Pilzzucht selbst gemacht
Pilzanbau gehört zum Gartenbau. Diese Praxis vermehrt und kultiviert Speisepilze, erntet und vermarktet sie. Aus historischen Gründen steht der Champignon im Zentrum des kommerziellen Pilzanbaus.
Inhaltsverzeichnis
Pilzgartenbau
Die Pilzanbaubetriebe organisieren sich bisher nur selten in beruffsständischen Organisationen, in Deutschland und der Schweiz gerade einmal ein Dutzend Firmen. In Sachen Pilzanbau ist Deutschland „Entwicklungsland“. China produziert jedes Jahr 1,4 Millionen Tonnen Pilze, und die USA immerhin noch 0,38 Millionen Tonnen.

Licht– und Dunkelkultur
Der Chanpignon ist ein typischer Pilz für eine Dunkelkultur, je weniger Licht er bekommt, umso besser. Die asiatischen Pilze sind hingegen Lichtkulturpilze.
Substrat
Jeder Pilzart braucht ein bestimmtes Substrat (Nährboden), um zu wachsen, in der Natur wie in der Kultur. Als Basis dienen zum Beispiel Stroh, Sägespäne oder Holzschnitzel. Diese können auch den Geschmack der Pilze beeinflussen.
Dieses Substrat muss erst einmal „anfaulen“, damit die Pilze wachsen. Es wird dafür mehrere Tage durchgehend bewässert, so dass die Zersetzung des Materials beginnt. Dann pasteurisieren die Pilzgärtner das Substrat, damit keine ungewollten Lebewesen sich breit machen.
Bei Champignons sind Weizenkörner die Basis, diese werden mit dem Myzel geimpft. Sind die Körner vom Myzel durchwachsen, bezeichnen wir sie als Champignonbrut.
Wenn sich der Fruchtkörper bildet, müssen Temperatur, Luftfeuchtigkeit, CO2-Gehalt und Lichtmenge stimmen. In modernen Betrieben werden diese Bedingungen von Klimacomputern geschaffen. Damit ist gewährleistet, dass es zu einer bestimmten Zeit eine Menge Pilze gibt.
Pilze selbst kultivieren
Um Pilze selbst zu kultivieren, besorgen sie sich im Gartenhandel eine Pilzbrut und sorgen für passendes Substrat. Fachläden bieten Spezialsubstrate mit Stroh, Rindenmulch oder Getreide an. Doch sie müssen sich so etwas nicht unbedingt kaufen: Gerade die leckeren Kräuterseitlinge gedeihen ausgezeichnet auf Kaffeesatz.
Dazu zerbröseln sie die Pilzbrut in sehr kleine Stücke und mischen sie mit dem zuvor getrockneten Kaffeepulver. Die Mischung kommt in den Anzuchttopf, den verdecken Sie gut und sorgen dafür, dass das Substrat circa 4 Wochen feucht bleibt.
Nach zwei bis vier Wochen hat das Myzel das Substrat durchwachsen. Jetzt kann der Deckel ab. Die Fruchtkörper treten nun in mehreren Schüben heraus. Insgesamt reicht ein Substrat aus Kaffeesatz für circa 6 Ernten.
Austernpilze
Austernpilze erhalten wir im Fachhandel in der Regel als voll druchwachsenen Substratblock. Diesen lagern sie in einem Raum mit feuchter Luft, am besten schalten sie, wenn vorhanden, einen Vernebler an, oder sie legen eine Plastikfolie auf das Substrat. Die Temperatur sollte zwischen 18 und 25 Grad liegen.
Wann sind Pilze reif?
Gedeihen die Plize, dann entwickeln sich die Fruchtkörper zuerst an den Luftlöchern. Wenn die Pilze circa 8 bis 11 Zentimeter groß sind, können Sie diese hinaus drehen.
Nehmen Sie den Stumpf mit hinein, damit keine Bakterien sich ausbreiten. Nach circa drei Wochen Ruhe folgt die nächste Ernte. Nach ungefähr fünf Ernten ist das Substrat ausgelaugt.
Champignons selbst züchten
Champignons bekommen sie ebenfalls als Fertigkulturen plus einem Beutel mit Deckerde. Sie bedecken das Substrat in einer Schale mit der Erde und decken es mit Kunststoff ab. Alternativ geht auch eine Holzkiste, die sie mit Folie auskleiden. Jetzt halten Sie alles feucht bei 12 Grad bis 20 Grad.
Sie decken die Kiste mit Folie ab, bis sich die ersten Auswüchse an der Oberfläche bilden, diese brauchen dringend Luft.
Sind die Pilze entwickelt, können Sie alle zwei Wochen ernten, circa fünf Monate lang.
Pilze draußen anbauen: Hilfsmittel und wichtige Hinweise
In Garten, Hof oder Balkon lassen sich Pilze hervorragend ziehen. Die Bedingungen sind für einzelne Arten unterschiedlich: Braunkappen wie Austernpilze lieben Strohballen, die sie im späteren Frühling zwei Tage mit Wasser tränken. Lassen Sie den Ballen danach einen Tag antropfen.
Tipp: Wenn Sie eine Regentonne haben, stecken Sie den Ballen von verschiedenen Seiten immer hinein. Mit einem Stock bohren Sie jetzt Löcher im Abstand von 20 Zentimeter in das Stroh und stecken die Pilzbrut hinein. Wenn der Strohballen mit der Brut gefüllt ist, dann decken Sie ihn mit Folie ab, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen.
Wenn alles klappt, dann ist der Ballen nach fünf bis sechs Wochen bei circa 20-25 Grad vom Pilzgeflecht durchdrungen, und sie können bis zu sechs Kilo Pilze in Abständen von drei Wochen ernten.
Die wichtigsten Fehlerquellen sind: Nässe, Trockenheit und Schädlinge. Das Stroh muss feucht, darf aber nicht nass sein. Achten Sie deshalb auf einen Platz, wo es nicht dem Regen oder der prallen Sonne ausgesetzt ist. An sehr heißen Tagen sprühen Sie den Ballen besser noch einmal ein. Dazu eignen sich Druckluftsprühflaschen.
Sie können auch Strohpellets verwenden, die Sie in einem Eimer Wasser aufquellen lassen, dann mischen Sie die Brut unter, binden alles in Säcke aus Kunststoff und binden es zu. Einige Luftlöcher müssen allerdings sein, damit das ganze nicht abstirbt. Sie lagern die Säcke bei ungefähr 15 Grad Celsius. Das Myzel erscheint nach circa 3 Wochen. Jetzt entfernen Sie die Plastikfolie und stellen die wachsenden Pilze an einen hellen Ort ohne direkte Sonnenstrahlen.
Für diese Methode eignen sich Limonenpilz, Schopftintling, Rosa Seitling, Kräuterseitling, Braunkappe und Austernpilz.
Geschichte des Pilzanbaus
Ludwig XIV, der Sonnenkönig, ließ im 17. Jahrhundert gezielt Champignons anbauen. Diese galten als Delikatesse, und die Feld- wie Wiesenchampignons mussten mühsam gesammelt werden. Der französische Herrscher ließ sie jetzt in dunklen Gewölben züchten. Erst im 20. Jahrhundert fing die Industrie an, Champignons in Massen zu kultivieren. Dazu dienten dunkle Hallen ebenso wie Bergwerksstollen oder Luftschutzbunker aus den Weltkriegen.
In China werden Shiitakepilze schon seit langem kultiviert, und durch die Globalisierung verbreiten sich diese Zuchtpilze weltweit. In Deutschland ist der Champignon mit nahezu 60.000 Tonnen weit vorne, dann folgen Shiitake und Austernpilz mit 500 Tonnen und Kräuterseitling mit 200 Tonnen. Waldpilze lassen sich bis heute trotz zahlreicher Versuche nicht kultivieren. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Joachim Mayer: Gemüse biologisch anbauen: Selbst gezogen, frisch geerntet, GU 2015
- Magdalena Wurth, Herbert Wurth: Pilze selbst anbauen: Das Praxisbuch für Biogarten, Balkon, Küche, Keller, Löwenzahn Verlage 2015
- Stefanie Goldscheider: Speisepilze selbst anbauen: Für drinnen und draußen, GU 2018
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.