Die Orange ist die beliebteste unter den Zitrusfrüchten, ein wichtiger Lieferant für Vitamin C und ein Duftstoff in der Kosmetik. Wichtige Inhaltsstoffe sitzen nicht nur im Fruchtfleisch, sondern auch in den weißen Häutchen und der Schale. Tee aus Orangenblüten löst Schleim und hilft gegen Husten, und Zitrusfrüchte beugen Herzerkrankungen und bestimmten Krebsformen vor.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Citrus sinensis
- Volksnamen: Apfelsine
- Familie: Rautengewächse (Rutaceae)
- Verbreitung: Vermutlich in Südasien kultiviert, heute in den globalen Subtropen und Ländern mit mediterranem Klima; wichtige Anbaugebiete liegen in Kalifornien, Brasilien, Indien, China, Marokko, Spanien, Italien, Griechenland und der Türkei.
- Verwendete Pflanzenteile: Fruchtfleisch, Fruchtschalen, Blüten
- Inhaltsstoffe: Vitamine, Fruchtzucker, organische Säuren, Pektine und Mineralstoffe
- Anwendungsgebiete: Blutungen, Erbrechen, Übelkeit, Schluckauf, Magen-Darm-Leiden, Vitaminmangel (Skorbut), Verstopfung, Blähungen, Völlegefühl, Bauchkrämpfe, Nervosität, Fieber, Appetitlosigkeit, Alterserscheinungen, neuralgische Schmerzen, Krämpfe, Halsentzündungen, Husten, Entzündungen, Schleimlösung, Vorbeugung von Arteriosklerose und bestimmten Krebserkrankungen, regt den Stoffwechsel an
Orange – eine Übersicht
- Süßorange ist die am häufigsten angebaute Zitrusfrucht der Welt.
- Orangenblüten sind ein Hausmittel gegen Krämpfe und zur Beruhigung, Orangenblütenwasser ist ein Aromastoff in der Pharmazeutik.
- Zitrusfrüchte sind Beerenfrüchte, genauer Endokarp-Beeren. Orangen entstanden vermutlich in China als Kreuzung aus Mandarinen und Pampelmusen. Der Name Apfelsine bedeutet „chinesischer Apfel“.
- Nach Europa kam die Süßorange erst im 15. Jahrhundert, während die Bitterorange schon im Mittelalter bekannt war.
- Orangen enthalten Stoffe, die die Haut lichtempfindlicher werden lassen und so das Risiko für schwarzen Hautkrebs erhöhen.
- Das Fruchtfleisch war ein wichtiges Mittel, um Skorbut bei Seefahrern zu verhindern.
- Orangen werden unterteilt einerseits in Bitterorangen, andererseits in vier Gruppen von Süßorangen: Blondorangen, Navelorangen, Blut- und Halbblutorangen sowie säurefreie Orangen.
- Vollreife Orangen haben eine gelbe oder grüne Farbe; orange wird die Schale erst durch Kälte und / oder Begasen mit synthetischen Phytohormonen. Sie haben außer dem Fruchtfleisch eine helle Schicht (Mesokarp) und eine Schale (Exokarp). Die Haut, die die einzelnen Fruchtfächer umschließt, heißt Endokarp.
- Die gesunden Stoffe der Orangenfrucht kann der Körper durch Saft wesentlich besser aufnehmen als durch die Frucht selbst.
Nährwerte
(Süß-)Orangen liefern reichlich Vitamin C: Eine mittelgroße Orange stillt den Tagesbedarf eines Erwachsenen. In geringerem Ausmaß kommen Vitamin B 1 und B 2, Niacin, Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Magnesium, Kalium, Phosphor und Zink vor. Zudem enthalten Orangen Flavonoide, Tannine, Phenole und Saponine.
Zu den Aromastoffen zählen Acetaldehyd, Hexanal, Noanal, Octanal, Decanal, (R)-Limonen, (R)-Alpha-Pinen und Myrcen. Die Kombination der Geschmacksstoffe variiert bei den verschiedenen Orangensorten.
Vitamin C-Gehalt
Eine Süßorange von 150 Gramm enthält rund 130 Prozent des Tagesbedarfs eines Erwachsenen an Vitamin C. In Industrieländern herrscht daran heute kein Mangel, wichtig waren Zitrusfrüchte hingegen in der historischen Seefahrt. Skorbut, eine Krankheit, die durch Unterversorgung mit diesem Vitamin entsteht, war als „Seemannstod“ gefürchtet und ließ sich, als die Ursache bekannt war, durch Orangen oder Zitronen vermeiden.
Flavonoide
Orangen und verwandte Zitrusfrüchte enthalten Flavonoide, sekundäre Pflanzenstoffe, die Ansammlungen freier Sauerstoffradikale bremsen, so die Zellgesundheit stärken, das Ablagern von Plaques in den Arterien hemmen, beim Abnehmen helfen und Krebs vorbeugen. Diese befinden sich bei Orangen besonders im weißen Gewebe unter der Schale – darum sollten Sie dieses nie vollständig entfernen.
Gesundheitliche Vorteile von Orangensaft
Viele der bioaktiven Stoffe lassen sich besser mit frisch gepresstem Orangensaft und Direktsaft aufnehmen als durch den Verzehr der Früchte. Die Säfte setzen Nährstoffe wesentlich besser frei als die Frucht. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des Teams um Prof. Dr. Dr. h.c. Reinhold Carle von der Universität Hohenheim.
Carotinoide (Provitamin A9) stiegen demnach im Vergleich zur Frucht von elf Prozent auf 28 Prozent im Frischsaft und sogar auf 40 Prozent im pasteurisierten Saft. Dies gelte, laut der Studie, aber nur für echten Saft, nicht für sogenannten Orangennektar. Nektar sei zur Hälfte mit Wasser gemischt und mit Zucker angereichert, er verfüge deshalb nur über halb so viel Vitamin C wie echter Saft.
Medizinische Wirkungen
Das Fruchtfleisch bietet viel Kalium und Vitamin C, das aus der Schale gewonnene ätherische Öl Limonoide und Flavonoide. Die weißen Häutchen unter der Schale enthalten Phenolsäuren, Flavonoide, Carotinoide, Terpene und Phenolsäuren, und sie liefern zudem Ballaststoffe.
Deswegen sollten Sie die Haut beim Verzehr mitessen. Die Ballaststoffe helfen vermutlich, bei Typ-1-Diabetes den Blutzucker zu regulieren.
Der regelmäßige Konsum von Orangensaft beugt einer Demenz vor. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Harvard T. H. Chan School of Public Health in Boston von 2018.
Forschende des Westmead Institute for Medical Research kamen in einer Studie zu dem Ergebnis, dass regelmäßiger Konsum von Orangen Blindheit vorbeugen kann, die durch einen Mangel an Vitaminen und Antioxidantien entsteht. Andere Lebensmittel mit antioxidativen Flavonoiden wie Tee, Äpfel oder Rotwein zeigten im Versuch diese Wirkung nicht.
Eine bevölkerungsbezogene Studie der Harvard T. H. Chan School of Public Health mit einem Team des Massachusetts General Hospital zeigte, dass Menschen, die in jungen Jahren viel Obst wie Zitrusfrüchte essen, später ein geringeres Risiko haben, an Brustkrebs zu erkranken.
Medizinische Anwendung
Orangenschale, besonders die Schale der Bitterorange, dient als Mittel, um den Appetit anzuregen und Verdauungsbeschwerden zu lindern – Völlegefühl, Verstopfung oder Blähungen. Auch ein Tee aus Orangenblüten ist ein Mittel, um die Verdauung zu fördern, Bauchkrämpfe zu behandeln und Fieber zu senken.
Tee aus Orangenblüten wird gegen Halsentzündungen wie Husten eingesetzt, löst Schleim und hemmt Entzündungen. Der Verzehr von Orangen regt den Stoffwechsel an und beugt Arteriosklerose ebenso vor wie bestimmten Krebserkrankungen.
Nebenwirkungen und Gegenanzeigen
Viele bioaktive Stoffe in Zitrusfrüchten, die in Maßen die Gesundheit fördern, wirken im Übermaß schädlich. Die vielen Ballaststoffe und der hohe Pegel an Vitamin C können beim Konsum sehr vieler Orangen zu Verdauungsproblemen führen, statt sie zu beheben. Bei Sodbrennen kann der Verzehr von Zitrusfrüchten die Symptome verschlimmern.
Betablocker erhöhen den Kaliumgehalt im Blut. Wenn Sie jetzt noch kaliumreiche Orangen verzehren, steigt der Kaliumspiegel zeitweise auf eine Höhe, die der Gesundheit schaden kann. Ein leicht überhöhter Kaliumspiegel erzeugt nur leichte oder keine Symptome, dazu gehört Muskelschwäche. Ein hoher Kaliumüberschuss kann allerdings zu Herzrhythmusstörungen führen, ein sehr hoher sogar zu einem Herzstillstand.
Eine Kaliumüberdosis wird normalerweise schnell über die Nieren aus dem Blut entfernt. Jetzt haben aber Menschen, die Betablocker einnehmen, oft auch eine Nierenschwäche. So kann eine Kombination aus Betablockern und Zitrusfrüchten unter Umständen zu einer zu hohen Kaliumkonzentration führen.
Eine Studie von 2015 aus Indianapolis zeigte: Zitrusfrüchte enthalten biochemische Verbindungen, die die Haut lichtempfindlich machen. Der Konsum von Zitrusfrüchten kann so zu einem erhöhten Risiko führen, an schwarzem Hautkrebs zu erkranken, und zwar bei Männern ebenso wie bei Frauen.
Das bedeutet nicht, keine Orangen mehr zu essen und so auf die enormen positiven Effekte zu verzichten. Sie sollten sich jedoch beim und nach dem Verzehr von Zitrusfrüchten verstärkt gegen Sonnenbrand schützen, also Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor nutzen, einen Sonnenhut tragen oder die Haut bedecken.
Stoffe in Zitrusfrüchten können Enzyme hemmen, die bestimmte Medikamente im Körper abbauen. Dies kann dazu führen, dass die Arznei erstens nicht so effektiv ist, wie sie sein sollte, zweitens zu lange im Körper bleibt oder drittens überdosiert wirkt.
Zu Arzneien, bei denen dieses Risiko besteht, gehören solche, die Cholesterin reduzieren, Bluthochdruck senken, Hormone ersetzen, Schmerzen lindern oder Infektionen bekämpfen. Lesen Sie bei Einnahme von Medikamenten die Packungsbeilage, oder fragen Sie Ihren Arzt, Ihre Ärztin beziehungsweise Ihren Apotheker oder Ihre Apothekerin.
Orangenscheiben
In Scheiben geschnittene Orangen sind ein Hausmittel gegen Dehnungsstreifen (bei Frauen auch als Schwangerschaftsstreifen bekannt). Diese lassen sich nicht entfernen, doch der Farbkontrast zur umliegenden Haut kann gemildert werden, und dann fallen sie nicht mehr so stark auf.
Gegen die Streifen reiben Sie die Haut mit Orangen- und Zitronenscheiben ab, aber nur, wenn die Haut nicht verletzt ist. Sie lassen den Saft einziehen und spülen die Stelle nach einigen Minuten mit klarem Wasser ab.
Orangenöl
Das ätherische Öl aus Orangenschalen spielt eine wichtige Rolle in der Parfümindustrie. Die getrockneten Schalen finden sich in Duftschälchen, Orangenöl ist Komponente in Massageölen, in Peelings, Masken, Haarkuren und Badezusätzen sowie in Körpercremes. Der Duft soll den Appetit anregen, strapazierte Nerven beruhigen und entspannen.
Orangencreme
Eine Orangencreme für Körper und / oder Gesicht lässt sich auch selbst herstellen, mit Honig, Schlagsahne und Orangensaft. Dafür pressen Sie eine halbe Orange aus, filtern den Saft durch ein Sieb, vermischen ihn mit einem Teelöffel Honig und geben fünf Esslöffel Schlagsahne hinzu. Jetzt müssen Sie alles nur noch verrühren und auf Gesicht wie Dekolleté auftragen.
Farbe
Die Farbe der Orangenschalen ist in ihren Herkunftsländern nicht orange, sondern grün oder gelb. Die orangene Farbe bildet sich erst durch Kälte, und vollreife Früchte in den Tropen sind grün. Damit Menschen in den Industrieländern des Nordens die Früchte nicht für unreif halten, werden sie mit dem Pflanzenhormon Ethylen begast. Dies baut das grüne Chlorophyll ab und das Gelb-Orange setzt sich durch.
Orangenmarmelade
Orangen lassen sich vielfältig in der Küche einsetzen: als Saft, Sauce, Gelee, Marmelade, als Obstsalat oder als Dessert. Für Orangenmarmelade werden die Früchte in Zucker eingekocht.
Sie nutzen für den Brotaufstrich nicht nur das Fruchtfleisch, sondern auch schmale Streifen der Schale. Dabei führen Schalen der Süß- oder der Bitterorange zu einem unterschiedlichen Geschmack.
Die klassische englische Orangenmarmelade (Orange jam) wird aus kleinen Bitterorangen (Seville Orange) hergestellt, deren sauerbitteres Fruchtfleisch sich zum Rohverzehr nicht eignet – eingekocht mit Zucker ergibt sich aber ein einzigartig herber Geschmack.
Orangenlikör
Spirituosen auf der Basis von Orangen bezeichnen wir als Orangenlikör. Das Aroma stammt in der Regel von Bitterorangen, die in Cognac oder Armagnac gelöst werden. Für andere Alkoholika mit Orangensaft wird der Saft mit Spirituosen gemischt.
Orangenpresse
Orangenpressen gibt es für den Handbetrieb und elektrisch. Sie eignen sich zum Auspressen von Zitrusfrüchten wie Orangen, Zitronen oder Pampelmusen.
Bei einer manuellen Presse schneiden Sie eine Orange in zwei Hälften und drücken sie auf einen Presskegel, an dem der Saft herunterläuft. Rillen sorgen dafür, dass Fruchtfleisch und Kerne vom Saft getrennt werden. Neben Handpressen, bei welchen Sie die Orangenhälften per Hand drehen, gibt es Handpressen mit einem Hebel, bei denen Sie kaum eigene Kraft aufwenden müssen.
Bei Elektropressen senkt sich der Presskegel bei Druck automatisch. Zum Entsaften von Orangen eignen sich auch vollautomatische Entsafter und Küchenmaschinen.
Orangen schälen
Am einfachsten lässt sich eine Orange schälen, wenn Sie diese zuerst in kochendes Wasser legen, denn dann löst sich einfach die Schale. Sie schneiden oben und unten eine Scheibe der Schale ab und pellen von dort aus.
Orangen filetieren
Um die gesunden Stoffe der Orangen zu erhalten, sollten Sie diese nicht filetieren, da diese konzentriert in der weißen Haut sitzen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Maryam S. Farvid, Wendy Y. Chen, Karin B. Michels et al.: Fruit and vegetable consumption in adolescence and early adulthood and risk of breast cancer: population based cohort study; in: The BMJ, Volume 353, 2016, BMJ
- Bamini Gopinath, Gerald Liew, Annette Kifley et al.: Dietary flavonoids and the prevalence and 15-y incidence of age-related macular degeneration; in: The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 108, Issue 2, Seiten 381-387, 2018, OXFORD ACADEMIC
- Gabriele Lehari: Zitrusfrüchte: Anzucht und Pflege - Fitness und Gesundheit - Feine Rezepte, 1. Auflage, Stuttgart, 2005
- Corinna Schmid: Humanstudie belegt: Orangensaft ist gesünder als Orange; in: Pressestelle Universität Hohenheim, 2015, Uni Hohenheim
- Shaowei Wu, Jiali Han, Diane Feskanich et al.: Citrus Consumption and Risk of Cutaneous Malignant Melanoma; in: Journal of Clinical Oncology, Volume 33, Issue 23, Seiten 2500-2508, 2015, Journal of Clinical Oncology
- Changzheng Yuan, Ellnor Fondell, Ambika Bushan et al.: Long-term intake of vegetables and fruits and subjective cognitive function in US men; in: Neurology, Volume 92, Issue 1, 2019, AAN publications
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