Quecke – „Unkraut“ und Heilkraut
„Unkraut vergeht nicht“ könnte die Quecke beschreiben. Ökologisch handelt es sich um eine Pionierpflanze: Sie dehnt sich schnell in der Fläche aus, dazu bildet die Wurzel Ausläufer in alle Richtungen. Dieser „Gärtnerschreck“ lässt sich positiv nutzen, denn der Wurzelstock fördert das Ausscheiden von Wasser über die Nieren und eignet sich, um eine Blasenentzündung zu behandeln.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Elymus repens (ehemals Agropyron repens)
- Volksnamen: Gemeine Quecke, Kriechende Quecke, Schnürgras, Quitsch (Dithmarschen), Peien (Hannover), Quicke, Graswurzel, Pedenzel, Wul (Göttingen), Kwöaken (Emsland), Quake, Quecken, Queckern (Westfalen), Wulband (Mecklenburg)
- Familie: Süßgräser (Poaceae)
- Verbreitung: Eurasien, Nordafrika, Nordamerika
- Verwendete Pflanzenteile: Wurzelstock, Gras
- Inhaltsstoffe: Mehrfachzucker, Schleimstoffe, Kieselsäure, ätherische Öle, Zuckeralkohole, Eisen, Vitamin A und B-Vitamine
- Anwendungsgebiete: Nierenbeschwerden, Harnstau, beginnende Blasenentzündung, Husten, Erkältung, Unterstützung der Aufnahme von Mineralstoffen und anderen Nährstoffen
Quecke – eine Übersicht
- Quecke wächst allerorten in der offenen Landschaft – am Wegrand, in Gärten, auf Brachflächen und Äckern.
- Der Name Quecke leitet sich ab vom altdeutschen Wort für „zäh“ und bezieht sich darauf, dass das Gras sich immer wieder ausbreitet.
- Es handelt sich um ein mehrjähriges Ährengras mit stark verzweigten Wurzeln und Rhizomen, die sich unterirdisch über weite Flächen erstrecken.
- Gärtnerinnen und Gärtner sowie Landwirtinnen und Landwirte sehen in der Quecke ein Unkraut der Extraklasse. Das Gras verbreitet sich über unterirdische Kriechtriebe ebenso wie über Samen und ist kaum zu kontrollieren.
- Im ökologischen Sinn ist die Quecke eine Pionierpflanze par excellence. Sie besiedelt Rohböden, an denen kaum andere Pflanzen gedeihen, und vermehrt sich hier außerhalb der Konkurrenz.
- Wenn sich später Buschwerk und Gehölze ausbreiten, verdrängen sie das Gras durch ihren Schattenwurf.
- Kriech-Quecke gedeiht auf Gülleäckern und Jauchewiesen, auf überdüngten Weiden, an Bahndämmen und auf Schrottplätzen. Sie liebt stickstoffreiche Böden.
- Die Quecke ist eine wichtige Nährpflanze für grasfressende Säugetiere und bietet Futter für Raupen, zum Beispiel für die des Schwarzkolbigen Braun-Dickkopffalters. Die Samen ernähren körnerfressende Vögel, vor allem Grau- und Goldammern, aber auch Stieglitze und andere Finken.
- In Osteuropa dient das Gras der menschlichen Ernährung. Die frischen Ausläufer lassen sich in Salaten verwenden, in Suppen kochen, zu Sirup verarbeiten, und das Rhizom diente sogar als „Graskaffee“.
- Die getrockneten Wurzeln ergeben ein zuckerreiches Mehl.
Inhaltsstoffe
Quecke enthält Mehrfachzucker, Schleimstoffe, Kieselsäure, ätherische Öle, Zuckeralkohole, Eisen, Vitamin A und B-Vitamine. Im Wurzelstoff befinden sich langkettige Zucker, besonders Triticin.
Schleime enthält das Wurzelwerk zu rund zehn Prozent, Zuckeralkohole zu zwei bis drei Prozent. Das ätherische Öl besteht vor allem aus Carvacrol und Thymol, findet sich aber nur in geringem Ausmaß. Die Wurzel enthält zudem Kieselsäure. Kieselsäure ist die lösliche Form des Siliziums, die der Körper gut aufnehmen kann. Kieselsäure hilft, die Knochensubstanz aufzubauen – je mehr Silizium wir zu uns nehmen, desto höher ist die Knochendichte. Vermutlich hilft Kieselsäure dem Körper, Calcium in den Knochen zu lagern.
Queckenwurzel – medizinische Wirkungen
Traditionell wurde Queckenwurzel vor allem als Diuretikum eingesetzt, also um den Harnfluss zu fördern. Die European Medicines Agency (EMA) sieht diese der Pflanze in der Volksheilkunde zugeschriebene Wirkung als pharmakologisch bestätigt an, wie sie in einem Report bekanntgab.
Die Wurzel der Quecke wirkt leicht harntreibend, fördert also das Ausscheiden von Wasser über die Nieren. Das ist heilsam, wenn sich in den Harnwegen pathogene Erreger festgesetzt haben – diese werden ausgespült. Insofern hilft Quecke bei einer entzündeten Blase oder einer Harnwegsinfektion, denn das Ausspülen kann eine beginnende Infektion bremsen. Bei einer fortgeschrittenen Infektion des Harnapparats hilft ein solches Ausspülen laut EMA-Report nicht mehr.
Das bedeutet konkret: Wenn die Symptome, vor allem ein brennender Schmerz beim Wasserlassen, mehrere Tage anhalten oder sogar schlimmer werden, gehen Sie bitte zu einem Arzt oder einer Ärztin. In einer In-vitro-Studie zeigte sich, dass Extrakte aus der Queckenwurzel keinen zellschädigenden Effekt im Einsatz gegen Kolibaktieren in den Harnwegen hatten.
Traditionell wurde Tee aus der Queckenwurzel auch bei Nierenleiden eingesetzt, bei einer Bronchitis, bei Gicht oder rheumatischen Beschwerden. Neuere Studien weisen auf eine potenzielle Wirkung gegen Nierensteine hin.
Eine Blutvergiftung (Sepsis) ist ein lebensgefährlicher Zustand, in dem die Immunabwehr die Gewebe und Organe schädigt. Sie tritt in der Folge von Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten auf. Nieren- und Harnsteine fördern solche Infektionen, die wiederum zu einer Sepsis führen können. Eine randomisierte indische Studie mit 50 Kindern zwischen fünf und 14 Jahren kam zu dem Ergebnis, dass Queckenextrakt die Anzahl und Größe an Nierensteinen deutlich reduzierte und auch die durch diese ausgelösten Folgen wie Krämpfe und Sepsis nahmen massiv ab.
Die Wurzel enthält viele Schleimstoffe und wirkt insofern auch gegen Husten und die Symptome einer Erkältung. Mit ihrem hohen Gehalt an Kieselsäure ist Quecke eine sogenannte „Einschleuserpflanze“. Das heißt, wenn wir Quecke verzehren, kann unser Körper Mineralstoffe und andere Nährstoffe besser aufnehmen.
Quecke in der Volksmedizin
In der Volksmedizin diente Quecke vor allem als harntreibendes Mittel, um Blasen- und Harnleiden zu behandeln: Harnverhalt bei alten Menschen oder Harn- und Nierensteine / -grieß. Queckenwurzel war auch ein Hausmittel gegen Unterleibsschmerzen von Frauen. Auch als Mittel gegen Beschwerden der Milz, Leber und Galle wurde die Pflanze eingesetzt und galt als Medizin gegen Ikterus.
Ikterus bezeichnet eine Gelbfärbung der Haut, der Schleimhäute wie auch der Lederhäute der Augen und wird ausgelöst durch einen erhöhten Spiegel von Bilirubin im Blut. Ein solcher Ikterus kann unterschiedliche Ursachen haben. Eine davon sind Gallensteine, die die Gallenkanäle verstopfen. Tatsächlich ist im Kräuterbuch von Tabermaemontanus im 18. Jahrhundert Queckenwurzel als Mittel gegen Gallensteine erwähnt.
Die „Rachgraßvurtzel“ sollte wirksam sein gegen „Verstopffung deß Haupts“ (vermutlich Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung), gegen Würmer, „pestilenzische Fiber“, beim Wundheilen ebenso helfen wie bei verstopfter Leber, Blutspeien und Blutruhr.
Gebräuchlich war Tee aus Queckenwurzel gegen Koliken, Durchfall (Diarrhö), Nierenschmerzen, Nierensteine und -grieß, aber auch bei Verdauungsstörungen. Äußerlich eingesetzt wurde die Wurzel gegen chronische Ekzeme, Akne und andere Hauterkrankungen.
Gegenanzeigen
Sie sollten Quecke nicht zu sich nehmen, wenn sie Ödeme (Wassereinlagerungen) im Körpergewebe haben. Queckenwurzel wird mit reichlich Wasser konsumiert, und diese erhöhte Zufuhr von Flüssigkeit führt bei Patientinnen und Patienten, die durch Herz- oder Nierenschwäche an Ödemen leiden, zu einer zu starken Belastung der beeinträchtigten Organe.
Queckentee
Für einen Queckentee sammeln und trocknen Sie Queckenwurzeln und schneiden sie dann in kleine Stücke. Von der getrockneten Wurzel übergießen Sie drei Teelöffel mit rund einem Viertelliter kochendem Wasser, lassen den Sud zehn Minuten ziehen und trinken ihn dann in kleinen Schlucken. Um die Harnwege auszuspülen, sollten Sie täglich um die vier Tassen davon trinken und zusätzlich reichlich Wasser oder Kräutertee.
Quecken ernten
Quecken-Wurzeln können Sie durchgehend von Herbst bis Frühling ernten. Wollen Sie die Wurzeln trocknen, dann waschen Sie diese nach dem Sammeln gründlich und trocknen sie in der Sonne. Am besten ist es indessen, gleich die frischen Wurzeln zu verwenden, da hier die Inhaltsstoffe noch in vollem Umfang vorhanden sind.
Quecke in der Tierheilkunde
Quecke dient in der Tierheilkunde als Wurmkur und dazu, Wurmbefall vorzubeugen. Dafür mischten Bäuerinnen und Bauern sie Pferden in das Futter. Die klein geschnittenen Wurzeln lindern einen Wurmbefall bei Hunden. Hunde und Katzen verabreichen sich diese Medizin auch selbst: Wenn sie unter Magenbeschwerden leiden, fressen sie Queckengras und erbrechen es zum Teil wieder. Dadurch reinigen sie den Magen-Darm-Trakt. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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Wichtiger Hinweis:
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