Preiselbeeren kennen wir als Beilage zu Wildgerichten. Weniger bekannt ist, dass die Früchte und Blätter auch der Gesundheitsvorsorge dienen. Sie enthalten „natürliches Aspirin“, jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe, die besonders gegen Entzündungen der Harnwege wirken.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Vaccinium vitis-idaea
- Volksnamen: Kronsbeere, Riffelbeere (bezeichnet in der Schweiz auch Heidel- und Moosbeere), Fuchsbeere, Preißelbeere, Preuselbeere, Prasselbeere
- Familie: Heidekrautgewächse (Ericaceae)
- Verbreitung: Eurasien und Nordamerika, große Vorkommen zum Beispiel in Skandinavien, Neufundland und Labrador
- Verwendete Pflanzenteile: Beeren und Blätter
- Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Salicylsäure, Provitamin A, Vitamin C, Vitamine der B-Gruppe, Phosphor, Kalium, Kalzium, Magnesium, Flavonoide und Polyphenole
- Anwendungsgebiete: Durchfall, Harnblaseninfektionen, Harnröhrenbeschwerden, Nierenleiden, allgemein Entzündungen, Effekte gegen Bakterien, Ausgleich des Cholesterinspiegels, Fatburner
Preiselbeere – Eine Übersicht
- Der saure Geschmack der Beeren geht auf die Fruchtsäuren zurück. Eine von ihnen ist Salicylsäure, die schmerzlindernd wirkt.
- Die Fruchtsäuren wie Benzoe-, Ascorbin- und Salicylsäure konservieren Lebensmittel. Mus und Saft aus Preiselbeeren halten sich deshalb auch geöffnet im Kühlschrank mehrere Tage.
- Saft aus Preiselbeeren ist ein Mittel gegen Infektionen der Blase und Harnwege.
- Preiselbeeren liefern Gerbstoffe, was ihre Verwendung in der Volksmedizin gegen Durchfall plausibel macht.
- Historisch waren Preiselbeeren besonders in Skandinavien eine wichtige Nährstoffquelle im Winter, da sie sich von allen verfügbaren Beeren am längsten halten, und das ohne Zusatz von Zucker und Konservierungsmitteln.
- Trotz der optischen Ähnlichkeit der Früchte sind Preiselbeeren als Heidekrautgewächs mit der Glockenheide weit näher verwandt als mit Himbeeren oder Brombeeren.
- Preiselbeersträucher eignen sich im Garten ideal als Bodendecker und harmonieren dort mit Heidelbeeren. Sie mögen Schatten und Halbschatten unter Büschen und Bäumen und brauchen einen feuchten Boden.
Inhaltsstoffe
Preiselbeeren enthalten Flavonoide wie Quercetin und Anthocyane, dazu Fruchtsäuren wie Benzoesäure, Salicylsäure und Ascorbinsäure. Hinzu kommen Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium, Phosphor und Magnesium, Provitamin A, Vitamine B1, B2 und B3, sowie Vitamin C. Triterpene, sekundäre Pflanzenstoffe in Preiselbeeren sind reichlich vorhanden, unter anderem Alpha-Amyrin, Beta-Amyrin, Betulin, Kampesterol, Friedlin, Lupeol, Sitosterol und Stigmasterol, Oleanolsäure und Ursolsäure.
Medizinische Wirkungen
Preiselbeeren liefern zwar weniger Vitamine und Mineralstoffe als zum Beispiel Heidelbeeren oder Brombeeren, aber immer noch reichlich, dafür zudem Salicylsäure, mehr Gerbstoffe und Phenolsäuren. Diese hemmen Entzündungen und lindern Schmerzen.
Die Gerbstoffe ziehen zusammen und trocknen Schleimhäute aus, was es Bakterien erschwert, sich anzusiedeln. Phenolsäuren haben vermutlich hemmende Effekte auf Krebszellen und Bakterien.
Preiselbeersaft gilt bei regelmäßigem Konsum als gutes Mittel, Entzündungen im Rachen und Zahnfleisch vorzubeugen, den Blutkreislauf intakt zu halten und die Herzgesundheit zu stärken. Am besten wirkt er aber, um Harnwegsinfektionen zu verhindern.
Inhaltsstoffe in Preiselbeeren arbeiten an Prozessen mit, die sich positiv auf degenerative Erkrankungen der Hirnfunktionen und des Nervensystems auswirken. Vitamin C, Benzoesäure und Salicylsäure in den Beeren säuern den Harn an und hindern so Bakterien, sich zwischen Blase und Harnwegen zu vermehren.
Eine Studie aus Helsinki kam zu dem Ergebnis: In Langzeitbehandlungen wirkt Preiselbeersaft chronischen entzündlichen Erkrankungen entgegen. Durch regelmäßiges Trinken des Preiselbeersaftes lässt sich der Verbrauch an Antibiotika reduzieren, gegen die Bakterien zunehmend resistent werden.
Flavonoide in den Preiselbeeren wirken als Antioxidantien. Solche chemischen Verbindungen wirken Oxidierungen anderer Substanzen entgegen.
Durch solche Oxidierungen wiederum werden die Zellen belastet, die Zellwände beschädigt und damit auch die DNA gestört. Oxidativer Stress ist ein Auslöser für vorzeitige Alterserscheinungen, chronische Entzündungen, eine geringere Lebenserwartung, für Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems und für verschiedene Krebsformen.
Preiselbeeren haben von allen Beeren den höchsten Anteil an antioxidativ wirkenden Stoffen. Mehr als Heidelbeeren, Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren oder Cranberries.
Im Tierversuch zeigten sich massive Effekte gegen oxidativen Stress bei Tieren mit einer fettreichen Ernährung. Die Konzentration an Harnsäure stieg bei den Tieren, die den Preiselbeerextrakt bekamen, deutlich im Vergleich zur Kontrollgruppe.
Eine kanadische Studie kam zu dem Ergebnis: Tierversuche an Mäusen zeigten, dass ein Extrakt aus Preiselbeeren den Blutzuckerspiegel auf ein Normalmaß brachte und Fettanreicherungen entgegenwirkte und positive Effekte auf die Skelettmuskeln hatte. Das stützt die Vermutung, dass Preiselbeere sich für Therapien gegen Typ-2-Diabetes eignet.
Eine finnische Studie zeigte im Tierversuch deutliche Wirkungen gegen spezielle Karzinome, die sich an der Zunge bilden. Ein aktueller Review der wissenschaftlichen Studien und Literatur kam zu folgendem Ergebnis: Regulärer Konsum der Beeren (beziehungsweise ihres Saftes, Kompotts etcetera) kann degenerativen Erkrankungen oder Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems vorbeugen oder sie lindern.
Die antioxidative Wirkung kann durch Zubereitungen wie Mus, Saft, Sirup oder als Sauce gemindert sein, besonders, wenn diese eingekocht werden. Sowohl frische wie auch getrocknete Beeren entfalten indessen deutliche antioxidative Effekte.
Getrocknete Preiselbeeren sind demnach eine gute Ressource für Antioxidantien in konzentrierter Form. Durch den Entzug des Wassers sind die wertvollen Stoffe sogar in weit höherem Ausmaß vorhanden als in frischen Früchten.
Preiselbeermarmelade
Preiselbeeren schmecken pur herbsauer. Die dafür verantwortlichen Stoffe sind zwar sehr gesund, sorgen aber dafür, dass die Beeren pur nicht jeder oder jedem schmecken. In der Regel werden sie deshalb zu Gelee, Marmelade oder Kompott eingekocht.
In Schweden werden die Beeren mit ein wenig Zucker in sterilisierte Gläser gefüllt, geschüttelt und ziehen gelassen, bis der Saft austritt. So entsteht das roh gerührte Preiselbeerkompott rårörda lingon, das sich im Kühlschrank mehrere Monate hält.
Preiselbeeren einkochen
In Deutschland werden die säuerlichen Preiselbeeren meist mit sehr viel Zucker verkocht. Viel Zucker ist aber alles andere als gesund, und das ist bei einem medizinisch derart guten Lebensmittel besonders ärgerlich.
Zum Konservieren brauchen gerade Preiselbeeren den Zucker nicht. Denn die enthaltene Benzoesäure sorgt ganz allein für lange Haltbarkeit.
Der hohe Gehalt an Pektin kann den Fruchtbrei fast von selbst gelieren, auch dafür ist kein Zucker nötig. Wenn Sie zudem zu Beginn der Saison Gelee zubereiten, nutzen Sie die natürlichen Eigenschaften noch mehr, denn dann ist der Pektingehalt am höchsten.
Zuerst verlesen und waschen Sie die Preiselbeeren und lassen sie gut abtropfen. Dann sterilisieren Sie die Gläser, am besten durch Spülen in der Maschine (samt Deckel).
Die Beeren bringen Sie in einem hohen Topf unter ständigem Rühren zum Kochen, fügen nicht zu viel Zucker hinzu und lassen alles rund zehn Minuten köcheln. Das heiße Kompott füllen Sie dann mit einem Schöpflöffel in die Schraubgläser.
Achten Sie darauf, dass die Ränder sauber bleiben. Die Gläser verschließen Sie sofort, wenn die Masse darin ist.
Preiselbeere auf Englisch
Im Deutschen kann es zur Verwirrung führen, weil die Preiselbeere auf Englisch nicht nur als „lingonberry“, sondern auch als „mountain cranberry“ bezeichnet wird. Die amerikanische „Cranberry“, die wir auch hierzulande als „Cranberries“ kaufen und verzehren, ist aber eine andere Art.
Sie hat mit der Preiselbeere so viel zu tun wie Himbeeren mit Brombeeren. Bei den in Deutschland als „Kulturpreiselbeeren“ bezeichneten Beeren handelt es wiederum nicht um Preiselbeeren, sondern um amerikanische Moosbeeren.
Preiselbeeren pflanzen
Preiselbeersträucher lassen sich gut im Garten pflanzen. Sie bevorzugen Halbschatten und einen sauren Boden, der pH-Wert sollte zwischen fünf und sechs liegen, außerdem sollte das Substrat feucht und locker sein und viel Humus enthalten.
Denken Sie an den Boden eines lichten Laubmisch- oder Nadelwaldes, wo wilde Preiselbeeren wachsen. Falls Sie keine solche Erde im Garten haben und „nachsäuern“ müssen, bietet sich zersetzter Rindenmulch an.
Auf keinen Fall sollten Sie Torf verwenden. Dieser eignet sich zwar als Substrat für ein Heidekrautgewachs, das in Mooren wächst. Doch Moore gehören auch wegen des Torfabbaus zu den gefährdetsten Biotopen.
Preiselbeeren im Moorbeet
Preiselbeeren lassen sich bestens zusammen mit Heidelbeeren anpflanzen, denn beide haben die gleichen ökologischen Ansprüche. Weitere Pflanzen für ein solches Moorbeet sind Kriechweiden, Moorweiden und Zwergbirken.
Als Stauden eignen sich Sumpfveilchen, Wollgräser und Fieberklee. Die mit der Preiselbeere verwandte Glockenheide passt gut in einen solchen Garten und ebenso das Heidekraut Calluna vulgaris sowie die Rosmarinheide.
Auch Krähenbeere und Moosbeere haben ähnliche Ansprüche, ebenso Sonnentau und Sumpf-Bärlapp. Damit ein solches Moorbeet Bestand hat, sollte der Boden Wasser durchlassen, und die obere Erdschicht zumindest auf 50 Zentimeter aus Moorbeeterde bestehen.
Ernte
Die Beeren sind durchschnittlich je nach Sonneneinstrahlung und Wärme im Sommer zwischen Juli und September reif. Dann können sie geerntet werden. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hoda M. Eid, Meriem Ochfoun, Antonie Brault et al.: Lingonberry (Vaccinium vitis-idaea L.) Exhibits Antidiabetic Activities in a Mouse Model of Diet-Induced Obesity; in: Evidence based complmentary and alternative medicine, Volume 2014, 2014, Hindawi
- Douwe Hoornstra, Jenni Vesterlin, Pirjo Pärnönen et al.: Fermented Lingonberry Juice Inhibits Oral Tongue Squamous Cell Carcinoma Invasion In Vitro Similarly to Curcumin; in: In Vivo, Volume 32, Issue 5, Seiten 1089-1095, 2018, in vivo
- Anne S. Kivimäki, Paulina I. Ehlers, Aino Siltari et al.: Lingonberry, cranberry and blackcurrant juices affect mRNA expressions of inflammatory and atherothrombotic markers of SHR in a long-term treatment; in: Journal of Functional Foods, Volume 4, Issue 2, Seiten 496-503, 2012, ScienceDirect
- Katarzyna Kowalska: Lingonberry ( Vaccinium vitis-idaea L.) Fruit as a Source of Bioactive Compounds with Health-Promoting Effects-A Review; in: International Journal of Molecular Sciences, Volume 22, Issue 11, Seite 5126, 2021, MDPI
- Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen. Erkennen, sammeln, anwenden. München / Wien / Zürich, 2003
- Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Lage, Stuttgart, 2008
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.