dieser Wirkstoff zugesetzt ist, werden bei gereizter, entzündeter Haut empfohlen. Weihrauch ist aber auch in Mundspülungen, Zahnpasta und Badezusätzen enthalten. Gerade bei der Mundhygiene wirkt sich die entzündungshemmende und auch die adstringierende Wirkung positiv aus.
Geschichte und Mythologie
Weihrauch hat eine tiefe Verbindung zur Religion. Früher wurde er meistens zusammen mit Myrrhe in Gottesdiensten verwendet. Diese beiden Balsambaumgewächse waren damals schon dafür bekannt, eine beruhigende Wirkung zu haben.
Ohne die Anwesenheit des limbischen Systems im Gehirn und dessen Verbindung zu Gerüchen und Gefühlen zu kennen, wussten die Ägypter, dass der Geruch von Olibanum das Wohlbefinden und die Psyche positiv beeinflussen kann. So dienten Weihrauch und Myrrhe dazu, das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen. Frauen verwendeten Räucherungen mit Olibanum außerdem dazu, um ihre sexuelle Ausstrahlung zu unterstützen.
Im alten Ägypten wurde Weihrauch bereits zur Behandlung von Rheuma eingesetzt. Circa 1600 v. Chr. findet Olibanum im altägyptischen medizinischen Papyrus Ebers Erwähnung. Es wird als Einzelmittel und als Anteil verschiedenster Rezepturen genannt um folgende Leiden zu behandeln:
- Verletzungen am Auge,
- Kopfschmerzen,
- Eiterungen der Haut,
- Leberschwäche,
- Juckreiz,
- Entzündungen des Afters,
- Gelenkbeschwerden.
Auch bei einem Ausbleiben der Periode und zur Erleichterung der Geburt kann Weihrauch den Schriften nach angewandt werden.
Die indische Medizin, das Ayurveda, kennt Olibanum seit mehr als 3000 Jahren und setzt ihn seit jeher vor allem bei entzündlichen Erkrankungen und bei Nervenleiden ein. Die TCM (Traditionelle chinesische Medizin) verwendete Weihrauch bei Ödemen und Tumoren und zur Schmerzlinderung.
Auch Hildegard von Bingen (1089–1179), Paracelsus (1493–1541) und Gerhard Madaus (1890–1942) erwähnen Weihrauch als Bestandteil ihrer Anwendungen. Im Lehrbuch des Gerhard Madaus (1938) wurden verschiedenste Einsatzgebiete von Olibanum beschrieben, wie Pharyngitis, Katarrhe, Heiserkeit, Gonorrhoe, Fluor albus, massive Durchfälle, Magenschwäche, Blasenleiden, Gicht und Nierenleiden. Des Weiteren fand Weihrauch äußerliche Anwendung in Form von Salben und Pflastern bei Geschwüren, Furunkulosen und Verhärtungen.
Danach war Olibanum in Europa für eine Weile von der Bildfläche verschwunden. Erst 1986 setzte ein Umdenken ein, ausgelöst durch eine Veröffentlichung mit dem Titel „Pharmacology of an extract of Salai guggal ex-Boswellia serrata, a new nonsteroidal anti-inflammatory agent“ von G.B. Singh und C.K. Atal. Dazu erschien im Jahre 1991 von Hermann P.T. Ammon und seinen Mitarbeitern eine erste Publikation zu diesem Thema in der Zeitschrift Planta Medica – weitere folgten (s. Quellenangaben).
Olibanum galt seit jeher als sogenanntes „magisches Harz“, das angeblich böse Geister vertreibt und gegen den Zauber von Hexen hilft. Auch die Pest sollte es vertreiben. Im Mittelalter wurde mit Weihrauch geräuchert, um den Geruch in Städten ohne Kanalisation zu mildern. Aber auch bei Weissagungen wurde dieses Gewächs zur Hilfe genommen.
Seit Jahrtausenden von Jahren wird mit Olibanum Handel getrieben. So existierten nicht nur eine Seiden- und Bernsteinstraße, sondern auch alte Handelswege speziell für Weihrauch.
Weihrauch war äußerst wichtig im religiösen Leben und galt als Opfergabe für Götter in der gesamten antiken Welt. Auch als Geschenk wurde er immer wieder erwähnt. So schenkte beispielsweise die Königin von Saba dem König Salomon Weihrauch.
Das Parfümieren von Bärten mit Weihrauch galt in Griechenland als eine besondere Wertschätzung von Gästen. Auch Tote kamen in den Genuss dieser besonderen Pflanze: Bei der Feuerbestattung eines Adeligen wurden im alten Rom bis zu 25 Kilogramm des Weihrauchharzes verbrannt.
Erst im 5. Jahrhundert n. Chr. hielt Olibanum als Räucherwerk Einzug in die christliche Kirche. So ist Weihrauch besonders wichtig am Dreikönigstag. Die Heiligen Drei Könige überbrachten neben Myrrhe und Gold auch Weihrauch als Geschenk.
Räucherungen mit Weihrauch
Am bekanntesten ist das Räuchern basierend auf Kohle. Dafür wird eine geruchsarme Kohle ohne Zusätze verwendet. Die Kohle wird über eine Schicht aus Sand in ein feuerfestes Gefäß gefüllt und danach entzündet und durchgeglüht. Anschließend wird das Räuchergut wie zum Beispiel Weihrauchharz hinzugegeben.
Aber auch einfache Weihrauch-Räucherstäbchen können für eine Räucherung verwendet finden. Dabei sollte stets auf eine hohe Qualität des Räucherguts geachtet werden und eine angemessene Dauer und Frequenz von Räucherungen.
Räucherungen mit Weihrauch wirken reinigend und klärend und unterstützen Meditationen.
Olibanumöl
Olibanum ist auch als ätherisches Öl erhältlich. Je besser die Qualität, umso intensiver duftet der Weihrauch. Für die Beduftung eines Zimmers reichen – je nach Größe – zwei bis vier Tropfen ätherisches Öl in einer Aromalampe. Verdampft werden sollte jedoch nicht länger als ein bis zwei Stunden. Weihrauch in der Aromalampe soll den Geist beruhigen, entspannen und beim Meditieren behilflich sein.
Nebenwirkungen
Bei der Einnahme von Weihrauchpräparaten kann es zu Magen-Darm-Beschwerden, allergischen Reaktionen oder Juckreiz kommen. Bei diesen Begleitsymptomen sollte die Einnahme sofort abgebrochen werden. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ammon, Hermann P.T.; Mack,T., Singh, G .B.; Safayhi, H.: Inhibition of leukotriene B4 formation in rat peritoneal neutrophils by an ethanolic extract of the gum resin exudate of Boswellia serrata, in: Planta Medica, 57(3):203-7, Juni 1991, Thieme
- Ammon, Hermann P.T. (Hrsg.): Weihrauch - Anwendung in der westlichen Medizin: Historische Anwendung und neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse. 1. Auflage, Springer, Berlin, Heidelberg, 2018
- Bäumler, Siegfried: Heilpflanzenpraxis Heute: Porträts - Rezepturen - Anwendung.1. Auflage, Urban und Fischer, München, 2007
- Chevallier, Andrew: Das große Lexikon der Heilpflanzen - 550 Pflanzen und ihre Anwendungen. Dorling Kindersley Verlag GmbH, München, 2017
- Kluge, Heidelore; Fernando, R. Charles; Winking, Michael: Weihrauch und seine heilende Wirkung. 2. Auflage, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2005
- Rethage, Janine; Meier, Beat: Olibanum indicum: indischer Weihrauch, in: Ars Medici thema Phytotherapie, 01/2007: 35-40, März 2007, Rosenfluh
- Ammon, Hermann P.T.: Indian Boswellia oder die Renaissance des Olibanums in der westlichen Welt, in: Zeitschrift für Phytotherapie, 34(02): 70-73, April 2013, Thieme
- Kirste, Simon; Treier, Markus; Wehrle, Sabine Jolie; Becker, Gerhild; Abdel-Tawab, Mona; Gerbeth, Kathleen; Hug, Martin Johannes; Lubrich, Beate; Grosu, Anca-Ligia; Momm, Felix: Boswellia serrata Acts on Cerebral Edema in Patients Irradiated for Brain Tumors - A Prospective, Randomized, Placebo-Controlled, Double-Blind Pilot Trial, in: Cancer, 117 (16), 3788-3795, August 2011, ACS Journals
- Gilbert, Nathaniel C.; Gerstmeier, Jana; Schexnaydre, Erin E.; Börner, Friedemann; Garscha, Ulrike; Neau, David B.; Werz, Oliver; Newcomer, Marcia E.: Structural and mechanistic insights into 5-lipoxygenase inhibition by natural products, in: Nature Chemical Biology, 16, 783-790, Mai 2020, Nature
- Madaus, Gerhard: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Gerog Thieme Verlag, Leipzig, 1938
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.