Die Pfingstrose, die in faustgroßen Bällen blüht, wenn die Christen das Pfingstfest feiern, hatte schon früh eine spirituelle Bedeutung. Nach Mitteleuropa kam sie ursprünglich nicht als Zier-, sondern als Heilpflanze. Die ihr zugeschriebenen Heilwirkungen haben in Europa vermutlich einen religiösen Hintergrund, denn wissenschaftlich sind sie nicht bestätigt.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief der Pfingstrose
- Wissenschaftlicher Name: Paeonia officinalis
- Volksnamen: Kirchenblume, Gemeine Pfingstrose, Kirchrose, Kirchenrose, Benediktinerrose, Buerrose, Knopfrose Antonirose, Gichtrose, Pumpelrose, Ballerose, Bauern-Pfingstrose, Garten-Pfingstrose.
- Familie: Pfingstrosengewächse (Paeoniaceae)
- Vorkommen: In verschiedenen Arten sind Pfingstrosen in Eurasien weit verbreitet. Die Korallen-Pfingstrose (Paeonia mascula) und die Gemeine Pfingstrose (Paeonia officinalis) wurden bereits in der Antike im Mittelmeerraum kultiviert und verbreiteten sich von dort nach Mitteleuropa.
- Verwendete Pflanzenteile: Wurzeln und Blüten
- Inhaltsstoffe: Paeonin, Monoterpenester, Harzsäure, Saccharose, Gerbstoffe
- Volksmedizinische Anwendungsgebiete:
- Hauterkrankungen
- Rheuma und Gicht
- Hämorrhoiden
- Gastritis
- Nervosität / Innere Unruhe
- Krämpfe
- Magenbeschwerden
- Herzprobleme
- Migräne
- Allergien
Wichtig: Von dem Verzehr der Blüte der Pfingstrosen wird dringend abgeraten, da sie Vergiftungen verursacht.
Pfingstrose – Eine Übersicht
- Pfingstrosen sind beliebte Zierpflanzen, die im Mai große Blütenkugeln bilden und sich leicht pflegen lassen.
- Sie sind tolerant, was den Boden betrifft, brauchen aber viel Sonne und Windschutz. Da die Pflanzen tief wurzeln, ist ein tiefer Bodengrund ideal.
- Die Blütenkugeln der Pfingstrose zeichnen sich durch ein reiches Farbenspektrum aus: gelb, cremeweiß, weiß, rot, pink, fliederfarben oder fast schwarz.
- Ihre Namen Pfingstrose, Benediktinerrose, Kirchenrose oder Kirchenblume erhielt die Pflanze, da Benediktinermönche sie nach Mitteleuropa einführten und die zu Pfingsten blühenden Blumen bevorzugt im Umfeld von Kirchen und anderen heiligen Stätten pflanzten.
- Im Christentum wurde sie wegen ihrer Blüte zur Pfingstzeit religiös aufgeladen und galt als Heilpflanze. Auch der Gattungsname Paeonia verweist auf die Vorstellung, dass sie heilende Wirkung habe, denn Paian war in der griechischen Antike der Arzt der Götter.
- In China symbolisieren Pfingstrosen den Kaiser, die Aristokratie und die weibliche Erotik.
- Pfingstrosen galten zwar als Heilpflanzen, sind aber giftig. Bei Hunden wirken sie extrem toxisch, bei Katzen führt der Verzehr zu Erbrechen und Durchfall. Bei Menschen sind typische Symptome einer Pfingstrosenvergiftung Zittern und Krämpfe.
Inhaltsstoffe der Pfingstrose
Pfingstrosen enthalten
- das Alkaloid Paeonin,
- Monoterpenester,
- Harzsäure,
- Saccharose
- und Gerbstoffe.
Medizinische Wirkung
In der Volksmedizin Europas wurde die Pfingstrose eingesetzt bei
- Erkrankungen der Haut,
- Gicht (deshalb Gichtrose),
- Arthritis,
- Rheuma,
- Gelenk- und Gliederschmerzen,
- Darmentzündung und andere Magen-Darm-Probleme,
- Herzbeschwerden,
- Frauenleiden wie fehlenden Blutfluss bei der Menstruation,
- Migräne,
- Nervenschmerzen
- und Allergien.
Die Kommission E, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bei der Zulassung von pflanzlichen Arzneimitteln berät, hält keine einzige dieser Wirkungen für wissenschaftlich bestätigt und listet die Pfingstrose deshalb nicht als Arzneipflanze auf.
Volksmedizinische Anwendungen
In der Volksmedizin Mitteleuropas kamen besonders die Wurzeln zum Einsatz. Die christliche Heilerin Hildegard von Bingen empfahl Pfingstrosensamen in Honig gegen Geisteskrankheiten, die mit Gedächtnisverlust einhergingen. Gegen Epilepsie sollten ihr zufolge die Samen in einem Teig aus Weizenmehl helfen, der getränkt war im Blut eines Blutegels. Im antiken Rom gab es die Vorstellung, dass die Pfingstrose Tote zum Leben erwecke.
Der Rauch der verbrannten Samen sollte „Besessene“ heilen. Es handelte sich dabei um Menschen mit verschiedenen außergewöhnlichen psychischen Zuständen. Zahnende Kleinkinder bekamen die Samen zum Kauen. Sie hießen Apolloniakörner, benannt nach der heiligen Apollonia von Alexandria.
Die Blüten dienten als Mittel gegen Erkrankungen der Schleimhäute in Mund, Rachen und Hals, auf die Haut aufgetragen als Mittel gegen Ekzeme, Geschwüre und Wunden. Die Wurzeln aßen die Menschen gegen Magen-Darm-Krämpfe und andere Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts. Hierbei spielte vermutlich die religiöse Vorstellung eine Rolle, dass „Ähnliches mit Ähnlichem“ geheilt werden könne.
Da der Verzehr von Pfingstrosen Krämpfe auslöst, sahen die Menschen dies wahrscheinlich als Zeichen, dass sie diese auch heilt. In Wirklichkeit sind die durch den Konsum der Pflanze ausgelösten Krämpfe keine Heileffekte, sondern Symptome einer Vergiftung.
Der Kaiser der Blumen – Pfingstrose in der Medizin Chinas
Die Pfingstrose ist in China die Blume der Kaiser und der Aristokratie; sie fand sich in kaiserlichen Palästen an herausgehobenen Stellen, in kostbaren Porzellanvasen und offenen Innenhöfen. Sie gilt als eine der vier Blumen, die die Jahreszeiten symbolisieren:
- Pfingstrose steht für den Frühling,
- Lotus für den Sommer,
- Chrysantheme für den Herbst
- und Pflaume für den Winter.
Zudem steht sie für die Erotik der Frau.
Die mit der Gemeinen Pfingstrose verwandte Chinesische Pfingstrose oder auch Edel-Pfingstrose (Paeonia lactiflora) dient traditionell als Arzneipflanze und meistens wird die getrocknete Wurzel genutzt. Sie soll Entzündungen hemmen und Schmerzen lösen. Häufig ist die Wurzel dabei nur eine Komponente in einer Mischung von Arzneipflanzen.
Sie kommt bei unterschiedlichsten Leiden zum Einsatz:
- Ausbleibende Menstruation,
- Bauchschmerzen,
- Brustschmerzen,
- Kopfschmerzen,
- Gleichgewichtsstörungen,
- Hautleiden wie Ekzemen und Furunkel,
- Verbrennungen,
- Afterverletzungen,
- Epilepsie,
- Fieber,
- Rheuma,
- Gicht,
- Husten,
- Asthma
- und Migräne.
Weitere Anwendungsgebiete sind Schwindel, Nervenschwäche, Nachtschweiß und starkes Schwitzen, Impotenz, Erkrankungen der Leber und Verdauungsbeschwerden.
Rezente chinesische Studien gehen davon aus, dass viele dieser Wirkungen nachgewiesen sind. Diese Nachweise sind aber international nicht anerkannt und die Studien in der Regel nicht evaluiert (peer reviewed).
Pfingstrose kaufen
Sie können Pfingstrosen in Gärtnereien kaufen, dort gibt es über tausend Zuchtsorten. Dazu gehören gefüllte Sorten, Sorten mit intensivem Duft oder solche mit außergewöhnlichen Blüten. Andere, wie die Rockii-Hybriden sind resistent gegen Frost und Pilzerkrankungen. Stauden-Pfingstrosen lassen sich sehr gut im Gartenboden ziehen, der nicht übermäßig Stickstoff enthält.
Am besten beziehen Sie die Pflanzen im Herbst als frisch geerntete Wurzelware, denn ab Mitte April ist die Gefahr groß, dass die Pfingstrosen Schaden nehmen. Für gewöhnlich werden zwei bis drei Jahre alte Pflanzen im Topf verkauft.
Pfingstrosen pflanzen
Pfingstrosen pflanzen Sie am besten im frühen September. Dann wurzeln sie vor dem ersten Frost ein und überstehen so sicherer den ersten Winter. Um einen zu frühen Austrieb zu vermeiden, sollten Sie die Pfingstrosen zwar vor Wind schützen, aber auch nicht zu sehr „behüten“. Pflanzen Sie deshalb nicht an Hauswänden, die nach Süden ausgerichtet sind. Der Austrieb lässt sich zudem verzögern, indem Sie zeitig im Frühjahr eine Schicht Mulch über die Wurzeln streuen.
Der Boden sollte nicht zu viel Humus enthalten und sehr durchlässig sein. Ist der Boden zu schwer, können Sie ihn mit Blähton oder Sand auflockern. Eine starke Durchwurzelung der Erde schadet dem Wachstum der Pflanzen. Ist der Boden zu feucht und enthält zu viel Humus, infizieren sich Pfingstrosen leicht mit Grauschimmel. Ein Standort mit Schatten um die Mittagszeit sorgt dafür, dass die empfindlichen Blütenblätter später welken.
Pfingstrose – Vermehrung
Pfingstrosen lassen sich durch Samen oder durch das Teilen der Wurzel vermehren. Im eigenen Garten ist das Wurzelteilen die bei weitem einfachere Methode und hat zudem den großen Vorteil, dass Sie bereits größer gewachsene Pfingstrosen dort ansiedeln können, wo Sie zur Geltung kommen.
Um eine Pfingstrose zu teilen, graben Sie diese im Frühherbst mit dem Wurzelballen aus. Teilen Sie besser nicht gleich im Boden, denn dabei ist die Gefahr groß, die Mutterpflanze zu verletzen. Beim Ausgraben dürfen Sie die Wurzeln nicht abtrennen. Den ausgehobenen Wurzelballen befreien Sie mit Wasser von der Erde. Dann teilen Sie die Wurzel mit einem scharfen Messer von oben nach unten. Die abgetrennten Wurzelstücke sollten mindestens drei Wurzeln und Knospen haben.
Beim Umpflanzen der Teilstücke achten Sie auf das gleiche wie beim Einpflanzen neu erworbener Pfingstrosen: Der Standort sollte luftig sein, aber ohne ständigen Durchzug, mit Schatten um die Mittagszeit, aber ansonsten reichlicher Sonneneinstrahlung, der Boden locker ohne viel Humus und Stickstoff. In der Regel wachsen die Teilpflanzen unter diesen Voraussetzungen sehr gut an.
Mythologie
Der wissenschaftliche Name der Pfingstrose soll von der Legende über Paian (Paeon) stammen, der den Gott Pluto heilte, nach dem Herkules diesen verletzt hatte. Doch Paeons Lehrer Asklepios war eifersüchtig auf seinen Schüler und ließ ihn töten. Der dankbare Pluto jedoch soll den toten Paeon in die Pflanze verwandelt haben, mit der dieser ihn heilte – der Pfingstrose. Eine prosaischere Erklärung vermutet, dass der Name Paionia von der gleichnamigen Region Makedoniens stammt, in der die Pfingstrose wild vorkommt.
Paeonia officinalis in Europa
Die bei Römern und Griechen von Mythen umwobene Pfingstrose brachten Benediktinermönche nach Mitteleuropa. Sie wurde zur Charakterpflanze von Kirch- und Klostergärten sowie Friedhöfen. Bereits im heidnischen Rom hatten Erzählungen kursiert, nach denen die Pflanze Tote zum Leben erwecken könnte.
Ob diese Fantasie die christliche Imagination über die „Kirchrose“ beeinflusste, ist unklar. Jedenfalls bekam die „Benedektinerrose“ eine überragende Bedeutung in der christlichen Heilslehre. Sie blühte in prächtigen weißen Ballen zur Pfingstzeit und das war im Christentum die Zeit, in der der Heilige Geist zu den Menschen gekommen war. Bereits im späten Mittelalter wurden Pfingstrosen jedoch auch als Zierpflanzen kultiviert, vermutlich ohne dass ihnen durch ihre Liebhaber eine besondere religiöse Bedeutung zugesprochen wurde. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- H. Roberts: The pretty peony – a flower of culture, University of Bristol Botanic Garden, 2017, Bristol Botanic Garden
- He Dong Yi; Sheng-Ming Dai: Anti-inflammatory and immunomodulatory effects of paeonia lactiflora pall., a traditional chinese herbal medicine. Front Pharmacol, 2011 , Frontiers in Pharmacology
- Seung Hyun Kim; Mi Kyeong Lee et al: Chemical constituents isolated from Paeonia lactiflora roots and their neuroprotective activity against oxidative stress in vitro, Journal of Enzyme Inhibition and Medicinal Chemistry, 2009, S.1138–1140, Taylor & Francis Online
- Gian Lupo Osti: The book of tree peonies, Antique Collectors' Club Ltd, 2000
- Michel Rivière: Prachtvolle Päonien, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim), 1995
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.