Der Brasilianische Quassiabaum (im Deutschen auch „Bitterholz“ genannt) ist die Basis eines als „Quassia“ bezeichneten Extraktes. Holz, Borke und Blätter sind als Mittel gegen Verdauungsbeschwerden verbreitet, sollen Infektionen vorbeugen und Insekten fernhalten.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief zum Brasilianischen Quassiabaum
- Wissenschaftlicher Name: Quassia amara L
- Volksnamen: Fliegenholz, Fliegenholzbaum, Quassiaholz, Quassiaholzbaum, Quassie, Simarubabaum
- Familie: Bittereschengewächse (Simaroubaceae)
- Verwendete Pflanzenteile: Holz, Borke, Blätter
- Vorkommen: Tropisches Amerika
- Inhaltsstoffe: Quassin, Neoquassin, 18-Hydroxyquassin, Bitterstoffe, Simalikalacton D, Gerbsäure und Apfelsäure
- Anwendungsgebiete:
- Fieber
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsbeschwerden
- Magenprobleme
- Darm- und Gallenleiden
- Insektenbekämpfung
Quassinoide
Quassia enthält Quassinoide. Bei diesen in Bittereschengewächsen vorkommenden Bitterstoffen handelt es sich um komplex strukturierte Triterpene. Sie werden nach ihrer Grundstruktur unterteilt in C-18, C-19, C-20. C-22 und C-25. Zu den Quassinoiden zählen Quassimarin, Quassol, Quassin, Neoquassin, Isoquassin, 18-Hydroxyquassin und Quasinol. Einige von ihnen zeigen bioaktive Effekte, besonders gegen Insekten.
Zu den Stoffen in Quassia amara gehören Quassin, Neoquassin, 18-Hydroxyquassin, insgesamt 0,05-0,2 Prozent Bitterstoffe vom Typ Seco-Triterpene drei b-Carbolin-Alkaloide, Simalikalacton D, Gerbsäure und Apfelsäure.
Quassin
Extrakte aus der Quassia werden oft schlicht als „Quassin“ bezeichnet und auch kommerziell angeboten. Kommerzielles „Quassin“ ist eine Mischung aus verschiedenen Quassinoiden wie Quassin, Neoquassin etc. Diese kristalline organisch-chemische Verbindung von Triterpen-Laktonen ist bitter und tritt in der Rinde von Bitterhölzern wie Quassia amara oder Picrasma excelsa auf.
Quassin wird in Nahrungsmitteln verwendet, da es sehr bitter ist – fünfzigmal so bitter wie Chinin. Der Bitterstoff findet sich unter dem Namen „Quassin“ als Vergällungsmittel in Alkohol, in Kombination mit Natriumsalicylat und tert-Butanol oder auch mit Brucinsulfat. Quassin aromatisiert auch alkoholische Getränke, bei Spirituosen läuft es unter dem Begriff „Amarum“.
Quassia – Wirkungen
Vermutet wird, dass Quassia gegen Blasensteine, Fieber sowie gegen Blähungen wirkt. Bitterholz soll den Organismus anregen und kräftigen, außerdem einen betäubenden Effekt haben, die Verdauung fördern und Appetitlosigkeit beenden. Neue Studien legen eine Wirkung gegen Diabetes-Typ 2 nahe.
Im Rahmen einer Studie der Universidad Nacional de Córdoba in Argentinien zeigten sich deutliche Wirkungen gegen Rosazea (auch „Kupferrose“ genannt), eine Hautkrankheit, die das Gesicht befällt und im mittleren Alter beginnt. Sehr wichtig ist außerdem ein wissenschaftlich belegter Effekt gegen den Erreger der Malaria.
Nachgewiesen sind abschreckende und toxische Wirkungen gegen diverse Insekten, Parasiten und Bakterien. Dazu gehören Entamoeba histolytica (Erreger der Amöbenruhr) ebenso wie Kopfläuse, Kolibakterien oder Streptococcus faecalis. Quassia wird nicht nur als Phytopharmazeutikum eingesetzt, sondern auch in großem Ausmaß als Insektizid.
Studienlage zu toxischen Wirkungen
Schwangere und Stillende sollten kein Quassin zu sich nehmen, denn parental verabreicht senken die Stoffe die Herzfrequenz, führen zu Muskelzittern und Lähmungen. Zur Toxizität von Quassin bestehen zu wenige Studien, und die wenigen die es gibt, sind von mangelnder Aussagekraft.
Über chronische Toxizität, Auswirkungen auf den Metabolismus, krebserregende Giftigkeit oder Genveränderungen gibt es keine validen Daten. Raji und Bolarinwa belegten 1997 zumindest im Tierversuch, dass sich Quassin negativ auf die Fruchtbarkeit von Ratten auswirkte. Die Informationen über ein Wiederholungsexperiment waren jedoch unzureichend.
Außergewöhnlich an den Effekten war erstens, dass Quassin unabhängig von der Dosis stark antifertil wirkte und zweitens, dass acht Wochen nach dem Ende der Behandlung sämtliche Fruchtbarkeitsparameter wieder voll hergestellt waren.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass toxische Auswirkungen von Quassin sehr wahrscheinlich sind, es aber weiterer umfassender Studien bedarf, um diese zu bestimmen.
Kein Quassiaholz während Schwangerschaft und Stillzeit
Achtung: Quassiaholz hat eine kontrahierende Wirkung auf Organe mit glatter Muskulatur und darf deshalb während der Schwanger- und Stillzeit nicht eingenommen werden.
Quassia gegen Kopfläuse
Quassia-Essig hat sich zur Behandlung von Kopflausbefall bewährt. Quassia dämmt die Synthese von Chitin ein und damit die Entwicklung des Exoskeletts der Läuse. Essig verhindert, dass sich die Nissen an die Haarwurzeln andocken.
Malaria
In einer Studie der Universität Ibadan (Nigeria) und der Tierärztlichen Hochschule Hannover wurden sechs Extrakte von Quassia amara und Quassia undulata auf ihre Wirkung gegen Malaria hin untersucht. Den stärksten Effekt hatte ein Methanolextrakt mit Quassia amara.
Eine weitere Forschungsarbeit (PDF) zeigte ein neu entdecktes Quassinoid aus den Blättern von Quassia amara, welches das Wachstum des Malaria tropica-Erregers Plasmodium falciparum eindämmte.
Quassiaextrakt gegen Bakterien und Pilze
Für eine im „African Journal of Medicine and Medical Sciences“ veröffentlichte Studie wurden acht Extrakte aus Quassia undulata und Quassia amara in vitro auf ihre antibakteriellen beziehungsweise antimykotischen Eigenschaften hin untersucht.
Es zeigte sich bei allen eine signifikante Wirkung gegen Kolibakterien, Streptococcus faecalis, Staphylokokken und den Pilz Aspergillus niger, welche in den meisten Fällen sogar stärker war als die vergleichbarer Standardarzneimittel. Methanolextrakt aus Quassia amara hatte dabei den stärksten Effekt.
Quassia-Gel bei Rosacea
In einer Untersuchung der Universidad Nacional de Córdoba (Argentinien) erwies sich ein Gel mit Quassia-Extrakt als sehr effektiv bei der Behandlung der Hauterkrankung Rosacea. Für die Studie wurde eine Gruppe von 30 Patienten mit verschiedenen Rosacea-Graden (I-IV) über einen Zeitraum von sechs Wochen topisch mit Gel behandelt, welches vier Prozent Quassia amara-Extrakt enthielt. Das Mittel wirkte gegen Pusteln, Papeln und Rötungen und stellte sich dabei als sehr sicher und verträglich heraus.
Ruhr
In Deutschland stellt Amöbenruhr beziehungsweise Ruhr kein Problem mehr dar. Weltweit fordert diese von der Amöbe Entamoeba histolytica ausgelöste Durchfallerkrankung jedoch nach wie vor jedes Jahr bis zu 100.000 Tote. In vitro-Studien zeigten, dass ein Extrakt aus Quassia amara den Erreger effektiv bekämpft.
Quassia in der Homöopathie
Quassia Similiaplex ist ein homöopathisches Mittel mit Bitterholz als einem Ausgangsstoff, basierend auf der magischen Signaturlehre der Vormoderne, Ähnliches (similia) mit Ähnlichem zu behandeln. Dadurch sollten als Reiz-Regulationstherapie die Selbstheilungskräfte des Organismus angeregt werden. Bislang konnte jedoch keine valide Studie eine Wirksamkeit homöopathischer Mittel nachweisen, die über den Placebo-Effekt hinausgeht.
Volksmedizin
Die indigene Volksmedizin Lateinamerikas nutzt Bitterholz gegen Unterernährung infolge von Appetitlosigkeit, gegen Fadenwürmer, psychische Schwäche nach Fiebererkrankungen sowie gegen entzündliche Erkrankungen der Galle.
Südamerikaner reiben die Kopfhaut mit einem Extrakt aus Quassia ein, um Kopfläuse zu bekämpfen. Ein Tee aus Bitterholz dient dazu, den Magen zu beruhigen. In Französisch-Guayana stellt Tee aus den Blättern ein traditionelles Mittel gegen Malaria dar.
In Mexiko wird ein Sud aus Quassia gegen Diabetes genutzt. Bitterholzextrakt soll auch Fingernägel kauen verhindern, indem die Flüssigkeit Kindern auf die Nägel gestrichen wird und diese wegen dem bitteren Geschmack aufhören zu kauen.
Nach Europa kam Quassia als Arznei im 18. Jahrhundert. Es diente als Mittel gegen Fieber, Beschwerden des Magens und der Leber. Als Bittermittel sollte es außerdem generell den Körper stärken und die Stimmung aufheitern – gemäß der assoziativen Denkart, nach der Bitteres gegen Bitterkeit helfe. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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